Fotowissen to go
Während die Gestaltung des Motivs den Künstler in uns fordert, ist die korrekte Belichtung vor allem eine technische Herausforderung. Bei komplexen Lichtverhältnissen hilft das Wissen um Helligkeit und Kontrast.
Jede Kamera und jedes Smartphone verfügen über eine TTLBelichtungsmessung (TTL = Through The Lens), die das durch das Objektiv einfallende Licht im Inneren der Kamera misst. Belichtungsmesser sind dabei, vereinfacht gesprochen, auf mittleres Grau geeicht. In der Praxis werden teils mehrere Tausend Felder ausgewertet, gewichtet und zu einem Wert verrechnet. Aus dieser so gemessenen Helligkeit ermittelt das System den Belichtungswert – in technischen Daten als „LW“oder „EV“(Exposure Value) bezeichnet –, bei dem das mittlere Grau auch genauso hell wiedergegeben wird. Dieser Wert entspricht der Reflexion eines durchschnittlichen Motivs, stimmt aber bei hellen oder dunklen Motiven nicht.
Niedrige Lichtwerte bedeuten, dass die Kamera mit langen Zeiten oder weit geöffneter Blende arbeiten muss, damit genug Licht auf den Sensor fällt. Alternativ kann man bekanntlich bei einer Digitalkamera die ISO-Zahl einstellen und die Empfindlichkeit damit den herrschenden Lichtbedingungen anpassen. Die meisten Kameras erlauben Einstellungen bis ISO 1600, oft auch bis ISO 3200 und mehr – sinnvoll ist das aber nicht immer. Denn die Bildqualität wird, vor allem bei den kleinen Sensoren von Smartphones und Kompaktkameras, mit steigender Empfindlichkeit schnell schlechter. Unter Motiv- oder Objektkontrast versteht man die Helligkeitsdifferenz zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Motiv. Die Fähigkeit des Bildsensors, Motivkontraste zu bewältigen, nennt man Dynamik. Das übliche Dynamikmaximum beträgt bei den meisten Kameras um 10 Blenden (Lichtwertstufen), manche schaffen noch etwas mehr. Bei höheren ISO-Zahlen geht die Dynamik meist um mehrere Blendenwerte zurück. Übersteigt der Motivkontrast die Dynamik der Kamera, dann ist das Motiv vom Bildsensor nicht in allen Tonwerten abzubilden. Die Folge sind zu dunkle („zugelaufene Schatten“) und zu helle Bereiche („ausgefressene Lichter) ohne Zeichnung (Abbildung). In der nächsten Ausgabe schauen wir uns an, was ein Histogramm über das Bild verrät. Und warum es bei der Aufnahme und bei der Bildbearbeitung nützlich ist.