Fujifilm GFX 50R
Bereits zu Analogzeiten waren Mit telformatkameras von Fujifilm eine feste Größe im Markt. Neben kompak ten Messsucherkameras wie der GA645 (4,5 x 6), GW670 (6 x 7) und GW690 (6x9) brachte es die Studio kamera GX680 zu einiger Popularität. Die einäugige Spiegelreflexkamera mit Wechselmagazinen und objektiven wurde von 1989 bis 2007 in drei Modellvarianten gebaut und bietet ein attraktives Extra: Die Objektive sind auf einer Standarte montiert, die mit dem eigentlichen Kameragehäuse über Schiene und Balgen verbunden ist. Die Einstellmöglichkeiten entsprechen de nen einer Fachkamera und lassen sich auch in Verbindung mit einem Digital rückteil z.B. von Phase One nutzen. Bis heute bietet Fujifilm für analoge Mit telformatkameras der Baureihen GA, GX und GW technischen Service über eine autorisierte Kamerawerkstatt an (www.ctkameraservice.de).
Die digitalen Mittelformatkameras von Fujifilm verwenden zur Bildauf zeichnung einen 43,8 x 32,9 mm großen CMOS. Bei der GFX 50R und der GFX 50S beträgt die Nennauflösung rund 51 Megapixel (8256x6192 Pixel), bei der GFX 100 circa 102 Megapixel (11 648 x 8736 Pixel).
Das aktuelle Objektivangebot für die GFXKameras umfasst zehn Modelle. Neben dem Standardzoom 4/3264 mm gibt es eine Variante mit optischem Bildstabilisator, das 4/45100mm OIS. Auch das Telezoom 5,6/100200 mm OIS ist bildstabilisiert. Das Angebot an Festbrennweiten reicht von 23 bis 250mm (18200mm/KB), darunter ist ein 120mmMakro in OISVariante. Als kleinstes und leichtestes GFOb jektiv erhöht das 3,5/50 mm den Mobi litätsfaktor der GFXModelle.
Gehäuse und Ausstattung
Alle Mittelformatmodelle von Fujifilm sind moderne Systemkameras. Nur beim Gehäusedesign scheiden sich die Geister. Die GFX50R präsentiert sich im Sucherkameradesign, mit gerader Gehäuseoberkante und einem weit nach links versetzten Suchereinblick. GFX 50S und GFX 100 sehen mit ihrem aufgesteckten Reflexsucher, der sich in einer Linie mit der optischen Achse be findet, wie konventionelle Spiegelre flexmodelle aus, auch wenn sie keinen Rückschwingspiegel haben bzw. benö tigen. Die spiegellose Konstruktion er möglicht ein geringeres Auflagemaß und damit eine kompakte Bauweise. Mit 775 g fällt die GFX 50R in der Foto tasche am wenigsten ins Gewicht, einer Canon EOS 5D Mark IV vergleichbar. Die GFX 50S wiegt 915 g und damit etwas weniger als eine Nikon D850. Die GFX 50S lässt sich dank ihres mar kanten Handgriffs sicher greifen, auch wenn größere Objektive im Spiel sind. Bei der 50R fällt der Handgriff, dem Sucherkameradesign geschuldet, deut lich kleiner aus. In Kombination mit der soliden Daumenstütze an der Rückseite ergibt sich dennoch ein aus reichend sicherer Halt. Alle Kamera gehäuse sind aus Magnesiumlegierung gefertigt und äußerst solide.
Bei der GFX 100 ist der Body unten zu einem Extrahandgriff für Hochformat aufnahmen ausgeformt, was sich auch gewichtsmäßig auswirkt (1400g). Der Handgriff beherbergt zwei Lithium IonenAkkus des Typs NPT125 (1230 mAh) und stellt einen zweiten Satz an Bedienelementen fürs Hochformat be reit. Über den USBCPort (Typ 3.1) ist auch das Laden der Akkus in der Kamera möglich.
Auch die 50MPModelle verwenden als Stromquelle den NPT125, der aufgrund seiner Größe eine höhere Kapazität erwarten lässt als die ausge wiesenen 1250 mAh. Ein optionaler Batteriehandgriff für erhöhte Energie reserven bleibt der 50S vorbehalten. Zwei SDKartenSlots schaffen bei al len drei Kameras die Voraussetzung für ausreichend Speicherplatz.
