5 Bildbearbeiter im Test: Adobe, Corel, Skylum, DxO, Open Source
Fünf Bildbearbeiter im Test. Adobe hat mit Lightroom den Standard gesetzt
und kombiniert eine ausgezeichnete RAW-Konvertierung mit einer verlustfrei
sichernden Bilddatenbank und den wichtigsten Werkzeugen für die Bildoptimierung. Wo steht die Konkurrenz – möglichst ohne Adobes Abo-Modell?
Viele Programme zur Bildkorrektur buhlen um Nutzer – selbst mit dem Handy sind komplexe Anpassungen möglich. Wer ernsthaft Fotos bearbeiten möchte, landet dennoch immer wieder am Rechner oder einem Tablet. Allein der große Bildschirm vereinfacht die Arbeit – am Rechner beschleunigen außerdem Schnellzugriffe mit Tastenkombinationen und die angeschlossene Maus die Bearbeitung. Da können Touchscreen-Programme – egal, wie innovativ – einfach nicht mithalten. Während früher selbst für Standardkorrekturen komplexe Bildbearbeitungsprogramme nötig waren und Anwender den Umgang mit Ebenen- und Maskenwerkzeugen lernen mussten, stehen heute spezialisierte – und viel schnellere – Lösungen parat. Die Gattung „Workflow“-Programme entstand zunächst aus RAW-Wandlern, die nach und nach erweitert wurden. Und im Kern sind die Workflow-Programme auch immer noch genau das: RAWWandler. Sie kommen heute jedoch als perfektionierte Korrekturlösungen daher, die den Griff zu Photoshop&Co. meist überflüssig machen. Zum Durchbruch verholfen hat ihnen der verlustfreie Arbeitsablauf – also dass die Originaldatei nicht angetastet wird. Zum anderen entfällt bei den erfolgreichen Programmen das Öffnen und Speichern jedes einzelnen Bilds. Und die Integration einer Bilddatenbank macht Anwendern das Leben im Fotochaos leichter.
Bekanntester Vertreter ist Adobe Lightroom, dessen starke Bilddatenbank wegweisend für diese Programmgattung ist. Mit wenigen Klicks oder Voreinstellungen lassen sich damit ganze Bildserien im Nu korrigieren – toll. Inzwischen gehen viele Programme deutlich über einfaches Anpassen hinaus. Dank lokaler Anpassungen sind sogar komplexe Retuschen möglich, wenngleich dabei der Umgang mit Maskierungspinseln oder Ebenen beherrscht sein will. Auch die Montage von HDR-, Panorama- oder Gruppenfotos aus Serien gelingt mit einigen der getesteten Programme. Größere Retuschen oder gar Kompositionen aus verschiedenen Bildern bleiben aber Photoshop&Co. vorbehalten. Dafür bringen die flinken Fotokorrektoren häufig eine Bildverwaltung mit, die sich dank Datenbank schnell durchsuchen lässt. Weiterer Vorteil: Öffnen und Speichern entfällt meistens, da Änderungen nur in der Datenbank oder in Sidecard-Dateien („XMP”) gespeichert werden. Nachteil: Der Dateimanager des Betriebssystems zeigt die Änderungen erst nach dem Export der bearbeiteten Fotos an. Man ist also an den Arbeitsablauf des Programms gebunden.Vorteil: Das Original bleibt unangetastet, da die Änderungen nur in der Datenbank liegen. So lassen sich Anpassungen auch Jahre später noch rückgängig machen. Manche Programme sind inzwischen auch mobil verfügbar. Lightroom CC ist kostenlos und bietet auch eine Kamerafunktion und Entwicklungswerkzeuge. Wer das Adobe-Abo bucht, kann Fotos damit auch auf dem PC synchronisieren – der notwendige Cloud-Speicherplatz ist im Abo enthalten. Bei der Kamera-Unterstützung zeigen die Probanden kaum Schwächen. Besitzer neuer Kameramodelle müssen jedoch hie und da etwas warten, bis das Programm ihrer Wahl das RAW-Format unterstützt. Immer vorne dabei sind Lightroom, das sogar mit den meisten Handy-RAWs umgehen kann, und das Open-Source-Programm RAW-Therapee. So gut wie keine Unterstützung für Handy-Rohdaten gewähren DxO PhotoLabs und Corel AfterShot.
