Das große Licht-Special
Unsere Praxistipps und Produktempfehlungen helfen Ihnen, Fotos gezielt mit Licht zu gestalten
Die Arbeit mit Licht gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Fotografen. Eine Aufnahme kann mit viel oder wenig Licht entstehen. Mit unseren Lichtgrundlagen, vielen Produktvorstellungen aus der Praxis und nützlichen Kauftipps helfen wir Ihnen dabei, Licht besser zu verstehen und nach Ihren Wünschen einzusetzen.
Teil 1: Die Grundlagen
Was ist Licht? Was bedeuten Farbtem peratur, Leitzahl, Wirkungsgrad, Leucht zeit, Synchronzeit? Wer nach „seiner“Lichtquelle sucht, hat es leichter, wenn er nicht nur die Begriffe kennt, sondern auch weiß, was wann wichtig ist. Viele Fotografen arbeiten am liebsten mit „Available Light“, dem vorhan denen Tages oder Raumlicht. Es gibt aber Situationen, in denen diese Licht quellen nicht ausreichen und die Hin zunahme von Kunstlicht in Form von Blitzen oder Dauerlicht sinnvoll ist. Das ist zum Beispiel bei Außenaufnahmen im Gegenlicht der Fall, wie unser Auf macherbild auf der linken Seite zeigt. Ohne Blitz ist zwar der Himmel gut belichtet, das Model steht aber im Dunkeln. Hier hilft ein zusätzliches Aufhelllicht von vorne. Ein weiteres Bei spiel sind Aufnahmen im Studio. Hier würde die reine Deckenbeleuchtung für ein brillantes Bild nicht ausreichen. Erst mit ein, zwei oder drei Blitzen er reicht man eine gute Ausleuchtung für knackige Porträts und Produktfotos. Auch auf Partys und Veranstaltungen kommt ein Fotograf ohne Blitz nicht weit. Oft ist das Raumlicht so stark gedimmt, dass nur hohe ISOEmp findlichkeiten helfen würden. Um Rau schen zu vermeiden, wird ein Blitz als zusätzlicher Aufheller eingesetzt. Dazu kommen Highspeedaufnahmen, die eine Bewegung „einfrieren“sollen. Ohne Blitz mit schnellen Leuchtzeiten wären sie kaum möglich. Licht ist also essenziell in der Fotografie. Aber was ist Licht eigentlich genau, und weshalb erscheint es manchmal in unterschied lichen Farben?
Licht und seine Spektralfarben
Grundsätzlich besteht Licht aus elek tromagnetischer Strahlung, man spricht auch von elektromagnetischen Wellen. Trifft ein Lichtstrahl auf das Auge, wird er dort auf die Netzhaut weitergeleitet, wo die Zapfen und Stäbchen in den Sehzellen die Lichtenergie in Nerven reize umwandeln. Diese Nervenreize gelangen über den Sehnerv bis in das Gehirn. Dort werden die eintreffenden Signale verarbeitet, um daraus ein Bild zu reproduzieren. Es gibt verschiedene Arten der elektro magnetischen Strahlung. Neben dem für uns sichtbaren Licht zählen auch die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbaren Röntgenstrahlen und Radiowellen dazu. Der sichtbare Be reich des Lichts, auch als das sichtbare Spektrum bezeichnet, liegt bei den Wellenlängen von 380 bis 780 Nano metern. Je nach Wellenlänge wird über unser Auge und unser Gehirn eine an dere Farbe wahrgenommen. Die sicht baren Wellenlängen reichen von Violett ab 380 Nanometern über Blau, Grün, Gelb und Orange bis hin zu Rot bei bis zu 780 Nanometern. Diese Farben wer den auch Spektralfarben genannt. Weißes Licht ist eine Mischung aus vie len Lichtstrahlen dieser Spektralfarben. Das lässt sich am einfachsten mithilfe eines Prismas darstellen (siehe Skizze Seite 117). Trifft weißes Licht auf das Prisma, werden die Wellenlängen un terschiedlich stark gebrochen, sodass das Licht beim Austritt aus dem Prisma in seine Spektralfarben zerlegt wird. Ähnlich wie bei einem Regenbogen, bei dem das Licht in den Wassertropfen gebrochen wird, sodass im Regenbogen das gesamte Spektrum von Violett bis Rot sichtbar ist.
