Huawei Mate 20
Drei Kameras, drei Brennweiten: Dieses Konzept überträgt Huawei vom Topmodell Mate 20 Pro auch auf das günstigere Mate 20. Zwar sind Auf lösung und Zoombereich des Mate 20 kleiner, doch das gilt auch für den Preis. Welches Mate ist der bessere Kauf?
Huawei erweitert sein Mate-Angebot um das günstigere Mate 20 mit ebenfalls drei Objektiven. Es hat immer 128 GB Speicher, aber wahlweise 4 oder 6 GB RAM. Der Preis startet bei 650 Euro, damit ist es rund 200 Euro günstiger als der große Bruder Mate 20 Pro. Das Mate 20 ist ca. 5 mm breiter als das Pro, hat aber dasselbe Gewicht und auch einen ebenso großen Akku. Das Display mit gleicher Auflösung nutzt ein IPS- statt eines OLED-Panels: So ist der Monitor etwas weniger hell, und die Farben erscheinen weniger kräftig. Die Rückseite des Mate 20 ist aus Kunststoff statt aus Glas gefertigt. Wie das Pro arbeitet auch das Mate 20 mit einer Nanocard-Speicherkarte.
Die Kameraausstattung
Das Grundkonzept mit einer Superweitwinkel-, einer (Haupt-)Weitwinkelund einer Telekamera bleibt erhalten. Allerdings löst die Weitwinkelkamera nur 12 statt 40 Megapixel auf. Der Sensor hat eine „normale“Farbfilter-Matrix mit Bayer-Pattern. Huawei macht zwar keine Angaben zur Sensorgröße, laut DevChek hat die Kamera aber 1,14 μm große Pixel und einen Cropfaktor von 7,6. Folglich muss die Hauptoptik einen 1/3,2-Zoll-CMOS haben. Die Optik ähnelt mit f1,8/3,95 mm der des Pro-Modells. Auf Kleinbild gerechnet beträgt ihre Brennweite 27 mm. Zusätzlich hat das Mate 20 ein Superweitwinkel mit f2,2/3,95 mm (17 mm KB) und 16 Megapixeln sowie ein Tele mit f2,4/3,95 mm (54 mm KB) und 8 Megapixeln. Der Zoomfaktor des Teles ist mit 2-fach um eine Stufe kleiner als beim Pro-Modell.
Die Autofokus-Systeme
Die Scharfstellung erfolgt bei Huawei mit Phasen-, Kontrast- und Laser-AF. Die gewählte Methode hängt vom Sensor ab. Im Pro-Modus bietet das Huawei Mate 20 mehrere AF-Modi als Optionen an: AF-C, AF-S und MF. Im Pro- und Foto-Modus ist mit dem Mate 20 die Trennung von AF- und Belichtungsmessung möglich. Die Gesichtserkennung klappt auch beim Mate 20 gut – die Personen wer
den zudem deutlich markiert angezeigt. Die Gesichtsverfolgung funktioniert ebenfalls zuverlässig, Sachobjekte kann man aber weiterhin nicht verfolgen.
Die Kamera-App
Die Foto-App des Mate 20 ist die gleiche wie im Mate 20 Pro – mit einer Fülle von Programmen: Blende, Nacht, Porträt, Foto,Video, Pro sowie ein weiteres Dutzend unter „Mehr“, darunter Panorama, Monochrome, HDR und die Möglichkeit, zusätzliche Modi nachzuinstallieren. Wir empfehlen die Verwendung des Pro-Modus mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten und unbedingt die Aktivierung der RAW-Funktion. Im ProModus blendet das Mate 20 eine weitere, dunkler unterlegte Leiste ein, die die regulierbaren Parameter anzeigt: Belichtungsmessmethode, Belichtungszeit und -korrektur, Empfindlichkeit, AFModus (AF-S, AF-C, MF) und Weißabgleich. Zusätzlich werden im Pro-Modus Symbole für Unterbelichtung und RAW eingeblendet. Wer mag, kann die Belichtung also manuell steuern oder den ISO-/Zeit-Shift wählen. Dann führt Huawei entweder die Zeit bei vorgewählter Empfindlichkeit oder den ISO-Wert bei gewählter Zeit nach. Die Optionen sind deutlich zahlreicher als bei der Konkurrenz. Schade, dass sich beim Wechsel ins Querformat nicht alle Symbole mitdrehen. Im Pro-Modus mit aktiviertem RAW wechselt man beim Zoomen von einer Kamera zur nächsten Kamera. Das funktioniert ohne Zwischenstufen und jeweils mit voller Auflösung. Der Zoomfaktor informiert darüber, welche Optik gerade aktiv ist: 0,6x steht für f2,2/3,95 mm (17 mm KB) mit 16 MP, 1x für die Hauptoptik mit f1,8/3,95 mm (27 mm KB) und 12 MP und 2x für f2,4/3,95 mm (54 mm KB) und 8 MP. Ist RAW nicht aktiv, arbeiten Foto- und Pro-Modus gleich und erlauben das Zoomen per Kamerawechsel (ZoomIcon) oder stufenlos entlang des vertikalen Strichs am rechten Displayrand oder mit zwei Fingern. Bei jedem Modul bietet Huawei drei Qualitätsstufen
für die Auflösung. Beim Wechsel von Kamera zu Kamera behält das Mate 20 die eingestellte Auflösungsstufe bei. Ist beim Weitwinkel also die maximale Auflösung eingestellt, wird auch die Tele-Optik mit der maximalen Auflösung aufnehmen – selbst dann, wenn man digital zoomt. In diesem Fall rechnet das Mate 20 die Bildpunkte hoch. Wenn RAW nicht aktiv ist, verwendet das Mate 20 bei wenig Licht trotz Zoomfaktor 2x häufig die Hauptoptik – die gecroppte Aufnahme wird dann wieder hochgerechnet.
