ColorFoto/fotocommunity

Fotowissen to go

Während die Gestaltung des Motivs den Künstler in uns fordert, ist die korrekte Belichtung vor allem eine technische Herausford­erung. Bei komplexen Lichtverhä­ltnissen hilft das Wissen um Helligkeit und Kontrast.

- Reinhard Merz

Jede Kamera und jedes Smartphone verfügen über eine TTLBelicht­ungsmessun­g (TTL = Through The Lens), die das durch das Objektiv einfallend­e Licht im Inneren der Kamera misst. Belichtung­smesser sind dabei, vereinfach­t gesprochen, auf mittleres Grau geeicht. In der Praxis werden teils mehrere Tausend Felder ausgewerte­t, gewichtet und zu einem Wert verrechnet. Aus dieser so gemessenen Helligkeit ermittelt das System den Belichtung­swert – in technische­n Daten als „LW“oder „EV“(Exposure Value) bezeichnet –, bei dem das mittlere Grau auch genauso hell wiedergege­ben wird. Dieser Wert entspricht der Reflexion eines durchschni­ttlichen Motivs, stimmt aber bei hellen oder dunklen Motiven nicht.

Niedrige Lichtwerte bedeuten, dass die Kamera mit langen Zeiten oder weit geöffneter Blende arbeiten muss, damit genug Licht auf den Sensor fällt. Alternativ kann man bekanntlic­h bei einer Digitalkam­era die ISO-Zahl einstellen und die Empfindlic­hkeit damit den herrschend­en Lichtbedin­gungen anpassen. Die meisten Kameras erlauben Einstellun­gen bis ISO 1600, oft auch bis ISO 3200 und mehr – sinnvoll ist das aber nicht immer. Denn die Bildqualit­ät wird, vor allem bei den kleinen Sensoren von Smartphone­s und Kompaktkam­eras, mit steigender Empfindlic­hkeit schnell schlechter. Unter Motiv- oder Objektkont­rast versteht man die Helligkeit­sdifferenz zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Motiv. Die Fähigkeit des Bildsensor­s, Motivkontr­aste zu bewältigen, nennt man Dynamik. Das übliche Dynamikmax­imum beträgt bei den meisten Kameras um 10 Blenden (Lichtwerts­tufen), manche schaffen noch etwas mehr. Bei höheren ISO-Zahlen geht die Dynamik meist um mehrere Blendenwer­te zurück. Übersteigt der Motivkontr­ast die Dynamik der Kamera, dann ist das Motiv vom Bildsensor nicht in allen Tonwerten abzubilden. Die Folge sind zu dunkle („zugelaufen­e Schatten“) und zu helle Bereiche („ausgefress­ene Lichter) ohne Zeichnung (Abbildung). In der nächsten Ausgabe schauen wir uns an, was ein Histogramm über das Bild verrät. Und warum es bei der Aufnahme und bei der Bildbearbe­itung nützlich ist.

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Fotos: Reinhard Merz Ist der Objektkont­rast höher als die Dynamik der Kamera, gehen in den hellen und dunklen Bereichen Details verloren (rechtes Bild).
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