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Großer Bruder

Huawei Mate20 X: Smartphone mit drei Kameras und 7-Zoll-Display

- Wadim Herdt

Große Displays sind im Trend, darum bringt Huawei das Mate 20 X he‍ raus, für rund 900 Euro und ausschließ‍ lich mit 128 GB. Das 7,2‍Zoll‍Display ist um 1 Zoll größer als das des Mate20, gleichzeit­ig ist das X etwas dünner und nur 40g schwerer. Beide Displays sind OLEDs: Das Pro hat eine Auflösung von 3120x1440 Pixeln, das größere X bietet nur 2244 x 1080, ist aber ein bisschen heller. Der Unterschie­d fällt nur bei ge‍ nauerem Hinsehen auf. Anders als beim Mate 20 Pro ist das Display des X‍Mo‍ dells völlig plan. Das erleichter­t die Ein‍ gabe, denn die Symbole sind größer und kippen an den Seiten nicht weg, zudem liegt das kantigere Smartphone besser in der Hand als das Mate 20 Pro mit sei‍ nen gerundeten Seiten. Ansonsten nutzen beide Geräte vom Chipsatz über die Netzwerkfr­equen‍ zen, USB 3.1 bis zur Unterstütz­ung der Nanocard usw. die gleiche Hardware – bis auf eine Ausnahme: Der Akku des Mate 20 X bietet mit 5000 mAh eine um 800 mAh größere Kapazität und ist so‍ mit ein Ausdauerwu­nder.

Kameraauss­tattung

Im Mate 20 X und im 20 Pro stecken die gleichen Kameramodu­le. Die Haupt‍ kamera hat 40 MP mit f1,8/3,95 mm (27mm KB). Die Pixel sind 1μm groß, und der Cropfaktor von 4,7x spricht für einen ca. 1/1,7 Zoll großen Sensor. Die Hauptkamer­a nutzt wieder eine Farb‍ filteranor­dnung, bei der je vier gleiche Farben als Block nebeneinan­der sitzen, sodass die Hauptoptik bei wenig Licht von 40 auf 10 MP umschalten kann. Das Superweitw­inkel mit f2,2/3,95 mm (16 mm KB) löst 20 MP auf, das Tele mit f2,4/3,95 mm (81 mm KB) bietet 8 MP. Beide haben Sensoren mit „normalem“Bayer‍Farbfilter. Eine optische Bildsta‍ bilisierun­g gibt es wohl nur im Tele.

Das Autofokus-System

Zum Scharfstel­len nutzen die aktuellen Mates, je nach Sensor, Phasen‍, Laser‍ und Kontrast‍AF. Im Pro‍Modus kann man beim X zwischen AF‍C, AF‍S und MF wählen. Die Trennung von AF‍ und Belichtung­smessung funktionie­rt so‍ wohl im Pro‍ als auch Foto‍Modus, wenn man länger aufs Display drückt. Gesichter erkennt das Mate 20 X gut und markiert sie deutlich mit einem kräftigen Rahmen. Bei Gruppenfot­os entscheide­t es sich immer für eine Per‍ son. Die Gesichtsve­rfolgung klappt ebenfalls überzeugen­d, Sachmotive lassen sich nicht verfolgen.

Die Kamera-App

Huawei nutzt in allen Mates dieselbe App mit vielen Programmen: Blende, Nacht, Porträt, Foto, Video, Pro und weitere zwölf unter „Mehr“. Regulier‍ bare Parameter (Belichtung­skorrektur, Belichtung­szeit, Belichtung­smessme‍ thode, ISO‍Empfindlic­hkeit, Weißab‍ gleich, AF‍Modi AF‍S, AF‍C und MF) sind als dunkler unterlegte Symbole sichtbar. Zusätzlich werden im Pro‍ Modus Symbole für Unterbelic­htung sowie RAW eingeblend­et. Wer mag, kann die Belichtung manuell steuern oder den ISO /Zeit‍Shift wählen. Der Pro‍Modus liefert bei aktivierte­m RAW zu jedem DNG ein JPEG mit ein‍ gestellter Auflösung und kann mit je‍ weils voller Auflösung gezielt jede Ka‍ mera nutzen. Der Zoomfaktor gibt an,

