Google Pixel 4 / 4XL
Doppeloptik, die RAWs und JPEGs speichern kann
Fast zeitgleich mit Apple hat auch Google seine Smartphones erneuert. Zur vierten Pixel-Generation gehören das Pixel 4 (ab 750 Euro) mit 5,7-ZollDisplay und das Pixel 4 XL mit 6,3-ZollMonitor (ab 900 Euro). In der Topausstattung liegen die Preise für die Geräte bei 850 beziehungsweise 1000 Euro. Beide haben neue Displays, das Pixel 4 mit der Auflösung von 2280x1080 Pixeln, das 4XL mit 3040x1440 Pixeln. Jedoch liefert das iPhone 11 Pro ein besseres Sucherbild in seiner KameraApp als das Pixel.
Sicherheit und Gestensteuerung
Der interne Speicher hat eine Kapazität von 64 bzw. 128 GB; eine Erweiterung ist nicht möglich. Der Arbeitsspeicher ist 6 GB groß. Die Rückseite der weißen Version ist wieder aus mattiertem Glas gefertigt. Die schwarze Variante hat eine glänzende Rückseite. Dank Qualcomm Snapdragon 855 und des neuen Pixel-Neural-Sensors haben die jüngsten Pixel-Modelle eine höhere Rechenleistung und können mehr KIbasierte Aufgaben im Gerät durchführen. Ein Titan-M-Sicherheitschip soll darüber hinaus für bessere Datensicherheit sorgen. Die Pixel 4/4 XL können auch mit Handgesten gesteuert werden. Die „Motion Sense“genannte Funktion erkennt die Gesten mithilfe eines „Radar“-Sensors. Noch ist die Zahl der erkannten Gesten klein, das Feature soll aber erweitert werden. Schwach fällt der Akku im Pixel 4 aus: Er bietet nur 2800mAh. Das teurere 4 XL kommt mit 3700-mAh-Akku. Wie das neue iPhone 11 unterstützt auch die aktuelle Pixel-Generation das schnellere Laden per 18-W-Technik.
Kameraausstattung
Die Kameraausstattung ist bei beiden Geräten gleich: Beide Module nehmen sowohl RAWs (hier im DNG-Format) als auch JPEGs auf. Die Hauptkamera hat einen 12-MP-Sensor mit 1,4 μm großen Pixeln. Die Optik mit einem Blickwinkel von 77 Grad hat Blende f1,7 und entspricht der Kleinbildbrennweite von rund 27mm. Die Optik ist ein wenig lichtstärker als in den Kameras der dritten Generation. Hinzu kommt jetzt eine zweite Kamera auf der Rückseite: eine Normalbrennweite mit f2,4 und 52°-Bildwinkel. Das entspricht ungefähr einer 43-mmKleinbildoptik – „ungefähr“deshalb, weil Kleinbildsensoren im 3:2-Format fotografieren, in Smartphones aber 4:3-Sensoren im Einsatz sind. Der zweite Sensor hat 16 Megapixel mit einer Größe von 1,0 μm. Grundsätzlich liefert das Pixel in allen Zoomstufen JPEGs mit 12 Megapixeln: Die Kamera nimmt jeweils den Bildausschnitt auf, der dem aktuell gewählten Bildwinkel entspricht, und rechnet dann die tatsächlich genutzten Bildpunkte auf 12 Megapixel hoch. Beispiel: Ein digitales Zweifachzoom nutzt
lediglich die drei Millionen Bildpunkte eines 12-Megapixel-Sensors, die in seiner Mitte platziert sind. RAW-Bilder liefern dem Fotografen daher den gewünschten Bildausschnitt in der Auflösung der tatsächlich genutzten Pixel. In Zoomstellung 1 liefern RAWs und JPEGs die erwarteten 12 Megapixel. Wer nun weiter zoomt, erhält weiterhin JPEGs mit 12 Megapixeln, aber die Auflösung von RAWs nimmt schrittweise ab, bis die Kamera des Pixel zum zweiten Sensor wechselt. Danach steigt die Auflösung der RAWs wieder auf 12 Megapixel. Theoretisch könnte das Pixel beim Zoomfaktor 1,6 auf den zweiten Sensor wechseln, da dann dessen Fläche ausreicht, allerdings müsste es die Bilddaten in diesem Fall von 16 auf 12 Megapixel herunterrechnen. In der Praxis konnten wir dies nicht erreichen. Statt dessen wechselt das Pixel fast zuverlässig bei einem Zoomfaktor von 1,8 zur zweiten Optik. In dieser Zoomstufe entspricht die 12-Megpixel-Bildmitte des 16-Megapixel-Sensors dem gewählten Zoomausschnitt, JPEG und RAW haben dann beide eine Auflösung von 12 Megapixeln. Zoomt der Fotograf weiter, bleibt der zweite Sensor aktiv. Die RAW-Auflösung sinkt erneut, die JPEGs interpoliert das Pixel weiterhin fix auf 12 Megapixel wie bei Zoomstufe 1. Nur bei sehr kurzen Entfernungen schaltet das Pixel ohne Warnung immer auf die kürzere Brennweite um. Beide Kameramodule fokussieren mit Phasenerkennung und haben einen optischen und einen elektronischen Bildstabilisator an Bord. Die Frontkamera mit f2-Objektiv löst 8MP auf. Leider ist diese Optik lediglich mit einem Fixfokus ausgestattet. Videos drehen die Rückkameras auch mit 4Kp30, die Frontkamera kann nur mit Full-HD-Auflösung aufnehmen und macht 30 Bilder/s. Die Foto-App der vierten Pixel-Generation präsentiert sich grundsätzlich übersichtlich und gut strukturiert mit kräftigen, Weiß auf Schwarz dargestellten Icons. Der Balken oben, in dem früher Informationen zu HDR, RAW, Blitz, Timer usw. eingeblendet wurden, wurde auf ein kleines Symbol reduziert. Tippt man darauf, öffnet sich mitten im Bildschirm eine große Übersicht mit zahlreichen Aufnahmeparametern sowie einem Zugriff auf erweiterte Einstellungen.
