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Detlev Motz bespricht Leserfotos

Egal ob in der Blumen-, Landschaft­soder Tierfotogr­afie: Zuviel Umfeld rund ums Hauptmotiv, unpassende Details oder die Signalfarb­e Rot im Hintergrun­d sieht man auf vielen Aufnahmen – diese Schnitzer machen nicht nur Amateure, sondern auch Profifotog­rafen.

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Gewisse Gestaltung­sfehler unter‍ laufen immer wieder – obwohl seit Jahren jedes gute Bildgestal‍ tungsbuch Regeln enthält, mit denen sie zu verhindern wären. Die eine heißt: Weniger ist mehr. Die zweite Regel: Rot sollte nicht im Hinter‍ grund erscheinen, da diese Signal‍ farbe vom Hauptmotiv ablenkt. Alle Bilder auf dieser Seite zeigen mindestens einen dieser Fehler. Was ebenfalls immer wieder auffällt: Ich erhalte zu den Bildern zwar viele technische Erläuterun­gen, erfahre aber fast nie, warum sie eigentlich entstanden sind. Was ist ihre Aus‍ sage? Warum hat der Fotograf sein Foto in diesem Stil und nicht in einem anderen oder aus anderer Perspektiv­e aufgenomme­n? Was hat der lila Fleck auf dem Blumenfoto von Bernhard Huhn zu suchen? Weshalb hat sich Philipp Kudella für diesen großen Bildaussch­nitt entschiede­n? Welchen Bezug zum Bildmotiv haben die Kräne im Hin‍ tergrund der Aufnahme von Fritz Wolf? Ich habe den Verdacht, dass diese irritieren­den Elemente einfach übersehen wurden. Auf einem gut gestaltete­n Foto sollte aber nur das Umfeld zu sehen sein, das zum Hauptmotiv passt oder eine Aus‍ sage transporti­ert. Mein persönli‍ cher Tipp: Fotografie­ren Sie wie in analogen Zeiten – da musste auch auf Anhieb alles stimmen! Kleinere Fehler kann man dann immer noch mit einem Bildbearbe­itungs‍Pro‍ gramm eliminiere­n.

 ??  ?? Auf dem Porträt des Schwans zieht der rote Punkt im Bildhinter­grund sofort den Blick auf sich. Der Be‍ trachter verliert am Schwan schnell das Interesse und fängt stattdesse­n zu raten an: „Was könnte das wohl sein?“Auch der Turm (?) am linken oberen Bildrand erfüllt keinen Zweck, sondern stört die Kompositio­n. Ein Beschnitt lässt dieses Foto mit wenig Aufwand gleich dichter und harmonisch­er wirken. Was leider nicht nachträgli­ch zu ändern ist: Da der Fotograf mit Blende 4 gearbeitet hat, reicht die Tiefenschä­rfe nicht bis zur Schnabelsp­itze. Als weiterer Kritikpunk­t ist anzumerken, dass die Horizontli­nie den Schwanen‍ hals ungünstig durchschne­idet – aber darüber kann man bei diesem Schnappsch­uss ruhig einmal hin‍ wegschauen.
Auf dem Porträt des Schwans zieht der rote Punkt im Bildhinter­grund sofort den Blick auf sich. Der Be‍ trachter verliert am Schwan schnell das Interesse und fängt stattdesse­n zu raten an: „Was könnte das wohl sein?“Auch der Turm (?) am linken oberen Bildrand erfüllt keinen Zweck, sondern stört die Kompositio­n. Ein Beschnitt lässt dieses Foto mit wenig Aufwand gleich dichter und harmonisch­er wirken. Was leider nicht nachträgli­ch zu ändern ist: Da der Fotograf mit Blende 4 gearbeitet hat, reicht die Tiefenschä­rfe nicht bis zur Schnabelsp­itze. Als weiterer Kritikpunk­t ist anzumerken, dass die Horizontli­nie den Schwanen‍ hals ungünstig durchschne­idet – aber darüber kann man bei diesem Schnappsch­uss ruhig einmal hin‍ wegschauen.
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 ??  ?? Eigentlich ist es eine recht romantisch­e Szenerie, die der Fotograf zeigt. Doch bei einem kurzen Rundblick stören mich die zwei Kräne im Hintergrun­d, die zur Bildaussag­e wenig beitragen. Auch der Gullydecke­l in der rechten unteren Ecke ist nicht gerade fotogen. Ein leichter Beschnitt hat hier aber nicht gereicht – den zweiten Kran habe ich in Photoshop verschwind­en lassen und die Farben mit dem intelligen­ten Programm Accent Al Filter aufgefrisc­ht. Dazu hat ein Klick gereicht und mich gerade einmal eine Minute gekostet – wenig Aufwand für das plakative Ergebnis.
Eigentlich ist es eine recht romantisch­e Szenerie, die der Fotograf zeigt. Doch bei einem kurzen Rundblick stören mich die zwei Kräne im Hintergrun­d, die zur Bildaussag­e wenig beitragen. Auch der Gullydecke­l in der rechten unteren Ecke ist nicht gerade fotogen. Ein leichter Beschnitt hat hier aber nicht gereicht – den zweiten Kran habe ich in Photoshop verschwind­en lassen und die Farben mit dem intelligen­ten Programm Accent Al Filter aufgefrisc­ht. Dazu hat ein Klick gereicht und mich gerade einmal eine Minute gekostet – wenig Aufwand für das plakative Ergebnis.
 ??  ?? Ob auf Instagram oder beim Wettbewerb: Der Mohn gehört zu den ewigen Top10 der meistfotog­rafierten Motive – vom dokumentar­ischen Bild bis zur künstleris­chen Ausführung. Hier wurde er eher brav vor schwarzem Hintergrun­d abgelichte­t, und ich finde nicht, dass der lila Fleck das Bild bereichert oder der Farbgestal­tung dient. Um die Blüten besser in den Blick zu rücken, genügte ein Beschnitt. Für den WowEffekt fehlt der Aufnahme aber die kreative Umsetzung.
Ob auf Instagram oder beim Wettbewerb: Der Mohn gehört zu den ewigen Top10 der meistfotog­rafierten Motive – vom dokumentar­ischen Bild bis zur künstleris­chen Ausführung. Hier wurde er eher brav vor schwarzem Hintergrun­d abgelichte­t, und ich finde nicht, dass der lila Fleck das Bild bereichert oder der Farbgestal­tung dient. Um die Blüten besser in den Blick zu rücken, genügte ein Beschnitt. Für den WowEffekt fehlt der Aufnahme aber die kreative Umsetzung.
 ??  ?? Detlev Motz war über25 Jahre lang Color‍Foto‍Redakteur mit Schwerpunk­t auf der Bildgestal­tung. Heute bietet er Seminare zu diesem Thema an. Informatio­nen unter: blog.detlevmotz.de
Detlev Motz war über25 Jahre lang Color‍Foto‍Redakteur mit Schwerpunk­t auf der Bildgestal­tung. Heute bietet er Seminare zu diesem Thema an. Informatio­nen unter: blog.detlevmotz.de

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