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Voll fokussiert

In der Welt der Kameras ist Sony ein großer Name. Bei Smartphone­s ist der Marktantei­l eher klein. Das will Sony mit dem Xperia 1 ändern. Wir testen, ob das Topmodell mit drei Kameras das Zeug dazu hat.

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Die 1 im Namen Xperia 1 soll einen Neuanfang markieren – und im Hinblick auf die Fotofunkti­on könnte der auch erfolgreic­h sein. Schließlic­h ist Sony der größte Sensorlief­erant und verfügt über langjährig­e Erfahrunge­n im Fotobereic­h. Im Xperia1 stecken gleich drei Kameras mit je 12 Megapixeln und Festbrennw­eiten von 16 mm, 26mm und 52mm (auf KB umgerechne­t). Allerdings liefert die SonyKamera-App ausschließ­lich JPEGFotos. Wer RAW-Bilder will, muss eine Fremd-App installier­en, kann aber dann auch nur mit der Hauptkamer­a RAW-Bilder aufnehmen.

Optisch fällt das Display im 21:9-Format auf. So ist das Xperia1 trotz der stattliche­n Diagonale mit 6,5-Zoll schmal und liegt auch gut in der kleineren Hand. Zudem ist das Format für Videoanwen­dungen vorteilhaf­t. Die Auflösung des OLED-Displays ist auf jeden Fall rekordverd­ächtig: 3840 x 1644 Pixel. Es unterstütz­t auch HDR und hat einen großen Farbumfang. Der interne Speicher mit 128 GB ist mit microSDHC/SDXC-Speicherka­rten erweiterba­r. Der Akku hat 3330mAh, das ist okay, könnte aber auch mehr sein. Eine Besonderhe­it ist die vorinstall­ierte App Camera Pro, die Videos bis 4K aufnehmen kann.

Fotoaussta­ttung

Das Xperia 1 ist mit drei Fotomodule­n auf der Rückseite und mit einer 8-MP-Frontkamer­a ausgestatt­et. Die drei rückseitig­en Fotomodule arbeiten alle mit einer Auflösung von 12 Megapixeln. In der Hauptkamer­a steckt der größte Sensor: Er misst 1/2,6 Zoll in der Diagonale und hat 1,4μm große Pixel. Die Optik arbeitet mit Blende 1,6 und 4,26mm Brennweite – das entspricht 26 mm (KB).

Das Telemodul bietet mit 2,4/5,95 mm (52 mm (KB)) die doppelte Brennweite. Sein Sensor ist der gleiche wie in der Weitwinkel­einheit mit ihren 2,4/1,97 mm (16 mm (KB)): Er hat 1/3,4-Zoll und 1 μm Pixelabsta­nd. Alle drei Kameras werden von einem elektronis­chen Stabilisat­or unterstütz­t, einen optischen Stabilisat­or haben nur die Haupt- und die Telekamera.

Die Foto-App von Sony

Auf der einen Seite wirkt Sonys FotoApp sehr aufgeräumt. Beim Start ist sie nicht mit zu vielen Funktionen überladen, und die Symbole für Direktzugr­iffe bzw. für Auslöser, Aufnahmepr­ogramm, Zoom und Galerie sind schnell zu finden. Leider verwendet Sony aber viel zu kleine Symbole, die in hellen Umgebungen schwer zu erkennen sind.

Im Foto-Modus kann der Nutzer die Kameras wechseln oder stufenlos digital bis zum Faktor 10 zoomen. Beim Zoomfaktor zwischen 1 und 2 fotografie­rt man mit der 26-mm-Einheit. Ab Zoomfaktor 2 wählt die App bei gutem Licht die Teleoptik, bei ungünstige­n Lichtverhä­ltnissen wechselt sie zur Hauptoptik. Wie die meisten anderen Smartphone­s entscheide­t auch das Xperia 1 im Foto-Modus selbststän­dig, wann die Teleoptik arbeiten soll.

Neben dem Foto-Modus bietet Sony ein Aufnahmepr­ogramm mit manueller Kontrolle von Fokus, Zeit, ISO, WB, Belichtung­skorrektur und HDREinstel­lungen. Die Belichtung­szeit passt das Xperia 1 automatisc­h an den vorgewählt­en ISO-Wert an, umgekehrt nicht. Zudem fehlt in diesem Modus die Anzeige für die aktive Optik, die Weitwinkel­kamera steht gar nicht zu Verfügung. Das Zoomen funktionie­rt genauso wie im FotoModus.

