… auf 10 Kilometern Länge eine wahre Farbexplosion.
Wie kamst Du zur Landschafts-Fotografie? Durch Zufall. Ich habe im Jahr 2008 mit der Fotografie im Urlaub angefangen. Da lagen Landschaftsmotive auf der Hand. Danach bin ich einfach nicht mehr davon losgekommen (zwinkert).
Was macht für Dich die Faszination daran aus? Die emotionale Komponente. Im Grunde erschaffst Du mit der Landschaftsfotografie Geschichten, Phantasien und Emotionen. Ich orientiere mich gerne an englischen und deutschen Romantikern.
Was hat es mit Umbrien auf sich?
Wie so oft: durch Zufall. Ich kenne Umbrien aus meiner Jugend, habe vor fünf Jahren dort alte Freunde besucht und bin seitdem ein- bis zweimal im Jahr dort. Dann wohnen wir in einem mittelalterlichen Dorf, inmitten von Olivenbäumen mit einer traumhaften Aussicht über die Region. Wann ist dort Deiner Meinung nach die beste „fotografische Jahreszeit“? Mitte April bis Anfang Juli. Dann kann man von der Ebene bis ins Gebirge die Mohnblüte in allen Facetten genießen. Und dann wieder November bis Januar, wenn das Laub rot ist und Sonne und Nebel die schönsten Lichtstimmungen zaubern.
Verrätst Du uns eines Deiner Lieblingsmotive?
Der Piano Grande, das ist eine Hochebene rund um Castelluccio di Norcia. Hier blühen auf 2000 Metern Höhe im Juni und Juli die gelben Linsenfelder gemeinsam mit dem Mohn und schaffen entlang der Hochebene auf zehn Kilometern Länge eine wahre Farbexplosion. Leider ist Castelluccio im letzten Herbst vom Erdbeben größtenteils zerstört worden. In diesem Jahr konnten nicht alle Felder bewirtschaftet werden, da auch viele Straßen bis heute blockiert sind. Teilweise mussten die Erntemaschinen vom italienischen Militär auf die Hochebene transportiert werden. Gab es für Dich eine ganz besondere Aufnahmesituation? Ja, so entstand das hier gezeigte Bild „Il Cercatore“, eine meiner absoluten Lieblingsaufnahmen. Das Bild zeigt einen Pilzsammler, der Ende Juni über die rauhreifen Wiesen des Piano Grande streift. Das war ein reines Zufallsfoto. Zuvor hatte ich drei Tage in den sibyllinischen Bergen auf die Mohnblüte gewartet, bis mir gesagt wurde, dass sie sich wegen der kalten Witterung um zwei Wochen nach hinten verschieben werde. Irgendwann habe ich frustriert meinen (Foto-) Koffer gepackt und bin frühmorgens zurückgefahren. Als ich durch dichten Nebel hindurch endlich die Hochebene fast hinter mir gelassen hatte, sah ich diesen Pilzsammler. Ich fuhr rechts ran und begleitete ihn ein Stück fotografisch.
Und was stellst Du mit Deinen Aufnahmen an?
Ich publiziere sie im Internet und als klassisches Print. Eher wieder durch Zufall sind auch mehrere Kalenderprojekte von umbrischenVolksfesten entstanden. Da die umbrischen Feste auch in kleinen Dörfern schon mal 10 bis 12 Tage dauern können, ist das ein zeitintensives Unterfangen. Du hast Dich im Jahr 2008 in der fc registriert. Wie bist Du zur fotocommunity gekommen und welche Funktionen schätzt Du besonders? Ich habe erst im digitalen Zeitalter mit der Fotografie angefangen. Insofern bildet die fotocommunity auch meine fotografische Entwicklung seit den Anfängen ab, wobei ich über viele meiner älteren Bilder heute schon schmunzeln muss. Natürlich war die fc anfänglich für mich sehr hilfreich, um die handwerklichen Aspekte der Fotografie zu erlernen. Mittlerweile ist sie für mich einfach gut, um über den Tellerrand zu schauen und zu sehen, was sich in anderen fotografische Richtungen tut.
Hast Du fotografische Vorbilder, welche? Ich mag, neben dem Maler William Turner auch englische Landschaftsfotografen wie Joe Cornish, David Noton oder Charlie Waite sehr gerne. Was macht für Dich Deine persönliche Handschrift aus? Außer einem gewissen Hang zu Nacht- und Nebelbildern kann ich keine Handschrift bei mir erkennen.
Hast Du spezielle Reisetipps für Umbrien?
Für Kultur- und Genussreisende ist die Weinregion um Montefalco ein Muss. In der Heimat der Sagrantino-Rebe kann man in mittelalterlichen Städten und Dörfern wunderbar entspannt regionale Küche genießen, die deutlich unter toskanischem Preisniveau liegt. In maximal einer Stunde Fahrzeit kann man Kulturerbe-Städte wie Assisi, Perugia, Spoleto und Orvieto besuchen. Apropos Orvieto: Während sich in Siena in der Toskana zig Tausende Touristen über die Piazza del Campo schieben, kann man den mindestens genauso schönen Dom von Orvieto in aller Ruhe besichtigen und gemütlich einen Kaffee trinken. Redaktion: Sabine Schneider