Adobe Lightroom Classic CC
Der Standard unter den Workflow-Programmen heißt jetzt „Lightroom Classic CC“. Classic deshalb, weil es inzwischen auch eine Lightroom-Version als reinen Cloud-Dienst gibt: „Lightroom CC“. Der Unterschied: Originale liegen jetzt in der Cloud – und sind damit immer auf dem aktuellen Stand, egal, von welchem Gerät man darauf zugreift. Das Photo-Abo kostet weiterhin knapp zwölf Euro pro Monat oder 143 Euro im Jahr. Enthalten sind Lightroom Classic CC, Lightroom CC, Photoshop CC sowie 20 GByte Cloud-Speicher. Für 24 Euro je Monat lässt sich der Speicher außerdem auf ein Terabyte erweitern. Wer auf lokales Speichern und Photoshop CC verzichtet, zahlt für Lightroom CC inklusive ein TByte ebenfalls zwölf Euro. Auch wenn das Abo-Modell umstritten ist: Teuer ist es für das Gebotene nicht. Die Frage ist eher, ob der Gegenwert für einen persönlich von Nutzen ist. Ausschlaggebend für den Test ist die Desktop-Variante – aber natürlich haben wir uns auch die Handy-App und deren Funktionalität angeschaut. Grundsätzlich hat sich seit der letzten Kaufversion von Lightroom 6 nichts geändert. Nach wie vor hat das Programm eine übersichtliche Oberfläche mit den zwei wichtigsten Reitern „Bibliothek“für die Verwaltung sowie „Entwickeln“für die Bearbeitung. Weitere Reiter bieten eine „Karte“zur Standortbestimmung, „Buch“für Fotobuchgestaltung, „Diashow“, „Drucken“und „Web“an. Der Filmstreifen am unteren Bildrand lässt sich – wie die Paletten an den Seiten – für einen besseren Überblick ausblenden. Die Bildverwaltung zählte von Anfang an zu den Stärken von Lightroom. Dank Datenbank klappt die Kontrolle des letzten Imports samt Bewertungen und Löschen ausgewählter Fotos sehr flott. Und das Filtern nach Stichwörtern, Bewertungen oder Aufnahmeparametern geschieht selbst bei großen Archiven ausgesprochen zügig. Ab Version 7 erkennt Lightroom Classic außerdem automatisch Gesichter und platziert mit Ortsdaten versehene Fotos in einer Landkarte. Auch bei der Bearbeitung bleibt das Original unangetastet, alle Änderungen landen in der Datenbank. Sogar auf einem betagten Core-2-Quad-Laptop mit acht GByte Arbeitsspeicher geht die Arbeit flüssig von der Hand. Seit Version 7 gestaltet sich selbst der
Wechsel in die „Entwickeln“-Oberfläche deutlich flüssiger, die volle Auflösung steht fast sofort zur Verfügung. Seit der ersten Lightroom-CC-Version ist die praktische Funktion „Dunst entfernen“an Bord. Sie verbessert per Schieberegler die Bildqualität im Nu – nicht nur bei dunstigen Fotos. Inzwischen wurde zudem die „Upright“Funktion verfeinert, die perspektivische Verzerrungen (Flucht) automatisch ausgleicht. Die aktuelle Version bietet Hilfslinien für die manuelle Korrektur. Doch sie sind meist gar nicht nötig, denn die Automatik arbeitet fast immer zuverlässig – das kann so kein anderes Programm. Die selektiven Korrekturen muss man jetzt nicht mehr ins Bild pinseln, sondern kann eine grobe Auswahl per Schieberegler verfeinern. Mit „Schwarz“und „Weiß“stehen zwei weitere Regler bereit. Automatische Maskenbegrenzung anhand von erkannten Kanten beherrscht Lightroom ja schon lange. Der Entrauscher gehört weiterhin zu den besten. Rauschen von Systemkameras entfernt er selbst bei hohen ISO-Werten sehr gut, ohne dass die Details zu sehr leiden. Feine Strukturen bleiben erhalten, Kanten werden glatt. In stark verrauschten Handyfotos zeigen sich nach vollständigem Entrauschen zwar leichte Artefakte in Flächen – im Vergleich sieht das aber besser aus als bei den meisten