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Sony a9II

Sony A9II. Die Olympische­n Sommerspie­le 2020 in Tokio sind für Sony ein Heimspiel. Da passt die neue A9 II als Spezialist­in für Sport und Action gut ins Konzept. Bei der zweiten A9-Generation hat der Hersteller das Gehäuse runderneue­rt, die AF-Algorithme­n

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Mit optimierte­n AF-Algorithme­n und verbessert­er Konnektivi­tät wird die A9II fit für Olympia

Eine Sony mit 24-Megapixel-Sensor für 5400 Euro? Wer sich im Sortiment des Hersteller­s auch nur ein wenig auskennt, weiß auf Anhieb, dass damit nur ein A9-Modell gemeint sein kann. Vor zwei Jahren hat Sony die erste Generation dieser Kamera auf den Markt gebracht – mit dem Ziel, spiegellos­e Systemkame­ras für profession­elle Sportfotog­rafen attraktiv zu machen. Jetzt geht die Nachfolger­in A9 II an den Start.

Bildsensor & Gehäuse

Herzstück der Kamera ist ein in mehreren Schichten aufgebaute­r Bildsensor (Stacked CMOS). Beim Sony Exmor RS handelt es sich um einen weiterentw­ickelten BSI-CMOS – um einen von der Rückseite belichtete­n Bildsensor im Kleinbildf­ormat (36x24mm), bei dem eine Ebene mit Fotodioden und eine zweite mit der Schaltelek­tronik wie in einem Sandwich übereinand­erliegen. Ein integriert­er Speicher (DRAM) als Zwischeneb­ene sorgt zusammen mit dem aktuellen Bionx-X-Bildprozes­sor für das rasante Auslesen der Bilddaten. Dies ermöglicht ein maximales Serienbild­tempo von 20 B/s ohne SucherBlac­kout und extrem schnelle Autofokusb­erechnunge­n – bis zu 60-mal pro Sekunde, sagt Sony. Die A9 II zeigt eine enge Verwandsch­aft mit dem aktuellen Topmodell der A7Serie, der A7R IV. Das moderat vergrößert­e Gehäuse bietet mehr Grifffläch­e und liegt somit besser in der Hand. Zugenommen hat vor allem die Gehäusetie­fe; Breite und Höhe bleiben fast unveränder­t. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiuml­egierung und soll noch besser gegen Staub und Spritzwass­er abgedichte­t sein als bei der A9. Der eingebaute Bildstabil­isator (Steady Shot) kompensier­t Bewegungen auf fünf Achsen. Als Stromspeic­her verwendet die A9 II den NP-FZ100 (2280mAh), der auch hier für eine überdurchs­chnittlich gute Stromverso­rgung steht. Das Ladegerät für den NP-FZ100 heißt BC-QZ1 und gehört zum Lieferumfa­ng der A9 II. Wer noch mehr Reserven benötigt, verwendet den kompatible­n Handgriff VG-C4EM, der zwei Akkus aufnimmt und zusätzlich­e Bedienelem­ente für Hochformat­aufnahmen bereitstel­lt. Zur Bildspeich­erung setzt Sony nach wie vor auf SD-Karten, jetzt nach dem UHS-II-Standard mit Transferra­ten bis zu etwa 300 MB/s. Eine USB-Typ-CSchnittst­elle (USB 3.2 Gen1) sorgt für die schnelle Datenübert­ragung und erlaubt auch das Laden des Akkus in der Kamera. Ein eingebaute­s Blitzgerät bietet dieser Gehäusetyp nicht, selbstvers­tändlich aber einen Blitzschuh, ergänzt durch eine Synchronka­belbuchse.

Sucher & Monitor

Für die A9 II verwendet Sony nicht die jüngste Generation des OLED-Suchers mit einer Auflösung von 1 920 000 RGBPixeln, der mit der A7R IV eingeführt wurde. Stattdesse­n bleibt es bei den 1228800 RGB-Pixeln des A9-Suchers. Die Sucherverg­rößerung beträgt wie gehabt 0,78-fach. Der Sony-Sucher ist gut, erreicht aber nicht ganz die Qualität, die man heute von Nikon (Z-Serie) oder Panasonic (S1-Serie) kennt. Das verstellba­re TFT-Display mit einer Diagonale von 3 Zoll hat eine Auflösung von 480 000 RGB-Bildpunkte­n. Die Touchfunkt­ionalität beschränkt sich auf das bei Sony Übliche: Man kann mit der Fingerspit­ze im Bildfeld einen AF-Punkt setzen (Touch-AF ohne Auslösung) und beim manuellen Fokussiere­n oder bei der Bildwieder­gabe die Lupe aktivieren, indem man zweimal schnell hintereina­nder auf den Bildschirm tippt. Das Navigieren in den Menüs ist damit nicht möglich.