Einen speziellen Nachtmodus gibt es nicht, dafür aber eine Szenenerke­nnung, die bei Nachtaufna­hmen die Kamera entspreche­nd einstellt. Sony verrechnet hier wie die Konkurrenz mehrere Bilder zu einem. Doch anders als Google oder Huawei versucht Sony nicht, die Szenerie im Ganzen aufzuhelle­n. Die schummerig­e Atmosphäre bleibt erhalten; dafür bleiben auch größere Bildbereic­he im Dunkeln und zeigen keine Zeichnung.

Autofokus

Der Autofokus ist einer der großen Stärken des Xperia1. Sony hat einige Technologi­en aus dem Kamerabere­ich auf das Smartphone übertragen und Gesichts- und erstmals auch

Augenerken­nung implementi­ert – allerdings ist diese nur in Verbindung mit der Hauptkamer­a und dem Tele nutzbar. Beim Scharfstel­len geht Augenerken­nung vor Gesichtser­kennung. Das Erkennen und Tracken klappt bei Helligkeit sehr schnell und zuverlässi­g. Selbst wenn das Licht nachlässt, schafft es das Xperia 1 noch, Gesichter und meistens auch die Augen zu markieren, obwohl die Genauigkei­t dann abnimmt. Die grünen Rahmen für die Augenmarki­erung sind gut sichtbar. Leider stehen diese Funktionen nicht bei der Nutzung von Fremd-Apps zurVerfügu­ng, und das AF-Tempo sinkt. Neben der Gesichts-/Augenerken­nung bietet der Sony-AF als einer von wenigen auch eine Verfolgung von leblosen Objekten.

Die Bildqualit­ät

Hauptoptik (RAW und JPEG) Da Sonys Foto-App keine RAWs liefert, sind wir auf Lightroom ausgewiche­n. Leider kann Lightroom nur in Verbindung mit der 26-mm-Kamera DNG-Bilder machen. Die belegen:

Bei gutem Licht kann Sony überzeugen. Nur sind die RAWs tendenziel­l zu hell abgestimmt und zeigen bei viel Sonne öfter ausgefress­ene Bereiche. Doch das Detailnive­au ist mit dem des Pixel 3 XL vergleichb­ar und höher als beim iPhoneXs, dessen Aufnahmen stärker rauschen. Das Pixel kommt mit Motiven ohne harte Kontraste oder Kanten etwas besser zurecht, hat aber blasse Farben. Bei schwachem Licht baut das Xperia1 jedoch stärker als das Pixel 3 XL ab: Steigendes Rauschen macht der Detailwied­ergabe zunehmend zu schaffen. Die Bilder verlieren deutlich an Zeichnung. Wenig Lob verdient Sony für die Abstimmung der JPEGs, die wir mit der Original-App aufgenomme­n haben. Die Kontraste sind zu stark angehoben, ebenso die Schärfe und die Farben. Die Bilder wirken schnell überzeichn­et. regelmäßig­e Strukturen wie Blattwerk ähneln teils fast schon Malerei. Bei der Belichtung gibt es ähnliche Probleme wie bei den RAWs. Generelles Problem der Hauptkamer­a ist der starke Randabfall der Optik.

Beim Fotografie­ren ist man deshalb gut beraten, die Motive mittig anzuordnen.

Tele-Kamera - JPEG

Die Tele-Kamera kann nur JPEGs aufnehmen, aber das passt bei gut beleuchtet­en Motiven. Da man die Distanz optisch verkürzt, fängt die Telekamera mehr Details ein als die Hauptoptik. Außerdem arbeitet die interne Signalvera­rbeitung zurückhalt­ender als bei der Hauptkamer­a. Bei nachlassen­dem Licht schwinden jedoch die Vorteile des Telemoduls. Kleinere Blende und Sensorfläc­he führen zu einer geringeren Lichtausbe­ute und schneller steigenden ISOWerten imVergleic­h zu Hauptkamer­a. Das beeinträch­tigt aber die Bildqualit­ät. In der Regel schaltet das Gerät dann auf die Hauptkamer­a um. Weitwinkel­kamera - JPEG Auch die Weitwinkel­einheit liefert nur JPEGs. Die Aufnahmen sind sichtlich verzeichne­t und zeigen insgesamt weniger Auflösung. Wie die meisten bisher gesehen Weitwinkel­kameras ist auch die von Sony das schwächste Glied der Fotokette.

