Lichte Momente
Ohne Licht keine Fotografie – eine Binsenweisheit. Nicht banal dagegen: der sensible Umgang mit dem vorhandenen Licht, das Aufspüren auſsergewöhnlicher Lichtsituationen, die optimale Belichtung und Kontrastbewältigung. In diesem Special zeigen wir Ihnen, wie Licht Motive einzigartig macht und häufig selbst zum Motiv wird.
Der Umgang mit vorhandenem Licht hat für Fotografen zwei Seiten: die kreative Gestaltung und die technische Umsetzung. Zum einen lässt sich die Beleuchtung eines Motivs nachträglich nicht mehr ändern, andererseits bringt das schönste Licht nichts, wenn die Tonwerte im Bild nicht stimmen, wenn Schatten zugelaufen oder Lichter ausgefressen sind. Dabei gilt: Je komplexer oder spektakulärer das Aufnahmelicht, desto mehr kommt es auf das technische Können des Fotografen von der Aufnahme bis zur Bildbearbeitung an. Gestalten mit Licht beginnt damit, dass man Sensibilität für auſsergewöhnliche Lichtsituationen entwickelt. Es gibt diese magischen Momente, wenn das Licht die Umgebung verzaubert und man als Fotograf den Atem anhält. Oft dauern solche Lichtstimmungen nur wenige Sekunden oder Minuten an, etwa wenn ein Unwetter vor der Tür steht. Wenn der Tag in die Blaue Stunde übergeht und das bläulich kalte Umgebungslicht in einem schönen Komplementärfarbenkontrast zu künstlichen Lichtquellen steht. Oder in Gegenlichtsituationen kurz vor Sonnenuntergang. Solche Momente lassen sich nicht erzwingen, man bekommt sie geschenkt. Was aber nicht bedeutet, dass der Fotograf dem vorhandenem Licht einfach ausgeliefert wäre: Man kann etwa durch die Wahl des Standorts beeinflussen, wie die Sonne auf das Motiv trifft, um so dessen Form oder Oberfläche herauszuarbeiten. Oder man kann aufhellen, wenn dem Licht zu viel Schatten gegenübersteht.
Standpunkt & Lichtrichtung
Trifft gerichtetes Licht auf einen Gegenstand, so ist entscheidend, aus welcher Richtung das Licht im Verhältnis zur Aufnahmerichtung kommt. Grundsätzlich lassen sich folgende Varianten unterscheiden: Vorderlicht: Das Licht strahlt in Aufnahmerichtung (auch Frontallicht genannt), der Fotograf hat die Lichtquelle im Rücken. Schatten sind kaum zu erkennen, weil sie sich hinter dem Motiv befinden. Schwarzweiſs-Bilder wirken mit diesem Licht oft flau, während flächige Motive mit starken Farben ihre Wirkung optimal entfalten. Beispiel: Graffitis an einer Wand, bunte Fensterläden, Blüten und Pflanzen. Steht die Sonne sehr hoch, wird das Vorderlicht zum Auflicht.