Sony A7 III
Sony A7 III. In dieser Serie betrachten wir bereits getestete Kameras aus praktischer Sicht. Wir durchleuchten die Funktionalität des jeweiligen Kameramodells, helfen Ihnen, Bedienung und Bildqualität zu optimieren. Hier nehmen wir die Sony A7 III unter d
Die A7 III ist ein Allroundtalent der Extraklasse: Für einen moderaten Preis um 2300 Euro besitzt sie zentrale Merkmale höherpreisiger Sony-Modelle wie der A7R III (3500 Euro) oder A9 (5300 Euro). Dazu gehören das Gehäuse mit integriertem 5-Achsen-Bildstabilisator, ein größerer elektronischer Sucher, ein leistungsfähiger Autofokus und exzellentes Energiemanagement. Mit dem Lithium-Ionen-Akku FP-FZ100 schafft man mehr als 600 Bilder im Sucherbetrieb (CIPA-Standard). Im Praxistest kamen wir locker über einen Tag, selbst wenn häufig nach der Aufnahme die Bildschärfe im Sucher überprüft wurde. Ist die Kamera nur zeitweise in Gebrauch, sind zwei oder gar drei Tage mit einer Akkuladung drin. Mit einem Zweitakku ist man auf der sicheren Seite, wenn andere spiegellose Systemkameras längst nach einem dritten Akku verlangen. Leider ist nur ein USB-Ladegerät im Lieferumfang, was recht lange Ladezeiten zur Folge hat. Wer seinen Akku schneller mit Ladestrom füttern will, muss das Sony-Ladegerät BC-QZ1 für etwa 90 Euro zukaufen. Mit ihrem rückseitig belichteten 24-MPCMOS bietet die A7 III eine noch bessere Bildqualität als ihre Vorgängerin A7 II, ohne in höchste Megapixel-Sphären vorzustoßen. Dies bleibt die Domäne der A7R III, die mit dem 42-MP-Sensor nur bis ISO 1600 die Nase vorn hat, während die A7 III in der High-ISO-Region punkten kann. Damit ist man gerüstet für unterschiedlichste Aufgaben von Porträt bis Action, von Hochzeit bis Reportage, von Landschaft bis Architektur. Bei Einstellung auf 300 dpi zeigt das BildgrößeFenster in Photoshop 50,8 x 33,87 cm an. Doppelseitige Aufmacher in Zeitschriften sind damit ebenso möglich wie Ausstellungsformate.
Kamera individualisieren
Die A7 III hat vier Funktionstasten an Bord, die verschiedenen Funktionen bzw. Einstellmenüs zugewiesen werden können. Dazu findet sich im Hauptmenü der Eintrag „BenutzerKey“(A28/9). Für das Filmen oder die Bildwiedergabe sind andereTastenzuweisungen möglich als im Aufnahmemodus für Standbilder. Bei Hinweisen auf Menüpunkte verwenden wir der Kürze halber folgende Abkürzungen: A1 oder A2 für eines der beiden Aufnahmemenüs, E für (allgemeine) Einstellungen, gefolgt von der Menü-Seite: 8/9 steht für die 8. Seite von insgesamt neun Menüseiten. Ab Werk ist die Taste C1 rechts vom Auslöser mit „Weißabgleich“belegt, die Taste C2 links daneben mit „Fokusfeld“. Die Taste C3, links oberhalb des Monitors, aktiviert den „Fokusmodus“und bei der Bildwiedergabe die „Bildschützen“-Funktion. Der Papierkorb/C4Taste ist im Aufnahmemodus das Aus-/ Einschalten der Touch-Funktionalität zugeordnet. Wie alle anderen Funktionstasten lässt sich die C4-Taste auch anderweitig nutzen. Drei von vier Richtungstasten des Multifunktionswählers sind ab Werk folgende Funktionen zugewiesen: ISO-Einstellung (50-204 800 und Auto), Bildfolgemodus (Einzel-/ Serienbild, Selbstauslöser, Bracketing) und Display (Anzeige-Optionen). Da diese Funktionen dem Aufdruck an der Kamerarückseite entsprechen, spricht einiges dafür, es dabei zu belassen. Sie können natürlich alle drei Tasten umwidmen, dann müssen Sie sich die neuen Verknüpfungen aber merken. Im Lieferzustand der Kamera nicht zugewiesen ist die Pfeil-unten-Taste, für die sich leicht sinnvolle Funktionen finden lassen. Beispiele: Dateiformat, Kreativ-
