„... ohne Worte Geschichten erzählen.“
Was willst Du mit Deinen Bildern ausdrücken?
Mit vielen meiner Aufnahmen möchte ich Menschen zum Lächeln bringen. Oft gepaart mit etwas Selbstironie. Ich greife aber auch Themen auf, die mich gerade beschäftigen und versuche, sie mit einfachsten Mitteln darzustellen. Daraus entstehen oft Bilder, die den Betrachter zum Nachdenken anregen sollen. Bei anderen Aufnahmen wiederum versuche ich, Emotionen darzustellen. Manchmal wirkt es wie eine Therapie, etwas zu sagen, ohne reden zu müssen.
Ich habe zudem festgestellt, dass man mit nur einem Bild auch eine Geschichte erzählen kann und dem Betrachter die Möglichkeit gibt, sich eine eigene Geschichte zu erdenken. Mich interessiert es dann, was der Betrachter in die Aufnahme interpretiert. Am Ende entstehen in meinem Kopf viele kleine, neue Geschichten, die mich inspirieren.
Besonders gerne präsentierst Du Dich in Selbstporträts. Wie entstand die Idee?
Die Idee entstand aus dem Wunsch, Porträts zu fotografieren. Ich habe schon immer gerne Porträts angeschaut, egal, ob Fotografien oder Gemälde. Der Mensch kann so interessant sein. Gerade ein Gesicht hat so viele Muskeln, die nötig sind, um Emotionen auszudrücken – und je länger man sich damit beschäftigt, umso interessanter wird es. Da ich immer alleine fotografiere und noch nie mit einem Model gearbeitet habe, ergab es sich, dass ich Selbstporträts aufnahm. Menschen, verschiedene Mimiken, Gegenstände im Bild können ohne Worte Geschichten erzählen. Mal komisch, mal traurig, mal zum Nachdenken.
Was begeistert Dich an Selbstporträts?
Es mag narzisstisch klingen, wenn ich sage, dass eines meiner Lieblingsmotive ich selbst bin, weil es mir auch Spaß macht, vor der Kamera zu stehen. Da kann man alles sein. Entweder bin ich da ich selbst oder spiele eine Rolle wie ein Schauspieler. Ein weiterer Grund: Ich bin gehorsam, widerspreche mir nicht, wenn ich mir als „Model“sage, was ich als „Fotograf“möchte. So herrscht immer Harmonie zwischen mir als Fotograf und mir als Model. Ein weiteres Lieblingsmotiv ist die Straße in der Stadt, da es interessant ist zu sehen, wie sich Menschen „in freier Wildbahn“verhalten. Leider wird die Straßenfotografie immer schwieriger, und all die Regeln nehmen den Spaß.
Du arbeitest mit wenig Licht und möglichst einfachen Mitteln.
Bei meinen Fotos mit stark reduziertem Licht faszinieren mich die Ergebnisse. Mit wenigen Mitteln und schwachem Licht ist es möglich, das Wesentliche zu betonen. Gerade bei Porträts kann man harte oder auch weiche Konturen erzielen. Objekte oder Menschen verschmelzen mit dem Hintergrund. Durch ganz leichtes Drehen der Lichtquelle lässt sich das Erscheinungsbild völlig verändern.
Und Du bevorzugst düstere Farben und traurige Gesichter. Warum so trist?
Es gibt viele Motive, die von ihren Farben leben und ihre Wirkung verlieren, wenn man die Farben entzieht. Andererseits leben wir in einer Zeit der Reizüberflutung durch Farben, Lärm und Gerüche. Für mich ist dies häufig zu viel, und so „flüchte“ich in Tristesse. Weiteren Einfluss auf die Idee nehmen auch alte Schwarzweißfilme, besonders im Stil des „Film Noir“. Im Tristen findet sich oft mehr Ausdruck. Das ist allerdings mein persönliches Empfinden. Viele verbinden die Farben Grau, Schwarz und wenig Licht mit Tristheit und Traurigkeit.Vielleicht ist es mein Wunsch, mit dem Tristen auch etwas Lebendiges darzustellen. Trist ist es wahrscheinlich auch, dass ich auf Selbstporträts nie lächle. Fotografieren ist Spaß für mich, aber es bringt mich während der Aufnahmen nicht zum Lachen. Ein künstliches Lachen empfinde ich als unehrlich und ist etwas, das ich nicht mag.
Wie kommst Du zu Deinen Bildideen?
