Titan-stark
Fujifilm stellt die dritte Generation seiner Pro-Baureihe mit einem weiterentwickelten optoelektronischen Hybridsucher vor. Besonderen Wert legten die Japaner bei ihrem jüngsten Modell auf Robustheit und präsentieren darum einen Body aus Titan. Ebenfalls neu ist das kleine Zweitdisplay auf der Kamerarückseite. Die X-Pro3 ist in schwarzer Lackierung für 1900 Euro erhältlich. Außerdem bietet Fujifilm die Kamera auch mit einer kratzresistenten Dura-Beschichtung in Schwarz und Silber an –, jeweils für 2100 Euro.
Wie schon bei den Fujifilm-Modellen X-T3 und X-T30 setzen die Japaner auch im aktuellen Pro-Modell auf die bewährte Kombination aus dem X-Trans-CMOS 4-Sensor mit einer Auflösung von 26 Megapixeln und dem X4-Bildprozessor. Der Sensor ist in der BSI-Bauweise konstruiert – mit den Schaltungen hinter der lichtempfindlichen Fläche. Der Empfindlichkeitsbereich erstreckt sich standardmäßig von ISO 160 bis 12 800, kann aber auf ISO 80-51 200 erweitert werden. Der Bildprozessor hat vier Kerne und sorgt für eine schnelle Datenverarbeitung. Damit kann die X-Pro3 wie die X-T3 mit dem mechanischen Verschluss bis zu 11 B/s aufnehmen. Mit dem elektronischen Verschluss sind sogar Bildraten von bis zu 30 B/s möglich. Hier ist die Pro3 der X-T3 überlegen – allerdings werden diese Serien mit einem 1,25-Crop aufgenommen.
Filmen kann die X-Pro3 mit 4K-Auflösung bis zu 30 B/s. Sie macht auch Highspeed-Aufnahmen mit bis zu 120 B/s, dann aber mit 2048 x 1080 Pixeln. Die Einstellmöglichkeiten für die Bildqualität hat Fujifilm um die Option „Klarheit“erweitert, die unterschiedliche Behandlung von Konturen und Texturen ermöglicht.
Schneller Autofokus
Das hybride AF-System wurde von der X-T3/X-T30 übernommen. Es kombiniert Kontrast- und Phasenmessung mit 425 AF-Messfeldern. Sie decken den Sensor fast vollständig ab und erlauben damit eine Verfolgung bis dicht an den Bildrand. Auch die Pro3 bietet die bei Fujifilm üblichen Modi Einzelpunkt, Zonen-AF mit 3 x 3- bis 7 x 7-Raster und insgesamt 91 Messfeldern sowie Weit/Verfolgung. Gesichtsund Augen-AF sind ebenfalls vorhanden. Die Empfindlichkeit des AF-Systems gibt Fujifilm mit -6 EV an. Hinzu gekommen ist die „AF Range Limiter“-Funktion. Sie ermöglicht es, den Autofokusbereich eines jeden XFObjektivs – auch solchen ohne entsprechende Tasten – über die Kamera zu begrenzen.
Unter den Belichtungsoptionen ist der HDR-Modus neu: Damit nimmt die Kamera bis zu neun Bilder hintereinander auf und verrechnet die Daten zur einer Aufnahme mit erweiterter Dynamik. Für die Verrechnung stehen die Modi „Additiv“, „Durchschnitt“, „Hell“und „Dunkel“zur Wahl. Außerdem kann jedes Einzelbild zuvor mit einer Filmsimulation versehen werden. Apropos Filmsimulation – auch hier gibt es ein Neuheit: „CLASSIC Neg“. Mit dieser Option lassen sich Bilder im Look von Farbnegativfilmen aufnehmen. Aus den Modellen X-T3/X-T30 wurde die „Schwarzweißeinstellung“übernommen, die den Fotos mit den Filmsimulationen „Acros“oder „Schwarzweiß“wahlweise einen warmen oder kühlen Farbstich verleiht.
