“...bis ich den perfekten Punkt gefunden habe.”
Wie bist Du zur Fotografie gekommen?
Zur Fotografie bin ich eher zufällig gekommen. Ich habe mich eine Zeit lang viel für Burgen inte ressiert und wollte diese bildlich festhalten, wes wegen ich mir im Juni 2014 eine Spiegelreflex kamera zugelegt habe. Das Interesse an Burgen ist schnell wieder verflogen. Aus der Fotografie hin gegen hat sich ein Hobby entwickelt, das mich seitdem nicht mehr loslässt!
Am liebsten fotografierst Du heute ganz alltägliche Dinge – wie kam es dazu?
Anfangs habe ich überwiegend Landschaften foto grafiert, das hat sich 2016 allerdings gewandelt. Anstoß dazu war, dass ich im Internet Bilder ge sichtet habe, die zwar weder Minimalismus noch Grafik thematisierten, aber im Gegensatz zu mei nen Landschaftsfotos im normalen Alltag ent standen sind. Das fand ich sehr spannend, eben wegzukommen von dem Gedanken, man müsse seine Motive an bestimmten Orten zu bestimm ten Zeiten oder in der Ferne suchen. Das Ganze hat mich schnell gefesselt, weil diese Motivsuche im Alltag viel Spaß macht und es überraschend ist, welche Dinge man direkt vor der Haustür ent decken kann. Begonnen habe ich mit Industrie fassaden, die für mich eine gute Übung für die minimalistische Bildgestaltung waren. Mittlerwei le fotografiere ich aber lieber in ganz normalen Wohngegenden, da sich einem die Grafiken dort weniger offensichtlich offenbaren. Sie sind eher in der Verschachtelung mehrerer Objekte zueinan der zu finden, und das Entdecken der Motive be reitet mir so noch viel mehr Spaß, weil man mit wachsamerem Auge unterwegs sein muss.
Was macht für Dich die Faszination daran aus?
Die Faszination für mich besteht darin, diese un scheinbaren Details zum Vorschein zu bringen. Ich nenne es gerne „die Schönheit im Einfachen”. Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten, sie darzu stellen. Für mich hat sich die Darstellung des gra fischen Minimalismus herauskristallisiert. Das war allerdings kein bewusster Prozess! Als ich ange fangen habe, meine Motive im Alltag zu suchen, hat es sich einfach so ergeben, und ich habe über die Zeit einen Spleen für das Grafische entwickelt. Ich arbeite dabei gerne mit einer minimalistischen Darstellungsweise, weil ich die klare, konzentrier te Darstellung liebe und das Grafische so ganz in den Vordergrund rücken kann. Bei meinen motiv lichen Entdeckungen geht es mir dabei viel um Flächen, Grafiken, Strukturen und Farbkontraste, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Wie kommst Du zu Deinen Bildideen?
Das war und ist eigentlich ein laufender Prozess. Als ich angefangen habe mit meiner Motivsuche, habe ich die Grafiken noch in den eher offensicht lichen Motiven der Industriefassaden mit ihren klaren Linien gefunden. Das daraus erlernte Sehen konnte ich dann Stück für Stück auf andere Be reiche übertragen. Die Kombinationen aus Linien, Strukturen, Farben kann man in fast allem finden, und so kann jeder Gegenstand und jede Situation zu einem interessanten Motiv werden. Man kann es eigentlich fast schon als Sucht beschreiben, denn wenn man einmal anfängt, lässt einen diese Suche nicht mehr los. Ich ertappe mich selber im mer wieder, dass ich einfach alles, was mir begeg net, auf seine grafischen Linien und Strukturen untersuche, was des Öfteren auch heftiges Kopf schütteln bei meiner Frau erzeugt (zwinkert).
Verrätst Du uns Dein Lieblingsmotiv?
