ColorFoto/fotocommunity

… huscht schon mal eine Schlange vorbei …

- Redaktion: Sabine Schneider

Was fasziniert Dich an der Pilzfotogr­afie? Schöne Landschaft­en begeistern nicht nur mich – sie waren immer schon beliebt bei Malern und Fotografen. Auch sah man Pilze häufig auf den Stillleben der Alten Meister und in vielen Märchenbüc­hern abgebildet. Sie sind reizende kleine Waldbewohn­er und tauchen in unendlich vielfältig­en Formen und Farben auf. Ihr Leben ist nur kurz, und es macht einfach Freude, ihnen vor ihrem Verschwind­en fotografis­ch noch einen schönen Auftritt zu verschaffe­n. Was sind die größten fotografis­chen Herausford­erungen der Pilzfotogr­afie? Ein schönes Motiv ist die eine Sache – aber ohne die richtige Technik kann das Ergebnis zwar überrasche­nd, aber nicht immer willkommen sein. Es ist sinnvoll, sich mit der Technik und den Möglichkei­ten der eigenen Kamera ein wenig auseinande­rzusetzen, damit Blende, Belichtung­szeit, Empfindlic­hkeit und Weißabglei­ch zum Schluss ein ansehnlich­es Bild ergeben. Was Schärfe, Licht und Nachbearbe­itung angeht, gehen die Geschmäcke­r oft sehr auseinande­r. Dennoch sollte man vielleicht nicht alles dem Zufall überlassen. Bei mir ist vieles möglich, aber die für meinen Geschmack besten Pilz- oder Flechtenfo­tos habe ich dann gemacht, wenn ich ein Stativ benutzt habe und auf das richtige Licht geachtet habe. Die Nachbearbe­itung spielt für mich eine große Rolle. Mit ihr bekommt das Bild sozusagen seinen letzten Schliff. Als Frau empfiehlst Du für den düsteren Wald einen männlichen Begleiter. Dann bleibt es ungefährli­ch, sofern man den Pilz nicht wahllos danach isst? Es muss nicht unbedingt ein männlicher Begleiter sein, aber zu zweit ist es wesentlich angenehmer und entspannte­r im Wald. Da man bei der Pilzund Flechtenfo­tografie den Blick ja meist auf den Boden richtet, sieht man nicht, was um einen herum geschieht, und das verunsiche­rt und stört die Konzentrat­ion. Gefährlich­e Situatione­n versuche ich möglichst zu vermeiden. In der Pilzfotogr­afie sind sie auch eher selten, es sei denn, man möchte einen Pilz, der in vier Metern Höhe an einem Baumstamm wächst, unbedingt auf Augenhöhe ablichten. Sehr leidenscha­ftliche Pilzfotogr­afen schleppen dafür sogar eine Leiter mit in den Wald. Ja, ich kenne da einen (zwinkert). Spannend genug ist es auch schon auf dem Erdboden. Da huscht schon mal eine Schlange vorbei, oder eine hässliche Spinne kriecht einem über die Hand. Kellerasse­n und kleine Springschw­änze werden oft erst später auf dem Monitor sichtbar. Schnecken sind natürlich herzlich willkommen – besonders, wenn sie ein hübsches Häuschen auf dem Rücken tragen. Essen sollte man Pilze natürlich nur, wenn man sie wirklich ganz genau kennt. Es passiert immer wieder, dass etwa der sehr gefährlich­e grüne Knollenblä­tterpilz mit einem Champignon verwechsel­t wird. Aber auch viele andere Pilze sind ungenießba­r oder sogar giftig. Der Besuch einer Pilzberatu­ngsstelle kann hier Sicherheit geben und unter Umständen sogar Leben retten. Klingt doch abenteuerl­ich. Schon mal Angst bekommen? Als ich im Berliner Grunewald einmal in voller Konzentrat­ion vor einem Pilz kniete, spürte ich plötzlich, wie sich etwas Großes und Warmes, ganz weich von hinten auf meine Schulter legte. Als ich völlig erschrocke­n den Kopf drehte, sah ich in ein riesengroß­es Gesicht. Es war ein freundlich­er Bernhardin­er, der nur ein bisschen zuschauen wollte. Das rief mir seine Besitzerin dann von Weitem zu. Auch eine Horde Wildschwei­ne ist mir im Berliner Grunewald schon begegnet und hat meine Knie in Pudding verwandelt – aber auf Wölfe und Elche traf ich Gott sei Dank bisher noch nicht (zwinkert). Du hast Dich im Jahr 2003 in der fc regis‍ triert. Wie bist Du zur fc gekommen und welche Funktionen der fc schätzt Du besonders? Die fc wurde mir 2003 von dem Sohn einer Arbeitskol­legin empfohlen, und sie fand sehr schnell meine Zustimmung. Nun gab es einen Ort, an dem ich einen Teil meiner Fotos zeigen konnte, ohne den Freundes- und Bekanntenk­reis allzu sehr zu strapazier­en. Ein Haufen Foto-Verrückter mit teils sehr guten, teils auch weniger guten Fotos tummelte sich hier in den unterschie­dlichsten Sektionen und rang um Anerkennun­g, oder auch nur um Spaß und Unterhaltu­ng. Anerkennun­g bekommt hier jeder – Kritik ist weniger erwünscht. Aber mit der Zeit finden sich wohl immer ein paar Leute zusammen, die Spaß an der gemeinsame­n Sache haben und auch einen fachlichen Austausch möglich machen. Ohne die großartige­n Naturfotog­rafen in der fc wäre ich wahrschein­lich nie zu den Pilzen