Zu meinen Ideen komme ich auf verschiedenen Wegen. Oft im Schlaf. Dann wache ich auf, habe einen Einfall und mache mir eine kleine Notiz. Durch Musik kommen mir auch häufig Ideen. Entweder durch Titel oder Textzeilen. Wenn mich Musik berührt, spüre ich sie und mache mir Gedanken. So entstanden schon viele Aufnahmen. Meist jedoch entsteht alles sehr spontan – beim Fotografieren auf der Straße genauso wie bei Porträts. Der Moment macht das Bild. Wenn mir etwas auf der Straße ins Auge fällt, halte ich es im Bild fest. Bei den Porträts ist es nicht anders. Wenn ich in meine Fotoecke gehe, sehe ich meist etwas, egal, ob es ein Schirm ist, ein Buch oder eine leere Milchflasche. Die Idee kommt beim Betrachten und wird dann auch umgehend umgesetzt. Oft entwickeln sich durch diese Versuche weitere Ideen, und natürlich inspirieren mich auch Arbeiten anderer Fotografen oder Maler. Aber ebenso beim Bummeln oder Einkaufen kommen Ideen, wenn man etwas Skurriles sieht oder etwas ganz Normales wie zum Beispiel die Dose Tomatensuppe auf einem meiner Fotos.
Nennst Du uns Deine fotografischen Vorbilder?
Mich begeistert die Fotografie von „Man Ray“. Die Kreativität, die experimentellen Wege, die er
gegangen ist. Sehr interessant ist für mich auch Lisette Model. Ihre Arbeiten entsprechen nicht dem Mainstream, und das gefällt mir. „Nicht fotografisch“begeistert mich auch die Arbeit von René Magritte, da dieser ebenfalls eigene Wege ging.
Wie bereitest Du ein Shooting vor?
Ich bin ein Bauchmensch und bereite sehr wenig vor. Ich mag es spontan, und wenn ich versuche, eine Idee umzusetzen, improvisiere ich auch sehr viel. Es gibt bei mir ja kein aufwendiges Haarstyling oder Make-up. Nur ganz selten, wenn ich eine bestimmte Szene darstellen möchte, muss ich ein wenig vorbereiten. Allerdings verwende ich dann das, was gerade zur Hand ist. Aus einem Bügelbrett wird schnell eine Theke oder Ähnliches.
Welche Teile Deiner Ausrüstung sind unentbehrlich?
Ohne meine Straßenausrüstung in Form einer Canon EOS M6 mit Standard Objektiv 15-45 mm verlasse ich das Haus nicht. Für meine Indoor-Fotos nutze ich seit einigen Jahren meine Nikon D7100, die fast immer in meiner Fotoecke auf dem Stativ auf ihren Einsatz wartet. Dort findet sich dann auch ein einsatzbereiter Studioblitz. Mein „Immer-drauf“-Objektiv ist seit einiger Zeit eine 35-Millimeter-Festbrennweite von Nikon. Zur weiteren Ausrüstung gehört eine schwarze Stoffbahn, die ich meist als Hintergrund nutze. Alternativ verwende ich Trittschall-Dämmplatten, auf die ich verschiedene Tapeten geklebt habe.
Verrätst Du uns Deine Aufnahmetechnik?
Zum Auslösen nutze ich einen einfachen Fernauslöser von Nikon, zur Blitzauslösung ein Set von „Yongnuo“. Alles sehr einfach, aber es erfüllt meine Zwecke. Im Laufe der Zeit hat man ein Gefühl entwickelt, wo man stehen muss, um vom Autofokus anvisiert zu werden. Es hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen, wie auch bei jedem Landschafts- oder Architektur-Fotografen. Die Grundeinstellungen sind meist sehr ähnlich: Es wird sich in Position gebracht, ausgelöst, ein kurzer Kontrollblick auf das Display und dann entschieden, ob es so geht oder ob der Blitz ein wenig anders eingestellt werden muss.
Wie bearbeitest Du nach?
Grundsätzlich nehme meine Fotos als JPEG auf und nicht als RAW. Mit RAW-Dateien habe ich es vor einiger Zeit probiert, jedoch gefielen mir die Endergebnisse überhaupt nicht. Für meine Bildbearbeitung setze ich ausschließlich die „Nik Collection“ein. Zum Umwandeln in Schwarzweiß verwende ich „Silver Efex Pro“. Meist reicht es, den Kontrast ein wenig zu verändern oder Struktur hinzuzufügen. Ich versuche aber grundsätzlich, meine Fotos so wenig wie möglich zu bearbeiten. Vereinzelt setze ich auch kleine Farbakzente durch Farbselektion. Meine Aufnahmen werden auch nicht zugeschnitten, ich muss sie schon nehmen wie sie sind. Möchte ich gern etwas Farbe im Bild behalten, passe ich Kontras oder Sättigung entweder mit Vivez an oder – wenn es etwas verspielter sein soll – mit Color Efex Pro.