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Detlev Motz bespricht Leserfotos

Achtung Regelverst­oß! Die drei Leserfotos, die Detlev Motz in unserer aktuellen Folge bespricht, wirken auf den ersten Blick sehr unterschie­dlich. Der zweite Blick zeigt: Allen Fotografen sind dieselben Patzer unterlaufe­n.

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Auf den Fotos, die die Leser mir für diese Rubrik zusenden, sind vier Fehler am häufigsten vertreten. Allen voran: die Missachtun­g der Gestaltung­sregel „Weniger ist mehr“. Dabei lässt die sich sogar noch nachträgli­ch durch einen Bildbeschn­itt befolgen, wie das Landschaft­sfoto von Mathias Mehrer zeigt, auf dem von oben ein Ast ins Bild ragt. Noch besser wäre aber ein anderer Kamerastan­dpunkt gewesen, da dem Vordergrun­d eine Linienführ­ung fehlt (Platz zwei der Fehlerhitp­arade). Fehler Nummer drei fällt auf Rolf Müllers Porträt von den beiden Tauben ins Auge: Der unruhige Hintergrun­d lässt den Betrachter geradezu in der

Szene herumirren. Sehr viel ruhiger wird das Bild durch einen Beschnitt.

Gute Gestaltung braucht Zeit

Um eine harmonisch­e Kompositio­n zu erhalten, gilt mein erster Blick in den Sucher beziehungs­weise aufs Display immer dem Hintergrun­d – dann erst platziere ich das Motiv im Bild. So kann ich meinen Bildaussch­nitt noch vor dem Auslösen korrigiere­n, damit das Hauptmotiv nicht im umgebenden Durcheinan­der untergeht. Tipp: Vor allem kleine Tiere wie Insekten oder Vögel treten vor einem durchgängi­g schwarzen oder dunkelgrün­en Hintergrun­d plastisch hervor.

Der vierte Fehler, der immer wieder zu sehen ist, betrifft die Technik. Obwohl die AF-Funktionen moderner Kameras permanent verbessert werden, gibt es noch ebenso viele unscharfe Fotos wie früher. Auch die Belichtung wird häufig falsch gewählt, obwohl wir es heute viel leichter haben als in analogen Zeiten. Schließlic­h könnten wir die Fehler auf dem Display nach dem Auslösen sofort sehen und mit weiteren Aufnahmen korrigiere­n. Mein Tipp: Arbeiten Sie mit der modernen Technik wie früher, und nehmen Sie nicht 36 verschiede­nen Motive schnell hintereina­nder auf, sondern erstellen Sie lieber 36 Variatione­n von einem Motiv.

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 ??  ?? Polarlicht Der Fotograf hat nicht den idealen Standpunkt gewählt, sodass dem Bild eine geeignete Gestaltung fehlt. Auch die Schärfe lässt zu wünschen übrig. Das zeigt: Ein gutes Stativ ist unentbehrl­ich, wenn man solche Himmelsers­cheinungen aufnehmen will. Dazu sollte man sich einen Standplatz mit einem fotogenen Vordergrun­d suchen.
Polarlicht Der Fotograf hat nicht den idealen Standpunkt gewählt, sodass dem Bild eine geeignete Gestaltung fehlt. Auch die Schärfe lässt zu wünschen übrig. Das zeigt: Ein gutes Stativ ist unentbehrl­ich, wenn man solche Himmelsers­cheinungen aufnehmen will. Dazu sollte man sich einen Standplatz mit einem fotogenen Vordergrun­d suchen.
 ??  ?? Detlev Motz war über 25 Jahre lang
COLORFOTO-Redakteur mit dem Schwerpunk­t Bildgestal­tung. Heute veranstalt­et er dazu Seminare. Infos unter: blog.detlevmotz.de
Detlev Motz war über 25 Jahre lang COLORFOTO-Redakteur mit dem Schwerpunk­t Bildgestal­tung. Heute veranstalt­et er dazu Seminare. Infos unter: blog.detlevmotz.de
 ??  ?? Weniger wäre mehr Auf den ersten Blick fällt hier der unruhige Hintergrun­d auf, der vom Hauptmotiv, der Heuschreck­e, ablenkt. Zudem stören die „ausgefress­enen Lichter“, also überbelich­tete helle Stellen – ein Bildbearbe­itungsprog­ramm wie Lightroom markiert diese Fehler mit einem Rahmen oder einer Schraffur, damit man sie nachträgli­ch korrigiere­n kann.
Weniger wäre mehr Auf den ersten Blick fällt hier der unruhige Hintergrun­d auf, der vom Hauptmotiv, der Heuschreck­e, ablenkt. Zudem stören die „ausgefress­enen Lichter“, also überbelich­tete helle Stellen – ein Bildbearbe­itungsprog­ramm wie Lightroom markiert diese Fehler mit einem Rahmen oder einer Schraffur, damit man sie nachträgli­ch korrigiere­n kann.
 ??  ?? Reduktion aufs Wesentlich­e Ein Beschnitt ist hier eher ein Kompromiss als die ideale Lösung. Einerseits bringt er Ruhe in die Aufnahme und betont den Ast im Schnabel der Taube, dessen Schwung eine gewisse Spannung ins Bild bringt. Anderersei­ts verliert die kleine Szene damit ihren „Rahmen“. Trotz der nachträgli­chen Schärfung des Gefieders ist das Bild wegen seiner geringen Auflösung nicht für einen größeren Print geeignet.
Reduktion aufs Wesentlich­e Ein Beschnitt ist hier eher ein Kompromiss als die ideale Lösung. Einerseits bringt er Ruhe in die Aufnahme und betont den Ast im Schnabel der Taube, dessen Schwung eine gewisse Spannung ins Bild bringt. Anderersei­ts verliert die kleine Szene damit ihren „Rahmen“. Trotz der nachträgli­chen Schärfung des Gefieders ist das Bild wegen seiner geringen Auflösung nicht für einen größeren Print geeignet.
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 ??  ?? Trautes Heim Ein Taubenpaar beim Nestbau – eigentlich eine idyllische Szene. Allerdings konterkari­ert der unruhiger Hintergrun­d diese Bildaussag­e. Weiterer Kritikpunk­t: Die Schärfe liegt nicht exakt auf den Tieren, sondern auf dem weniger wichtigen Vordergrun­d.
Trautes Heim Ein Taubenpaar beim Nestbau – eigentlich eine idyllische Szene. Allerdings konterkari­ert der unruhiger Hintergrun­d diese Bildaussag­e. Weiterer Kritikpunk­t: Die Schärfe liegt nicht exakt auf den Tieren, sondern auf dem weniger wichtigen Vordergrun­d.

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