Vier auf einen Streich
Honor 20 Pro im Test: Honor verpackt im Honor 20 Pro die Technik der Mutter Huawei etwas günstiger und bietet viel Leistung zu einem kleineren Preis. Zum Fotografieren dienen die 48-Megapixel-Hauptoptik plus Superweitwinkel, Tele und Makro.
Das Honor 20 Pro will mit vielseitigen Foto-Features und seinem günstigen Preis von unter 500 Euro Kunden gewinnen. Der Kirin-980-AIChipsatz und 8 GB RAM verhelfen dem Gerät zu genügend Rechenkapazität. In seinem 6,26 Zoll großen Display arbeitet ein IPS-Panel. Die Farben wirken etwas natürlicher als bei OLEDs. Die Auflösung von 2340 x 1080 Pixel ist gut. Optisch fallen die gerundeten Kanten und die hübsche, glatte Rückseite auf. Der interne Speicher beträgt 256 GB und lässt sich nicht erweitern. Gespart hat Honor am USB-Anschluss und hat nur USB 2.0 integriert; wenn auch gepaart mit einem Typ-C-Stecker. Der Fingersensor befindet sich seitlich im Gehäuserahmen. Der ordentlich dimensionierte 4000 mAhAkku lässt sich dank der Super-Charge-Funktion schnell aufladen.
Fotoausstattung
Das 20 Pro bietet neben der 32-MPSelfiekamera vier weitere Module auf der Rückseite: Das typische Dreiergespann aus Superweitwinkel, Weitwinkel und Tele erhält Verstärkung von einer Makrokamera, die im Super-Makro-Modus nutzbar ist. Wie beim OnePlus 7 Pro steckt in der Hauptkamera ein IMX586-Sensor von Sony mit 1/2 Zoll und 48 Megapixeln sowie Bayer-Farbfilter mit einem 4x4-Raster. Die einzelnen Pixel sind 0,8 µm groß.
Das Objektiv ist eine Festbrennweite mit 1,4/4,66 mm (28 mm (KB)). Sie ist also lichtstärker als die Optik der Hauptkamera aus dem P30 Pro, die aber dafür einen größeren Sensor hat. Im Honor sind das Tele und die Optik der Hauptkamera mit einem optischen und einem elektronischen Bildstabilisator ausgestattet. Die optische Variante gleicht Verwackelungen in vier Bewegungsrichtungen aus. Das Tele bietet ein optisches 3-fachZoom mit 7,46 mm (80 mm (KB)) Brennweite bei Blende 2,4 und 8 Megapixeln Auflösung. Digital kann das Honor-Tele sogar 30-fach zoomen. Die Superweitwinkelkamera gleicht der des OnePlus 7 Pro. Der Sensor löst 16 Megapixel auf, das 2,2/2,23-mm-Objektiv liefert auf KB umgerechnet eine Brennweite von 13 mm. Die Superweitwinkeleinheit kann nur elektronisch stabilisieren. Die spezielle Makrokamera ist neu. Sie kann nur JPEGs aufnehmen. Etwas fraglich ist allerdings die Auflösung: Reichen 2 Megapixel für gute Makros aus? Die Optik mit 2,4/27 mm (KB) hat einen Fixfokus und stellt auf 4 cm scharf.
Die Kamera-App
Die Honor-App ähnelt der HuaweiApp. Bei beiden stellt der Fotograf den gewünschten Aufnahmemodus per Tippen oder Wischen in der Scrollleiste unter dem Motivfenster ein. Oberhalb dieses Fensters gibt es eine weitere Leiste mit dem „Einstellungen“-Icon und mehreren Symbolen, die sich dem jeweiligen Aufnahmemodus anpassen. Einstellungsmöglichkeiten bietet das Smartphone nur wenige: Man kann die Auflösung definieren und RAW akti
vieren, zudem lassen sich Raster und künstlicher Horizont einblenden, letzteres aber nur im Pro-Modus. Weitere Optionen sind Standort, Sprachsteuerung, Timer und AFHilfslicht. Rechts neben dem Auslöser sitzt ein eigener Button für die Selfiekamera. Die App bietet viele Aufnahmemodi: Die wichtigsten sind Blende, Nacht, Porträt, Foto, Video, Pro sowie Super-Makro. Die App merkt sich den zuletzt benutzen Modus. Unsere Favoriten sind der Pro-Modus mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten und das RAW-Format. Ist RAW gewählt, kann man zwischen den einzelnen Kameras wechseln und RAW- und JPEG-Paare mit jeweils maximaler Auflösung des aktivierten Moduls speichern. Die Hauptkamera kann sogar gleichzeitig JPEGs mit 12 MP und RAWs mit 48MP schießen. Ist JPEG mit 48MP ausgewählt, fotografiert die App nur mit der Hauptkamera, und man kann nicht zoomen. Wird die Auflösung auf 12MP oder weniger reduziert, stehen alle Kameras zur Wahl, und man kann stufenlos bis 30-fach zoomen. Hauptkamera und Tele liefern dann tatsächlich 12-MP-JPEGs, das Superweitwinkel macht jedoch weiterhin 16-MP-Fotos. Ab 3-fach-Zoom verwendet das Smartphone bei viel Licht die Telekamera, bei wenig Licht arbeitet die Hauptkamera. Die gecroppten
Aufnahmen rechnet das Honor immer auf 12 MP hoch. So werden mit steigenden Zoomstufen zunehmend Qualitätsverluste sichtbar. Im Pro-Modus blendet das Gerät eine weitere, dunkel unterlegte Leiste ein. Sie gewährt Zugriff auf Belichtungsmessmethode, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit, Belichtungskorrektur, AF-Modus (AF-S, AF-C, MF) und Weißabgleich. Außerdem werden im Pro-Modus Symbole für Unterbelichtung sowie RAW eingeblendet. Wer mag, kann die Belichtung manuell steuern oder ISO/Zeit-Shift wählen. Im Foto-Modus reduzieren sich die Kontrollmöglichkeiten auf die Fokusposition, Belichtungskorrektur und bei der Haupt- sowie der Telekamera auf die Position der Belichtungsmessung. Das Zusammenspiel von Auflösung, Kameraeinheit und Zoom funktioniert wie im Pro-Modus ohne RAW – bis auf eine Ausnahme: Die Hauptkamera hat neben 48 MP noch einen „48 MP AI Ultra Clarity“-Aufnahmemodus. Er rechnet mehrere Einzelbilder zu einem JPEG zusammen, um Details zu gewinnen. Die Vorteile sind gering, die Funktion verlangt nach statischen Motiven.