Für die Drahtloskommunikation mit Smartphone und Tablet bringen die GFXModelle die nötigen Vorausset zungen mit. Als Dienstälteste be schränkt sich die GFX 50S auf WLAN,
während die GFX 50R und GFX 100 auch Bluetooth an Bord haben. Mög lich ist die Fernbedienung der Kameras über die App „Fujifilm Camera Re mote“mit LiveBild am Smartphone sowie der Bildtransfer zwischen Kamera und Smartphone über WLAN und Bluetooth LE. Auch in ein PC Netzwerk lassen sich die Kameras ein binden, was vor allem bei der Arbeit im Studio sehr hilfreich ist.
Sucher und Monitor
Die GFX 50R hat einen fest eingebau ten OLEDSucher mit einer Auflösung von 1 230 000 RGBPixeln und 0,85fa cher Vergrößerung. Kameraschwenks werden flüssig dargestellt, ein leichtes Ruckeln zeigt sich nur bei sehr schlech ten Lichtverhältnissen. Der OLED Sucher der GFX 50S hat vergleichbare Eckdaten, ist aber nicht fest eingebaut, sondern wird auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt. Blitzen ist dann immer noch möglich, weil sich oben am Sucher ein weiterer Blitzschuh befindet.
Auch bei der GFX100 wird ein Auf stecksucher mitgeliefert; hier beträgt die Auflösung 1 920 000 RGBPixel, die effektive Vergrößerung 0,86fach. Die hohe Auflösung ermöglicht bei der Bildwiedergabe eine exakte Schärfe kontrolle mittels Bildschirmlupe. Beim Verschwenken, auch bei wenig Licht, bleibt das Sucherbild stabil; Farb und Kontrastwiedergabe sind hervorra gend. Bei sehr hohem Motivkontrast kann man auf „Natürliche Liveansicht“wechseln, was zu einer weicheren Dar stellung führt.
Alle GFXModelle bieten einen TFT Monitor mit 786 667 RGBPixeln. Der Monitor ist touchfähig und lässt sich über zwei Achsen aus dem Gehäuse schwenken, sodass man ihn auch fron tal von oben (für Motive in Bodennähe) und schräg von unten (für ÜberKopf Aufnahmen) betrachten kann. GFX 50S und GFX 100 bieten ein zusätzliches StatusLCD an der rechten Geräte schulter, die GFX 100 setzt mit dem schmalen Zusatzdisplay unterhalb des TFTMonitors noch eins drauf.
Autofokus und Aufnahme
Zur automatischen Fokussierung ver wenden die beiden 50MegapixelMo delle einen KontrastAF mit 425 Mess punkten. Bei der GFX100 findet sich die gleiche Anzahl an Messpunkten, doch handelt es sich hier um einen HybridAF: Alle 425 anwählbaren
Messpunkte beherrschen die Kontrast und Phasenmessung. Wer will, kann auf 117 Messpunkte umschalten; die AFBildfeldabdeckung bleibt dabei un verändert. In Summe verfügt das AF System laut Hersteller über 3,76 Millio nen PhasenAFPunkte, die über die gesamte Sensorfläche verteilt sind. Der HybridAF der GFX 100 ermög licht eine geringere Auslöseverzöge rung inklusive AFZeit als bei den Schwestermodellen mit halber Sensor auflösung. Erzielt werden gute Werte auf dem Niveau einer Sony A7R III: 0,30/0,30s bei 300/30 Lux. Zum Ver gleich: 0,40/0,50 s sind es bei der GFX50R, 0,52/0,76s bei der GFX50S. Das 100MPModell hat auch beim Serienbildtempo die Nase vorn: 4,3 B/s bei JPEG und RAW sind angesichts der hohen Datenmengen ein ordentlicher Wert (3 B/s bei der 50R/50S). 80 JPEGs in Folge sind möglich, im RAWModus macht die Kamera bereits nach 16 Bil dern eine Kunstpause.