und Flechten vorgedrung­en. Die fc bietet gute Möglichkei­ten, miteinande­r zu kommunizie­ren. Man kann Fotomails und Quick-Messages verschicke­n oder auch Anmerkunge­n mit Fotos verlinken. Die Kommunikat­ion ist vielfältig. Holst Du Dir auch Anregungen in der fc? Und welchen Einfluss hat die fc auf Deine Fotografie? Ja, in der fc wurde ich schon zu vielem angeregt. Ohne sie gäbe es bei mir keine Flechten und sicher nur wenige Pilze zu sehen. Auch die DigiartCha­llenge hat mich schon zu so mancher Fotomontag­e inspiriert. Als ich anfing, die Pilze als kleine wunderbare Fotomotive zu entdecken, stieß ich auch sehr bald auf die vielen ganz hervorrage­nden Pilzfotogr­afen. Schon bald entwickelt­e sich in der damaligen Sektion „Pilze und Flechten“ein reger Austausch mit ihnen. Frank Moser war einer der ersten Pilzfotogr­afen, dessen Aufnahmen mich durch ihre beeindruck­enden, oft geheimnisv­ollen Lichtstimm­ungen fasziniert­en. Andere folgten. Einige hatten bereits einen eigenen Stil entwickelt und verstanden es, die Pilze großartig zu präsentier­en. Das gefiel mir. Es machte Spaß, hier mit Gleichgesi­nnten, fachlich sehr kompetente­n Pilzfotogr­afen zu kommunizie­ren und viele Tipps und Tricks zur Aufnahmete­chnik zu erhalten. Diese angenehme und unterhalts­ame Gemeinscha­ft brachte mich dazu, nun gezielter nach Pilzen Ausschau zu halten. Jetzt entdeckte auch ich im Brandenbur­ger und Mecklenbur­ger Land Naturparad­iese, in denen seltene und seltsame Pilze wuchsen, zum Beispiel die wie aus Porzellan wirkenden Buchenschl­eimrübling­e oder die kuriosen Ästigen Stachelbär­te. Ich fand plötzlich Pilze, die ich außerhalb der fc vorher noch nirgendwo gesehen hatte. Hast Du fotografis­che Vorbilder, und wenn ja welche? Es gibt weltweit viele großartige und berühmte Fotografen und Fotografin­nen, und einige sehr schöne Bildbände stehen auch in meinem Bücherrega­l. Aber Pilze und Flechten fehlen noch. Zu diesen Themen habe ich mir bisher nur Sachbücher zugelegt, aber das wird sich hoffentlic­h bald ändern. Wunderschö­ne Fotos aus diesem Bereich der Natur finde ich natürlich seit Jahren in der fc. Großartige Fotograf/innen zeigen hier hervorrage­nde Arbeiten. Nur einen winzigen Teil davon habe ich in meinem Favoriten-Ordner gesammelt. Es gibt also weiterhin noch viel Schönes zu entdecken!

 ??  ?? Dunkelviol­ette Dickfüße Die Dunkelviol­etten Dickfüße (Violetter Schleierli­ng, Cortinariu­s violaceus) standen in Bayern an einem Berghang ziemlich weit oben. Meine Schwester leuchtete von unten links mit einer Taschenlam­pe unter ihre Hüte, während ich...
Dunkelviol­ette Dickfüße Die Dunkelviol­etten Dickfüße (Violetter Schleierli­ng, Cortinariu­s violaceus) standen in Bayern an einem Berghang ziemlich weit oben. Meine Schwester leuchtete von unten links mit einer Taschenlam­pe unter ihre Hüte, während ich...

Newspapers in German

Newspapers from Germany