Die Farbtemperatur
Licht kann von unserem Auge unter schiedlich farbig wahrgenommen wer den. Mit einem hohen Blauanteil wirkt es kühler. Umgekehrt nehmen wir es als wärmer wahr, sobald der Rotanteil überwiegt. In der Lichttechnik heißen diese Unterschiede Kaltweiß (oder Tageslichtweiß), Neutralweiß und Warm weiß. Die Lichtfarbe wird üblicher weise mithilfe der Farbtemperatur in Kelvin (K) beschrieben. Der Kelvin Wert gibt dem Fotografen einen An haltspunkt, ob eine Lichtquelle ein eher kalt, neutral oder warmweißes
Licht abgibt. Wärmere Lichtfarben liegen zwischen 2000 und 3300 Kelvin. Der Bereich zwischen 3300 und 5300 Kelvin gilt als Neutralweiß, und ab 5300 Kelvin und höher wirkt Licht kühler und entspricht einem Kaltweiß. Wo ist nun zum Beispiel das Tageslicht einzuordnen? Es hat keine fest definierte Farbtemperatur, weil sich die Lichtfarbe im Laufe des Tages verändert – sie hängt unter anderem vom Stand der Sonne ab. Morgens und abends, wenn die Sonne tiefer steht, hat das Tageslicht ungefähr eine Farbtemperatur von 5000 Kelvin. Darum wirken Morgen- und Abendlicht wärmer als die Mittagssonne, dessen Farbtemperatur etwa zwischen 5500 und 5800 Kelvin liegt. Bei Bewölkung verändert sich die Farbtemperatur auf noch kühlere 6500 bis 7500 Kelvin. Während der blauen Stunde erreicht sie sogar rund 12 000 Kelvin. Neben dem Tageslicht gibt es verschiedene Kunstlichtquellen, deren Farbtemperatur sich ebenfalls voneinander unterscheidet. Glüh- und Halogenlampen geben warmweißes Licht mit ungefähr 2600 bis 3200 Kelvin ab. Leuchtstoff- und Xenonlampen fallen mit 4000 bis 5000 Kelvin in den neutralweißen Bereich. Blitzgeräte und mittlerweile auch einige höherwertige LEDs erreichen mit rund 5500 Kelvin etwa die Farbtemperatur von Tageslicht während der Mittagsstunden.
Grundlagenbegriffe aus der Lichttechnik
Bevor wir auf den folgenden Seiten verschiedene Lichtquellen vorstellen, möchten wir zum besseren Verständnis mit ein paar grundlegenden Begriffen aus der Lichttechnik beginnen. Watt: Die Wattzahl (W) gibt die Leistung an und besagt damit, wie viel Strom eine Lichtquelle verbraucht. Sie gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, wie hell eine Lampe leuchtet. Zu Zeiten der Glühbirne war das noch anders. Hier ließ sich anhand der Wattzahl die Helligkeit einer Lampe noch einschätzen: So leuchtete eine Glühbirne mit 60 Watt heller als eine 25-Watt-Birne. Seit es aber Energiesparlampen und LEDs gibt, die mit teilweise geringerem Stromverbrauch mehr Licht produzieren, ist die Wattzahl keine verlässliche Angabe mehr für die Lichtausbeute. Lumen/Lichtstrom: Im Gegensatz zur Wattangabe sagt der Lumen-Wert (lm) einer Lichtquelle tatsächlich etwas über deren Helligkeit aus. Genauer gesagt über ihren Lichtstrom. Der Lichtstrom besagt, wie viel Licht in alle Richtungen abgestrahlt wird. Je höher dieser Wert ausfällt, desto heller leuchtet auch die Lichtquelle. Lux: Lux (lx) ist die Maßeinheit der Beleuchtungsstärke. Während der LumenWert angibt, wie hell eine Lichtquelle in alle Richtungen leuchtet, besagt der Lux-Wert, wie hell der Lichtstrom auf einer bestimmten Fläche ausfällt. Deshalb ist der Lux-Wert vor allem bei gerichtetem Dauerlicht eine relevante Größe. Je weiter der Abstand, desto niedriger ist der Lux-Wert, weil sich die gleiche Lichtmenge auf eine größere Fläche verteilt. Wattsekunde/Joule: Die Wattsekunde (Ws) ist gleichbedeutend mit der Einheit Joule (J). Beide Werte sagen aus, wie viel Energie ein Blitzgerät innerhalb von einer Sekunde abgibt. Die Einheit Wattsekunde/Joule ist meist bei Studioblitzen zu finden. Je höher der angegebene Wert ausfällt, desto stärker blitzt das Gerät. Dabei ist zu beachten, dass eine Verdopplung der Wattsekunde nur etwa einer Blendenstufe an der Kamera entspricht. Wenn eine Aufnahme zum Beispiel bei Blende 2,8 und einem Blitz mit 250 Ws optimal belichtet ist, würde der Fotograf mit Blende 4 bei 500 Ws ebenso wie mit Blende 5,6 bei 1000 Ws zum gleichen Ergebnis kommen. Der Wirkungsgrad: Der Wirkungsgrad einer Lichtquelle gibt Auskunft darüber, wie viel der aufgenommenen Energie tatsächlich in Form von Licht abgegeben wird. Eine Glühbirne hat zum Beispiel einen sehr kleinen Wir
