„…der Steinadler hatte den Tag gerettet.“
Was macht für Dich die Faszina tion am Thema Greifvögel aus?
Einerseits die unterschiedlichen Verhal tensweisen der Greifvögel, andererseits ihre beeindruckende Größe und wun derbare Dynamik.
Eines Deiner Lieblingsmotive ist?
Der Seeadler übt auf mich sehr große Faszination aus, insbesondere sein im posantes Aussehen und sein beeindru ckendes Verhalten. Wie er seine Beute fängt, einen Fisch aus dem Wasser holt, das ist einfach wahnsinnig. Nicht nur zum Fotografieren, sondern auch zum Beobachten und Genießen.
Wie findest Du Deine Motive?
Wenn ich Greifvögel in Europa aufneh me, bevorzuge ich Hides. Dies sind Ver stecke, in denen man sich sehr lange aufhält. Ein Beispiel für solche Fotos sind die Seeadler aus Polen. Wir gingen bei Dunkelheit ins Versteck und verlie ßen es erst wieder, als es erneut dunkel te. Für diese Art von Vogelfotografie ist nicht jeder geeignet, denn es braucht sehr viel Geduld. Man darf das Hide nicht verlassen, denn dies würde die Vö gel stören und sie würden stundenlang nicht zurückkommen. In Afrika oder im brasilianischen Pantanal fotografiert man überwiegend aus dem Auto. Die meisten meiner Bilder entstehen derzeit aus dem „Hide Hanco“. Das Versteck habe ich zusammen mit Marco, einem befreundeten Fotografen, vor fünf Mo naten gebaut. Nach langer Suche haben wir einen Platz bei einer Bauernfamilie erhalten, die selbst großes Interesse an Vögeln hat. Es befindet sich nicht allzu weit von zu Hause entfernt, und wir können gut für zwei oder drei Stunden fotografieren gehen. Für uns Fotografen war dies das Schönste, was uns passie ren konnte. Es gibt dort keine Seeadler, aber Bussarde, Falken und Milane.
Wie sind die gezeigten Bilder entstanden?
Die Aufnahmen sind von folgenden Orten: Aus Brasilien, Pantanal, dort habe ich unterwegs aus dem Auto oder zu Fuß fotografiert. In Ungarn bei Bence Mate und in Polen nahe von Kutno wurde in einem Hide ge arbeitet. Auf den Lofoten habe ich von einem fahrenden Schiff aus aufge nommen und vom Gemmipass im Wallis aus der Hand im offenen Ge lände fotografiert.
Was ist eine typisch schwierige Situation beim Fotografieren von Greifvögeln?
Im Februar 2017 war ich für drei Tage in Polen. Es war sehr kalt und windig, und ich wollte Seeadler im Schnee fotogra fieren. Am ersten Tag hat es bestens funktioniert. Am zweiten Tag mit Nebel hat es nicht so viel Spaß gemacht. Am dritten Tag war wieder Sonnenschein. Morgens, als es hell wurde, sah man die Silhouetten der Seeadler, doch kurz bevor man fotografieren konnte, flogen alle davon. Den ganzen Tag schien die Sonne, aber es war kein Seeadler in Sicht. Man kann sich vorstellen, wie die Stimmung langsam in den Keller ging, obwohl man immer mit so etwas rech nen muss. Nachmittags gegen vier Uhr kam plötzlich ein unerwarteter Gast: ein Steinadler. Wir konnten ihn noch eine gute halbe Stunde ausgiebig ab lichten. So gingen wir dann doch strahlend zurück ins Hotel, der Stein adler hatte den Tag gerettet.
Welche Teile Deiner Ausrüstung sind für Dich unentbehrlich?
In der Greifvogelfotografie ist man auf möglichst lange Brennweiten angewiesen, darum ist mein fixes 600-mm-Objektiv von großer Bedeutung und eine schnelle Kamera wie die Nikon D5.
Was machte Deine fotografische Arbeit aus?
Ich fotografiere bei 42 °C wie im Pantanal oder auch bei -15 C° letztes Jahr in Polen. Es gibt bei jedem Wetter sehr schöne Aufnahmen. Meistens arbeite ich mit Blendenautomatik, und alles andere wird manuell eingestellt, damit ich auch bei schlechten Lichtverhältnissen vernünftige Bilder erhalte. Blitz verwende ich nicht. Die Kameras sind immer besser geworden, vor ein paar Jahren war ISO1000 das Höchste der Gefühle. Heute gehe ich bis ISO10000, wenn es erforderlich ist. Fotografiert wird immer in RAW und meistens vom Stativ aus.
Wie bereitest Du ein Shooting vor?
Wenn ich nicht zu Hause fotografiere, ist es natürlich wichtig, dass man weiß, was man fotografieren möchte und was für Temperaturen man antrifft – dementsprechend stelle ich meine Sachen zusammen. Wenn ich mit dem Flieger unterwegs bin, ist dies für mich immer sehr schwierig, weil ich mich mit der Ausrüstung einschränken muss. Am liebsten mache ich mich aber mit dem Auto auf den Weg, denn da kann ich mehr Equipment mitnehmen. Zur Zeit besuche ich etwa sehr gerne Osteuropa mit dem Auto.
Bearbeitest Du Deine Aufnahmen nach?
Ich bearbeite die Fotos mit Lightroom und Photoshop, bin aber kein Spezialist. Grundsätzlich halte ich es so, dass ich fünf bis zehn Minuten an einem Bild arbeite. Klappt es nicht, verwerfe ich es, denn mir gefällt es viel besser, draußen zu fotografieren, als am PC Bilder zu bearbeiten.
Wie bist Du zum Fotografieren gekommen?
In den 80er- und 90er-Jahren habe ich eine größere Vogelzucht betrieben, zu der Papageien und Australische Großsittiche gehörten. Daher kommt meine Verbundenheit zu den Vögeln. Je größer ein Vogel ist, umso mehr fasziniert er mich. Seit nunmehr 14 Jahren fotografiere ich Vögel mit einer Leidenschaft, die stetig wächst.
Du hast Dich im Jahr 2003 in der fc registriert. Welchen Einfluss hat die fc auf Deine Fotografie?
Ich sehe mir immer wieder Bilder an, denn es gibt regelmäßig tolle Aufnahmen von Kollegen, bei denen man sich Gedanken macht, wie diese wohl entstanden sind. Leider zeigen nicht alle Fotografen die Exif-Daten, denn daraus kann man doch Etliches erahnen oder staunen, was da eingestellt wurde. Ich bin jedoch etwas schreibfaul und mache viel zu wenige Kommentare zu guten Bildern in der fc.
Hast Du fotografische Vorbilder, und wenn ja, welche?
Heute gibt es sehr viele gute Fotografen, aber ich habe ein Vorbild: Bence Mate aus Ungarn. Er macht Hammer-Aufnahmen, ist ein echter Tipp! Was mich aber ganz speziell fasziniert, ist sein Hide-Bau und wie er alles perfekt ausrichtet, damit das Licht stimmt, die Vögel auf derselben Höhe sind wie der Fotograf oder wie er seine Hides ausrüstet. Da Bence noch sehr jung ist, bin ich gespannt, was er in Zukunft noch alles bringt.