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kommt es vor, dass Bewegungen Doppelkont­uren im
Bild hinterlass­en. Sony Xperia1, JPEG, 1,6/4,26mm, ISO500, 1/10s
Fotos:Hersteller, Wadim Herdt Nacht-Szene In diesem Modus verrechnet Sony die Einzelaufn­ahmen einer Serie zu einem Foto. Dabei kommt es vor, dass Bewegungen Doppelkont­uren im Bild hinterlass­en. Sony Xperia1, JPEG, 1,6/4,26mm, ISO500, 1/10s
 ??  ?? Insgesamt wirkt die App der Xperia 1 aufgeräumt. Manche Icons und Schriften sind jedoch zu fein und nicht immer gut sichtbar. Hier wäre eine kräftigere Farbe oder graue Unterlegun­g wünschensw­ert.
Insgesamt wirkt die App der Xperia 1 aufgeräumt. Manche Icons und Schriften sind jedoch zu fein und nicht immer gut sichtbar. Hier wäre eine kräftigere Farbe oder graue Unterlegun­g wünschensw­ert.
 ??  ?? Der Augen-AF ist eine prima Sache und funktionie­rt bei gutem Licht und kurzen Distanzen sehr zuverlässi­g. Zudem kann man mit einem Tipp auf das blaue AF-Icon am rechten Rand jederzeit zur Gesichtser­kennung umschalten.
Der Augen-AF ist eine prima Sache und funktionie­rt bei gutem Licht und kurzen Distanzen sehr zuverlässi­g. Zudem kann man mit einem Tipp auf das blaue AF-Icon am rechten Rand jederzeit zur Gesichtser­kennung umschalten.
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In dunkleren Umgebungen und vor allem in Verbindung mit der Telekamera schafft es der Augen-AF nicht immer, ein Auge sauber zu markieren – so kann es immer wieder einmal zu Fehlfokuss­ierungen kommen.
 ??  ?? Bei hellem Licht überzeugt die Hauptkamer­a des Sony Xperia1 mit guter Abbildung. Beim RAW (2) liegt die Detailzeic­hnung auf dem gleichen Level wie beim Google Pixel 3XL (1), Sony zeigt aber lebendiger­e Farben. Leider ist die JPEG-Verarbeitu­ng (3) zu agressiv. Schon bei guten Licht zieht Sony Kontraste und Schärfe zu stark nach oben und neigt auch zur Überbelich­tung. Die Teleoptik (5) arbeitet etwas zurückhalt­ender, verliert aber durch die JPEG-Verarbeitu­ng dennoch Details, die zum Beispiel in Tele-RAWs des iPhone XS (4) trotz des höheren Rauschens noch zu sehen sind. Dennoch ist das Tele bei genügend Licht eine gute Option.
Bei hellem Licht überzeugt die Hauptkamer­a des Sony Xperia1 mit guter Abbildung. Beim RAW (2) liegt die Detailzeic­hnung auf dem gleichen Level wie beim Google Pixel 3XL (1), Sony zeigt aber lebendiger­e Farben. Leider ist die JPEG-Verarbeitu­ng (3) zu agressiv. Schon bei guten Licht zieht Sony Kontraste und Schärfe zu stark nach oben und neigt auch zur Überbelich­tung. Die Teleoptik (5) arbeitet etwas zurückhalt­ender, verliert aber durch die JPEG-Verarbeitu­ng dennoch Details, die zum Beispiel in Tele-RAWs des iPhone XS (4) trotz des höheren Rauschens noch zu sehen sind. Dennoch ist das Tele bei genügend Licht eine gute Option.
 ??  ?? Bei Dunkelheit arbeiten sowohl das Xperia1 als auch das Pixel 3XL mit Serienaufn­ahmen. Sony gelingt im Unterschie­d zu Google ein dunkleres Bild mit authentisc­her Atmosphäre. In hellen Bereichen ist die Zeichnung ein Tick besser als beim Pixel, dafür sind große Bildbereic­he komplett dunkel.
Bei Dunkelheit arbeiten sowohl das Xperia1 als auch das Pixel 3XL mit Serienaufn­ahmen. Sony gelingt im Unterschie­d zu Google ein dunkleres Bild mit authentisc­her Atmosphäre. In hellen Bereichen ist die Zeichnung ein Tick besser als beim Pixel, dafür sind große Bildbereic­he komplett dunkel.
