3 VERGRÖSSERN
Es gibt verschiedene Arten von Fotopapier für Schwarzweiß-Bilder. Man unterscheidet Kontrastwandelpapier (VC-Papier) von Papieren mit festen Gradationen. Bei ersteren lässt sich die Kontrastwiedergabe steuern, bei den letzteren ist sie festgelegt. Außerdem gibt es noch kunststoffbeschichtetes PE-Papier (PE = Polyäthylen) und Barytpapier mit echtem Kartonträger. Kontrastwandelpapier hat gegenüber festen Gradationen nur Vorteile und PE ist einfacher zu handhaben als Baryt, deshalb sollten Sie für den Anfang auf jeden Fall ein kontrastvariables PE-Papier anschaffen. Weit verbreitet sind Ilford Multigrade IV, Kodak Polymax, Agfa Multicontrast Premium und Tetenal TTVario Ultra. Zwei Formate reichen fürs Erste; empfehlenswert sind die Größen 13 x 18 und 20 x 25 Zentimeter. Viele Papiere gibt es mit glänzender und matter Oberfläche – je nach Geschmack. Die meisten Motive sind allerdings für glänzendes Papier besser geeignet – nur bei Porträt- oder Aktaufnahmen ist mattes Papier besser. Weiter brauchen Sie einen Papierentwickler (Variospeed oder Eukobrom von Tetenal, Ilford Multigrade-Entwickler), ein Stoppbad (Essigsäure oder Zitronensäure; Essigsäure ist billiger, stinkt aber nach Essig) und einen Schnellfixierer wie Tetenal Variospeed Superfix. Fixierer sind für Film und Papier von der Zusammensetzung der Substanz her gesehen gleich, allenfalls die Konzentration ist eine andere. Mit dem Negativ in der Hand, sind es zwei Schritte zum fertigen Bild:
▪ In einem Vergrößerer wird das Negativ auf lichtempfindliches Fotopapier belichtet.
▪ Durch Baden des Papiers im Entwickler entsteht das Bild, belichtete Stellen werden schwarz. Die abschließende Sequenz Stoppen-Fixieren-Wässern macht das entwickelte Bild lichtunempfindlich.
Belichtet wird im Vergrößerer, verarbeitet in Laborschalen. Sie brauchen jeweils eine Schale für:
▪ den Entwickler, eine alkalische Lösung, die aus belichteten Silbersalz-Kristallen metallisches, schwarzes Silber macht;
▪ das Stoppbad, eine saure Lösung, die den alkalischen Entwickler neutralisiert und die Schwärzung stoppt;
▪ den Fixierer, der das entwickelte Silberbild stabilisiert, indem er nicht entwickeltes Silbersalz aus dem Papier entfernt.
Die Vorbereitungen dauern keine fünf Minuten: Entwickler, Stoppbad und Fixierer sind als Konzentrate im Handel erhältlich und müssen vor Gebrauch nur verdünnt werden. Wieviele Teile Wasser Sie dazu brauchen, steht auf der Flasche. Für Schalen im Format 24 x 30 oder 20 x 25 benötigen Sie jeweils einen Liter der fertigen Arbeitslösung, für größere Formate sollten es zwei Liter sein, damit die Füllhöhe stimmt.
Ein Beispiel: Variospeed-Entwickler soll 1 + 9 verdünnt werden. Also messen Sie 100 Milliliter mit dem Messzylinder ab, schütten sie in den Messbecher und füllen mit Leitungswasser (das zwischen 18 und 22 °C warm sein sollte) auf einen Liter auf. Spülen Sie die Gefäße gründlich aus, dann setzen Sie Stoppbad und Fixierer an. Achten Sie dabei auf die richtige Verdünnung. Wenn Sie gerade keine Essigsäure zur Hand haben, tut’s zur Not auch klarer Speiseessig (1 + 1 mit Wasser verdünnen) oder ein warmes Wasserbad von 30 Sekunden. Beschriften Sie die Schalen mit E, S und F, bevor Sie die Lösungen einfüllen: Entwickler kommt immer in die mit E gekennzeichnete Schale, Stoppbad in S und Fixierer in F. So wird keines der Bäder durch eingetrocknete Reste verunreinigt.
