… huscht schon mal eine Schlange vorbei …
Was fasziniert Dich an der Pilzfotografie? Schöne Landschaften begeistern nicht nur mich – sie waren immer schon beliebt bei Malern und Fotografen. Auch sah man Pilze häufig auf den Stillleben der Alten Meister und in vielen Märchenbüchern abgebildet. Sie sind reizende kleine Waldbewohner und tauchen in unendlich vielfältigen Formen und Farben auf. Ihr Leben ist nur kurz, und es macht einfach Freude, ihnen vor ihrem Verschwinden fotografisch noch einen schönen Auftritt zu verschaffen. Was sind die größten fotografischen Herausforderungen der Pilzfotografie? Ein schönes Motiv ist die eine Sache – aber ohne die richtige Technik kann das Ergebnis zwar überraschend, aber nicht immer willkommen sein. Es ist sinnvoll, sich mit der Technik und den Möglichkeiten der eigenen Kamera ein wenig auseinanderzusetzen, damit Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit und Weißabgleich zum Schluss ein ansehnliches Bild ergeben. Was Schärfe, Licht und Nachbearbeitung angeht, gehen die Geschmäcker oft sehr auseinander. Dennoch sollte man vielleicht nicht alles dem Zufall überlassen. Bei mir ist vieles möglich, aber die für meinen Geschmack besten Pilz- oder Flechtenfotos habe ich dann gemacht, wenn ich ein Stativ benutzt habe und auf das richtige Licht geachtet habe. Die Nachbearbeitung spielt für mich eine große Rolle. Mit ihr bekommt das Bild sozusagen seinen letzten Schliff. Als Frau empfiehlst Du für den düsteren Wald einen männlichen Begleiter. Dann bleibt es ungefährlich, sofern man den Pilz nicht wahllos danach isst? Es muss nicht unbedingt ein männlicher Begleiter sein, aber zu zweit ist es wesentlich angenehmer und entspannter im Wald. Da man bei der Pilzund Flechtenfotografie den Blick ja meist auf den Boden richtet, sieht man nicht, was um einen herum geschieht, und das verunsichert und stört die Konzentration. Gefährliche Situationen versuche ich möglichst zu vermeiden. In der Pilzfotografie sind sie auch eher selten, es sei denn, man möchte einen Pilz, der in vier Metern Höhe an einem Baumstamm wächst, unbedingt auf Augenhöhe ablichten. Sehr leidenschaftliche Pilzfotografen schleppen dafür sogar eine Leiter mit in den Wald. Ja, ich kenne da einen (zwinkert). Spannend genug ist es auch schon auf dem Erdboden. Da huscht schon mal eine Schlange vorbei, oder eine hässliche Spinne kriecht einem über die Hand. Kellerassen und kleine Springschwänze werden oft erst später auf dem Monitor sichtbar. Schnecken sind natürlich herzlich willkommen – besonders, wenn sie ein hübsches Häuschen auf dem Rücken tragen. Essen sollte man Pilze natürlich nur, wenn man sie wirklich ganz genau kennt. Es passiert immer wieder, dass etwa der sehr gefährliche grüne Knollenblätterpilz mit einem Champignon verwechselt wird. Aber auch viele andere Pilze sind ungenießbar oder sogar giftig. Der Besuch einer Pilzberatungsstelle kann hier Sicherheit geben und unter Umständen sogar Leben retten. Klingt doch abenteuerlich. Schon mal Angst bekommen? Als ich im Berliner Grunewald einmal in voller Konzentration vor einem Pilz kniete, spürte ich plötzlich, wie sich etwas Großes und Warmes, ganz weich von hinten auf meine Schulter legte. Als ich völlig erschrocken den Kopf drehte, sah ich in ein riesengroßes Gesicht. Es war ein freundlicher Bernhardiner, der nur ein bisschen zuschauen wollte. Das rief mir seine Besitzerin dann