Das war die Aufnahme „Bis hier hin und nicht weiter”(Seite 95), die ich in Immenstadt in der Nähe des Alpsees geschossen habe, an einem herrlich schönen Tag mit sattblauem Himmel und viel Flugverkehr. Mir waren bei einem kleinen Spaziergang die gelben Bahnschilder an der Weg strecke aufgefallen, die einen spannenden Farb kontrast zum blauen Himmel boten. Ich positio nierte mich vor eines der Schilder und hatte nach längerer Wartezeit das Glück, dass eines der vie len Flugzeuge am Himmel sich günstigerweise genau auf die Schildspitze zu bewegte. Ich mag das Motiv nach wie vor sehr gern, da es seine Wir kung trotz der sehr reduzierten Darstellungsweise voll entfaltet und die Bildgestaltung enorm wich tig für die Bildwirkung war.
Hast Du fotografische Vorbilder, und wenn ja, welche?
Vorbilder ist jetzt vielleicht das falsche Wort, aber es gibt ein paar Fotografen, deren Arbeiten ich be sonders zu schätzen weiß. Das ist zum Beispiel Klaus Lenzen, dessen persönliche Sichtweise auf die Dinge, die ihn umgeben, ich sehr spannend und künstlerisch überaus ansprechend finde. Auch Manfred Kriegelstein finde ich als Fotografen aus gesprochen spannend. Ich erinnere mich noch sehr gut an seine Ausstellung auf den Laupheimer
Fototagen 2015, mit seinen „Lost Wallpapers”, was mir damals schon richtig gut gefallen hat.
Bitte kurze technische Erklärung: Wie nimmst Du auf?
Dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, da hier kein komplizierter Prozess stattfindet. Ich fotografiere recht gerne mit längeren Brennweiten und arbeite viel im Blendenprioritätsmodus. Die ISO-Empfindlichkeit stelle ich manuell ein und achte darauf, dass sie nicht den Wert 1600 überschreitet, da für mich persönlich das Rauschverhalten und die Detaildarstellung bis zu diesem Wert noch sehr akzeptabel sind, bei höheren ISO-Werten für meinen Geschmack dann aber für die Präsentation im Internet zu stark abnehmen. Ein Stativ verwende ich eigentlich nur sehr selten, da es mir nicht nur ständig im Weg umgeht, sondern mich auch bei der Bildgestaltung extrem stört. Ich bewege mich bei der Gestaltung viel hin und her, um Linien zueinander auf eine bestimmte Position zu bringen, bis ich den für mich perfekten Punkt gefunden habe. Wenn ich dann das Stativ aufbaue, brauche ich ewig, um diese Position präzise wiederzufinden – oder ich erreiche sie mit dem Stativ erst gar nicht mehr genau, weshalb ich lieber mit dem ISO-Wert hochgehe und direkt aus der Hand auslöse. Welche Teile Deiner Ausrüstung sind für Dich unentbehrlich? Mein Teleobjektiv, mit dem ich gut 90 Prozent aller Bilder aufnehme.
Bearbeitest Du Deine Bilder nach?
Nachbearbeitung findet bei meinen Bildern immer statt, da ich im RAW-Format fotografiere, allerdings verzichte ich auf Verfremdungen. Ich führe eine RAW-Entwicklung durch und arbeite mit der Farbbalance, um gegebenenfalls Farbstiche zu entfernen.
Was machst Du später mit Deinen Aufnahmen?
Ich bin in der Wettbewerbsszene sehr aktiv. Ausstellungen hatte ich bisher nur zusammen mit unserem Fotoclub (Fotofreunde Wiggensbach). Geplant ist, in Zukunft eine gemeinsame Ausstellung mit meinem guten Freund und Trauzeugen Florian Pötzl zu organisieren, der ebenfalls leidenschaftlich gerne fotografiert. Das steht aber noch in den Startlöchern, und es muss noch viel geplant werden, da das unsere erste eigene Ausstellung werden wird. Des Weiteren lade ich meine Bilder auch gerne zu Fotoplattformen hoch und tausche mich dort mit anderen Fotografen aus!