Allerdings ist sie nun eine separate Funktion mit der Bezeichnung „Monochrome Farbe“geworden. Der mechanische Verschluss ermöglicht als kürzeste Belichtungszeit 1/8000 s, der elektronische 1/30 000 s. Der Hybridsucher, eine Kombination aus optischem und elektronischem Sucher, ist traditionell der Pro-Baureihe vorbehalten und ein Alleinstellungsmerkmal von Fujifilm. Diese Tradition setzt die X-Pro3 mit einem verbesserten Hybridsucher fort. Sein optisches Bildfeld beträgt 95%, das elektronische (OLED-Sucher) bietet 100% und löst mit 1 230 000 RGB-Pixeln auf. Die Auflösung liegt damit auf dem Niveau der T3 und ist höher als bei der Pro2.
Flüssige Darstellung
Außerdem hat Fujifilm die Farbwiedergabe des OLED-Suchers verbessert. Nun sollen ca. 97% des RGB-Farbraums abgedeckt sein. Wie in der X-Pro und der X-Pro 2 kann der Fotograf zwischen dem optischen und dem elektronischen Sucherbild umschalten oder ein kleines EVF-Fenster in den optischen Sucher einblenden, um zum Beispiel einen Bildausschnitt vergrößert darzustellen. Im Boost-Modus bietet Fujifilm die Option „Glättung/Bildrate“. Ist sie aktiviert, wird nach jedem echten Einzelbild ein Schwarzbild eingefügt. Damit erhöht sich die Frequenz auf 200 B/s, und bewegte Objekte werden flüssiger dargestellt.
Die Eckdaten des Monitors bleiben die gleichen wie bei der Pro2: Die Diagonale misst drei Zoll, die Auflösung beträgt 540 000 RGB-Pixel. Doch im aktuellen Modell sind noch eine Touchfunktion und ein Klappmechanismus hinzugekommen. Neu ist auch die Aufhängung mit 180-GradScharnier: Solange das Display hochgeklappt ist, zeigt es zur Kamera. Es ist also geschützt und zugleich verdeckt. Erst heruntergeklappt wird es nutzbar. Eine Drehfunktion fehlt jedoch. Stattdessen hat Fujfilm auf die Rückseite ein kleineres zweites Display mit 1,28-Zoll-Diagonale gesetzt. Es informiert den Fotografen bei geschlossenem Hauptdisplay in zwei Modi über die wichtigsten Kameraeinstellungen. Auch wenn die Kamera ausgeschaltet ist, zeigt das kleine Display die Einstellungen an.
Robustes Gehäuse
Eine der wesentlichen Neuerungen der X-Pro3 ist der Body aus Titan, der eine höhere Robustheit verspricht. Außerdem wird Fujifilm die Kamera auch in einer Variante mit spezieller kratzfester Dura-Beschichtung anbieten. Diese weist eine Härte von 1500 HV auf und schützt die Kamera zusätzlich von außen. Das Gehäuse ist zudem gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser abgedichtet. Der Hersteller verspricht das reibungslose Funktionieren bis -10°C. Die Abmessungen und das Gewicht haben sich gegenüber dem Vorgängermodell kaum geändert.
Die Tastenbelegung folgt weitgehend dem Konzept der XPro2. Größte Änderung ist das Fehlen der 4-Wege-Wippe – deren Aufgaben dürfte im Wesentlichen der Joystick übernehmen. Alle anderen wichtigen Bedienelemente wie die beiden Einstellräder vorn und hinten sowei das Zeiten- und Belichtungskorrekturrad bleiben an gewohnter Stelle. Das Schnellmenü (Q-Taste) erlaubt nun eine stärkere Anpassung bei der Zahl der dargestellten Icons. Sie können auf Wunsch auch über dem LiveView-Bild eingeblendet werden. Zur Ausstattung zählen WLAN, Bluetooth, Zubehörschuh und USB 3.1 Typ C. Der Akku reicht für ca. 370 Aufnahmen und lässt sich über USB laden. Die Kamera ist mit zwei Slots für SD-Karten ausgestattet.
Als optionales Zubehör bietet Fujifilm für das neue Modell den Handgriff MHG-XPRO3 und die Ledertasche BLCXPRO3 an. Wadim Herdt