Metamorphose
Serielle Makrofotografie: Zeigen Sie nicht nur ein einzelnes perfektes Foto eines Makromotivs, sondern erzählen Sie mit einer Bildsequenz eine spannende Geschichte. Maximilian Weinzierl hat die Larve der Vierflecklibelle bei der Umwandlung beobachtet.
Fotoserie über die faszinierende Entwicklung einer Larve zur Libelle
Der Libellenschlupf vor der Kamera
Kein Naturfotograf kann ruhig bleiben, wenn er am Gartenteich sitzt und sieht, wie eine Libellenlarve versucht, an einem Stängel aus dem Wasser zu klettern. Die Zeit für ihre Umwandlung vom behäbigen Wassermonster zum quirligen Luftikus ist gekommen. Ein schönes Motiv für eine Makro-Bildsequenz. Schnell ein Aquarium bis zum Rand mit Teichwasser füllen, einen hellblauen Hintergrund aus Pappe anbringen, die Kamera mit Makroobjektiv aufs Stativ montieren und drei externe Blitzgeräte in Stellung bringen. Ein Schachtelhalm wird in der Mitte des Aquariums platziert. Behutsam kann dann die Libellenlarve mit einem Kescher aus dem Teich genommen und ins Studioaquarium umgesetzt werden. Ein bequem in Augenhöhe zu fotografierendes Set. Zunächst sitzt die Larve regungslos am Boden und macht sich bald auf, das nächste aus dem Wasser führende Objekt zu erklimmen. Langsam und schwerfällig zieht sie sich Schritt für Schritt nach oben bis zur Spitze des Halms. Dem Fotografen bleibt genug Zeit, die Kamera einzurichten und die manuell gesteuerten Blitzgeräte mit Probeaufnahmen abzustimmen. Das linke Blitzlicht ist mit einem Diffusor versehen und wird weich gestreut, der Hintergrund wird direkt und mittig angestrahlt; die beiden Blitzgeräte sind fest auf ein Stativ montiert. Das rechte strahlt die Libelle direkt an und liefert die Kontraste und die betonten Konturen. Als Führungslicht sitzt es auf einem variablen Schwanenhals (Marm und Uniklem 42, Novoflex), der am Tisch festgeschraubt ist. Damit kann es schnell minimal verstellt werden, falls ein ungünstiger großflächiger Reflex (Ausfressen der Lichter) in den lichtspiegelnden Stellen der Libelle auftaucht (Kontrolle der getätigten Aufnahmen). Falls notwendig, wird die Schärfe mit dem Makro-Einstellschlitten (Castel-Q, Novoflex) per Live-View-Ausschnittsvergrößerung nachgeregelt. Nachdem sich die Larve mit den Krallen sicher verankert hat, macht sie eine 30-minütige Ruhepause. Dann beginnt sie, Luft zu pumpen, bis der Larvenpanzer am Rücken aufplatzt. Kaum merklich schiebt sich nach und nach der noch weiche, blasse Libellenkörper aus der Haut. Die jetzt absolut wehrlose Libelle ist mit weißen Haltefäden vor dem Absturz gesichert. Sie hängt einige Zeit kopfunter, richtet sich dann auf, hält sich mit dem Kopf am Kopfteil der Larvenhaut fest und zieht den restlichen Körper nach unten aus der Hülle. Erst streckt sie den Körper, dann werden die zusammengeknüllten zarten Flügel sehr langsam aufgepumpt. Mit dem Härten des Chitins intensiviert sich auch ihre Farbe. Der faszinierende Vorgang dauert fast sechs Stunden, und schließlich nach etlichen Flügelschlägen zur Probe erhebt sich die Prachtlibelle in die Lüfte und entschwindet.