modus (Bildstile), Blitzbelichtungskorrektur, Gesichtspriorität bei AF, Gitterlinien oder geräuschlose Aufnahme. Die zuletzt genannte Funktion bezieht sich auf den elektronischenVerschluss, der völlig lautloses Auslösen ermöglicht. Er ist in bestimmten Aufnahmesituationen Gold wert, als Dauereinstellung aber ungeeignet, da es zu Rolling-Shutter-Effekten und anderen Bildfehlern kommen kann. „Elektronischer 1. Verschlussvorhang“(A2-4/9) ist ab Werk als Standard eingestellt, weil so das Auslösegeräusch reduziert wird. Die Mitteltaste des AF-Joysticks ist ab Werk auf „Fokus-Standard“eingestellt; damit lässt sich ein verschobenes Fokusfeld oder eine Zone per Knopfdruck auf Mitte setzen. Eine sinnvolle Funktion, die man nicht unbedingt durch eine andere ersetzen muss. Ebenfalls flexibel zuweisbar sind die Tasten AF-On und AEL (Belichtungsspeicherung) sowie die Mitteltaste des Multifunktionswählers. Das Lupensymbol neben der AF-OnTaste deutet darauf hin, dass diese Taste bei der Bildwiedergabe die Bildschirmlupe aktiviert, sodass man die Schärfe kontrollieren kann. Sollen Einzelbilder gleich nach der Aufnahme überprüft werden, bietet es sich an, die „Bildkontrolle“(A2-7/9) auf mindestens fünf Sekunden zu stellen. Dann hat man nach der Aufnahme genug Zeit, um die AFOn/Lupentaste zu drücken und direkt im Sucher das vergrößerte Bild zu kontrollieren. Da die Lupentaste optimal in Reichweite des Daumens liegt, automatisiert sich der Ablauf „Auslösen-Lupenfunktion“binnen kurzer Zeit. Jedoch
erhöht sich der Stromverbrauch, wenn man Bilder ausgiebig im Sucher kontrolliert, was sich angesichts der hohen Akkulaufleistung verschmerzen lässt. Für die Belichtungskorrektur hat die A7-Reihe ein in Drittelblendenstufen rastendes Einstellrad rechts oben am Gehäuse. Alternativ kann man das vordere oder hintere Endlosrad benutzen, wenn man „Regler Ev-Korrektur“(A29/9) aktiviert hat. In manchen Situationen ist man damit schneller als mit dem rastenden Belichtungskorrekturrad. Dessen Einstellposition hat in jedem Fall Vorrang; die Endlosräder können Sie nur verwenden, wenn das Belichtungskorrekturrad auf 0 steht. Die Kamera bietet zwei Wege, Benutzerdaten zu registrieren und zu speichern: Möglichkeit 1: Sie verknüpfen Kombinationen von Aufnahmeparametern wie Belichtungsprogramm, Verschlusszeit, Blende, Bildfolgemodus, Belichtungskorrektur, ISO, Messmodus, Fokusmodus, Fokusfeld und AF-Ein mit einer Funktionstaste. Der Weg dahin führt über „BenutzAufnEinst reg.“(A1-4/14) und „BenutzerKey“(A2-8/9). Die betreffenden Einstellungen werden wirksam, wenn man die zugewiesene Taste drückt. Sobald die Taste losgelassen wird, kehrt die Kamera wieder zu den aktuellen Einstellungen zurück. So kann man sich etwa als Sportfotograf für schnell wechselnde Aufnahmesituationen rüsten. Möglichkeit 2: Für komplette KameraRegistrationen existieren zwei interne Benutzerspeicher (A1-3/14), die den Einstellpositionen 1 und 2 am Programm-
wahlrad entsprechen. Ebenfalls möglich ist das Speichern von KameraRegistrationen auf eine SD-Karte in Steckplatz 1 oder 2. Die gespeicherten und aufgerufenen Einstellungen bleiben so lange wirksam, bis man am Moduswahlrad ein anderes Belichtungsprogramm wählt.
