Canon Powershot G5 X Mark II
Mit der G5 X Mark II und G7 X Mark III erweitert Canon sein Powershot-Sortiment um zwei Kompaktmodelle mit einem ein Zoll großen 20-MP-Sensor und einem lichtstarken Zoom-Objektiv. Beide Kameras sind sich technisch sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in Details: dem Sucher, dem Objektiv und einer Streaming-Funktion. Die G5X Mark II ist zudem teurer (ca. 930 Euro) als die G7X Mark III (780 Euro). Angesichts der fast identischen Technik haben wir nur die G5 X Mark II gemessen.
Gehäuse
Auch wenn der Zusatz Mark II bei der G5X ein überarbeitetes Modell nahelegt, ist die G5 X II äußerlich eine neue Kamera: Wirkte der Vorgänger G5 X noch wie eine SLR im Miniformat, kommt die Neue im typischen Quaderdesign daher. Die G7 Mark III blieb dagegen nahezu unverändert: Auf Anhieb fällt nur der Schriftzug G7 X auf, der jetzt rechts neben dem Objektiv sitzt. Beide Kameras sind mit 340 und 304 Gramm Leichtgewichte, wobei die G7 X Mark III noch etwas kleiner ausfällt – in die Hosentasche passen aber beide. Ein entscheidender Unterschied, der auch den höheren Preis der G5 X II rechtfertigt: Auf der linken Oberseite versteckt sich nun ein elektronischer Pop-up-Sucher mit 786 666 RGB-Pixeln Auflösung. Per Knopfdruck springt er wie bei der Sony RX100 VII aus dem Gehäuse, aktiviert sich aber erst, wenn das Okular manuell herausgezogen wird. Einen Pop-up-Blitz bieten beide Kameras, ein Sucher fehlt indessen bei der G7X Mark III und ist auch nicht nachrüstbar. Hinzu kommt bei beiden Kameras ein mit 346666 RGB-Pixeln Auflösung scharf darstellender KlappTouchscreen, der im Vergleich zur Sony X100 VII durch seine teils ruckelnde Darstellung nicht ganz so gut abschneidet und sich nur 45 Grad (gegenüber 90 bei der Sony) nach unten klappen lässt.
Sensor und Objektive
Im Inneren der Kameras hat Canon gründlich renoviert. Der 1-Zoll-Sensor kommt jetzt ebenso als rückwärts belichtete „Stacked Version“mit zusätzlicher Speicherschicht (wörtlich gestapelt) daher, bietet zwar wie gehabt auch 20 Megapixel Auflösung, verspricht aber in Kombination mit dem neuesten Digic-8-Bildprozessor ein Leistungsplus, da die Empfindlichkeit und der Datenfluss steigen. Die beiden Kameras können zudem außer in RAW auch im stärker komprimierten CRAW-Format fotografieren. Die G5 X II hat ein bildstabilisiertes 5-fach-Zoom mit 24-120 mm (umgerechnet in Kleinbild) Brennweite an Bord, die G7X III nur ein 4,2-fach-Zoom von 24-100 mm, aber mit gleicher Lichtstärke. Die
Objektive fangen im Weitwinkel mit Blende 1,8 an, und selbst bei maximaler Telebrennweite sind noch Blende 2,8 drin. Das ist etwa viermal lichtstärker als bei günstigeren Kameras üblich. Die geringe Schärfentiefe der großen Blende beider Modelle ermöglicht schöne Bokehs. Mit zur Ausstattung gehört ein drei Lichtwerte schluckender ND-Filter. Zudem wurde die ISO-Spannweite auf ISO125 bis 25600 erweitert, und die ISO-Auto-Funktion lässt sich an den Empfindlichkeitsbereich anpassen.
