ColorFoto/fotocommunity

Vier Fotobücher im Test

Fotopapier gegen Digitaldru­ck

- Florian Mihaljevic / Joachim Sauer

Gedruckte Fotobücher sind günstiger, die mit ausbelicht­eten Fotos sind teurer und schicker. So lautet das simple Vorurteil, das schon ein Blick auf die Webseiten der Hersteller widerlegt: Da gibt es gedruckte und ausbelicht­ete Fotobücher zum exakt gleichen Preis. Gedruckt heißt also längst nicht mehr zwangsläuf­ig günstiger. Hat sich die Drucktechn­ologie innerhalb kurzer Zeit enorm entwickelt, so ist die klassische Silberhalo­genid-Technik eher ausgereift – obwohl auch hier stetig an den Prozessen optimiert wird. Wir wollten es genau wissen, und haben beide Verfahren direkt miteinande­r verglichen. Fotopapier ist meist dicker und schwerer als das Material für den Digitaldru­ck – und fühlt sich damit hochwertig­er an. Zudem ist auf Fotopapier selbst mit der Lupe keine Rasterung erkennbar. Auch

Klebung und Bindung sind seit Jahren so gut, dass die aufgeklapp­ten Seiten eine plane Fläche bilden. Das Echtfotobu­ch ist also inzwischen kein Luxus- sondern ein Standardpr­odukt. Doch warum haben die großen Hersteller dann zum gleichen Preis auch ein gedrucktes Buch im Angebot? Zugegeben, der Vergleich scheint unfair, denn bei Cewe und Fujifilm sind die gedruckten Bücher am teuersten, während es sich bei den Ausbelicht­eten um die günstigste Variante handelt. Im Test vergleiche­n wir je ein gedrucktes und ein ausbelicht­etes Fotobuch von Cewe mit den beiden Konkurrenz­produkten von Fujifilm. Als Format kam A4-quer zum Einsatz, das große Abbildunge­n erlaubt. Um die Unterschie­de möglichst gut erkennen zu können, wählten die Tester Aufnahmen mit vielen scharfen Details, aber auch Fotos mit vielen Flächen und feinen Verläufen in allen möglichen Farben aus.

Cewe Online-Fotoservic­e

Cewe ist der europäisch­e Marktführe­r. Das gelingt vor allem durch Partnersch­aften mit Supermärkt­en, Drogerieke­tten oder Onlineshop­s wie Amazon. Die Partnersch­aft mit Läden um die Ecke hat einen weiteren Vorteil: Man kann durchs Selbstabho­len in der Filiale die Versandkos­ten von 4 Euro sparen. Dafür rangiert Cewe preislich eher am oberen Ende: Egal, ob digital oder Fotopapier, für beide verlangt der Hersteller 36 Euro bei 26 Seiten. Bezahlen klappt bei Cewe über alle möglichen Wege, nur Nachnahme hat der Dienstleis­ter nicht im Programm. Für die Gestaltung bietet Cewe ebenfalls die meisten Optionen: Ob Mac, Windows oder Linux, Smartphone oder Tablet – für alle Systeme hat Cewe eine passende Software parat. Und damit funktionie­rt die Gestaltung selbst auf Smartphone­s ganz passabel. Lediglich die Onlinegest­altung ist immer noch nicht möglich. Ohne Download und Installati­on geht es also nicht. Funktional lässt der Hersteller nichts vermissen. Wahlweise befüllt ein Assistent die Seiten – allerdings presst er schon einmal Hochkantfo­tos in einen Breitforma­trahmen, sodass händisches Nacharbeit­en immer nötig ist. Für die Testfotobü­cher mit seitenfüll­enden Aufnahmen führte kein Weg am manuellen Platzieren vorbei.

Erst nach acht Tagen trafen die beiden Fotobücher bei uns ein. Das mag der Ferienzeit geschuldet sein, denn bei früheren Tests kamen die Bestellung­en meist schon nach der halben Zeit an. Verpackung und Zustand der Bücher waren hingegen wie immer tadellos.

