„Immer ist dabei Körperkontakt im Spiel“
Einmal Schmetterlinge, einmal Haie: Das sind zwei sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Wie bist Du dazu gekommen?
Da muss ich ausholen: Als gestandener Extrembergsteiger liebte ich die Herausforderung, mich in jeder Situation ruhig zu verhalten, liebte aber über alles auch die Naturbetrachtung. Beiden Elementen begegne ich nun als Fotograf wieder intensiv. Eine Begegnung mit einem Hai hat etwas mit der Bewältigung einer Schlüsselstelle im Fels zu tun: eine klare Überlegung, das Einschätzen der Situation und ruhig bleiben. Ich mag die Nähe zu den Haien, die oft keine Berührungsängste zeigen. Andererseits sind es die lieblichen Schmetterlinge, die einen feinen Umgang zulassen und oft auf meinen Händen oder auf meinem Kopf Ansitz nehmen. Zufall? Nein, denke ich, denn wer versucht, die Schmetterlinge zu verstehen, der bringt das nötige Gefühl mit, den Haien zu begegnen.
Wo sind die Bilder entstanden?
Die Schmetterlingsmakros entstehen sozusagen vor meinem Haus in der nahen und weiteren Umgebung von Ladir, Graubünden in der Schweiz. Oft arbeite ich aber auch im Bereich der Rheinschlucht von Valendas/Versam und den umliegenden Talgebieten. Da brauche ich nicht weit zu gehen und habe den Vorteil, dass ich in den Bergen die Vegetationsstufen nutzen kann. Die Haibilder sind auf meinen Tauchreisen zu den Azoren, in Südafrika, auf den Bahamas (Tigerbeach) und im östlichen pazifischen Ozean (Socorro, Galapagos und Malpelo) entstanden.
Wie entwickelst Du Deine Bildideen?
Der künstlerische Grundgedanke bei der Gestaltung eines Bildes hängt stark von der Art der Wildlife-Begegnung mit meinen „Modellen“ab und davon, wie viel Zeit und Nähe sie mir für meine Aufnahmen gönnen. Bei Schmetterlingsmakros mag ich den Einbezug der Ansitzpflanze, dazu das Hintergrund-Bokeh. Haifotografien sind wiederum Momentaufnahmen, meist geht es um entscheidende Sekunden bei der Bildauslösung. Da ich ausnahmslos extreme Weitwinkelobjektive verwende, ist der richtige Auslösemoment quasi Match-entscheidend. Fazit: Die Entwicklung von Bildideen ist ein fortdauernder Prozess, der sich mit der Erfahrung verfeinert.
Wie bereitest Du ein Fotoshooting vor?
Ein Unterwasser-Shooting mit Haien kann so unterschiedlich sein wie nur irgendwas. Immer muss vorher aber eine minutiöse Wartung am Foto- und Tauch-Equipment erfolgt sein, damit im richtigen Moment alles tadellos funktioniert! Es ist ein Zusammenspiel von körperlicher und mentaler Bereitschaft und Technologien, die zu guten Aufnahmen bei Begegnungen mit Haien führen. Ganz anders bei Schmetterlingsaufnahmen. Da spielen das Wetter, die Temperatur und die Lichtbedingungen extrem mit. Oft schaue ich frühmorgens aus meinem Fenster und merke: Heute ist der Schmetterlingstag! Ich bevorzuge dabei die frühen Morgenstunden. Öfters habe ich einen Diffusor oder auch einen Hintergrundaufheller mit auf meiner Makrotour.
Was machte Deine fotografische Arbeit aus?
Bei Haiaufnahmen bevorzuge ich, wenn irgend möglich, den Miteinbezug des natürlichen Lichtes. Das heißt, ich arbeite an der Wasseroberfläche, was aber mit Haien nicht ungefährlich ist und größte Konzentration und Reaktionsbereitschaft erfordert. Als Beispiel können einige meiner Blauhaifotos aus den Azoren dienen. Immer ist dabei Körperkontakt im Spiel! Bei Schmetterlingsmakros ist das Shooting selbst wesentlich entspannter: Zuerst muss ein lohnendes „Model“gefunden werden. Dann die Entscheidung, abgeschattet mit Diffusor zu fotografieren oder nicht. Muss der Hintergrund aufgehellt werden? Ich arbeite meist mit Available Light und wenn mit Kunstlicht, dann nur mit einer leistungsverstellbaren Lampe. Möchte ich den Schmetterling in einer Gesamtkreation darstellen mit Einbezug der Ansitzpflanze/Blüte, so arbeite ich oft mit Blende 4 bis 5,6. Das erzeugt bei genügend Abstand eine gute Freistellung und ein attraktives Bokeh. Bei größerer Nähe zum Model vergrößert sich die Blendenzahl bis ca. Blende 12. Der ISO-Wert liegt zwischen 100 und 400, selten höher und die Belichtungszeit nicht unter 1/125 s, da ich zu 90 Prozent Freihand aufnehmen. Sonst verwende ich ein Stativ.
Was war eine ganz besondere Herausforderung für Dich?
Da wäre die Haiaufnahme „Blauhaie frontal (Azoren)“, die es speziell zu erwähnen gilt. Die Blauhaie tummelten sich bei einer Brennweite von nur 15 mm vor dem Dome Port meiner Unterwasserkamera und drehten mir diesen mit ihren Flossen fast vom Kameragehäuse weg. Da hieß es: Finger schön eng am Gehäuse lassen und volle Konzentration!
Das klingt wirklich riskant! Und was machst Du letztlich mit Deinen Bildern?
Nichts, absolut nichts! Meine Bilder stelle ich zu einem kleinen Bruchteil in der fotocommunity ein und freue mich am Gedankenaustausch und wenn es Sterne gibt im anspruchsvollen deutschen Voting. Das Beste an meinen Bildern ist meine völlige Unabhängigkeit von ihnen. Ich zeige sie gerne jenen, die wirkliches Interesse und Freude haben. Das bereitet auch mir Freude. Über die fc habe ich Menschen kennengelernt, die heute meine Freunde sind. Naturbilder sind für mich wohl datiert. Gute Bilder aber sind zeitlos.