Histogramm
In COLORFOTO 10/2019 hatten wir den Zusammenhang zwischen Kontrast und Belichtung genauer beleuchtet. Diesmal steht das Histogramm im Mittelpunkt unserer Betrachtung: Wie kann man es bei der Aufnahme einsetzen, und wie lässt es sich später für die Bildbearbeitung nutzen?
Der beste Indikator für korrekt belichtete Bilder ist das Histogramm, also die grafische Anzeige der Tonwertverteilung im Motiv. Umgangssprachlich wird das Histogramm auch gerne als „Tonwertgebirge“bezeichnet, weil es meist der Silhouette einer Gebirgskette ähnlich sieht – ansteigend von den Schatten zu den Mitteltönen und von dort absteigend zu den Lichtern (mit einzelnen Gipfelzacken dazwischen). Wenn der Motivkontrast geringer ist als die Dynamik der Kamera, kann man links und rechts des Histogramms noch Spielraum zu den Randbegrenzungen lassen. Helle Partien im Motiv, die gerade noch Zeichnung haben, sollen auch in der Aufnahme noch durchgezeichnet sein – andernfalls gehen Bildinformationen verloren. Die Schattenpartien lassen sich dagegen in Bildbearbeitungsprogrammen bis zu einem gewissen Grad aufhellen. Bezogen auf das Histogramm bedeutet dies: Die Ausläufer des Tonwertgebirges sollten sich möglichst weit nach rechts ausdehnen, ohne die Randbegrenzung zu überschreiten – dann werden Lichterbereiche optimal abgebildet. Die Ausläufer der Schatten werden sich dann mehr oder weniger weit in Richtung der linken Randbegrenzung erstrecken – oder darüber hinaus, wenn der Motivkontrast die Dynamik des Bildprozessors übersteigt. Die Tonwertkorrektur ist eine unverzichtbare Standardaktion bei der Bildbearbeitung und denkbar einfach: Sie schieben dazu die Lichter- und Schattenregler rechts und links an das Tonwertgebirge heran, ohne es zu beschneiden. Nach Bestätigen der Aktion werden die Tonwerte zwischen Schwarz und Weiß neu verteilt. Kontrastarme Motive gewinnen dabei stark an Brillanz: Eben noch flau und unansehnlich, wirken sie nach dem Eingriff knackig und brillant. Kameras mit Live-View-Funktion zeigen das Histogramm schon vor der Aufnahme an. Ergänzend zum Histogramm bieten viele Kameras eine Lichter- bzw. Schattenwarnung: Überbelichtete Partien ohne Zeichnung oder unterbelichtete Bildstellen werden blinkend angezeigt.