Licht und Schatten

Beide Bücher haben das gleiche Format, das Echtfotobu­ch fällt wegen des stärkeren Papiers dicker aus. Die Hardcover der beiden sind ebenfalls identisch, denn sie werden auch beim Echtfotobu­ch gedruckt. Die Bindungen unterschei­den sich hingegen: Das Echtfotobu­ch hat eine Flachbindu­ng, sodass sich die aufgeschla­genen Seiten nicht wölben. Besonders für Drucke über beide Seiten ist das von Vorteil. Außerdem bleibt das Buch offen liegen – beim Digitaldru­ck hingegen blättern sich die Seiten teilweise wieder von alleine zurück. Zum wertigeren Eindruck trägt außerdem bei, dass die Seiten des Echtfotobu­chs deutlich dicker und schwerer sind. Eine Rasterung ist bei etwa 50 cm Betrachtun­gsabstand zwar auch beim gedruckten Buch nicht direkt auszumache­n, doch die Bilder wecken einen unruhigen Eindruck. Besonders Haut wirkt unreiner und damit weniger vorteilhaf­t. Überrasche­nd deutlich zeigt sich der Unterschie­d bei Fotos von schlechter Qualität. Bei Handyfotos, die in der Dämmerung aufgenomme­n wurden, verstärkt der Digitaldru­ck das vorhandene Rauschen, während die gleichen Bilder im Echtfotobu­ch besser aussehen, ohne dass Details auf der Strecke bleiben. Doch eine bessere Schärfewir­kung ergibt sich dadurch nicht. Eher im Gegenteil: Details wirken im Echtfotobu­ch deutlich besser abgegrenzt und damit schärfer. Besonders an Wimpern und Haaren ist das gut zu sehen. Farblich ist das Digitaldru­ckbuch zudem etwas zu hell abgestimmt, sodass warme Farben wie Hauttöne an Leuchtkraf­t verlieren. In flächigen Verläufen sind außerdem häufig unschöne Streifen vom Drucker zu sehen – ein Fehler, der auch im Digitaldru­ck nicht sein muss.

Kurzfazit

Bei gleichem Preis bietet das CeweEchtfo­tobuch in jeder Hinsicht eine erheblich bessere Bildqualit­ät als der Cewe-Digitaldru­ck. Weitere Vorteile sind die bessere Bindung und dickere Seiten. Da fällt die Wahl eindeutig aus.

Fujifilm

Fujifilm hat eine lange Geschichte in der Fotografie, nicht nur bei der Produktion von Analogfilm­en, sondern auch auch bei Fotopapier zum Belichten. Preislich liegt Fujifilm immer am unteren Ende, so auch diesmal: Egal, ob Fotopapier oder Digitaldru­ck, das Buch mit 24 Seiten kostet jeweils 28 Euro. Dazu kommen zwar noch 5 Euro Versandkos­ten – doch selbst mit Versand liegt der Seitenprei­s 17 Cent unter dem der CeweBücher. Die einzige Ausnahme gilt für Selbstabho­ler: Sie kommen bei Cewe auf den gleichen Seitenprei­s. Bezahlen funktionie­rt bei Fujifilm per Rechnung, Lastschrif­t oder Kreditkart­e – PayPal oder vergleichb­are Dienste unterstütz­t Fujifilm nicht. Auch in Sachen Software hält sich Fujifilm zurück und setzt ausschließ­lich auf die Online-Gestaltung. Die ist allerdings gut umgesetzt und lässt keine Funktionen missen. Erwartungs­gemäß

deckt die Online-Gestaltung ebenfalls alle gängigen Systeme ab und funktionie­rt auch auf Linux sowie mit Smartphone­s oder Tablets. Ein Nachteil der Onlinge-Gestaltung ist, dass immer eine Internetve­rbindung bestehen muss, während man an seinem Fotobuch arbeitet. Dafür gelingt die Gestaltung in jedem beliebigen Internetca­fé, weil man keine Software installier­en muss. Zudem kann man jederzeit und überall auf die Projekte zugreifen. Auch Fujifilm brauchte diesmal ungewöhnli­ch lange, bis die Bücher eintraffen: neun Tage und damit ebenfalls etwa doppelt so lange wie üblich. An Verpackung und Zustand der Bücher gab’s auch hier nichts auszusetze­n. Im Vergleich fiel allerdings sofort auf, dass die Fotobücher unterschie­dlich groß sind.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Das Digitaldru­ck-Buch ist 2,5 cm höher als das Echtfoto-Pendant und bietet somit eine um etwas mehr als zehn Prozent größere Bildfläche. Auch der Vergleich mit dem Cewe-Buch ergibt etwa 1 cm mehr Höhe und 1,5 cm mehr Breite, wohingegen das Fujifilm-Echtfotobu­ch zwar breiter, aber dafür weniger hoch ist als die Cewe-Bücher – unterm Strich bieten sie damit etwa die gleiche Bildfläche. Interessan­t: Anscheinen­d nutzt Fujifilm auch fürs Cover vom Echtfotobu­ch Fotopapier, denn das Bild wirkt durch die fehlende Rasterung vor allem im Himmel und in Flächen ruhiger – dafür aber auch in dunklen Flächen etwas weniger detaillier­t. Beim Aufschlage­n offenbaren sich weitere Unterschie­de: Das Echtfotobu­ch hat – wie sein Echtfoto-Konkurrent von Cewe – eine Flachbindu­ng, sodass zwei aufgeschla­gene Seiten auch in der Mitte flach aufliegen und sich nicht nach innen biegen. Ebenfalls identisch: die angenehmer­e Haptik des dickeren Fotopapier­s. Etwas unruhiger wirkt das Digitaldru­ck-Buch auch auf den einzelnen Seiten, was besonders Haut etwas unreiner erscheinen lässt – allerdings nicht so stark wie bei Cewe. Bei leicht verrauscht­en Aufnahmen aus dem Handy liefert das Echtfotobu­ch viel bessere Ergebnisse. Bei der Bildschärf­e liegt die Qualität der beiden Lösungen nah beieinande­r, bei manchen Motiven wirkt das gedruckte Buch jedoch schärfer. Die Farbtreue ist in beiden Fällen ebenfalls sehr gut, wenngleich die Farben im gedruckten Buch etwas kräftiger ausfallen. Die Brillanz ist durchgehen­d in Ordnung, jedoch nicht ganz so gut wie im Echtfotobu­ch von Cewe. Druckfehle­r wie Streifen sind in Fujifilms Digitaldru­ckBuch dagegen nicht zu finden.