Konkurrenten. Überhaupt: Bei der Kamera-Unterstützung gehört Lightroom inklusive Handy-RAWs zur Spitze im Testfeld. Beim Wiederherstellen von überbelichteten Bildbereichen zeigt Lightroom sich ebenfalls von seiner starken Seite und bringt selbst im stark ausgefressenen Himmel des Testbilds wieder natürlich wirkende Wolken zum Vorschein – das kann Adobe so gut wie kein anderes Programm im Testfeld. Um Aufnahmen geräteübergreifend in der Cloud zu bearbeiten und zu präsentieren, legt man – sofern man ein Photo-Abo hat – in der Classic-Version eine neue Sammlung an und markiert sie nach dem Anmelden in der Creative Cloud zum Synchronisieren. Den Rest erledigt das Programm automatisch. Wenn die kostenlose Lightroom-CC-App auf dem Mobilgerät installiert ist, kann man damit ebenfalls RAWs aufnehmen oder vom Gerätespeicher in die Cloud laden. Natürlich erscheinen auch die Smartphone-Fotos automatisch in den Sammlungen. Zudem kann man Fotobücher, Diashows, Panoramen und HDR-Bilder in Lightroom erstellen. Die Zusammenarbeit mit Photoshop gelingt ebenfalls sehr gut. Kurzfazit: Trotz der Funktionsvielfalt ist Lightroom logisch und verständlich aufgebaut. Gut gefällt die starke Bildverwaltung, zudem löst Lightroom viele komplexe Probleme automatisch und sehr gut. Automatische Perspektivkorrektur, Dunst entfernen, starke Lichterwiederherstellung und ein sehr guter Entrauscher lassen beim Entwickeln eigentlich keine Wünsche offen.
Corel AfterShot Pro 3
Eines der günstigsten Programme im Testfeld ist Corel AfterShot Pro 3 für regulär 90 Euro (während des Testzeitraums kostete es knapp 60 Euro). Es ist für Windows, OS X und Linux verfügbar. Corel positioniert AfterShot als direkten Konkurrenten zu Lightroom – ohne Abo und mit dem Versprechen, schneller zu arbeiten. Schneller bezieht sich allerdings nur auf den Export – und dafür benötigt AfterShot tatsächlich häufig erheblich weniger Zeit als die Konkurrenz. Beim Blättern durch die Galerien ist selbst mit älterer Hardware keine Verzögerung spürbar.
Anders als die Konkurrenz unterteilt Corel die Oberfläche nicht mit Reitern. Stattdessen sind die üblichen Paletten links und rechts der Bildanzeige in Reiter unterteilt. Das ist sehr praktisch, da man kaum noch zu scrollen braucht. Zum Programm gehört eine starke und schnelle datenbankgestützte Bildverwaltung. Man kann Bilder markieren oder zum Löschen vorsehen, farbig kategorisieren und bewerten. Das klappt allerdings nur im Katalogmodus, also nach dem Bildimport. Dann gelingt auch das schnelle Durchsuchen nach Metadaten. Alternativ öffnet AfterShot Bilder auch ohne Import – das kann zum Beispiel dann praktisch sein, wenn man Fotos bearbeiten will, die nicht in die Datenbank sollen. Was der Bildverwaltung fehlt, sind eigene und „intelligente“Sammlungen, die Fotos nach definierten Kriterien dynamisch zusammenfassen. Schön: Ohne in einen anderen Modus oder Reiter zu wechseln, kann man die Korrektur direkt mit den Werkzeugen in der rechten Palette starten. Die wichtigsten Anpassungen sind in der Standardpalette zusammengefasst. Dazu kommen noch Paletten für Farbe, Tonwert, Detail, Metadaten, Wasserzeichen, weitere Werkzeuge und Plug-ins. Zwei Plug-ins sind vorinstalliert: ein Schwarzweißwandler und ein Farbausgleich mit Reglern für Luminanz, Farbton, Sättigung und Lebendigkeit. Unter „Weitere Werkzeuge“können Anwender noch mehr Tools großteils gratis herunterladen. Außerdem gibt es Filmund Stilvorlagenpakete zum Download. Die meisten kosten vier Euro, umfangreichere Pakete sind ein wenig