Reimer Druschel machte seinen Beruf zum Hobby: Am Fotomotiv Brücken faszinieren den Ingenieur nicht nur Statik und Konstruktion, sondern auch ihre Bedeutung als verbindendes Element.
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Fotos von Reimer Druschel
Fotogene Brücken entdeckt Reimer Druschel im beruflichen Zusammenhang oder indem er gezielt nach technisch oder historisch interessanten Bauwerken sucht. „Gerne reise ich, nur um zu Fotografieren, zum Beispiel an langen Wochenenden“, bekennt der ambitionierte fc-Fotograf. Entdeckt er eine ihm bisher unbekannte Brücke, recherchiert er im Internet, liest Texte, sichtet Fotos, studiert Google Maps oder nutzt einschlägige Apps wie „The Photographer‘s Ephemeris.“„Meist mache ich Hotels in Bauwerksnähe ausfindig, damit ich die Brücke einfach und zu jeder Tageszeit gut erreichen kann“, erzählt er.
Das ideale Motiv
Der Vorteil einer Brücke als Fotomotiv liege darin, dass Brücken sehr „dankbare Motive“seien, die bei jedem Licht und Wetter etwas hätten, was man gut fotografieren könne, erklärt Druschel. Das sei speziell auf seinen beruflichen Reisen wichtig, insbesondere weil er oft wenig Zeit habe. „Ich sehe immer wieder diese wunderbaren Brücken: Winkel, Stege, Gurte, Nieten. Auch wenn Brücken hier oft in ähnlicher Form gezeigt werden, so kann ich nicht daran vorbei, ohne selbst auszulösen.“Neben der reinen Technik, also neben Statik, Konstruktion, dem Stahlbau und der Montage faszinieren ihn Brücken über ihren rein infrastrukturellen Aspekt hinaus als etwas, das Menschen in übertragenem Sinne verbindet. „In diesen Tagen können wir doch gar nicht genug Brücken bauen”, fügt er nachdenklich hinzu.
Die notwendige Ausrüstung
„Wenn ich unterwegs bin, ist meine Fotoausrüstung immer dabei, sodass ich tatsächlich immer vorbereitet bin“, erzählt Druschel. Neben der Kamera und den Objektiven ist für den Brücken-Fotografen ein Stativ unverzichtbar. „Die Arbeit mit Stativ lässt mich überlegter und präziser gestalten und entschleunigt den Vorgang des Fotografierens.“Es ist selten, dass er aus der Hand fotografiert, selbst wenn kurze Belichtungszeiten dies zuließen.
Das gelungene Shooting
Vor Ort versucht Druschel, jeder Situation gerecht zu werden. „Mein Leitspruch ist: „Mache aus der Not eine Tugend!“Statt bei Regenwetter zu jammern, versucht Druschel, Pfützen oder ablaufendes Wasser in seine
Komposition einzubeziehen. Ein sehr wichtiges Gestaltungselement ist für ihn der passende Abstand zum Objekt. „Oft laufe ich mehrmals hin und her, um das Optimum zu finden. Das hilft mir einfach, die Situation besser zu verstehen.“
Die passende Aufnahmetechnik
Meist fotografiert Druschel mit der Blendenvorwahl und überlässt seiner Kamera die Wahl der passenden Belichtungszeit. Gerne nutzt er auch bewusst die Langzeitbelichtung, um die Perspektive zu betonen und eine gewisse Surrealität zu erzeugen. Ein Graufilter ist dann obligat. Konsequent verwendet er zur Bildkontrolle das Histogramm und justiert die Belichtung bei Bedarf nach. „Es kann aber auch vorkommen, dass ich überbelichtete oder abgesoffene Bereiche in Kauf nehme. Zum Beispiel wenn ich glaube, dass es nicht schadet oder der Aufnahme sogar zuträglich ist“, erklärt er. Fokussiert wird manuell. Außerdem ist Druschel überzeugter Anhänger des Foto-Stackings. Das nutzt er, wenn er Bilder mit durchgehender Schärfe erhalten will. „Da ich ohnehin meist mit dem Stativ arbeite, ist es kein Problem, mal eben zwei oder drei zusätzliche Aufnahmen mit anders gesetztem Fokus zu machen“, findet der Fotograf.
Bildgestaltung
Neben den klassischen Regeln der Komposition lässt Druschel bei der Bildgestaltung gerne sein Gefühl entscheiden. „Ich versuche immer von vornherein so zu fotografieren, dass später nur wenig Beschnitt nötig ist.“Zusehends entdeckt er auch die Vorteile des quadratischen Formats für sich. „Es erlaubt, gestalterisch großzügiger vorzugehen. Außerdem denke ich, dieses Format zieht per se die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich.“