Autofokus-Praxis
Wählen Sie am Schnelleinstellmonitor (Fn-Taste) oder mittels Funktionstaste den „Fokusmodus“, und drücken Sie die OK-Taste, um das betreffende Auswahlmenü aufzurufen: AF-S (Einzelfeld-AF) und AF-C (kontinuierlicher Autofokus) erklären sich von selbst; bei Einstellung auf AF-A wechselt das System automatisch von AF-S auf AF-C, wenn sich ein zunächst still stehendes Motiv nach der Fokussierung bewegt. MF steht für manuelle Fokussierung und DMF für die Möglichkeit, manuell in die Fokussierung einzugreifen, nachdem der Autofokus scharfgestellt hat. Für die manuelle Fokussierung stehen Einstellhilfen wie Fokus-Peaking mit drei Kantenanhebungsstufen sowie eine Bildschirmlupe bereit, die zwischen 5,9- und 11,7-fach vergrößert. Bei Motiven, die ständig die Position wechseln, können Sie auch „Vor-AF“(A1-7/14) wählen. Dann stellt die Kamera bereits auf das Motiv scharf, bevor Sie den Auslöser drücken. Diese Funktion ist nicht gleichbedeutend mit kontinuierlichem Autofokus. Denn während Letzterer den Fokus ständig nachzieht, auch wenn der Auslöser halb durchgedrückt ist, verabschiedet sich der Vor-AF sofort, sobald Sie den Auslöser zum Fokussieren antippen. Eine weitere Option ist der „Eye-Start-AF“(A1-7/14) – verfügbar allerdings nur, wenn ein A-Bajonett-Objektiv und ein MountAdapter (LA-EA2 oder LA-EA4) angeschlossen werden. Letzteres gilt auch für die AF-Feineinstellung (A1-8/14). Zur AF-Feld-Konfiguration wählen Sie „Fokusfeld“am Schnelleinstellmonitor
oder mittels Funktionstaste. Sie haben die Wahl zwischen „Breit“, „Feld“, „Mitte“, „FlexibleSpot“, „Erweitert. FlexibleSpot“und „AF-Verriegelung“. Mit „Breit“ist Messfeldautomatik gemeint, während Sie bei „Feld“eine Zone für die Fokussierung wählen. Der Zonenrahmen lässt sich auf neun Positionen im Bildfeld verschieben, wobei sich die Bereiche überlappen. Innerhalb der Messzone wählt die Kamera selbst die zum Fokussieren aussichtsreichsten Felder. In den Messmodi „Breit“und „Feld“entscheidet die Kamera auch selbst, ob bis zu neun große Messfelder zum Einsatz kommen, die einen größeren Bereich des Motivs erfassen oder eine größere Anzahl kleiner Messfelder, die sich auf einen kleineren Motivbereich konzentrieren. Wenn Sie beim Scharfstellen nichts dem Zufall überlassen wollen, verwenden Sie die Punktmessung in folgenden Varianten: „Mitte“steht für ein zentrales AF-Feld von festgelegter Größe, während Sie bei „Flexible Spot“sowohl die Position des Messfelds als auch dessen Größe in drei Stufen (S, M, L) einstellen können. Zum Anwählen eines AF-Felds verwenden Sie den praktischen Joystick, die Touch-Funktion oder das Steuerrad am Multifunktionswähler. Wenn Sie dem Steuerrad das Verschieben des AFPunkts zuweisen, müssen Sie sich zwischen einer Rechts-Links- und ObenUnten-Bewegung entscheiden. Eine Variante der Punktmessung ist „Erweitert. Flexible Spot“: Kann die Kamera nicht auf den gewählten Punkt fokussieren, so werden benachbarte Fokuspunkte als zweite Priorität herangezogen. Der Messpunkt ist in seiner Größe nicht veränderbar und von einem mit vier Winkeln angedeuteten Linienrahmen umgeben. Der letzte Eintrag unter „Fokusfeld“ist die AF-Verriegelung, die
sich mit allen genannten AF-Feld-Konfigurationen kombinieren lässt. Der AFModus muss dafür auf kontinuierlich (AF-C) eingestellt sein. Bei halb durchgedrücktem Auslöser und Serienaufnahmen wird das Motiv dann über das Bildfeld verfolgt. In den Modi „Feld“, „Flexible Spot“und „Erweitert. Flexible Spot“inklusive AF-Verriegelung können Sie den Startbereich für die Motivverfolgung selbst definieren. Das Scharfstellen bei Porträts erleichtert die A7 III durch zuschaltbare Gesichtserkennung. Diese erhält bei entsprechender Voreinstellung Priorität vor anderen Messmethoden (A1-6/14); man sieht das am Rahmen, der sich über ein erkanntes Gesicht legt. Um die Gesichtserkennung zu optimieren, lassen sich Gesichter registrieren. Bei aktivem Berührungsmodus lassen sich AF-Punkte/Zonen am Monitor mit
der Fingerspitze verschieben (Touch-AF ohne Auslösung), auch das Aktivieren der Bildschirmlupe bei manueller Fokussierung durch „Doppelclick“mit der Fingerspitze ist möglich. Im Einstellungen-Menü (E-3/7) können Sie die Touch-Funktionalität auf bestimmte Monitorbereiche beschränken, auf die Bildkontrolle am Monitor („Nur Touchpanel“) oder das Aufnehmen mit dem Sucher („Nur Touchpad“). Touch-AF in Verbindung mit Sucherbetrieb gestaltet sich allerdings umständlich, da ist man mit dem AF-Joystick meist schneller. Zudem verschiebt man den AF-Punkt auch mal zufällig, wenn die Nase den Monitor berührt. Wenn das zum ersten Mal passiert, denkt man an eine Fehlfunktion. Für den Rest des Praxistests blieb die Touch-Funktion deshalb auf den Monitorbetrieb („Nur Touchpanel“) beschränkt. Wenn nötig, können Sie den Berührungsmodus auch deaktivieren (E-2/7).