von Weitem zu. Auch eine Horde Wildschweine ist mir im Berliner Grunewald schon begegnet und hat meine Knie in Pudding verwandelt – aber auf Wölfe und Elche traf ich Gott sei Dank bisher noch nicht (zwinkert). Du hast Dich im Jahr 2003 in der fc regis triert. Wie bist Du zur fc gekommen und welche Funktionen der fc schätzt Du besonders? Die fc wurde mir 2003 von dem Sohn einer Arbeitskollegin empfohlen, und sie fand sehr schnell meine Zustimmung. Nun gab es einen Ort, an dem ich einen Teil meiner Fotos zeigen konnte, ohne den Freundes- und Bekanntenkreis allzu sehr zu strapazieren. Ein Haufen Foto-Verrückter mit teils sehr guten, teils auch weniger guten Fotos tummelte sich hier in den unterschiedlichsten Sektionen und rang um Anerkennung, oder auch nur um Spaß und Unterhaltung. Anerkennung bekommt hier jeder – Kritik ist weniger erwünscht. Aber mit der Zeit finden sich wohl immer ein paar Leute zusammen, die Spaß an der gemeinsamen Sache haben und auch einen fachlichen Austausch möglich machen. Ohne die großartigen Naturfotografen in der fc wäre ich wahrscheinlich nie zu den Pilzen
und Flechten vorgedrungen. Die fc bietet gute Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren. Man kann Fotomails und Quick-Messages verschicken oder auch Anmerkungen mit Fotos verlinken. Die Kommunikation ist vielfältig. Holst Du Dir auch Anregungen in der fc? Und welchen Einfluss hat die fc auf Deine Fotografie? Ja, in der fc wurde ich schon zu vielem angeregt. Ohne sie gäbe es bei mir keine Flechten und sicher nur wenige Pilze zu sehen. Auch die DigiartChallenge hat mich schon zu so mancher Fotomontage inspiriert. Als ich anfing, die Pilze als kleine wunderbare Fotomotive zu entdecken, stieß ich auch sehr bald auf die vielen ganz hervorragenden Pilzfotografen. Schon bald entwickelte sich in der damaligen Sektion „Pilze und Flechten“ein reger Austausch mit ihnen. Frank Moser war einer der ersten Pilzfotografen, dessen Aufnahmen mich durch ihre beeindruckenden, oft geheimnisvollen Lichtstimmungen faszinierten. Andere folgten. Einige hatten bereits einen eigenen Stil entwickelt und verstanden es, die Pilze großartig zu präsentieren. Das gefiel mir. Es machte Spaß, hier mit Gleichgesinnten, fachlich sehr kompetenten Pilzfotografen zu kommunizieren und viele Tipps und Tricks zur Aufnahmetechnik zu erhalten. Diese angenehme und unterhaltsame Gemeinschaft brachte mich dazu, nun gezielter nach Pilzen Ausschau zu halten. Jetzt entdeckte auch ich im Brandenburger und Mecklenburger Land Naturparadiese, in denen seltene und seltsame Pilze wuchsen, zum Beispiel die wie aus Porzellan wirkenden Buchenschleimrüblinge oder die kuriosen Ästigen Stachelbärte. Ich fand plötzlich Pilze, die ich außerhalb der fc vorher noch nirgendwo gesehen hatte. Hast Du fotografische Vorbilder, und wenn ja welche? Es gibt weltweit viele großartige und berühmte Fotografen und Fotografinnen, und einige sehr schöne Bildbände stehen auch in meinem Bücherregal. Aber Pilze und Flechten fehlen noch. Zu diesen Themen habe ich mir bisher nur Sachbücher zugelegt, aber das wird sich hoffentlich bald ändern. Wunderschöne Fotos aus diesem Bereich der Natur finde ich natürlich seit Jahren in der fc. Großartige Fotograf/innen zeigen hier hervorragende Arbeiten. Nur einen winzigen Teil davon habe ich in meinem Favoriten-Ordner gesammelt. Es gibt also weiterhin noch viel Schönes zu entdecken!