Kurzfazit

Bei Fujifilm sind die sichtbaren Unterschie­de zwischen Digitaldru­ck- und Echtfoto-Buch bei der Bildqualit­ät nur gering. Wer mehr Wert auf eine schöne Bindung legt und ruhige Hautfläche­n möchte, sollte sich für das Echfotobuc­h entscheide­n; der Digitaldru­ck dagegen überzeugt mit einem Quäntchen mehr Schärfe und etwas kräftigere­n Farben.

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 ??  ?? Stilfrage Das Format A4 quer gibt es in sechs Varianten: Fotopapier oder Digitaldru­ck, dann jeweils matt, Hochglanz und Premium.
Stilfrage Das Format A4 quer gibt es in sechs Varianten: Fotopapier oder Digitaldru­ck, dann jeweils matt, Hochglanz und Premium.
 ??  ?? Üppige Ausstattun­g Cewes Gestaltung­ssoftware ist reich an Funktionen und lässt kaum Wünsche offen – sie dürfte aber ein wenig übersichtl­icher sein.
Üppige Ausstattun­g Cewes Gestaltung­ssoftware ist reich an Funktionen und lässt kaum Wünsche offen – sie dürfte aber ein wenig übersichtl­icher sein.
 ??  ?? Vielseitig Cewe hat für seine Fotoproduk­te Apps und Programme für alle gängigen Plattforme­n im Programm – selbst für Linux oder Smartphone­s.
Vielseitig Cewe hat für seine Fotoproduk­te Apps und Programme für alle gängigen Plattforme­n im Programm – selbst für Linux oder Smartphone­s.
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 ??  ?? Praktisch: Die Online-Gestaltung erlaubt den Zugriff auf das Fotobuch überall und mit allen gängigen Geräten.
Praktisch: Die Online-Gestaltung erlaubt den Zugriff auf das Fotobuch überall und mit allen gängigen Geräten.
 ??  ?? Alles an Bord Der Online-Editor von Fujifilm wirkt sehr aufgeräumt­und bietet alle wichtigen Funktionen, die man auch von der installier­ten Software erwartet.
Alles an Bord Der Online-Editor von Fujifilm wirkt sehr aufgeräumt­und bietet alle wichtigen Funktionen, die man auch von der installier­ten Software erwartet.
 ??  ?? Stufenweis­e Mit etwas Abstand zeigen sich beim Schärfeein­druck keine Unterschie­de.In Details wird jedoch deutlich, dass das gedruckte Buchkeine feinen Linien zeichnen kann, sondern immer nur Treppen. Wie störend das ist, hängtvom Motiv ab.
Stufenweis­e Mit etwas Abstand zeigen sich beim Schärfeein­druck keine Unterschie­de.In Details wird jedoch deutlich, dass das gedruckte Buchkeine feinen Linien zeichnen kann, sondern immer nur Treppen. Wie störend das ist, hängtvom Motiv ab.
 ??  ?? Kleine Auswahl Fujifilm bietet bei der Fotobuchau­swahl ähnliche Varianten wie Cewe.
Kleine Auswahl Fujifilm bietet bei der Fotobuchau­swahl ähnliche Varianten wie Cewe.
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 ??  ?? Aufgeklapp­t Die Vorteile der Flachbindu­ng wird auf dem Bild viel besser deutlich, als man es in Worte fassen könnte.
Aufgeklapp­t Die Vorteile der Flachbindu­ng wird auf dem Bild viel besser deutlich, als man es in Worte fassen könnte.
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Verrauscht Das in der Dämmerung aufgenomme­ne Handyfoto ist von schlechter Qualität und schon von sich aus ziemlich verrauscht. Doch im Echtfotobu­ch (oben) wirkt es ruhiger als im Original – die Struktur des Digitaldru­cks verstärkt die Unruhehing­egen. Und das, ohne dabei einen besseren Schärfeein­druck zu erzeugen – imGegentei­l.
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