kungsgrad, da ein großer Teil der aufgenommenen Energie nicht in Licht umgewandelt, sondern in Form von Wärme abgegeben wird. CRI: Das Kürzel CRI steht für „Colour Rendering Index“, übersetzt heißt das Farbwiedergabeindex. Der CRI-Wert zeigt dem Verbraucher, wie natürlich eine bestimmte Lichtquelle die Farben wiedergibt. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass der Rotton eines roten Luftballons bei Tageslicht anders aussehen wird, als unter dem Licht einer Leuchtstoffröhre. Das liegt daran, dass die Farbtemperatur der Leuchtstoffröhre eine andere ist. Je höher der CRI-Wert ausfällt, desto natürlicher und angenehmer werden Farben vom menschlichen Auge empfunden. Als Richtwert gelten 14 Testfarben, die nach der DIN-Norm 6169 ermittelt wurden. Die Messungen basieren auf einer Farbtemperatur von 5500 Kelvin, was in etwa Tageslicht entspricht. Der Grund: Tageslicht enthält alle Spektralfarben und hat darum eine Farbtemperatur, die für das menschliche Sehen am natürlichsten wirkt. Optimal wäre ein CRI von 100. Leitzahl: Die Leitzahl wird häufig bei Aufsteckblitzen angegeben. Sie soll dem Fotografen einen Anhaltspunkt über die Leistungsstärke eines Blitzes an die Hand geben. Diese Leitzahl ist allerdings nur bedingt aussagekräftig, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt und die Hersteller manchmal ein wenig tricksen, um eine möglichst hohe Leitzahl auf die Verpackung schreiben zu können. Im Idealfall sollte sich die Leitzahl auf eine Empfindlichkeit von ISO 100 beziehen. Darüber hinaus spielt der im Blitzkopf verbaute Zoomreflektor eine wichtige Rolle. Der Zoomreflektor hat die Aufgabe, das nach vorne abgegebene Blitzlicht zu bündeln – je weiter ein Motiv entfernt ist desto stärker die Bündelung. Oftmals wird der auf der Verpackung angegebene Leitzahlwert nur dann erreicht, wenn der Fotograf die größtmögliche Brennweite des Zoomreflektors nutzt. Nikon spielt beim SB-5000 mit offenen Karten und gibt in den technischen Daten an, dass die maximale Leitzahl 55 ausschließlich bei 200mm am Zoomreflektor erreicht wird. Bei 35 mm am Zoomreflektor sinkt die Leitzahl auf nur noch 34,5. TTL: Bei einer TTL-Blitzsteuerung wird die Belichtungsmessung durch das angesetzte Objektiv durchgeführt. Daher stammt auch die häufig verwendete Bezeichnung „Through the Lens“(TTL). Die Kamera misst dabei die Entfernung zum Motiv, ermittelt die eingestellte Blende und die ISOEmpfindlichkeit und gibt dem Blitz anschließend exakte Anweisung, wie stark und wie lange er blitzen soll. Für die TTL-Messung wird teilweise vorab ein Messblitz ausgesendet. Leuchtzeit: Die Leuchtzeit – oder auch Abbrennzeit – besagt nicht das gleiche wie die Verschlusszeit an der Kamera. Die Leuchtzeit gibt den Zeitraum an, während dessen der Blitz sein Licht abgibt. Wird bei einer Langzeitbelichtung nur zu Beginn oder zum Ende aufgeblitzt, dann ist die Leuchtzeit des Blitzes kürzer als die Verschlusszeit der Kamera. Blitzsynchronzeit: Die Blitzsynchronzeit ist die kürzestmögliche Verschlusszeit der Kamera, bei der derVerschlussvorhang kurzzeitig vollständig geöffnet ist. Das ist wichtig, damit das Blitzlicht auch tatsächlich die gesamte Sensorfläche erreicht. Bei einer kürzeren Belichtung würde man sonst an der entsprechenden Stelle einen schwarzen Balken sehen, an der der Verschlussvorhang das Blitzlicht verdeckt.