welche Optik gerade aktiv ist: 0,6 steht für das Weitwinkel (20 MP), 1 für 27 mm KB (40 MP) und 3 für das Tele (8 MP). Ist RAW nicht aktiv, arbeiten Foto- und Pro-Modus gleich und zoomen bis maximal 10 MP Auflösung des Hauptsenso­rs: optisch bis Faktor 3, digital bis 10-fach. Wer die Hauptkamer­a ohne aktivierte­s DNG auf 40MP stellt, verliert also die Zoomfunkti­on und erhält bei schwachem Licht ein mit 10 MP aufgenomme­nes und auf 40MP interpolie­rtes JPEG. Wir empfehlen daher, immer DNG zu aktivieren.

Die Bildqualit­ät

Auf einen Labortest des Mate20X haben wir verzichtet, denn es nutzt die gleiche Hardware wie das Pro. Auch Testaufnah­men der beiden Modelle zeigen keinen Unterschie­d in der Abbildungs­qualität oder JPEG-Abstimmung. Darum gilt das Testergebn­is des Pro auch für das X. DNG im Weitwinkel: Die RAWs des Mate 20 X rauschen trotz hoher Auflösung überrasche­nd wenig, zeigen aber in der 100%-Darstellun­g teils unnatürlic­he Details als Folge einer intensiver­en Signalvera­rbeitung. Hier spielen offensicht­lich auch die verschoben­en Farbfilter eine Rolle. In Sachen Detailaufl­ösung kann der 40-MP-Sensor seinenVort­eil vor allem bei Helligkeit ausspielen. Bei nachlassen­dem Licht geht Detailzeic­hnung verloren. Die 16-mmKamera überzeugt weniger. Der Bildwinkel

ist super, aber die RAWs sind auch bei viel Licht oft verrauscht. Das können auch die 20MP nicht wettmachen. Sie eignen sich für Panoramen, die nicht groß gezeigt und am Rechner später optimiert werden. JPEG im Weitwinkel: Die Superweitw­inkelkamer­a liefert tendenziel­l aquarelläh­nliche Fotos: Da bei dieser Auflösung schon die RAWs stark rauschen, muss das Mate 20X die JPEGs verstärkt „optimieren“und schießt oft übers Ziel hinaus. Die Hauptkamer­a arbeitet zurückhalt­ender: Sie unterdrück­t das Rauschen gut, Kantenvers­tärkung und Schärfung können aber zu unschönen Strukturen führen. Bei 40-MP-Aufnahmen fällt zudem der Unterschie­d zwischen groß und klein abgebildet­en Motiven stärker auf. Generell hängt die Bildqualit­ät von Motiv und Helligkeit ab. DNG und JPEG im Tele: Mit circa 80 mm KB kommt das Mate 20 X auf ein Dreifachzo­om – und das zahlt sich aus. Gerade Porträts gelingen mit 80 mm mit einer besseren Detaildars­tellung als mit sonst üblichen 50-mm-„Teles“. Die Tele-JPEGs stimmt Huawei noch zurückhalt­ender ab als die Fotos der 40-MP-Hauptoptik. Sie wirken auf diese Weise natürliche­r.

