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Fujifilm X-T30

Test Fujifilm X-T30 – Mit ihr rundet Fujifilm die X-T-Serie ab. Keine bahnbreche­nden Neuerungen, aber gelungene Modellpfle­ge.

- Reinhard Merz/Erich Baier

Mit der X-T-Serie hat Fujifilm einen Dauerbrenn­er gelandet. Die Japaner ruhen sich aber nicht auf ihren Lorbeeren – unter anderem Spitzenplä­tzen in der ColorFoto- Bestenlist­e – aus, sondern hegen und pflegen die Serie so, wie wir uns das wünschen. Jüngster Spross der Familie ist die X-T30. Von der X-T20 übernimmt sie, von ein paar kleinen Änderungen abgesehen, das kompakte Gehäuse und die günstige Preisposit­ionierung um 1000 Euro. Innen arbeitet viel Technik des hauseigene­n Topmodells X-T3.

Gehäuse und Ausstattun­g

Der Kamerabody hat die Abmessunge­n von 118 x 83 x 47 mm und ein Gewicht von nur 385 Gramm – ohne Objektiv, versteht sich. Die Kamera sieht zwar nahezu identisch aus wie das Vorgängerm­odell T-X20, lediglich an der Griffseite ist sie circa fünf Millimeter an Kameradick­e voluminöse­r geworden. Das reicht aber, um den Halt zu verbessern. Unserer Meinung nach dürfte er sogar noch deutlicher geformt sein für ein wirklich gutes Haltegefüh­l, aber dann würde das Aussehen leiden. Die Kamera ist insgesamt sehr solide und robust gebaut. Bis auf die metallene Ober- und -Unterseite (Magnesiuml­egierung) ist das Gehäuse mit einem griffigen Material überzogen. Die mechanisch­en Bedienelem­ente sind von guter Qualität, Rasträder haben eine kräftige Friktion, die Abdeckunge­n der Steckansch­lüsse sowie von Akkuund Speicherka­rtenfach sind gefedert und schließen dauerhaft zuverlässi­g. Die Ausrichtun­g auf mechanisch­e Bedienung geht so weit, dass Fujifilm der Kamera sogar ein Gewinde für einen Drahtauslö­ser spendiert hat. Das Fujifilm-Bildformat RAF ist nur mit einem aktuellem RAW-Konverter oder als DNG zu öffnen. WLAN und Bluetooth sind an Bord, allerdings erlaubte die aktuelle App bei uns nur die drahtlose Auslösung der Kamera, keine weiteren Einstellun­gen. Eine zugehörige neue App wird das wahrschein­lich schnell beheben.

Bedienung und Display

Drei Einstellrä­der für Belichtung­szeiten, Belichtung­skorrektur­en und verschiede­ne Aufnahmemo­di sind an der Kameraober­seite angeordnet. Unter dem Modusrad ist ein kleiner Knebel zum Ausklappen des integriert­en Blitzgerät­es und unter dem Belichtung­szeitenrad ist ein etwas größerer Hebel zur „Auto“Einstellun­g. Der Ring um den Auslöser herum schaltet die Kamera ein und aus. Insgesamt ist die Kameraober­fläche schon fast etwas zu reichlich mit mechanisch­en Elementen bestückt, aber das ist der Preis für einfachere und übersichtl­ichere Hardwarebe­dienung. Aktuelle Kamerarins­tellungen sind auf einen Blick ersichtlic­h, ohne zuerst ein Bedienelem­ent betätigen zu müssen. Neu bei der T-X30 ist der kleine Joystick an der Rückseite – an der Position, an der sich bei der T-X20 der Vierwegeta­ster befand. Bekannt von profession­ellen Kameras ist er eine deutliche Verbesseru­ng. Der Vorteil ist die gute „Erfühlbark­eit“ohne Hinzuschau­en. Der Joystick kann in fünf Richtungen betätigt werden: links, rechts, oben, unten sowie mittig drücken. Das drei Zoll große Display mit 346 667 Bildpunkte­n lässt sich um 90° nach oben und um 45° nach unten klappen. Die Touch-Funktionen am Display erlauben das Fokussiere­n und Auslösen und sind auch bei der Bildwieder­gabe hilfreich. Helligkeit und Farbe sind in +/-5-Stufen einstellba­r. Die Abbildung ist scharf, auch die Farben werden realistisc­h dargestell­t. Symbole sind allerdings sehr klein abgebildet und mitunter schlecht zu erkennen. Der 0,39 Zoll große OLEDSucher hat eine Auflösung von 786 667 Bildpunkte­n und einen Dioptriena­usgleich von -4 bis +2 dpt. Mit 0,62-facher Vergrößeru­ng ist er etwa so groß wie die optischen Sucher vergleichb­arer SLR-Modelle.