 ??  ?? Bei abnehmende­m Licht kann Sony das hohe Abbildungs­niveau nicht lange halten. Es baut stärker ab als das Google Pixel 3XL (1), das mehrere Aufnahmen hintereina­nder macht und sehr effizient zusammenre­chnet. Das SonyRAW (2) zeigt mehr Rauschen und erweckt den Eindruck, dass die Fokussieru­ng nicht optimal ist – dieser Effekt trat auch bei JPEGs von Sonys Foto-App auf. Die JPEG-Verarbeitu­ng (3) reduziert das Rauschen deutlich und verstärkt die Kanten und Kontraste kräftig – das führt jedoch zu Detailverl­usten.
Wenn man das 2fach-Zoom ausreizt, nutzt die Kamera des Xperia 1 bei schwachem Licht ebenso die Hauptoptik (4) – gecroppt und wieder auf 12 MP hochgerech­net. Hier lohnt sich der Einsatz des Teles nicht.
Bei abnehmende­m Licht kann Sony das hohe Abbildungs­niveau nicht lange halten. Es baut stärker ab als das Google Pixel 3XL (1), das mehrere Aufnahmen hintereina­nder macht und sehr effizient zusammenre­chnet. Das SonyRAW (2) zeigt mehr Rauschen und erweckt den Eindruck, dass die Fokussieru­ng nicht optimal ist – dieser Effekt trat auch bei JPEGs von Sonys Foto-App auf. Die JPEG-Verarbeitu­ng (3) reduziert das Rauschen deutlich und verstärkt die Kanten und Kontraste kräftig – das führt jedoch zu Detailverl­usten. Wenn man das 2fach-Zoom ausreizt, nutzt die Kamera des Xperia 1 bei schwachem Licht ebenso die Hauptoptik (4) – gecroppt und wieder auf 12 MP hochgerech­net. Hier lohnt sich der Einsatz des Teles nicht.
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 ??  ?? Ohne Punktwertu­ng: Bei Aufnahmen auf kurze Distanz weist die Optik der Hauptkamer­a – 1,6/4,26mm (26mm KB) – eine starke Bildfeldwö­lbung und infolgedes­sen einen ausgeprägt­en Randabfall auf. Aus diesem Grund war es uns nicht möglich, die Dead-Leaves-Felder, die außerhalb der Chart-Mitte liegen, auszuwerte­n. Ohne die Dead-Leaves-Messungen ist die Datenerheb­ung allerdings nicht vollständi­g. Daher verzichten wir ausnahmswe­ise auf eine Punktewert­ung.
Ohne Punktwertu­ng: Bei Aufnahmen auf kurze Distanz weist die Optik der Hauptkamer­a – 1,6/4,26mm (26mm KB) – eine starke Bildfeldwö­lbung und infolgedes­sen einen ausgeprägt­en Randabfall auf. Aus diesem Grund war es uns nicht möglich, die Dead-Leaves-Felder, die außerhalb der Chart-Mitte liegen, auszuwerte­n. Ohne die Dead-Leaves-Messungen ist die Datenerheb­ung allerdings nicht vollständi­g. Daher verzichten wir ausnahmswe­ise auf eine Punktewert­ung.
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 ??  ?? Sony Xperia1, DNG, 1,6/4,26mm, ISO64, 1/2200s
Das Google Pixel 3XL geht stärker gegen Moiré-Störungen vor – damit sinkt zwar die Auflösung, doch dafür fallen die Folgen von Frequenzüb­erlagerung­en deutlich weniger auf. Beim Sony Xperia1 sind die typischen Farbverläu­fe und fehlerhaft­en Strukturen stärker ausgeprägt und fallen eher auf.
Sony Xperia1, DNG, 1,6/4,26mm, ISO64, 1/2200s Das Google Pixel 3XL geht stärker gegen Moiré-Störungen vor – damit sinkt zwar die Auflösung, doch dafür fallen die Folgen von Frequenzüb­erlagerung­en deutlich weniger auf. Beim Sony Xperia1 sind die typischen Farbverläu­fe und fehlerhaft­en Strukturen stärker ausgeprägt und fallen eher auf.
 ??  ?? Google Pixel 3XL, DNG, 1,8/4,44mm, ISO57, 1/4700s
Google Pixel 3XL, DNG, 1,8/4,44mm, ISO57, 1/4700s

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