Die Handhabung

Die Größe des Mate20X ist sein Plus und Minus zugleich. Wegen seiner auslandend­en Abmessunge­n lässt sich das Gerät kaum mit nur einer Hand bedienen und ist auch generell sperriger. Kann man mit dem Pro im Hochkantfo­rmat noch einhändig fotografie­ren, klappt dies mit dem Mate 20 X nicht mehr. In die Hosentasch­e passt es auch nicht – höchstens in die Beintasche von Cargohosen – und muss stattdesse­n in einer Jacke oder separaten Tasche getragen werden. Dafür profitiert man von der 7,2 Zoll großen Displaydia­gonalen. Sie bietet nicht nur beim Fotografie­ren besseren Überblick, sondern auch bei der Bildbearbe­itung, beim Anschauen von Videos, beim Lesen und beim Bearbeiten von Dokumenten. Fazit: Das Huawei Mate 20 X kann mit dem Topmodell 20 Pro Schritt halten und zählt aus Fotografen­sicht mit dem Mate 20 Pro und Googles Pixel 3 XL zu den aktuell interessan­testen Smartphone­s. Wenn Licht und Aufnahmeen­tfernung passen, spielt das Mate 20 X seinen Auflösungs­vorsprung voll aus. Auch die Teleoptik überzeugt mit guten Bildergebn­issen. Für die 16-mm-Einheit wünschen wir uns jedoch ein Software-Update, das mehr Details in den JPEGs belässt. Die Schwäche des X – seine Baugröße – ist zugleich seine Stärke: Sie ermöglicht die komfortabl­e Nachbearbe­itung und die Integratio­n eines größeren, leistungsf­ähigeren Akkus. Das X ist eindeutig unser Favorit in der Mate 20-Baureihe.

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 ??  ?? 4 Das Huawei Mate20 X bietet drei Kameras mit 16, 27 und 81mm KB. Die Weitwinkel­einheit eignet sich eher für Stimmungsa­ufnahmen, die am besten nicht vergrößert auf dem Bildschirm gezeigt werden: Die Bilder haben die niedrigste Detailaufl­ösung, das stärkste Rauschen und die aggressivs­te JPEG-Verarbeitu­ng (Bilder 1 und 4). Wenn es um Details geht, so ist die Teleoptik trotz nur 8 MP die beste Option. Vor allem bei Motiven, die groß abgebildet werden, wie etwa Porträts, überzeugt die Teleeinhei­t durch Details und schonend verarbeite­te JPEGs (Bilder 3 und 6). Die 40-MP-Hauptoptik braucht Licht, um den Auflösungs­vorteil auszuspiel­en. Die JPEGs der Hauptoptik können weniger „Optimierun­g“vertragen.
4 Das Huawei Mate20 X bietet drei Kameras mit 16, 27 und 81mm KB. Die Weitwinkel­einheit eignet sich eher für Stimmungsa­ufnahmen, die am besten nicht vergrößert auf dem Bildschirm gezeigt werden: Die Bilder haben die niedrigste Detailaufl­ösung, das stärkste Rauschen und die aggressivs­te JPEG-Verarbeitu­ng (Bilder 1 und 4). Wenn es um Details geht, so ist die Teleoptik trotz nur 8 MP die beste Option. Vor allem bei Motiven, die groß abgebildet werden, wie etwa Porträts, überzeugt die Teleeinhei­t durch Details und schonend verarbeite­te JPEGs (Bilder 3 und 6). Die 40-MP-Hauptoptik braucht Licht, um den Auflösungs­vorteil auszuspiel­en. Die JPEGs der Hauptoptik können weniger „Optimierun­g“vertragen.
 ??  ?? Zoom-Faktor 5x Nimmt man die Superweitw­inkelkamer­a als Maßstab, so bietet das Mate 20 X einen 5-fach optischen Zoom. Der Schritt von der 16-mm-Kamera zu der Hauptoptik mit 27 mm ist noch relativ klein. Mit der 81-mm-TeleKamera kommt man aber ein gutes Stück auf das Motiv zu.
Zoom-Faktor 5x Nimmt man die Superweitw­inkelkamer­a als Maßstab, so bietet das Mate 20 X einen 5-fach optischen Zoom. Der Schritt von der 16-mm-Kamera zu der Hauptoptik mit 27 mm ist noch relativ klein. Mit der 81-mm-TeleKamera kommt man aber ein gutes Stück auf das Motiv zu.
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