App des Monats
RAW Manual Camera: Die Halide-App für iPhones ist mit beiden Kameras der aktuellen iPhone-Generation kompatibel. Sie bietet zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten und arbeitet mit dem DNG-Format.
RAW Manual Camera: Allrounder für RAW, TIFF und MF
Die Halide - Raw Manual Camera von Chroma Noir LLC kostet circa 7 Euro. Ihr passend gewählter Name weist bereits auf den großen Funktionsumfang hin: Die App für iOS nimmt RAWs (DNG) mit beiden Kameras des akutellen iPhones auf. Dazu stehen eine Programmautomatik, ISO-Vorwahl und ein manuelles Programm zur Wahl. Im RAW-Modus speichert die App zu jedem DNG auch ein JPEG – auch dann, wenn HEIC statt JPEG als Standard für Nicht-RAW-Aufnahmen gewählt wurde. Wenn kein RAW möglich ist – zum Beispiel wenn die Frontkamera aktiv ist – bietet die App die Möglichkeit, ein TIFF aufzunehmen.
Die meisten Funktionen und Symbole werden mit einer deutlichen Schrift und in kräftiger weißer oder gelber Farbe angezeigt. Da fast alle Icons auf dunklem Hintergrund abgebildet sind, ist die Sichtbarkeit sehr gut. Zudem drehen sich die Icons mit, wenn man das Smartphone zur Seite kippt, um im Querformat zu fotografieren.
Aufnahme
Welche der Kameras wann aktiv ist, entscheidet bei Halide – außer im Depth-Modus – der Nutzer. Für diese Wahl steht dem Fotografen ein kleines Icon zum Umschalten zur Verfügung. Eine Zoomfunktion mit Zwischenstufen bietet die App nicht, man fotografiert ausschließlich mit der echten Brennweite der Optik. Neben der Wahl der Kamera kann der Nutzer auch die Einstellungen für die Histogrammanzeige, den Blitzmodus, den Timer und das Bildformat vornehmen. Im M-Modus kommen ISO, Belichtungszeit und Weißabgleich dazu. Die ISO-Werte passt man mit einem Schieber an, für den Weißabgleich gibt es verschiedene Presets. Die Belichtungzeit stellt man an dem vertikalen Strich am Monitor ein. Will man nur den ISO-Wert festlegen, so tippt man nach der Vorauswahl doppelt auf den Monitor, und die Zeit wird automatisch
angepasst. Im Automatikmodus lässt sich die Belichtungskorrektur einfach mit einer Geste aktivieren. Die meisten Funktionen – mit Ausnahme von RAW und manuellem Fokus – sind auch beim Wechsel zur Frontkamera verfügbar.
Depth-Modus
Die Spezialität von Halide ist der automatische Depth-Modus. Er speichert Bilder als HEICs oder JPEGs, wobei Halide beide Kameras gleichzeitig einsetzt: Die Teleoptik nimmt das Bild auf, während die Weitwinkeloptik zusätzliche Tiefeninformationen liefert. Diese Daten – Halide wertet dazu vermutlich ganze Serien aus – werden live gesammelt und ausgewertet. Die App unterscheidet anhand der ermittelten Distanzen das Motiv vom Hintergrund und kann dann zum Beispiel Versionen mit unscharfem Hintergrund erstellen oder in der Galerie per AR-Icon (Augmented Reality) das Hauptmotiv (z.B. eine Person) in die Live-Ansicht der Smartphone-Kamera einblenden. Allerdings lässt sich das Ergebnis nicht als Bild speichern, was diese Anwendung ein wenig unfertig wirken lässt.
Fokussierung
Dem Fotografen stehen zwei Möglichkeit zur Wahl: das automatische Fokussieren, indem er per Touch den Fokuspunkt verlagert, und das manuelle Scharfstellen am Reglersymbol und mit zuschaltbarem Fokus-Peaking. Eine Gesichtserkennung fehlt der App. Hat man im AF-Betrieb den Fokuspunkt selbst gewählt, so wird ein feiner Rahmen um die Stelle eingeblendet. Die Fokussierzeiten sind generell langsamer, als die der Original-App von Apple. Außerde kann die Halide-App die Messpunkte für Belichtung und Schärfe nicht trennen.
Galerie und Nachbearbeitung
Anders als ProCam, die wir in der letzten Ausgabe von ColorFoto vorgestellt haben, konzentriert sich Halide auf die Aufnahme: Die Galeriefunktionen decken nur den Basisbedarf ab, eine Bildbearbeitung ist nicht möglich. In der Galerie erhält man Zugriff auf alle gespeicherten Fotos. Das ist im Grunde in Ordnung, allerdings ist es schade, dass man Dateien nicht in verschiedenen Alben sortieren kann. Damit ließe sich etwas mehr Ordnung schaffen. Aus der Übersichtsansicht heraus kann der Fotograf durch längeres Drücken einzelne Aufnahmen auswählen, teilen oder löschen. Eine Mehrfachauswahl ist allerdings nicht möglich. In der Einzelbildansicht werden einige wenige Metainformationen zum gewählten Foto eingeblendet: Dateiformat, Aufnahmedatum, Zeit, ISO-Wert. Neben löschen und teilen, kann man die Aufnahme auch bewerten.
Fazit
Halide glänzt mit guter Übersicht und bietet die wichtigsten Funktionen an. Etwas zu knapp fallen die Möglichkeiten der Galerie aus. Auch ein paar Tools zur Bearbeitung würden die App gut abrunden. Die Kernfunktion – das Fotografieren – meistert sie bis auf die Einschränkungen beim AF gut.