Videos und Anschlüsse
Zur Serienausstattung der Kameras gehören auch Videoaufnahmen in aktueller 4K-Auflösung (3840x2160 Bildpunkte) mit 30 B/s auf. In Full-HD sind 120 B/s drin. Beide bieten die Option, per automatischer Einstellung zu filmen oder die Verschlusszeit, Blende und ISO manuell vorzunehmen. Der Ton wird über das interne Stereomikrofon aufgenommen. Nur die G7 X III besitzt zudem eine externe Mikrofonbuchse. Beide Modelle verfügen aber über einen integrierten optischen und digitalen Bildstabilisator. Dass sich die G7 X III verstärkt an Social-Media-Anwender richtet, zeigt sich in einem weiteren Feature, dem „Vertical Shooting“Modus, den auch Sonys RX100 VII besitzt. Außerdem beherrscht sie als erste Kamera überhaupt das drahtlose Streamen. Nach dem einmaligen Freischalten über das Canon Image Gateway kann die Kamera direkt live zu Youtube streamen, wahlweise sofort oder zu einer geplanten Zeit. In puncto Konnektivität sind beide Canons up to date: Sie bieten Wifi und Bluetooth-Verbindung, NFC hingegen wurde gestrichen. Hinzu kommen ein HDMI-Ausgang und ein USB-C-Anschluss. Damit lassen sich die Kameras optional über eine Powerbank laden oder im Dauerbetrieb nutzen, was bei längeren Videoaufnahmen oder Langzeitaufnahmen nützlich ist.
Autofokus
Als AF-System kommt ein 31-PunktAutofokussystem mit Gesichtserkennung und optionalem Touch-AF mit Motiv- und Gesichtserkennung plus verbesserter Schärfenachführung zum Einsatz. Ein Spot-AF ist nun zudem zentral oder über alle 31 Felder mit variabler Größe verfügbar. Messtechnisch sorgt der neue Sensorprozessor tatsächlich für einen echten Temposprung: Die G5 X II schießt Serien mit bis zu 20 B/s, davon 100 JPEGs und 65 RAWs in Serie – allerdings ohne AFNachführung. Mit AF-Servo sind immerhin noch 8 JPEGs/s und 320 in Serie drin – auch das sind gute Ergebnisse für eine Kompaktkamera. In einem speziellen „Burst“-Modus gelingen bis zu 30 B/s bei 70 Aufnahmen. Die BurstAufnahmen erfolgen im voll aufgelös
ten RAW-Format. Die Kamera erstellt dabei ein Paket, aus dem ein oder mehrere RAWs oder JPEGs extrahiert werden können. Hier lässt sich zudem eine Pre-Rec-Funktion zuschalten, die eine halbe Sekunde vor der Aufnahme bereits aufzeichnet, um den richtigen Aufnahmezeitpunkt sicher zu erwischen. Beide Modelle bieten zudem eine Fokus-Bracketing-Funktion.
Bildqualität
Die G5X Mark II erreichte im Labor mit maximal 1819LP/BH bei ISO125 zumindest nummerisch eine hundertprozentige Sensorauflösung, die nur um 70 LP/BH bis ISO 800 abfiel, gefolgt von einem größeren Sprung um 170 LP/BH bis ISO 1600. Zugleich wartet sie mit extrem hohen DL-Werten bei ISO125 von mehr als 1200LP/BH und 1000LP/BH sowohl bei hohen als auch niedrigen Kontrastbereichen auf. Selbst bei ISO800 liegen sie noch auf einem sehr guten Niveau, was prinzipiell für eine sehr gute Feinzeichnung sprechen würde. Wie die DL-Kurven aber zeigen, erkauft sich die Kamera diese guten Werte durch eine massive Anhebung der Kontraste und eine extreme Kantenaufsteilung. Die Kurven schießen bei niedrigen ISO-Stufen weit über die ideale 1,0er-Marke hinaus. Die Folge sind Artefakte, stark überzeichnete Kontraste und Doppelkanten bis in gehobene Empfindlichkeiten. Bei höheren ISO-Stufen lassen zudem die Auflösung als auch die Feinzeichnung deutlich nach. Gleichzeitig wirken die Aufnahmen bereits ab ISO 800 verrauscht (VN 1,9).