Kamera-App
Das neue „Schnellmenü“ist einfacher zu bedienen und übersichtlicher als bei den älteren Pixel-Phones. In den erweiterten Einstellungen kann der Fotograf RAW aktivieren, die Auflösung angepassen, ein Raster einblenden und verschiedene Änderungen vornehmen. HDR ist als wählbare Option verschwunden – steht aber weiterhin im Hintergrund zur Verfügung und wird vom Gerät automatisch gesteuert. Die Zahl der Motivprogramme ist erfreulich
klein: „Nacht“, „Porträt“, „Kamera“, „Video“, „Mehr“(mit „Panorama“, „Photo Sphere“, „Zeitlupe“und „Zeitraffer“). Aus der Fotografensicht ist „Kamera“-Mode das wichtigste Programm. Die Bedienung ist in allen Fotomodi sehr ähnlich. Praktisch, da man nicht ständig umdenken muss. Die Zoomsteuerung überzeugt dagegen nicht, da der Kamerawechsel per
Symbol fehlt: Man kann nur stufenlos zoomen – per Fingergeste oder Regler, in 1/10 Schritten angezeigt. Wann der Wechsel zwischen den Kameras stattfindet, entscheidet das Pixel 4 selbstständig, ohne den Fotografen auch nur zu informieren. In der Praxis ist diese Bedienung recht hakelig. Sowohl im Kamera- als auch im NachtModus können die Bildformate JPEG
und RAW parallel verwendet werden, und das mit beiden Kameras. Die Porträt- und Panorama-Modi bieten ausschließlich JPEG als Bildformat. Der Porträt-Modus startet mit einem leichten Zoom – auch wenn die Anzeige „1x“angibt – und erlaubt auch stärkeres Zoomen. Da in diesem Modus die Weitwinkelkamera aktiv ist, sind alle auf 12 MP hochgerechneten JPEGs
Crops mit reduzierter Detailauflösung. Die nach Lichtern und Schatten getrennte Belichtungskorrektur ist in allen Fotomodi außer dem Panoramaprogramm verfügbar. Die größere Flexibilität kostet etwas mehr Zeit. Auch lässt sich die Korrektur nicht immer fein genug dosieren.
Autofokus
Das Pixel 4 ist nicht nur bei der Zoomsteuerung eigenwillig, sondern auch bei der AF-Funktionalität. Gesichtserkennung gibt es nicht – was das Pixel von allen anderen modernen Geräten unterscheidet. Dafür bleibt es an dem per Touch anvisierten Motiv kleben und folgt diesem bis dicht an den Bildrand. Wenn kein Ziel per Touch angegeben wird, so fokussiert das Smartphone auf die Bildmitte. Die Fokusgeschwindigkeit ist nicht besonders rasant. Auch die Fehlerquote ist beim Pixel höher als etwa beim iPhone 11 Pro.
Bildqualität Hauptkamera
Wie beim Vorgänger liefert die (Haupt-) Weitwinkelkamera der vierten Generation des Pixels Aufnahmen mit 12 Megapixeln Auflösung. Die Abbildungsqualität
der RAWs ist bei gutem Licht mit der des Pixel 3 vergleichbar, allerdings liegt die Vorgängerversion doch knapp vorne. Bei den RAW-Aufnahmen des Pixel 4 fällt oft eine gewisse Unschärfe auf – man hat den Eindruck, als wäre das Bild minimal verwackelt. Der Effekt ist nur bei 100% Ansicht sichtbar und möglicherweise eine Folge der Serienbildverarbeitung. Die Farbabstimmung ist ähnlich wie beim Pixel 3 und wirkt etwas blass. Die Dynamik hat sich etwas verbessert. JPEGs stimmt Pixel weiterhin aggressiv, aber etwas zurückhaltender als bei dem Vorgänger ab: Kontrast und Schärfe werden kräftig angehoben, Farben und Kanten werden dagegen etwas weniger stark gesättigt bzw. nachgezeichnet. Beide Geräte beeindrucken weiterhin mit enorm effizienter Signalverarbeitung bei wenig Licht. Im direkten Vergleich liegen Pixel 3 und 4 erneut dicht aneinander, doch dieses Mal mit einem kleinen Vorteil für den Neuen. Seine RAWs und JPEGs rauschen etwas weniger – wohl nicht zuletzt dank einer etwas lichtstärkeren Optik. Dadurch können die nicht unbedingt mehr Details einfangen, wirken aber sauberer.
Kamera mit Normalbrennweite
Wie so oft kann die sogenannte Teleeinheit, die in der Realität eine Normalbrennweite ist, ihre Stärken bei gutem Licht am besten ausspielen. Bei gleichem Aufnahmeabstand liefert sie in den RAWs, aber auch in JPEGs mehr Details als die Aufnahmen der Weitwinkelkamera. Bei gleichem Abbildungsmaßstab, also größerer Motiventfernung der Normaloptik im Vergleich zur Weitwinkeloptik, verliert die Normaloptik. Bei nachlassendem Licht baut diese Kamera schneller ab, da sie lichtschwächer ist. Zwar bleiben die Aufnahmen auch dann rauscharm, die Details nehmen aber stärker ab. Die Abstimmung der JPEG-Bilder ist ähnlich wie bei der Weitwinkelkamera.