Jetzt geht es an den Vergrößerer: Machen Sie sich zunächst mit dem Gerät vertraut und üben Sie das Einstellen von Format und Schärfe. Wie das gemacht wird, steht auf Seite 35. Sobald alle Handgriffe sitzen, legen Sie aus dem Multigrade-Filtersatz die Folie mit der Nummer 2 ein – entweder in die Filterschublade oder in eine separate Filter-Halterung unter dem Objektiv. Dann wählen Sie ein Negativ zum Vergrößern aus und legen es in die Bildbühne. Achten Sie darauf, dass keine Fussel auf dem Negativ haften, sonst sind ihre Bilder nachher mit weißen Punkten übersät. Mit einem Antistatiktuch oder einem Pustepinsel können Sie feine Staubteilchen entfernen, ohne den Film zu verkratzen. Ab jetzt muss im Dunkeln gearbeitet werden. Dunkel heißt in diesem Fall, dass nur das Licht einer Laborleuchte erlaubt ist, das Raumlicht wird ausgeschaltet. Sobald sich Ihre Augen an das Laborlicht gewöhnt haben, holen Sie ein Blatt Papier aus der Packung und legen es aufs Grundbrett des Vergrößerers. Achten Sie darauf, dass die Schichtseite oben liegt – das ist diesmal die glänzendere. Wenn das Papier nicht ganz plan liegt, müssen Sie es kurz gegen den Drall rollen. Solange Fotopapier offen liegt, dürfen Sie nie das Raumlicht einschalten, das Papier ist sonst hin. Gewöhnen Sie sich an, restliche Blätter sofort in die Packung zurück zu packen. Für das orangefarbene oder rote Licht der Laborleuchte ist das Papier dagegen weitgehend blind. Halten Sie trotzdem mindestens einen Meter Sicherheitsabstand zwischen Lampe und Papier.
Opfern Sie ein Blatt Papier für Einstellarbeiten. Sie markieren dieses Blatt auf der Vorderseite (die nach ein paar Minuten im Raumlicht dunkel wird) als Ausschuss und heben es für spätere Einstellarbeiten auf. Die Rückseite bleibt immer blütenweiß, auf sie kann hervorragend scharf gestellt werden. Der Vergrößerer hat ein rotes Sicherheitsfilter. Sobald dieses Rotfilter im Strahlengang ist, können Sie das Vergrößerer-Licht anschalten und ein neues Blatt Papier auf dem Grundbrett positionieren – Sie erinnern sich, das Papier ist rotblind.
Die Probebelichtung
Die korrekte Belichtungszeit ermitteln Sie mit einer Probebelichtung. Stellen Sie am Objektiv Blende 8 und an der Belichtungsschaltuhr fünf Sekunden ein und schalten Sie die Vergrößererbeleuchtung aus. Entfernen Sie das Rotfilter vor dem Objektiv und decken Sie mit einem lichtdichten Karton (das kann auch die geschlossene Papierpackung sein) etwa 4/5 der Papierfläche ab. Fünf Sekunden belichten, den Karton um 1/5 verschieben und wieder fünf Sekunden belichten. Nach dem fünften Durchgang haben Sie folgende Belichtungsreihe: 25 – 20 – 15 – 10 – 5 Sekunden. Fertig belichtet. Statt fünf Streifen auf ein Blatt Papier zu belichten, können Sie das Blatt auch in fünf Streifen schneiden und ebenfalls unterschiedlich lange belichten. Das ist beim Entwickeln umständlicher, hat aber einen großen Vorteil: Sie können auf alle Proben den gleichen Ausschnitt belichten. Das erleichtert den Vergleich.
Ab in die Entwicklerschale Fassen Sie das belichtete Papier nur an den Rändern an, um Fettfinger auf der Schicht zu vermeiden. Lassen Sie das Blatt mit der
Schichtseite nach unten in die Entwicklerschale gleiten, so wird es gleichmäßig benetzt. Dann drehen Sie es mit der Zange um und drücken es unter die Oberfläche. Schaukeln Sie die Schale vorsichtig hin und her. Das sorgt für eine gleichmäßige Bewegung, ständig wird frischer Entwickler über die Papieroberfläche gespült. Schauen Sie dabei auf eine Uhr mit Sekundenzeiger oder zählen Sie die Sekunden. Schon nach kurzer Zeit sehen Sie, wie das Bild entsteht. Nach 50 Sekunden nehmen Sie das Papier mit der Zange heraus und lassen es etwa 10 Sekunden über der Schale abtropfen. Längeres Entwickeln bringt nichts. Wenn das Bild zu flau ist, liegt’s an der Belichtung. Kurz ins Stoppbad tauchen (15 Sekunden reichen völlig) und ab in den Fixierer. Eine Zange bleibt für den Entwickler reserviert, die andere bewegt das Papier in Stoppbad und Fixierer, sonst verunreinigen Sie die Lösungen.
Und nun der Fixierer
Frischer Schnellfixierer braucht 60 Sekunden, später sollte man die Fixierzeit auf anderthalb Minuten erhöhen. Nach 15 Sekunden dürfen Sie das Raumlicht einschalten und einen ersten Blick riskieren. Fixieren Sie nicht länger als zwei Minuten. Einer der fünf Belichtungsstreifen sollte jetzt etwa die Helligkeit haben, die man von einem SW-Bild erwartet. Ist der gesamte Bogen zu hell, müssen Sie die Probebelichtung bei Blende 5,6 wiederholen. Ist der Bogen zu dunkel, heißt das neues Spiel bei Blende 11.
