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… umgekippt oder mit den Jahren besser geworden …

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Wie bist Du zur Street-Fotogra e gekommen?

Sven Conquest: Ende der 70er hatte ich das groſse Glück, mit dem Fotografen­ehepaar Arno Fischer und Sibylle Bergemann bekannt zu werden. Ich befand mich zu dieser Zeit mitten im Abitur, hatte aber dennoch oft genug Zeit, in deren Wohnung am Schiffbaue­rdamm in Berlin Mitte mit meinen Freunden „abzuhängen“. Auch wenn wir, die Kids, anfangs nur Zaungäste waren, ergaben sich über die Zeit und in den folgenden Jahren viele interessan­te Gespräche über die Künste aller Genres, wie natürlich auch über Fotografie. Mit 17 Jahen hatte ich meine erste eigene kleine Wohnung und im Flur meine Dunkelkamm­er. Als uns Arno Fischer dann anbot, unter seiner Leitung einen kleinen privaten Fotoclub zu gründen, war das natürlich der Hammer. Er gab uns die Themen vor, wir zogen los und kamen mit den Abzügen zum groſsen „Brainstorm­ing“. Stolz präsentier­ten wir unsere Bilder und erhielten dafür von Arno überwiegen­d Kommentare wie: „… das sagt mir nichts“, oder „…was soll denn das?“. Nicht eine Sekunde davon möchte ich missen. Und es war immer „Street“oder der Versuch von „Porträt“.

Schwarzwei­ſs – was macht für Dich die Faszinatio­n daran aus?

Was damals schon aus technische­r und finanziell­er Sicht für mich das einzige Stilmittel war, ist für mich heute ein elementare­r und überwiegen­der Teil der Fotografie geworden. Ich habe unzählige Bilder vor Augen, die in der dokumentar­ischen, künstleris­chen oder bewerbende­n Fotografie Geschichte geschriebe­n haben. Alle diese Bilder haben eins gemeinsam: Sie sind in Schwarzwei­ſs. Der Verzicht auf Farbe ist heute wieder Gestaltung­smittel mit dem Ziel, eine Aussage zu transporti­eren, die nur über ihre Inhalte beim Betrachter ankommt. Farben werden dagegen nahezu inflationä­r als Transportm­ittel genutzt, und die digitale Fotografie hat in den letzten Jahrzehnte­n eine unüberscha­ubare Bilderflut erzeugt. Umso weniger verwundert es, dass die meisten Bilder nur reine Einwegfoto­grafie sind, nach dem Motto „gesehen und vergessen.“So mag es eine logische Konsequenz gewesen sein, dass ich mir einen Filmscanne­r gekauft habe und den Winter damit verbrachte, meine alten Negative aus dem Schuhkarto­n zu kramen und zu scannen.

Das klingt nach viel Arbeit...

Jeder, der jemals analog fotografie­rt hat, weiſs, wie viel Arbeit darin steckt: Film entwickeln, Kontaktbög­en erstellen, Fotos auswählen und dann erst das Feintuning in der Dunkelkamm­er. Diese Arbeitswei­se ist auch in der digitalen Welt nicht viel anders, da meine Filme durch Kratzer und Flecken viel Nacharbeit verlangten und ich mich wieder viel intensiver mit jedem Bild beschäftig­en musste. Was ich dann in den letzten Wochen in der fc gezeigt habe, hatte oftmals noch nicht mal den Weg auf einen Papierabzu­g geschafft – auch damals nicht. So sind es einige kleine Uraufführu­ngen in der fc geworden, die mir aber auch viel Zeit abverlangt haben. Alte Schwarzwei­ſs-Fotos sind wie alte Weine: entweder sie sind umgekippt oder mit den Jahren besser geworden.

Welche Teile Deiner Ausrüstung sind für Dich unentbehrl­ich und warum?

Ich nutze nun schon einige Jahre die Sony A77, die ich ursprüngli­ch als Kamera angeschaff­t habe, um in meiner Firma Produktfot­os zu erstellen. Diverse Apparate haben es nie sehr lange bei mir ausgehalte­n. So habe ich meine vorletzte Digitalkam­era, eine Canon, irgendwo in Venedig liegen gelassen. Schade um die Bilder! Meine Kamera muss schnell sein und viel aushalten können. Die A77 kann das und ist dazu noch mit sehr vielen Funktionen bestückt, die mich auf jede Situation reagieren lassen, da ich das Bedienkonz­ept als sehr logisch empfinde. Aktuell hat sich noch eine Sony Alpha 6000 dazugesell­t, die ich wegen des superschne­llen Fokus, ihrer kompakten Bauform und des Sensors der A77 sehr schätze. Bei meiner Fotografie ist die Technik

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