teurer. Beim Entrauschen setzt Corel auf eine abgespeckte Version von Perfectly Clear. Daneben können Anwender einen kostenlosen Wavelet-Denoiser als Plug-in herunterladen. Farbrauschen korrigieren beide zuverlässig. Beim Entfernen von Luminanzrauschen bleiben Kanten aber unruhig, Details erhält Corel ebenfalls nicht so gut. Insgesamt gelingt das Entrauschen mit Perfectly Clear besser, feine Strukturen leiden allerdings. Besonders bei stärker verrauschten RAWs vom Smartphone könnte das stören – doch die unterstützt AfterShot ohnehin nicht. Das ist schade und etwas unverständlich, denn das Bildberabeitungsprogramm PaintShop Pro aus gleichem Haus kann sie verarbeiten. Ansonsten konnte das Programm überzeugen: Die „optimierte“Spitzlichterwiederherstellung holt mittel bis stark ausgefressene Bildbereiche sehr schön wieder zurück. Lediglich bei extrem ausgefressenem Himmel mussten wir noch die Belichtung heruntersetzen – was sich mit einem Pinsel lokal beschränken ließ. Wasserzeichen fügt das Programm ebenfalls hinzu. Vorhanden, aber etwas kompliziert zu bedienen, sind die lokalen Anpassungen, denn die Anwender müssen erst Ebenen erstellen. Dazu stehen ein Pinsel-, Kreis-, Polygon- und Kurvenwerkzeug zur Verfügung – allerdings kein Verlaufswerkzeug. Nachteil: Die Masken müssen händisch erstellt und korrigiert werden. Vorteil: Dafür hat man Zugriff auf alle Korrektur- und Anpassungsfunktionen und kann mehrere Ebenen kombinieren. Davon ausgeschlossen sind natürlich Funktionen wie das Begradigen
eines Horizonts oder auch Objektivkorrekturen. Kurzfazit: Corel AfterShot ist schnell und grundsätzlich leicht zu bedienen. Die lokalen Korrekturen sind zwar sehr umfangreich, aber unnötig kompliziert. Das Entrauschen funktioniert leider nicht zufriedenstellend.
DxO PhotoLab 1.2
Der französische Hersteller DxO führt einen neuen Namen und sogar eine neue Versionsnummerierung ein: Wir haben DxO PhotoLab 1.2 getestet, vormals bekannt als Optics Pro. Nach wie vor ist das Programm in zwei Versionen erhältlich: Die „Essential“Version kostet 100 Euro, die „Elite“Version gibt es für 150 Euro. Beide Programme sind vergleichsweise teuer in diesem Testfeld – zumal eine richtige datenbankgestützte Bildverwaltung in keiner der beiden Versionen an Bord ist. Der Zugriff auf Fotos geschieht über die Ordnerstruktur. Immerhin: Ordnerinhalte lassen sich nach Kriterien wie Aufnahmezeit, Bewertung und einigen weiteren Metadaten sortieren – auch wenn eine gezielte Suche nach solchen Eigenschaften nicht möglich ist. Kleines Bonbon: Wer schon ein Fotoabo von Adobe hat, kann auf die Bildverwaltung von Lightroom zugreifen, in die sich PhotoLab per Plug-in einbinden lässt. Zu den großen Neuerungen zählen die lokalen Korrekturen. Dabei bietet das Programm neben einer Verlaufskorrektur auch Kontrollpunkte. Die hat DxO mit dem Kauf der ehemaligen NikPlug-ins von Google erworben. Der Anwender setzt einfach einen Kontrollpunkt in die Fläche, die er bearbeiten will, und kann anschließend insgesamt zehn verschiedene Parameter wie Belichtung, Kontrast oder Lebendigkeit anpassen. Die Korrekturen wirken sich nicht auf alle im Radius enthaltenen Objekte gleichermaßen aus. Die Punkte maskieren zum Beispiel Blätter, die in die Fläche hängen, automatisch heraus. Das klappt in der Praxis sehr gut. Sind doch einmal Korrekturen an der Maske nötig, ist auch ein Radierwerkzeug vorhanden. Als einer der ersten Hersteller hat DxO angefangen, Profile für Kamera-Objektiv-Kombinationen für die unkomplizierte optische Korrektur