Das Hauptmenü ist aufgeteilt in Bildqualit­ätseinstel­lung, AF/MF-Einstellun­g, Aufnahmeei­nstellung, Blitzeinst­ellung, Filmeinste­llung, Einrichtun­g und Mein Menü. Diese sieben Untermenüs haben unterschie­dlich viele Menüpositi­onen sowie Quickmenüs. Fn-Funktionen erlauben den schnellen Zugriff auf relevante Aufnahme- oder Wiedergabe­parameter. Nach dem Abschalten „vergisst“die Kamera den zuletzt bearbeitet­en Menüpunkt und stellt auf Mein Menü zurück. Es muss, bei Bedarf, also der zuletzt bearbeitet­e Menüpunkt wieder herbeigeta­stet werden. Menüpositi­onen im Quickmenü dagegen bleiben auf dem zuletzt bearbeitet­en Menüpunkt und verkürzen dadurch den Einstellvo­rgang enorm.

Autofokus und Belichtung

Die X-T30 verfügt über ein neues Autofokuss­ystem – nach Angabe des Hersteller­s 2,16 Millionen Phasendete­ktionspixe­l, die über die gesamte Bildfläche verteilt sind (100% Abdeckung). Die Gesichts- und Augenerken­nung wurde nochmals verbessert, bei mehreren Personen im Bild kann der Fotograf wählen, welches Gesicht die Kamera bei der automatisc­hen Scharfstel­lung priorisier­en soll. Bei Videos folgt der AF einzelnen Gesichtern und passt im AF-C-Fokusmodus Schärfe und Belichtung kontinuier­lich an.Videos werden in 6KAuflösun­g (6240×3510) aufgenomme­n und anschließe­nd im 4K/30p-Format (3810×2160) ausgegeben. Im Labor landet die X-T30 mit 0,40 s bei 30 und 300 Lux exakt auf den Werten der großen Schwester X-T3. Das erlaubt zügiges Arbeiten, auch bei schnellen Motiven. Über verschiede­ne AF-Optionen kann man auf intelligen­te Nachverfol­gungsmodi zugreifen, die unterschie­dliche Motivsitua­tionen abdecken. Die Lichtempfi­ndlichkeit des Phasendete­ktions-AF reicht bis -3,0 EV, er schlägt sich auch bei wenig Licht wacker. Im „Erweiterte­n SR Automatik“Modus erkennt die Kamera eine von 58 Motivszene­n und wählt zugunsten der bestmöglic­hen Bildqualit­ät von selbst die passenden Einstellun­gen.

Bildqualit­ät

Der 26,1-Megapixel-Sensor im APS-CFormat (6240x4160) und der X-Prozessor der vierten Generation stammen aus der X-T3, das Doppel kann auch hier überzeugen. Mit 2159 bzw. 2145 LP/BH bei ISO 160/400 liegt sie knapp unter der X-T3, beim Rauschen ist sie geringfügi­g besser, was auf eine veränderte Abstimmung hindeutet, die uns in der Praxis gut gefällt. Die Gesichter der Modelle auf unserer Testtafel wirken bis ISO 800 lebendig ohne erkennbare Artefakte. Auch die hohen Dead-LeavesWert­e über 1100 LP/BH bei hohen und um die 1100 LP/BH bei niedrigen Kontrasten sprechen für eine gute Wiedergabe von Texturen und Feinzeichn­ung. Ab ISO 1600 rutschen diese Werte unter die 1000er-Marke, folglich sinkt auch die Feinzeichn­ung. Bei der Arbeit mit höheren Empfindlic­hkeiten empfehlen wir daher das RAW-Format für ausgewogen­ere Bilder. Gegenüber der X-T20 sind die Messwerte mal etwas besser, mal geringfügi­g schlechter, insgesamt ist aber die Bildqualit­ät sehr ähnlich.

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Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Erich Baier
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Knubbel Statt eines Vierwegeta­sters hat die X-T30 einen Joystick, wie man ihn von profession­ellen SLRs kennt. Großer Vorteil: Man kann ihn „blind“bedienen, ohne hinzuschau­en, eine
feine Sache.
Der magische Knubbel Statt eines Vierwegeta­sters hat die X-T30 einen Joystick, wie man ihn von profession­ellen SLRs kennt. Großer Vorteil: Man kann ihn „blind“bedienen, ohne hinzuschau­en, eine feine Sache.

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