Auswässern
Nach der Fixage wird das Papier noch zwei Minuten fließend gewässert. Steht im Labor kein fließendes Wasser zur Verfügung, dann füllen Sie eine große Schale und transportieren das Papier darin ins Badezimmer. Nach dem Wässern entfernen Sie Tropfen mit einem Abstreifer oder einem weichen Schwamm, dann können Sie das Papier auf ein Trockengestell legen. Wenn’s eilig ist, bläst ein Fön das Papier in einer Minute trocken. Achten Sie dabei auf die Helligkeit: Sie werden feststellen, dass das Bild beim Trocknen etwas nachdunkelt.
Beurteilen
Neben der Helligkeit, die Sie über die Belichtungszeit steuern, ist der Bildkontrast entscheidend. Weiche Gradationen (0, 1) bringen viele verschiedene Grautöne zustande.
Bei normalen Negativen wirken sie häufig flau, weil Weiß und Schwarz im Bild fehlen; für kontrastreiche Negative sind sie dagegen goldrichtig. Harte Gradationen (4, 5) verschlucken dagegen bei mittleren Negativen viele Details. Lichter und Schatten »saufen ab«, wie es im Fachjargon heißt. Sehr kontrastarme Negative bekommen dafür den richtigen Biss.
Aber sehen Sie sich die Unterschiede doch selbst an. Kontrastwandelpapier heißt so, weil es alle Gradationen beherrscht, erst mit der Wahl des Filters legen Sie den Kontrast fest. Belichten Sie bei konstanter Belichtungszeit nacheinander jeweils ein Blatt mit den Filtern 0, 1, 2 und 3. Die Filter 4 und 5 sind dichter als 0 bis 3, deshalb müssen Sie die Belichtungszeit verdoppeln oder die Blende um einen Wert öffnen. Nur VC-Köpfe bieten gleiche Zeit für alle Gradationen. Jedes Blatt wird gleich nach der Belichtung verarbeitet, wie das geht, wissen Sie ja schon. Entscheiden Sie sich im Zweifelsfall lieber für eine härtere Gradation. Zugelaufene Schatten – schwarze Flächen ohne erkennbare Struktur – stören weniger, als fehlendes Weiß und Schwarz. Außerdem wirken kontrastreiche Bilder schärfer.
Vergleichen Sie die trockenen Bilder bei Tageslicht (helles Neonlicht und Halogenlampen gehen auch, Glühbirnen sind unbrauchbar). Kaum zu glauben, dass alle Abzüge vom gleichen Negativ stammen. Welches Bild ist jetzt das Richtige? Es gibt kein falsches oder richtiges Bild. Alles ist Ihrem Geschmack überlassen. Spielen Sie mit Belichtungszeit und Gradation. Probieren Sie auch einmal bei verschiedenen Filtern aus, wie sich eine halbe Blende mehr oder weniger Licht bemerkbar macht.
Nehmen Sie sich nicht vor, 30 Negative an einem Abend durchzuziehen. Weniger macht mehr Spaß. Sie werden überrascht sein, wie viele verschiedene Bilder Sie aus einem einzigen Negativ herausholen. Und Sie werden merken, wie schnell Sie zum Experten werden und Bilder beurteilen können: zu matschig, zu hart, zu hell oder zu dunkel. Notieren Sie bei jeder Vergrößerung Belichtungszeit, Papiergradation, Blende und Vergrößerungsmaßstab in ein Laborbuch. So können Sie jederzeit weitere Abzüge produzieren.
Entwickler, Stoppbad und Fixierer sind sehr ergiebig. Ein Liter Entwickler schafft durchaus 100 Blatt im Format 18 x 24, der Fixierer immerhin gut die Hälfte. Wenn Sie nur wenig Papier verarbeitet haben, brauchen Sie die Chemikalien also nicht wegschütten. In Vorratsflaschen (bitte wegen der Verwechselungsgefahr nicht in Lebensmittelflaschen) können die Lösungen über längere Zeit aufbewahrt werden.
Reinigen Sie alle Gefäße sofort, wenn Sie mit dem Vergrößern fertig sind. Feuchte Lösungen lassen sich bequem aufwischen. Sind sie erst einmal angetrocknet, kommt man um mühseliges Scheuern kaum herum.
UV-Licht und Luftsauerstoff sind die größten Feinde der teuren Chemikalien. Den besten Rundum-Schutz bieten braune Glasflaschen, die möglichst bis zum Rand gefüllt werden. Besorgen Sie sich deshalb im Zweifelsfall lieber mehrere kleine Flaschen, statt einer großen. Sammeln Sie verbrauchte Chemie in einem Kanister, den Sie zur Sondermüll-Sammelstelle bringen. Außer dem Waschwasser wandert nichts in den Abfluss.
Ein relativ häufig auftretender Fehler beim Vergrößern sind konzentrische Ringe auf dem Bild, sogenannte Newton-Ringe. Sie treten auf, wenn der Film sich zu nahe an das Glas der Bildbühne schmiegt. Abhilfe: Entweder glaslos vergrößern oder Anti-NewtonGläser kaufen.