anzufertigen. Doch die Profile enthalten auch Daten zum Entfernen von typischem Kamerarauschen oder zur Schärfeoptimierung. Lädt man ein Bild in PhotoLab, finden solche Korrekturen sogleich automatisch statt. Ähnlich wie die datenbankgestützten Konkurrenten arbeitet auch dieses Programm verlustfrei, ändert die Originale also nicht. Erst nach erneutem Exportieren werden die Korrekturen außerhalb von PhotoLab sichtbar. DxO unterstützt fast keine RAW-Dateien von Handys. Es verarbeitet nur Dateien von iPhones ab Version 7 und vom schon in die Jahre gekommenen Nokia Lumia 1020. Besitzer von Android-Smartphones müssen ihre RAWs in anderen Programmen in TIFFs konvertieren oder gleich mit einer anderen Software bearbeiten. Das ist insofern schade, als gerade Smartphone-Bilder von der Rauschkorrektur profitieren können. Apropos: Das zeitaufwendige, aber sehr gute Prime-Entrauschen behält DxO der teuren „Elite“-Version vor. Allerdings: Das Mehr an Zeit- und Rechenaufwand beim Entrauschen führt nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen als etwa bei Lightroom. Struktur, Details und Kanten sind gut, allerdings wirkt das Bild etwas überschärft. Bei Handyfotos, also dort, wo PhotoLab seine Stärke voll ausspielen könnte, ist es mangels Unterstützung nicht anwendbar. Die Lichterwiederherstellung geht in Ordnung und macht auch in stark überbelichteten Fotos wieder Wolken in den Himmel sichtbar – wenngleich nicht ganz so deutlich wie der große Konkurrent. Kurzfazit: DxO PhotoLab entwickelt sich kontinuierlich weiter. Besonders gefällt uns, dass die Bilder allein schon durchs Laden ins Programm besser wirken – ganz ohne weiteres Zutun. Mit den lokalen Korrekturen schließt PhotoLab zur Konkurrenz auf und übertrifft sie – zumindest in der Elite-Version – sogar mit dem Prime-Entrauscher. Jetzt fehlt nur noch eine Bildverwaltung,
dann sind die knapp 150 Euro gut angelegt. Das Plug-in für Lightroom war eine richtig gute Idee – doch der erzielte Qualitätsunterschied rechtfertigt den (Auf-)Preis als Plug-in zum ebenso teuren Lightroom eigentlich nicht.
RawTherapee 5.4
Wer kein Geld für ein Programm zur Fotobearbeitung ausgeben möchte und auf professionelle Funktionen dennoch nicht verzichten will, der landet früher oder später bei Open-Source-Programmen. Ein typischer Vertreter dafür ist RawTherapee. Das Programm kommt aus der Linux-Welt, ist aber schon lange auch für Mac und Windows erhältlich. Die aktuelle Version 5.4 ist nach wie vor in erster Linie ein RAW-Entwickler, bietet also keine Datenbankgestützte Bildverwaltung. Der Zugriff auf die Dateien erfolgt wie bei Optics Pro oder Silkypix Developer Studio direkt in den Ordnern auf der Festplatte. Dennoch können Anwender ihre Fotos mit Bewertungen und Farbmarkierungen versehen. Das geht allerdings nicht in der Vollbildansicht der Fotos, sondern entweder bei der Bearbeitung der Einzelbilder oder in der Thumbnailübersicht zum Durchblättern. Der Wechsel zwischen den Bildern funktioniert leider nicht so schnell wie bei den datenbankgestützten Konkurrenten, und auch das Öffnen großer Ordner ist mit Wartezeiten verbunden – selbst mit SSD-Festplatten. Dafür lässt RawTherapee in Sachen Werkzeuge wenig missen. Am rechten Bildschirmrand zeigt das Programm nach einem Doppelklick aufs Bild automatisch sämtliche Werkzeuge in übersichtlichen Reitern an. Dazu gehörten „Belichtung“, „Details“, „Farbe“, „Erweitert“, „Transformieren“, „RAW“und „Metadaten“. Während die Regler sowie die Gradiationskurve unter „Belichtung“oder „Details“noch