Detlev Motz bespricht Leserfotos
Ob Tierporträt oder perfektes Stillleben: ohne Geduld gelingen keine guten Fotos. Einfühlungsvermögen, eine ruhige Hand, ein Pinsel für den Staub – Detlev Motz zeigt anhand von Bildern, was man für den goldenen (Schnapp-)Schuss braucht.
Diesmal widme ich mich zwei völlig verschiedenen Motivbereichen. Das Tierporträt und das Stillleben haben aber trotz aller Gegensätze eines gemeinsam: Für beides ist beim Fotografieren viel Geduld nötig. Beim Shooting mit der Katze kann einein ziger Schritt zu viel ein jähes Ende setzen. Denn vor allem bei fremden Katzen ist der Fluchtreflex sehr ausgeprägt. Ich habe das Glück, dass fast alle Katzen mich interessiert mustern statt Reißaus zu nehmen. Allein dieser Umstand hat dieses Porträt möglich gemacht. Trotzdem wurde es erst durch die Nachbearbeitung sehenswert. Gerade Katzenbilder gibt es ja endlos viele in den sozialen Medien, die Zahl geht in die Millionen. Wer für sein Katzenfoto „Likes“ernten möchte, muss schon ein stimmungsvolles Bild liefern – und da gehören seelenvolle Katzenaugen einfach dazu. Mit einem SWPorträt ist man auf der Erfolgsspur. Ebenso anspruchsvoll sind aber auch Stilllifes, die zum Beispiel zu Wettbewerben in großer Zahl eingesandt werden. Klemens Kordt hatte nicht genügend Geduld für die perfekte Aufname. Für ein stimmungsvolles GemüseStillleben hätte er das Vesperbrett nicht ganz so vollpacken sollen, und es fehlt eine schlüssige Farbgestaltung. Für meinen Geschmack ist das Messer nicht ideal gewählt: Es wirkt nicht sehr fotogen, und mit einem solchen Messer schneidet sicher niemand Zwiebeln. Plakativer wären z.B. nur die Zwiebeln mit einem geeigneten Messer und vor passendem Hintergrund gewesen. Denn das Grau wirkt nicht sehr einladend, obwohl es neutral ist. Als Beleuchtung wäre ein Spot besser gewesen. Er hätte das Gemüse stärker betont und dem grauen Unter grund die Dominanz genommen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man zudem an den Tomaten im Hintergrund Retusche fehler. Hier wollte der Fotograf die Wassertropfen entfernen. Die etwas zu brave Beleuchtung inVerbindung mit der fehlerhaften Retusche und der eintönigen Farbgestaltung würde in einem Wettbewerb wahrscheinlich das Aus der an sich guten Bildidee bedeuten.