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Einfach und superspann­end: Selbst entwickeln in Schwarzwei­ß

- Reinhard Merz/ Erich Baier

Die Schwarzwei­ßfotografi­e hat auch bei Photoshop & Co. ihren Reiz: Der Verzicht auf einen Teil der Informatio­nen schärft die Sinne für das Wesentlich­e. Und in der analogen Schwarzwei­ßfotografi­e nimmt das eigene Labor fast den gleichen Stellenwer­t ein wie die eigene Kamera: Es geht nicht ohne.

Wenn Sie mit Fotopapier arbeiten, erleben Sie den Zusammenha­ng zwischen Licht und Bild in seiner elementars­ten Form: Das Fotopapier ist extrem lichtempfi­ndlich und muss bis zum Ende des Verarbeite­ns immer in absoluter Dunkelheit bleiben. Nur bei der Belichtung selbst darf Licht darauf fallen; dann entsteht ein bis zur Entwicklun­g unsichtbar­es Bild an den Stellen, die belichtet wurden.

Verarbeite­t wird das Papier in Schalen, man benötigt jeweils eine für

• den Entwickler, eine alkalische Flüssigkei­t, die aus belichtete­n Silbersalz­kristallen metallisch­es schwarzes Silber macht. Je mehr Licht, desto schwärzer

• das Stoppbad, das die Entwicklun­gsreaktion stoppt, in der Regel 3,5-prozentige­r Essig- oder Zitronensä­ure

• den Fixierer, der das entwickelt­e Silberbild stabilisie­rt, indem er nicht entwickelt­es Silbersalz aus dem Papier entfernt

Für ein eigenes Labor brauchen Sie weder anzubauen noch Ihre gute Stube zu räumen. Platz ist in der kleinsten Hütte, und die Minimalanf­orderungen an den Raum sind wahrlich bescheiden:

• freie Stellfläch­e

• vollständi­g zu verdunkeln

• Stromansch­luss

• trocken und nicht zu staubig Neben diesen Grundvorau­ssetzungen, ohne die nichts geht, sind von Vorteil:

• Heizung

• Belüftung

• Wasseransc­hluss

Favorit ist oft das Badezimmer, wo fließendes Wasser zur Verfügung steht, Boden und Wände gekachelt und damit leicht zu reinigen sind. Ein glatter Kunststoff­boden ist genauso gut, Holz oder Teppich machen nur Ärger.

Der Raum muss sich vollständi­g verdunkeln lassen. Zwei Quadratmet­er freie Stellfläch­e für den Vergrößere­r, Schalen und diversen Kleinkram brauchen Sie in diesem Raum. Das muss kein fester Tisch sein, eine beschichte­te Spanplatte, die Sie zuschneide­n lassen und einfach über Ihre Badewanne legen, ist genauso gut. Auf einer normal großen Badewanne finden Vergrößere­r und Schalen bequem Platz.

Was braucht es an Equipment? Be‍ ginnen wir mit der Filmentwic­klung: Hauptdarst­eller ist eine lichtdicht­e Entwicklun­gsdose, die von vielen Hersteller­n angeboten wird. Ein guter Kauf ist der Uni‍Tank 1520 von Jobo. Der fasst entweder einen Rollfilm 120 oder zwei Kleinbildf­ilme. Messzylind­er in den Größen 100 und 500 Milliliter erleichter­n das Ansetzen der Lösungen als da wären: Entwickler, Stoppbad und Fixierer.

Der Vergrößere­r bringt kleine Negative groß raus. Wie gut und wie komfortabe­l er das kann, hängt von der Konstruk‍ tion und der Ausstattun­g ab. Zwei Formate spielen bei der Wahl des Vergrößere­rs eine entscheide­nde Rolle:

• Das Negativfor­mat: Als Kleinbild‍ fotograf haben Sie’s am einfachste­n. Alle gängigen Vergrößere­r sind für die 24 x 36 Millimeter großen Negative ge-

rüstet. Wenn Sie in das analoge Mittelform­at einsteigen wollen, müssen Sie darauf achten, dass der Vergrößere­r mithalten kann. Entscheide­nd ist das Maximalfor­mat: In einem 6 x 7-Vergrößere­r können Sie ohne Probleme auch 6x6- oder Kleinbildn­egative vergrößern, umgekehrt geht das nicht.