klar verständlich sind, wird es unter „Farbe“oder „Erweitert“schon etwas komplizierter. „Wavelet“, „Gamma“oder „Gamut“sind nicht jedem ein Begriff. Allerdings: Wer die Einarbeitung nicht scheut, kann mit RawTherapee jedes fotografische Problem lösen – und die Begrifflichkeiten sind ja eigentlich schnell erlernt. Selbst zum Entfernen von Dunst oder zur HDRGestaltung sind Werkzeuge an Bord. Im Detail entfernt RawTherapee recht zuverlässig Rauschen. Selbst feine Strukturen und die Schärfe bei den ISO-6400-Fotos einer Nikon D7100 waren noch sehr gut erhalten. Farbrauschen korrigiert das Programm auf Wunsch automatisch, beim Helligkeitsrauschen muss der Anwender selbst Hand anlegen. Selbst stark verrauschte Handy-Fotos vermag das Programm fast artefaktfrei zu entrauschen – das gelingt den meisten kostenpflichtigen Programmen weniger gut. Das hat allerdings die Nebenwirkung, dass
bei Fotos von der SLR manche Strukturen nur noch zu erahnen sind. Kanten sind hingegen glatt. Die Lichterwiederherstellung funktioniert an und für sich gut, extrem überbelichtete Wolken können aber durchaus auch einmal an Zeichnung verlieren, und weniger stark überbelichtete Fotos wirken manchmal kontrastarm. Mangels selektiver Korrekturen lässt sich daran auch nichts ändern. Dafür hat RawTherapee optische Korrekturen mit zahlreichen Kameraprofilen an Bord, die Trapezkorrektur erfolgt allerdings nur manuell mit Reglern. Zudem: Lokale Korrekturen hat RawTherapee weiterhin nicht zu bieten – die müssen Anwender stattdessen in einem verknüpften Bildbearbeitungsprogramm wie GIMP erledigen. Kurzfazit: Wer kein Geld für einen RAW-Konverter ausgeben und dennoch auf das ganze Spektrum an Korrekturwerkzeugen zugreifen will, der liegt mit RawTherapee richtig. Die Nachteile: Etwas Zeit für die Einarbeitung ist gefragt, zudem müssen Verwaltung und Retusche zu anderen Anwendungen ausgelagert werden.
Skylum Luminar 2018
Mit Luminar von Skylum gibt es seit Kurzem einen neuen RAW-Konverter am Markt, der Lightroom & Co. Konkurrenz machen will. Preislich klappt das schon einmal – denn das Programm für Mac und Windows ist für gerade einmal 70 Euro erhältlich. Bei vielen Fotografen kommt vor allem gut an, dass sie – anders als bei Lightroom – kein Abo abschließen müssen. Auf der Webseite wirbt der Anbieter damit, dass er mehr Funktionen als Lightroom zu bieten hat. Das stimmt so allerdings nicht ganz, denn viele Funktionen von Lightroom liefern das gleiche Ergebnis, auch wenn die Umsetzung eine andere ist. Beispiel: Abwedeln und Nachbelichten gibt es zwar unter diesem Namen in Lightroom tatsächlich nicht – dennoch sind mit den lokalen Werkzeugen von Lightroom Aufhellen und Abdunkeln in allen möglichen Variationen problemlos möglich. Doch weg von Marketing-Haarspaltereien und zurück zum Programm: Luminar 2018 hat bis dato noch keine Bildverwaltung – die will der Hersteller allerdings per kostenlosem Update noch in diesem Jahr nachrüsten. Entsprechend gestaltet sich das Bearbeiten von Bildern bisher noch klassisch: Klick auf „Öffnen“, „Ordner“und dann „Datei auswählen“. Das dauert im Vergleich zur Konkurrenz ziemlich lange. Denn selbst die Probanden ohne Datenbank bieten zumindest eine Ordnerübersicht, die sich vergleichsweise schnell überblicken lässt. Hinzu kommt: Das Öffnen eines RAWFotos mit 24Megapixeln dauert selbst auf einem modernen Rechner mit 16GByte Arbeitsspeicher und Fotos auf SSD-Platten mehrere Sekunden – zu lang für flüssiges Arbeiten. Immerhin: Wie auch die Konkurrenz fasst Luminar die Originale