Autofokus
Wie die meisten Smartphones kombiniert auch das Honor 20 Pro mehrere Techniken, um Bilder scharf aufzunehmen:
Phasen-, Laser- und Kontrast-AF. Gesichter haben immer Vorrang. Sie werden schnell erkannt, mit einem blauen Rahmen markiert und getrackt. Sind mehrere Gesichter im Sucher, erhält eines den Vorrang. Ansonsten konzentriert sich das Smartphone auf die Motive in der Bildmitte und im Vordergrund. Per Touch lässt sich der Fokus auf die gewünschte Position legen. Das AFTempo ist flott. Die Messpunkte für Belichtung und Fokus lassen sich sowohl im Pro- als auch im Foto-Modus trennen – Ausnahmen bilden dabei die Makro- und die Superweitwinkelkamera. Leblose Objekte wie Autos können nicht verfolgt werden.
Bildqualität
Hauptkamera (RAW und JPEG) Abgedunkelte Ecken bei RAWs kennt man schon von Huawei. Sie sind auch in den RAWs aus dem Honor 20 Pro sichtbar und zeigen eine gefühlt stärkere Verzeichnung. Die Abbildungsleistung im RAW-Format erreicht trotz höherer Auflösung nicht das Niveau des P30 Pro. Die RAWs wirken teils leicht defokussiert. Bei wenig Licht baut die Hauptoptik trotz lichtstärkerer Optik auch schneller ab – ihre Pixel sind eben kleiner. Das Rauschen steigt stärker an und reduziert die Details.
Die Pro-JPEGs überraschen mit einer dezenteren Abstimmung als beim P30 Pro – solange man mit einer Auflösung auf 48 MP arbeitet und Gesichter oder andere Motive groß fotografiert. Natürlich wird das Bild auch hier optimiert, doch dies geschieht maßvoll. Bei den 12-MP-JPEGs, die im Pro oder im Foto-Modus aufgenommen wurden, greift die Signalverarbeitung hingegen schon deutlich stärker ein. Tele (RAW und JPEG) Bei gutem Licht hat uns das TeleRAW sehr gut gefallen. Es lässt sich prima für Porträts, aber auch andere Motive einsetzen, solange diese groß abgebildet werden. Die Aufnahmen aus der Telekamera rauschen allerdings mehr als die Fotos der Haupteinheit. Allerdings ist der Zoomfaktor kleiner als beim Huawei, und weit entfernte Objekte kann das Honor weniger gut auflösen.
Doch wenn man die Motive gleich groß abbildet (also aus unterschiedlichen Distanzen aufnimmt), fängt das Honor etwas mehr Details ein. Der gute Eindruck hält sich trotz qualitativer Verluste auch bei schwachem Licht. Selbst bei steigendem Rauschen liefert das Honor noch relativ lange gute Details. Die Signalverarbeitung der JPEGs beim Honor 20 Pro ist ähnlich maßvoll wie bei der Hauptkamera und erneut schonender abgestimmt als beim Huawei P30 Pro Superweitwinkel (RAW und JPEG) Das Superweitwinkel bildet Details grundsätzlich schlechter ab als das Tele oder die Hauptoptik. Zudem haben die Honor-RAWs etwas weniger Auflösung als die aus dem Huawei P30 Pro – aber ähnliches Rauschen. Randabschattung und Verzeichnung
sind im RAW nicht zu übersehen und müssen für ein gutes Bildergebnis korrigiert werden. Die JPEG-Verarbeitung des Honor ist aber besser, weil zurückhaltender abgestimmt. Schärfung und Kontrastanhebung sind weniger stark, sodass insgesamt mehr Details erhalten bleiben. Makrokamera (JPEG) Makrokamera – das klingt zwar gut, doch im Honor hat sie nur 2 MP Auflösung – das ist zu wenig. Ein Crop der Hauptkamera zeigt viel mehr Details. Dazu kommt der Fixfokus mit optimaler Schärfe bei 4 cm Abstand zum Motiv. Ohne Entfernungsmesser muss man den Abstand immer raten und mehrere Bilder machen. Außerdem schattet man das Motiv aufgrund des geringen Abstandes fast immer ab. Weniger Licht bedeutet jedoch schlechtere Bildqualität.