Runderneuert
Nach sechs Jahren erscheint die Gratis-Bildbearbeitung Gimp deutlich verbessert für Windows und Linux, das Update für Mac soll folgen. Heico Neumeyer hat getestet, was Gimp 2.10 leistet. Bisher wirkte die Software zwar auf den ersten Blick interessant, enttäuschte aber doch: kein RAWImport, keine 16-Bit-Farbtiefe, die Bedienung ein Kuddelmuddel. Zumindest einige Schwächen wurden behoben. Gimp 2.10 wirkt aufgeräumt, die Bedienfelder segeln nicht mehr lose herum. Bei fast allen Dialogen zeigt Gimp die Auswirkung live auf der Arbeitsfläche statt in winzigen Fenstern.
RAW auf Umwegen
Aber: RAW kann Gimp noch immer nicht richtig. Doch es gibt nun einen Schleichweg, sofern Sie die Gratis-RAWProgramme RawTherapee oder DarkTable installieren. Damit laden Sie RAW-Dateien aus Gimp heraus. Sie erscheinen zuerst im Fremdprogramm, dort regeln Sie den Kontrast. Dann geht es fast nahtlos in Gimp weiter. Mit DarkTable funktionierte dies unter Windows reibungslos. Bei RawTherapee brauchen Sie jedoch geänderte Voreinstellungen und die Schaltfläche für externe Bearbeitung. Ideal sind beide RAW-Programme nicht, aber gratis. Immerhin: Landen die Bilder in Gimp 2.10, geht es mit hoher 16- oder sogar 32-Bit-Farbtiefe weiter; bisher gab‘s nur 8-Bit. Auch Fotomonteure profitieren vom Update: Gimp bietet verfeinerte Auswahlwerkzeuge, die vor allem Haarsträhnen besser heraustrennen.Viele neue Montage-Tricks orientieren sich an Photoshop – darum öffnet Gimp PSD-Montagen aus Photoshop besser als bisher. Perspektiven und Körperproportionen biegt der neue Gimp erstmals komfortabel zurecht. Auf anderen Feldern enttäuscht die Freeware: Viele Dialoge wirken viel zu komplex, sie wurden zudem unverständlich oder gar nicht übersetzt. Das gilt für die konfusen Exif- und IPTC-Befehle, und im Menü „Farben“erscheint der „Sättigung“-Befehl dreimal. Zwar gibt es neue Regler für „Glanzlichter“und „Schatten“sowie für „Belichtung“, aber in getrennten Dialogen – genau falsch. Der neue Panorama-Befehl entzerrt vorhandene Breitbilder, setzt aber keine Bildserie neu zusammen, auch wenn andere Testberichte das behaupten.
Fazit
Gimp 2.10 bietet vielversprechende Ansätze. Experimentierfreudige sollten das kostenlose Pixelpaket ausprobieren. Doch das Sparprogramm schreckt Unerfahrene mit überfrachteten Dialogen. Zudem fehlt jede verlustfreie Korrektur. Da sind manche Bezahlprogramme unter 100 Euro viel ansprechender, z.B. Luminar, Affinity Photo und Photoshop Elements.
www.gimp.org