Die Bildqualität
DNG im Weitwinkel Mit dem 40er-Modul des Mate 20 Pro kann die Hauptkamera des Mate 20 bei gutem Licht nicht konkurrieren. Der Unterschied bei der Auflösung ist zu groß. Aber mit der 12-MP-Konkurrenz wie dem Pixel 3 XL ist die Abbildungsleistung vergleichbar: Das Mate 20 liefert stellenweise einen Tick mehr Auflösung als zum Beispiel das Pixel 3 XL, zeigt aber auch etwas mehr Rauschen. Beide Kameras stimmen RAWs zudem unterschiedlich ab: Huawei farbiger und schärfer, Google etwas flauer und softer. Bei nachlassendem Licht steigt das Rauschen beim Mate20 schneller, und es verliert zunehmend den Anschluss an das Pixel, dessen Bilder länger das hohe Niveau halten können.
Auf der anderen Seite gilt: Je weniger Licht, desto stärker nähert sich die Leistung des Mate 20 dem Pro-Modell an. Denn das Mate 20 Pro muss aufgrund der kleineren Pixel stärker gegen das Rauschen vorgehen, was auf Kosten der Auflösung geht. Auch wenn die Sensorauflösung der Superweitwinkeloptik im Mate 20 unter der des großen Bruders liegt, kann das Mate 20 Pro nur selten nennenswerte Vorteile daraus ziehen – am ehesten noch bei Fotos, die aus kurzer Distanz aufgenommen wurden. Wiederum sind die Unterschiede nicht groß. Bei größerer Entfernung relativieren sie sich noch stärker. Wie schon beim Mate 20 Pro, trübt auch hier das intensivere Rauschen den Eindruck der Superweitwinkel-DNGs. Beide Geräte stimmen ihre Superweitwinkel-RAWs sehr ähnlich ab. JPEG im Weitwinkel Die Abstimmung der JPEGs aus der Hauptkamera fällt beim Mate 20 relativ hart aus. Kontrast- und Schärfeanhebung sind größer als z.B. beim Pixel, beim iPhone oder auch beim Mate 20 Pro. Rauschen wird effizient erkannt und entfernt. Doch mit steigender Empfindlichkeit geschieht dies zunehmend auf Kosten von Details und hinterlässt vermehrt unschöne Spuren. Die JPEG-Verarbeitung der Superweitwinkeleinheit ist deutlich aggressiver
als bei der Haupt- und Teleoptik eingestellt. Das war auch beim Mate 20 Pro schon festzustellen. Trotz aller Übertreibungen ist sie aber etwas weicher als beim Pro-Modell, die Bilder zeigen wiederum teilweise einen Aquarelleffekt. Unterm Strich rechnet auch das Mate 20 viele Strukturen aus der Superweitwinkel-Aufnahme heraus – das gilt umso mehr, je weniger Licht beim Fotografieren zur Verfügung steht. DNG und JPEG im Tele Statt eines optischen 3-fach-Zooms wie das Mate Pro hat das Mate 20 nur ein 2-fach-Zoom zu bieten. Doch auch mit dem engeren Brennweitenbereich ist die Teleoptik – die eigentlich eine Normalbrennweite mit 54 mm KB ist – ein Gewinn. Das gilt besonders für Aufnahmen bei gutem Licht, etwa für Porträts. Mit schwindendem Licht werden die Unterschiede kleiner, auch die Teleoptik hat mit Rauschen zu kämpfen und ist zudem lichtschwächer. Dann hängt es von der Aufnahmesituation ab, ob Tele oder Hauptoptik die bessere Wahl ist. Ähnlich wie im Mate 20 Pro stimmt Huawei auch im Mate 20 die JPEGs der Teleeinheit schonender ab. Die üblichen Optimierungseffekte sind zurückhaltender dosiert und fallen ausgewogener aus. Auch beim Tele wird das Rauschen effektiv entfernt, bei höheren ISO-Werten verschwinden aber auch erwartungsgemäß mehr Details.