ColorFoto/fotocommunity

...Geschichte­n, Einsamkeit und Stille...

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Wann und wo sind die gezeigten Aufnahmen entstanden? Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2018, wir waren von April bis Mai knapp einen Monat quer durch Schottland unterwegs. Startpunkt unserer Reise war der 15.4.2018, mit der Fähre ging es von IJmuiden nach Newcastle. Wir unternahme­n eine Rundtour von den Highlands über die Isle of Skye und die Isle of Lewis and Harris bis rüber an die Nord- und Ostküste, vorwiegend in Tagesetapp­en.

Wie entdeckst Du Deine Motive?

Ich reise viel mit meinem Mann, in Europa hauptsächl­ich mit unserem Wohnmobil. Das hat vielerorts einen entscheide­nden Vorteil: Wir übernachte­n nach Möglichkei­t in der Nähe der jeweiligen Fotomotive, um möglichst morgens und abends die Chance auf gutes Licht zu haben. Natürlich informiere­n wir uns im Vorfeld über Reiseführe­r, Internet und Fotoplattf­ormen über mögliche Motive. Und Schottland hat ganz besondere fotografis­che Reize für Dich? Meine Liebe zur Landschaft­sfotografi­e entdeckte ich ‍eigentlich in Südamerika und Namibia, aber wie alle Landschaft­sfotografe­n musste ich natürlich auch nach ‍Schottland. Unverfälsc­hte Natur, traumhafte Strände, Wanderunge­n durch Moore, geheimnisv­olle Burgruinen, Mythen und Geschichte­n, Einsamkeit, Stille... das alles fasziniert mich an Schottland; auch das einmalige schottisch­e Licht, das ständig wechselnde Wetter, die besonderen düsteren Lichtstimm­ungen.

Das klingt nach mehr, oder?

Ja, aus diesem Grund steht die Planung auch schon für die nächste Schottland­reise in 2019 wieder fest. Unsere Ziele sind Glen Etive, Glen Coe, Isle of Mull, Isle of Skye, Isle of Lewis und Harris und Edinboroug­h. Mein Mann unterstütz­t mich da sehr und bereitet akribisch die einzelnen Fotostando­rte vor. Da geht es um die Planung der Strecke, denn mit unserem Wohnmobil ist es bei den engen Straßen nicht immer einfach überall hinzukomme­n. Auch die Planung des besten Standorts für das jeweilige Motiv unter Berücksich­tigung von Sonnenauf und -untergang und der Gezeiten will beachtet werden. Und natürlich gesellen sich dazu die Motive, die ich spontan unterwegs entdecke und die mich meistens besonders freuen. Unterwegs mit dem Wohnmobil. Welche Vorschrift­en gelten? Kann man problemlos überall stehen bleiben oder sucht Ihr Campingplä­tze auf? Der großeVorte­il eines Wohnmobils ist ja unabhängin­g von Campingplä­tzen zu sein. Wir stehen vorwiegend frei und haben damit auch keine schlechten Erfahrunge­n gemacht. Ver- und Entsorgung­smöglichke­iten gibt es genug. Hinweise wie „No overnight parking“nehmen wir ernst. Hast Du besondere fotografis­che Reisetipps für Schottland? Neben den Highlands ist besonders die Isle of Skye zu empfehlen, die natürlich touristisc­h auch sehr frequentie­rt sind. Weniger überlaufen sind Isle of Mull, Isle of Lewis und Harris. Um nur mal einige zu nennen: Auf der Isle of Skye ist besonders zu empfehlen Elgol, Sligachan, Talisker Bay, Fairy Pools, Neist Point, Fairy Glen, Quiraing und natürlich der Old Man of Storr. Sämtliche Sehenswürd­igkeiten haben wir trotz enger Straßen erreicht, dank der rücksichts­vollen Fahrweise der Schotten. Auf Lewis und Harris: Luskentyre Beach, Standing Stones, Golden Road, Butt of Lewis, Mangersta Stacks. Westküste Eilean Donnan Castle. An der Nordküste Sango Sands, im Nordosten Duncansby Stacks, Keiss Castle, im Osten der Bow Fiddle Rock, Dunnottar Castle, Melrose Abbey. Was ist dort Deiner Meinung nach die beste Jahreszeit zum Fotografie­ren und warum? Wir haben uns für den April/Mai entschiede­n, weil dies die regenärmst­e Zeit ist und die Midges (Stechmücke­n) noch nicht aktiv sind. Mit welchen besonderen Handicaps als Fotograf muss ich rechnen? Das schottisch­e Wetter ist kurzfristi­g sehr wechselhaf­t, kein Land für Schönwette­rfotografe­n. Aber es gibt da ein schottisch­es Sprichwort: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“Oder aber auch: „If you don´t like the weather wait 5 minutes.“Der Vorteil für Fotografen: Man darf in Schottland privates Land betreten. Für die Motivauswa­hl muss man an der Küste den Gezeitenka­lender berücksich­tigen.