Weißabgleich
Der Weißabgleich gehört zu den wichtigsten Werkzeugen einer Digitalkamera, da er die präzise Abstimmung der Bildverarbeitung auf das Aufnahmelicht ermöglicht. Früher musste man mithilfe von Konversionsfiltern vor dem Objektiv einen Tageslichtfilm auf Kunstlicht „umstimmen“, um Farbstiche zu vermeiden; heute erledigen Sie das mit wenigen Bedienschritten an der Kamera. Besonders wichtig ist der Weißabgleich, wenn JPEGs aus der Kamera das Endergebnis sind, denn bei RAW-Dateien können Sie den Weißabgleich im externen RAWKonverter beliebig modifizieren. Das Auswahlmenü für den Weißabgleich ist ab Werk mit der Funktionstaste C1, rechts vom Auslöser, verknüpft. Die erste und von vielen Anwendern bevorzugte Möglichkeit ist der automatische Weißabgleich (AWB). Was man an dieser Stelle aber nicht sehen kann, sind drei AWB-Varianten (PriorEinst. bei AWB), die sich in den Tiefen des Hauptmenüs verstecken (A1-12/14). Man hat die Wahl zwischen „Standard“, „Ambiente“und „Weiß“. Vor allem geht es dabei um Aufnahmen bei Kunstlicht mit niedriger Farbtemperatur. Bei „Ambiente“wählt die Kamera einen Kompromiss zwischen der Kompensation des rötlich-gelben Farbstichs und dem Erhalt der Lichtstimmung. Bei „Weiß“liegt die Priorität auf maximaler Farbneutralität. Die Standardeinstellung liegt irgendwo dazwischen. Neben AWB stellt die Kamera diverse Voreinstellungen (Presets) für den Weißabgleich bereit: „Tageslicht“entspricht einer Farbtemperatur von 5500 Kelvin, dieVarianten „Bewölkt“und „Schatten“haben die Aufgabe, einen erhöhten Blauanteil im Aufnahmelicht auszugleichen. Auch das WB-Preset „Blitzlicht“wärmt das Bild etwas an. Für „Glühlampe“gilt das Gegenteil, denn damit soll ein Rot-Gelb-Stich kompensiert werden. Vier Presets für unterschiedliche Leuchtstofflampen-Typen sind ebenso vertreten, wobei es hier nicht nur auf die Farbtemperatur ankommt, sondern
auch auf die Farbabstimmung entlang der Grün-Magenta-Achse. Welche Einstellungen den WB-Presets im einzelnen zugrundeliegen, zeigt die Tabelle auf Seite 43. Ausgehend vom AWB-Modus und jedem Preset können Sie den Weißabgleich in einer Farbgrafik jederzeit manuell anpassen. Sie verschieben den Einstellpunkt auf den verschiedenen Farbachsen, bis Ihnen das Bild im Sucher oder am Monitor neutral oder stimmig erscheint. Die gleiche Korrekturmöglichkeit haben Sie, wenn Sie die Farbtemperatur direkt in Kelvin einstellen, was ebenso möglich ist. Der Einstellbereich reicht von 2500 bis 9900 Kelvin in Schritten von 100 Kelvin. Ebenfalls möglich sind Weißabgleichsreihen (Einstellmenü „Bildfolgemodus“), wahlweise mit mehr oder weniger Spreizung (Hi/Lo). Wann immer Sie Wert auf eine exakte Reproduktion von Objektfarben legen, also z.B. bei Produktaufnahmen im Studio, sollten Sie den Weißabgleich durch Messung festlegen. Wählen Sie im WB-Auswahlmenü den letzten Punkt „Benutzer-Setup“, und drücken Sie die Bestätigungstaste (Mitteltaste im Multifunktionswähler). Der folgende Arbeitsbildschirm zeigt einen zentralen Messkreis, den Sie auf eine weiße Partie im Objekt richten. Findet sich keine geeignete Stelle, platzieren Sie ein Stück weißen Kartons als Messvorlage in der Bildmitte. Dann wieder die Messtaste drücken. Das Ergebnis der Messung speichern Sie in einem von drei Registrationsspeichern. Nach Anwählen eines Registrationsspeichers lässt sich der Weißabgleich bei Bedarf in der Farbgrafik manuell nachjustieren.