WOHNEN MITTEN IM WALD
Mit „Forest House I“haben kanadische Architekten ein Haus entwickelt, das in Symbiose mit der umgebenden Natur steht.
Das von kanadischen Architekten entworfene „Forest House I“steht in
Symbiose mit der umgebenden Natur
Dort leben, wo andere ihren Urlaub verbringen: Wer träumt nicht davon? Ein Ehepaar erfüllte sich diesen Traum in den Eastern Townships. Die Gegend im Südosten der kanadischen Provinz Quebec, rund 100 Kilometer entfernt von Montreal, ist geprägt von kleinen Städtchen und Dörfern, eingebettet in atemberaubend schöne Natur. Immer mehr Berufstätige, die von zu Hause aus arbeiten können, zieht es hierher. So auch die Bauherren des „Forest House I“. An einem Ausläufer des Kanadischen Schilds mit seinen Milliarden alten Gesteinen fügt sich ihr Haus dezent in die Umgebung ein, die von schroffen Felsen, Hemlocktannen und Laubbäumen dominiert wird. Holz ist das vorherrschende Material, mit dem das Team von Natalie Dionne Architecture das Projekt umsetzte, als Hommage an den lebendigen Wald. Die mit Paneelen aus weißer Zeder verkleidete Fassade wurde mit einem Produkt vorbehandelt, das den Vergrauungsprozess beschleunigt, so dass sich das Gebäude wie ein Chamäleon in die Landschaft einfügt. Freiliegende Deckenbalken aus Schwarzfichte und Holzmöbel bringen außerdem die Schönheit des natürlichen Materials in all seinen Facetten zum Ausdruck. Für die Kücheninsel, die Waschtische und die Treppe wurde massiver Ahorn verwendet, die Einbauschränke bestehen aus russischem Sperrholz. Ergänzend dazu nehmen einige
Wände aus Sichtbeton und polierte Betonböden die Farbe der Felsen auf – eine perfekte Spiegelung der umgebenden Natur. Die insgesamt helle Farbpalette der Innenausstattung, die nur von wenigen schwarzen Akzenten durchbrochen wird, steht bewusst in Kontrast zu dem dunklen Wald um das Haus herum. Die größte Herausforderung für die Architekten war jedoch nicht das Interieur der 215 Quadratmeter großen Wohnfläche. Zunächst einmal musste geklärt werden, wo das Haus überhaupt stehen soll auf dem rund drei Hektar großen Grundstück, das von zahlreichen Felsen durchzogen ist. Das erforderte im Vorfeld eine gute, strategische Planung. Eine Felsformation in der Nähe eines Abgrunds fiel besonders ins Auge, lieferte aber letztendlich die Inspiration für die Platzierung des Gebäudes, ohne zu stark in die Natur eingreifen zu müssen. Nun thront es über einer Felsmulde, das Hauptgeschoss an einem Ende auf einem Sockel verankert, mit einer grandiosen Aussicht über eine bewaldete Schlucht im Osten und einer 60 Quadratmeter großen Terrasse in Richtung eines moosbewachsenen Steilhangs im Norden. Ausgestattet mit einem Spa und komfortablen Liegemöbeln ist dieser Außenbereich ganz der Entspannung gewidmet. Hinter verglasten Schiebetüren liegen hintereinander die Küche, das Esszimmer, das Wohnzimmer
und am südlichen Ende die Schlafsuite des Paares. Zwischen Wohn- und Schlafzimmer führt eine Treppe hinunter ins ebenerdige Foyer, das mit der Haupteingangshalle verbunden ist. Daran angrenzend befindet sich ein großes Gästezimmer. Durch die großzügige Verglasung sämtlicher Fronten von der Decke bis zum Boden sind alle Räume lichtdurchflutet und es ergibt sich eine totale Transparenz von einem Ende des Hauses bis zum anderen. Um zusätzliches Licht von Süden zu erhaschen, richteten die Architekten Nischen in der Fassade ein. In einer davon steht der Esstisch, in einer weiteren im Badezimmer ist die Badewanne eingelassen – ein traumhafter Ort der Kontemplation. So ist dem Team von Natalie Dionne Architecture die optimale Nutzung der Lichtverhältnisse sowie die Integration der Natur in jeden Winkel des Hauses gelungen. „Forest House I“ist das erste einer Reihe mit ähnlichen Themen. ◆