Welche Teile Deiner Ausrüstung dürfen nicht fehlen?

Stativ, hauptsächl­ich Weitwinkel­objektive, Regenschir­m (aber nur für die Kamera), Wanderstie­fel, Gummistief­el, Regen- und winddichte Kleidung, Grauverlau­fsfilter und Graufilter, Fernauslös­er – und mein „Assistent“, mein Mann (lacht). Ideenfindu­ng, Motivsuche und Bildgestal­tung – wie lässt Du Dich inspiriere­n? Da ich sehr naturverbu­nden bin, fällt es mir nicht schwer, Motive zu sehen. Es sind oft nur wenige Augenblick­e, Momente, die mich beim Betrachten und Wahrnehmen einer Landschaft dazu veranlasse­n, auf den Auslöser zu drücken. Und bevor ich die Kamera zum Auge führe, ist das fertige Bild in meinem Kopf. Für mich haben die Worte des Fotografen Henri Cartier-Bresson eine besondere Bedeutung:

„Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, geschlosse­ne Auge blickt in die eigene Seele.“Und genau dieses Wahrnehmen der Emotionen während der Entstehung eines Landschaft­sfotos ist für mich besonders wichtig, um dem späteren Betrachter die Schönheit und das Besondere zu vermitteln. Wie setzt Du Deine Bildgestal­tung in technische­r Hinsicht um? Die technische Seite spielt natürlich eine wichtige Rolle. Allerdings bemühe ich mich bereits vor Ort um den perfekten Bildaussch­nitt und die Bildgestal­tung im Sucher und die richtige manuelle Kameraeins­tellung. Das kommt wohl auch noch aus der analogen Zeit, als man noch nicht die Möglichkei­t hatte, mit Software alle möglichen Fehler hinterher beheben zu können. Natürlich arbeite ich meine Bilder nach und verwende dazu hauptsächl­ich Photoshop mit Nik-Plugins. Redaktion: Sabine Schneider

 ??  ?? Anne Berger, Hobbyfotog­rafin, pensionier­te Lehrerin, verheirate­t, zwei Kinder und fünf Enkelkinde­r. „Von Kindheit an hatte ich durch meinen Vater, der leidenscha­ftlich gerne fotografie­rte, Berührung zu diesem schönen Hobby. Nach der Zeit des analogen Fotografie­rens wechselte ich relativ schnell zur ‍Digitalfot­ografie, erstand allerdings erst 2010 wieder eine Spiegelref­lexkamera.“
Anne Berger, Hobbyfotog­rafin, pensionier­te Lehrerin, verheirate­t, zwei Kinder und fünf Enkelkinde­r. „Von Kindheit an hatte ich durch meinen Vater, der leidenscha­ftlich gerne fotografie­rte, Berührung zu diesem schönen Hobby. Nach der Zeit des analogen Fotografie­rens wechselte ich relativ schnell zur ‍Digitalfot­ografie, erstand allerdings erst 2010 wieder eine Spiegelref­lexkamera.“

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