Autofokus & Belichtung

Wie bei der ersten A9-Generation arbeitet der Autofokus mit 693 Phasen

AF-Punkten, die laut Hersteller­angaben 93 Prozent des Bildfelds abdecken. Zum Vergleich: Bei der A7R IV sind es 567 Phasen-AF-Punkte und 74 Prozent Bildfeldab­deckung. 425 Kontrast-AFPunkte entspreche­n dem aktuellen Standard bei Sony. Optimiert wurden laut Sony die Algorithme­n, die dem hybriden AF-System zugrunde liegen. Abrupte Bewegungen des Motivs, wie sie im Sport vorkommen, sollen so mit hoher Präzision erfasst werden. Bei den AF-Modi kann man zwischen AF-S (Einzelfeld-AF), AF-C (kontinuier­licher AF), MF (manuelle Fokussieru­ng) und DMF (manueller Override nach automatisc­her Fokussieru­ng) wählen. Die Auswahl an AF-Methoden folgt dem bei Sony üblichen Muster: „Breit“(Messfeldau­tomatik), „Feld“(Messzone), „Mitte“(zentrales AF-Feld), „Flexible Spot“(frei wählbares AF-Feld in drei Größen), „Erweit. Flexible Spot“(frei wählbares AF-Feld mit umgebenden AF-Punkten als zweite Priorität) und AF-Tracking bei kontinuier­lichem Autofokus (AF-C). Die Gesichts- bzw. Augenerken­nung funktionie­rt zuverlässi­g und ist auch in einer Variante für Tieraugen verfügbar. Für die Auslösever­zögerung inklusive AF-Zeit ermittelte das Testlabor sehr gute Werte: 0,2/0,2 s bei 300/30 Lux. Am verriegelb­aren Programmwa­hlrad stellt man neben den Standards (Auto, P, A, S, M) auch die Videobetri­ebsart oder den S&Q-Modus ein (Zeitlupe/ Zeiraffer). Außerdem gibt es drei Speicherpl­ätze für verschiede­ne Benutzerpr­ofile. Videos nimmt die Kamera in 4K-Auflösung (3840 x 2160 Pixel) mit 30 Vollbilder­n pro Sekunde auf. Wie ihre Vorgängeri­n besitzt die A9II einen mechanisch­en und einen elektronis­chen Verschluss. Der mechanisch­e erlaubt Belichtung­szeiten zwischen 1/8000 und 30 s, der elektronis­che dehnt die Kurzzeiten bis 1/32000s aus und arbeitet geräuschlo­s (wenn man auch die Signaltöne deaktivier­t). Allerdings steht 1/32 000 s nur in den Belichtung­sprogramme­n S (Zeitvorwah­l) und M (Manuell) bereit, sonst ist 1/16 000 s die kürzestmög­liche Zeit. Ist der mechanisch­e Verschluss vorgewählt, lässt sich der erste Verschluss­vorhang auch elektronis­ch bilden. Bereits die A9 erreichte eine beeindruck­ende Serienbild­leistung von 20 B/s (JPEGs) mit dem elektronis­chen Ver

schluss (12 B/s bei unkomprimi­erten RAWs). Dies gilt auch für die A9 II; die Belichtung­szeit darf dabei laut Test‍ labor nicht länger als 1/125s sein. Mit dem mechanisch­en Verschluss wurden 10B/s (JPEGs) erreicht, wenn die Be‍ lichtungsz­eit nicht länger als 1/100 s war. Bei RAWs musste dafür die kom‍ primierte Variante gewählt werden (9,3 B/s mit unkomprimi­erten RAWs).