nicht an. Stattdessen speichert das Programm Original samt Metadaten und Anpassungen in einer neuen Datei mit einem eigenen Format. Das hat freilich den Nachteil, dass man doppelt so viel Speicherplatz braucht – für das Original und die bearbeitete Version. Wer nun jedoch die Kamera-Originale nach der Umwandlung löscht, kann nur noch über Luminar auf die neuen RAWs im Spezialformat zugreifen. Klar, Änderungen sind auch bei anderen Programmen nur im jeweiligen Programm sichtbar, doch immerhin bleibt der Zugriff auf RAWs ohne die Anpassungen in jedem beliebigen Programm erhalten. Die Oberfläche an sich ist schlicht und übersichtlich. Wer auf die unten im Filmstreifen eingeblendeten Anpassungsvorlagen keine Lust hat, kann die Werkzeugleiste am rechten Rand auch selbst bestücken und als eigenen Arbeitsbereich speichern – das ist wirklich richtig praktisch. Sobald man eine Bilddatei geöffnet hat, blendet Luminar unten einen Filmstreifen mit gängigen Filtern ein, darunter einen für Klarheit oder für die Schwarzweißwandlung. Am rechten Bildschirmrand ist zunächst nur ein Histogramm sichtbar. Erst beim Klicken auf einen der Filter unten erscheinen rechts weitere Parameter zum Verfeinern des Bilds. Wählt man z.B. den „Clarity Booster“, erscheint die Palette
„RAW-Entwicklung“mit den üblichen Reglern für Farbtemperatur, Belichtung, Kontraste und so weiter. Auch eine Objektivkorrektur ist hier vorhanden, die automatisch Verzeichnungen und Farbsäume recht zuverlässig entfernt. Bei der Nutzung des Transformieren-Werkzeugs zur Perspektivkorrektur zeigen sich leider keine Hilfslinien oder Raster, was dem Anwender etwas Feingefühl abverlangt. Gut gefallen haben uns die Regler zum Entfernen von Dunst sowie der Polarisationsfilter. Er wirkt sich vor allem auf Blautöne aus und bringt Farbe in blasse Himmel oder Gewässer. Das Entrauschen funktioniert zumindest bei den Fotos aus der Spiegelreflexkamera sehr gut, bei mäßigem Rauschen sind die Ergebnisse sogar noch etwas besser als mit Lightroom. Bei stark verrauschten Handyfotos stößt jedoch Luminar an seine Grenzen. Insgesamt entfernt das Programm Rauschen meist zuverlässig. Details, Struktur und Schärfe bleiben dabei allerdings gerne auf der Strecke. Die Lichterwiederherstellung arbeitet nicht mit ganz so guten Resultaten wie bei Lightroom und bringt in überbelichteten Wolken etwas weniger Details zurück. Zudem beeinflusst die Wiederherstellung auch andere Bildbereiche, sodass es empfehlenswert ist, die Funktion mit Masken zu beschränken. Das ist mit Luminar aber kein Problem. Positiv: Alle Filter können mit Masken und Ebenen verwendet werden. Dafür stehen neben einem Pinsel ein Radialsowie ein Verlaufswerkzeug parat. Schade: Eine automatische Kantenerkennung ist beim Pinsel leider nicht vorhanden. Zum Entfernen störender Objekte ist ein Klonpinsel vorhanden. Kurzfazit: Skylum Luminar setzt auf ein gänzlich anderes Konzept als seine Konkurrenz und ist zu einem Preis von 70 Euro vergleichsweise günstig – zumal der Fotograf kein Abo abschließen muss. Die integrierten Werkzeuge können überzeugen, und auch die Qualität von Entrauscher, Objektivkorrektur und Spitzlichtwiederherstellung braucht den Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu scheuen. Nicht mehr zeitgemäß ist die etwas umständliche Dateihandhabung mit Öffnen, Speichern und langen Ladezeiten. Das eigene, zwingend zu nutzende RAW-Format ist aus unserer Sicht ein Ausschlusskriterium. Aber vielleicht schafft das angekündigte Bildverwaltungs-Update hier Abhilfe.