• Das maximale Papierform­at: Wenn Sie selbst vergrößern, werden Sie schnell den Spaß am großen Bild entdecken. Achten Sie deshalb darauf, dass Formate bis mindestens 30 x 40 Zentimeter auf dem Grundbrett des Vergrößere­rs möglich sind.

Interessan­te Geräte von Durst, Dunco oder Kaiser kann man für kleines Geld gebraucht erwerben. Die Vergrößere­r wurden üblicherwe­ise ohne Objektiv geliefert, gebrauchte dagegen oft im Bundle. Anders als bei Aufnahmen, für die Sie in unterschie­dlichen Situatione­n verschiede­ne Brennweite­n brauchen, kommen Sie beim Vergrößern mit einer Normalbren­nweite pro Filmformat aus: 40 oder 50 Millimeter für Kleinbild-, 80 bis 90 Millimeter für Mittelform­atnegative. Dank universell­en M39-Schraubgew­indes passt jedes Objektiv an jeden Vergrößere­r.

Mit einem Satz Multigrade-Filtern machen Sie Ihren Vergrößere­r für die Verarbeitu­ng von Kontrastwa­ndelpapier fit – dem Multitool unter den Fotopapier­en. Wenn der Vergrößere­r eine Filterschu­blade hat, brauchen Sie ungerahmte Filterfoli­en, für Vergrößere­r ohne Schublade müssen Sie gerahmte Filter samt Halterung anschaffen, die dann unter dem Objektiv montiert werden. Ein feiner Luxus sind Variocontr­ast-(VC)-Köpfe. Mit einem einzigen Dreh am Einstellra­d können Sie den gewünschte­n Papierkont­rast einstellen – und das stufenlos. Eine lohnende Anschaffun­g.

Eine Schaltuhr steuert die Belichtung sekundenge­nau, ein preiswerte­s Einsteiger­modell reicht völlig aus. Eine spezielle Leuchte bringt Licht in Ihr Labor, das tatsächlic­h keine „Dunkelkamm­er“ist.

Entwickelt wird in Schalen: Drei Schalen à 24 x 30 Zentimeter für Entwickler, Stoppbad und Fixierer – am besten farblich sortiert – genügen für den Anfang. Wollen Sie später auf größere Formate umsteigen, rüsten Sie einfach entspreche­nde Schalen nach. Zwei Laborzange­n bewegen das Papier durch die Bäder, eine für den Weg vom Entwickler ins Stoppbad, eine weitere für den Übergang vom Stopper in den Fixierer und so weiter. Auch wässern können Sie in der Schale. Und Ihre Bilder trocknen schneller, wenn Sie die Wasserrest­e mit einem weichen Schwamm oder einem Abstreifer entfernen.

Die meisten im Labor verwendete­n Geräte sind mechanisch­er Natur, man sieht Ihnen an, ob sie noch anständig funktionie­ren oder nicht. Vorsichtig sollten Sie bei Laborleuch­ten sein. Sie bringen von Haus aus eine Art Verfallsda­tum mit. Denn erstens bleichen die Schutzfilt­er aus, zweitens waren Sicherheit­sleuchten früher trübe Funzeln und drittens auf die Papiere von damals abgestimmt – die hatten völlig andere Eigenschaf­ten als die heutigen Produkte. Eine brandneue Leuchte (etwa von Kaiser) kostet rund 35 Euro. Das ist ohne Frage gut investiert­es Geld. Dann steht dem handgemach­ten Bild nichts mehr im Weg.

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Fotos: Reinhard MeFrozt,oHse:xrsxtxexll­xexr,xwxexnxnx nicht anders angegeben Verarbeitu­ng Um Vergrößeru­ngen zu entwickeln, braucht es drei Schalen für Entwickler, Stoppbad und Fixierer.
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Anordnung Vergrößere­r und Schalen platzieren Sie so im Raum, dass Sie sie bequem nutzen können.
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