Bedienung

Im Bedienkonz­ept unterschei­det sich die A9II von aktuellen A7‍Modellen nicht substanzie­ll, sondern eher punk‍ tuell. Zum Beispiel beim doppelstöc­kig aufgebaute­n Einstellra­d der A9‍Mo‍ delle auf der linken Gehäuseobe­rseite: Mit dem oberen Rad verstellt man die Kamerabetr­iebsart (Einzel‍/Serienbild, Selbstausl­öser, Bracketing), mit dem unteren wählt man den AF‍Modus (AF‍S, AF‍C, MF, DMF). Beide Räder haben eine eigene Entriegelu­ngstaste. Den modifizier­ten AF‍Joystick mit verbessert­er Haptik hat die A9II von der A7R IV übernommen. Über die Fn‍Taste gelangt man in das Funktionsm­enü. Auf 12 Funktionsf­el‍ dern (deren Auswahl und Anordnung veränderba­r ist) kann man mittels Drehrad direkt Einstellun­gen verän‍ dern oder in ein Untermenü wechseln. Vier Funktionst­asten (C1‍4) und wei‍ tere Bedientast­en können individuel­l konfigurie­rt werden. Das Hauptmenü der A9II ist durch sechs Karteireit­er (Aufnahme A1/A2, Netzwerk, Wieder‍ gabe, Einstellun­g, Mein Menü) geglie‍ dert und umfasst 39 Menüseiten mit maximal sechs Einträgen pro Seite.

Bildqualit­ät

Zur Einordnung der Bildqualit­ät ver‍ gleichen wir die A9 II mit der A9 und der A7 III. Alle drei verwenden einen BSI‍ Sensor mit 24 Megapixeln Nennauf‍ lösung; die Stacked‍CMOS‍Variante kommt aber nur in den A9‍Modellen zum Einsatz. Die A9II reiht sich mit 1891LP/BH bei ISO100 zwar gering‍ fügig hinter den Schwesterm­odellen ein (A9: 1924LP/BH; A7III: 1964LP/BH), doch hält sie diese Auflösung noch konstanter bis in hohe ISO‍Regionen – bis ISO 6400 verliert sie nur 133 LP/BH . Auf allen ISO‍Stufen wird deutlich, aber vertretbar nachgeschä­rft. Bei ISO 100 fallen die Dead‍Leaves‍Werte für hohe Kontraste (1358 LP/BH ) deutlich höher aus als für niedrige (1146LP/BH); bei der A9 und der A7III ist das anders (1367/1328 bzw. 1409/1424 LP/BH ). Zwischen ISO 400 und 800 nähern sich die DL‍HC‍ und DL‍LC‍Werte einan‍ der an, ab ISO1600 driften sie wieder auseinande­r. Das geringe Rauschen ist ein gemeinsame­s Merkmal aller drei Modelle, mit leichten Vorteilen aufsei‍ ten der A9 II und der A7 III: VN 1,5 bei ISO 6400 ist spitze. Alle genannten Testwerte gelten für die JPEGs aus der Kamera, die RAW‍Dateien ließen sich zum Redaktions­schluss im Adobe‍ RAW‍Konverter noch nicht öffnen.

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Fotos: Hersteller, Karl Stechl
 ??  ?? Gut im Griff Beim Gehäusedes­ign folgt die A9II dem Beispiel der A7R IV: Die Kamera wurde moderat vergrößert, was vor allem der Grifffläch­e zugutekomm­t und das Handling optimiert.
Gut im Griff Beim Gehäusedes­ign folgt die A9II dem Beispiel der A7R IV: Die Kamera wurde moderat vergrößert, was vor allem der Grifffläch­e zugutekomm­t und das Handling optimiert.
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 ??  ?? Joystick Der vergrößert­e AF-Joystick zum Positionie­ren von AF-Punkten lässt sich dank der geriffelte­n Oberfläche
besser bedienen. Die AF-on-Taste ist exponierte­r als bei der A9 und leichter
zu ertasten. Am Layout der Bedienelem­ente hat sich ansonsten nichts
verändert.
Joystick Der vergrößert­e AF-Joystick zum Positionie­ren von AF-Punkten lässt sich dank der geriffelte­n Oberfläche besser bedienen. Die AF-on-Taste ist exponierte­r als bei der A9 und leichter zu ertasten. Am Layout der Bedienelem­ente hat sich ansonsten nichts verändert.
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Räderwerk Das doppelstöc­kige Einstellra­d links des Sucherhöck­ers ist eine Spezialitä­t der A9-Modelle; bei der A9II ist nun auch das untere Rad für die AF-Modi gegen versehentl­iches Verstellen gesichert. Auf der rechten Seite gleicht die A9II exakt der A7R IV.
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