Canon EOS M6 Mark II
Die ungleichen Geschwister teilen die wichtigsten technischen Lösungen, allen voran den neuen APS-CSensor mit 32 Megapixeln und den Bildprozessor Digic 8. Baubedingt zeigen sich bei automatischer Scharfstellung aber Unterschiede. Die EOS 90D für 1300 Euro stellt im Sucherbetrieb auf einem externen Sensor scharf, im Live-View auf dem Bildsensor. Dies macht die spiegellose M6II, 930 Euro, grundsätzlich so. Im Sucherbetrieb fokussiert die 90D mit 45 Kreuzsensoren und bietet Spot, Einzelfeld, Zonen, Große Zonen und die automatische AF-Feldwahl als Optionen. Die Felder bzw. die Zone steuert man mit dem Joystick oder der Wippe.
Im Live-View arbeitet die 90D wie die M6 II und fokussiert mit Phasen-AF auf dem Aufnahmesensor. Die Scharfstellung auf dem Bildsensor reagiert schneller. Die Abdeckung mit den AFFeldern ist feiner und der AF-Bereich insgesamt größer. Maximal stehen bei der M6 II bis zu 5481 AF-Felder bereit, doch meist ist die Anzahl auf 142 AFMessbereiche reduziert. Der neue Bildsensor
ist zu 88% in der Breite und 100% in der Höhe abgedeckt. Hinzu kommt die gut funktionierende und präzise Gesichtserkennung. Die AFFelder steuert man bei der M6II per Finger auf dem Display: Das geht sehr schnell, genau und bequem. Auch bei der 90D ist diese Möglichkeit gegeben. Die 90D bietet als SLR einen klassischen optischen Sucher. Dieser deckt 100% des Bildfeldes ab und ist ordentlich hell. Die M6II hat keinen Sucher. Als Monitor baut Canon in beiden Kameras ein 3-Zoll-Panel mit 346 667 RGB-Pixeln Auflösung ein.
Bildqualität RAW / JPEG
Die beiden Canons schneiden im Labor ähnlich ab – sowohl bei JPEG als auch bei RAW. Mit RAW steigt die Grenzauflösung bei ISO100 im Vergleich zu JPEG kaum. Sie bleibt aber konstanter bei höheren ISO-Werten. Bei RAW entfällt die kräftige Kantenaufsteilung, Nachschärfung sowie die Kontrastanhebung der kamerainternen Signalverarbeitung. Infolgedessen sinken die Dead-Leaves-Werte um ca. 200
LP/BH bei hohen und niedrigeren Kontrasten und ISO 100. Dennoch zeigen die Bilder mehr Details – besonders bei den feinen Strukturen, die im JPEG kaputt gerechnet werden.
Bei höheren Empfindlichkeiten ist das Rauschen bei den RAWs stark ausgeprägt. Selbst bei LR3-Einstellung (stärkste Entrauschungsstufe) bleibt es sichtbar höher als bei JPEG erhalten, wirkt aber feiner und natürlicher. Wir empfehlen bei den Canons den mittleren Weg des maßvollen Entrauschens (LR2): Zwar bleibt dann immer noch eine sichtbare Körnung in den Bildern, doch dafür liegt das Detailniveau über dem der JPEGs.
FAZIT: Die höhere Auflösung des neuen 32-MP-Sensors bringt Vorteile bei gutem Licht, wenn das Auflösungspotenzial ausgeschöpft werden kann. Bei höheren ISO-Stufen nimmt das Rauschen stärker zu als bei 24-MP-Sensoren und macht mehr Probleme bei der RAW-Entwicklung. Dennoch lohnt sich RAW, auch wenn bei beiden Kameras vor allem JPEG verwendet werden dürfte.