Bei den Messfeldmodi bieten alle drei Modelle Vergleichbares: Bei Einzelfeld messung stehen sechs Messfeldgrößen bereit, Zonenmessung ist in drei Vari anten mit 3 x 3, 5 x 5 und 7 x 7 Mess punkten möglich. Im Modus „Wide“(AFAutomatik) mit EinzelbildAF (AFS) sucht sich die Kamera selbst die passenden Messfelder. Kontinuier licher Autofokus (AFC) in Kombina tion mit „Wide“aktiviert den Tracking AF, der ein Objekt über das Bildfeld verfolgt. Auch das Fokussieren mit Ge sichts und Augenerkennung ist mög lich, TouchAF ebenfalls, jedoch nur ohne daran gekoppelte Auslösung. Der Metallschlitzverschluss der GFX Modelle erlaubt Belichtungszeiten zwi schen 60 min. und 1/4000s. Der erste Verschlussvorhang lässt sich auch elek tronisch realisieren, um Vibrationen zu minimieren; der Verschlusszeitenbe reich bleibt unverändert. Die Blitzsyn chronisationszeit beträgt 1/125 s. Der elektronische Verschluss erlaubt Zeiten von 60 min. bis 1/16 000 s und arbeitet völlig lautlos.
Während sich die 50MPModelle beim Filmen mit FullHDAuflösung begnügen, dreht die GFX 100 auch 4KVideos mit 30 Vollbildern pro Se kunde. Zur Wahl stehen UHD mit 3840 x 2160 Pixeln (16:9) oder „Cinema 4K“mit 4096x2160 Pixeln (17:9). Im zweiten Fall nutzt die Kamera die
komplette Sensorbreite von 43,8mm; aufgezeichnet wird mit 400 Megabit pro Sekunde und 10-Bit-Farbtiefe.
Bedienkonzept
Beim Bedienkonzept zeigen die GFXModelle viele Gemeinsamkeiten, aber auch nennenswerte Unterschiede. Ganz ohne Umdenken kann man also nicht von einem Modell zum anderen wechseln. An den X-Serie-Kameras mit ihrem quasi-analogen Bedienkonzept
orientiert sich vor allem die GFX 50R; sie wirkt wie die große Schwester der X-E3 mit APS-C-Sensor. Einen 4-Wege-Schalter sucht man vergebens, doch der AF-Joystick erweist sich als adäquater Ersatz. Man verwendet den kleinen Steuerknüppel zum Navigieren in den Menüs ebenso wie zum Positionieren von AF-Feldern bzw. AF-Feld-Gruppen.
Für die Verschlusszeiten gibt es ein rastendes Einstellrad mit Verriegelung, während man Blendenwerte am Objektiv (Blendenring) einstellt. Ein weiteres Einstellrad existiert für Belichtungskorrekturen. Alle drei Modelle bieten zwei Endlosräder, das eine für den Daumen, das zweite für den Auslösefinger. Diverse Funktionstasten helfen beim Individualisieren der Bedienung.
Bei der GFX 50S findet sich ein 4-Wege-Schalter ergänzend zum AF-Joystick. Rastende und verriegelbare Ein
stellräder gibt es für ISO-Werte und Verschlusszeiten, ein Belichtungskorrekturrad aber sucht man vergebens. Wo man es normalerweise vermuten würde – rechts vom Verschlusszeitenrad – sitzt bei der GFX 50S ein monochromes Status-Display.
Am wenigsten „analog“ist das Bedienkonzept bei der GFX 100, weil dedizierte Einstellräder für Verschlusszeit, ISOoder Belichtungskorrektur fehlen. Ein beleuchtbares Statusdisplay an der rechten Gehäuseschulter informiert über Aufnahmeeinstellungen und zeigt auf Wunsch virtuelle Einstellräder, die mit dem vorderen und hinteren Steuerrad korrespondieren. Alternativ lässt sich das Schulterdisplay zur vollflächigen Histogrammanzeige verwenden. An der Rückseite, unterhalb des TFTMonitors, findet sich ein zweites Statusdisplay in OLED-Technik. Auch hier kann man zwischen verschiedenen Anzeigemodi und einer Histogrammdarstellung
wählen – mehr Information braucht kein Mensch. Einen 4-Wege-Schalter gibt es bei der GFX 100 nicht, aber wie bei den Schwestermodellen einen AF-Joystick mit Druckfunktion. Von den 13 konfigurierbaren Funktionstasten sind sechs doppelt vertreten – für die Kamerahaltung im Quer- und Hochformat. Es braucht folglich etwas Übung, damit man auch in der Hektik die richtige Taste erwischt. Durch Wischbewegun