Makro mit dem Smartphone
Der Objektivvorsatz Zeiss ExoLens
KOMMENTAR Das Smartphone als ernsthafte Kamera? Bisher sah ich die größte Einschränkung darin, immer diesen großen Bildwinkel – sprich: Weitwinkelbrennweite – in Kauf nehmen zu müssen. Mit Vorsatzobjektiven, noch dazu in einer überragenden Abbildunsgqualität, lässt sich dieses Manko der Smartphonekameras aufheben. Und derart mit „Wechselobjektiven“ausgestattet, ist das Smartphone auf jeden Fall eine Zweit- oder Immer-dabei-Kamera.
Die meisten Smartphones kommen mit ihren Weitwinkelobjektiven überraschend nah an die Motive heran. Doch für echte Makrofotos, mit formatfüllender Abbildung des Motivs und Annäherung fast bis an die Frontlinse, ist ein Vorsatz erforderlich, wie das hier getestete Zeiss ExoLens Macro Zoom für 180 Euro. Es ist das kleinste und leichteste Objektiv aus der ExoLensPRO-Produktfamilie und ausschließlich für iPhones gerechnet. Das iPhone kann, damit bestückt, gerade noch in die Hosentasche gesteckt werden. Das Zeiss Vario-ProxarTM arbeitet mit einer variablen Brennweiteneinstellung von 40 bis 80 mm, mit der unterschiedliche Makrobereiche wählbar sind: Je nach Einstellung lassen sich ca. 3 bis 12 cm große Objekte formatfüllend (per Autofokus scharfgestellt) fotografieren. Mit diesem Makroobjektiv am iPhone kann nur im Nahbereich gearbeitet werden, eine Scharfstellung im Normalbereich ist nicht möglich. Für diesen Beitrag musste sich das Zeiss Macro Zoom am iPhone 6s Plus in drei unterschiedlichen Aufnahmesituationen beweisen.
Studiolike auf dem Schreibtisch
Um zu zeigen, was die Kombination ohne direkte Einflüsse des Fotografen leistet, wurde eine Idealumgebung aufgebaut: Kamera auf Stativ, optimales Licht mit LED-Leuchte, Aufheller und berührungslose Auslösung mittels Selbstauslöser, Aufnahme im RAWFormat mit der App ProCamera. Die Originalaufnahme, die in diesem Set entstand, sehen Sie auf der vorherigen Doppelseite.
Outdoor aus der Hand
Die Kirschblüte ist mit freihand am Baum hochgehaltenem Smartphone fotografiert. Der Fotograf wackelte, und die Blüte zitterte im Wind, sodass der Autofokus mehrere Anläufe benötigte,
um scharfzustellen. Es sollte hier zudem auf die gelben Staubgefäße fokussiert werden, was den AF manchmal hinund herfahren ließ. Auch ist nicht jede der getätigten Aufnahmen exakt scharf, weil man beim Auslösen leicht verreißt. Wann immer möglich sollte man deshalb versuchen, die Hand aufzustützen. Die Bilder, in denen die Schärfe sitzt, können sich aber sehen lassen. Motivbedingt wäre bei der Kirschblüte mit den in unterschiedlichen Schärfeebenen verteilten Staubgefäßen ein bisschen mehr Schärfentiefe angebracht. Leider ist bei Smartphones wegen der Fixblende keine Abblendung zur Schärfentiefe-Steigerung möglich, was gerade bei Extrem-Makroaufnahmen wünschenswert wäre.
Motiv-Auflage
Der mit dem Macro-Zoom zusammen gelieferte, transparente Aufsatz-Diffusor dient als Abstandshalter und lässt selbst beim geringstmöglichen Abstand (direkt aufs Objekt aufgelegt) die Beleuchtung des Motivs zu. Damit können ohne große Umstände beeindruckende Extrem-Makros erstellt werden. Selbst bei wenig Licht mit langen Belichtungszeiten: das Smartphone auf das Motiv legen, AF-Feld antippen und per Selbstauslöser berührungslos auslösen.
Fazit
Actionreiche Makromotive wie etwa eine honigsammelnde Biene schafft auch das ExoLens nicht. Der AF eines Smartphones ist zu langsam und zu umständlich. Zudem ist die Schärfentiefe nicht durch Abblenden erweiterbar. Aber wenn es funktioniert und die Schärfe sitzt, dann können eindrucksvolle Makrofotos entstehen, die man ohne Scheu neben die Makros echter Kameras legen kann.
Maximilian Weinzierl