CFexpress-Karten
Speicherkarten: Nach XQD- und CFast-Karten verheißen CFexpress-Karten wieder neue Rekorde. Was bringt das neue Format – mehr Tempo für Profis?
Geschwindigkeitskontrolle für Speicherkarten
Sseit Jahren dominieren SD-Karten die Speicher im Kameramarkt. Sie stecken sowohl in Einsteigerkameras als auch in hochwertigen und professionellen Modellen. Im Laufe der Jahre sind Geschwindigkeit und Speicherkapazität der SD-Karten beständig gestiegen. Für die allermeisten Anwender reicht beides im Alltag völlig aus. Doch nicht ganz Gallien ist der SDVormacht erlegen. Die unbeugsamen professionellen Topmodelle von Canon und Nikon bevorzugten immer größere und robustere Speicherkarten. Ursprünglich setzten beide Hersteller auf das CF-Format. Doch selbst die schnellsten CF-Modelle mit 160MB/s Schreibgeschwindigkeit und 256 GB Speicherkapazität genügen professionellen Anforderungen schon lange nicht mehr. Canon wechselte deshalb zum CFast-2.0-Format, Nikon setzt auf XQD-Karten. Beide Varianten blieben trotz guter Performance in der Kamerawelt
ausgesprochen überschaubare und teure Insellösungen. Pikanterweise stellte Sony, der Erfinder von XQD und wichtigste Anbieter dieser Speicherkarten, die eigenen Kameras nie auf XQD um.
Umbruch im Speicherkartenmarkt?
Nun steht wieder ein Generationswechsel an – auf CFexpress. Wie seine Vorgänger CF, CFast 2.0 und XQD wird auch der CFexpress-Standard von der CompactFlash Association veröffentlicht: 2016 erschien Version 1.0, 2019 folgte Version 2.0. Technisch bauen diese Speicher wie XQD auf dem PCI-Express-Interface auf, doch sie nutzen neuere Standards und erreichen damit eine deutlich schnellere Datenübertragung. In einen XQD-Slot passt auch eine CFe-Karte – und anders herum. Doch um die Karte auch tatsächlich zu lesen, braucht ein Gerät die passende Software. Nikon und Panasonic haben ihre Topmodelle Z6/Z7 und S1/S1R per Update nachträglich mit einer CFe-Unterstützung nachgerüstet. Nikon-Kameras arbeiten zurzeit offiziell aber nur mit CFexpressKarten von Sony zusammen. Canon hat die neue EOS 1DX III gleich mit CFe-Kompabilität an den Start gebracht und XQD-Speicher außen vor gelassen. CFast-Karten haben andere Abmessungen und passen deshalb nicht in CFe/XQD-Slots hinein. Der CFexpress-Standard 2.0 definiert die drei unterschiedlich großen Kartentypen A, B und C. Für Fotografen ist der älteste Typ B relevant. Theoretisch erreichen CFexpress-1.0-Karten vom Typ B eine Transferrate von 1000 MB/s und 2.0-Karten das Doppelte. Dieses Tempo dürfte auch leistungshungrige 4K-Filmer zufriedenstellen.
Es ist zwar unwahrscheinlich, dass CFexpress die Vorherrschaft von SDKarten gefährdet. Doch da nun bereits drei Kamerahersteller die neuen Karten favorisieren, werden sie für Profis das Mittel der Wahl werden. Dies könnte auch die Preise beeinflussen.
Die Zahl der Anbieter von CFexpressKarten ist derzeit noch klein. Im Moment machen sich vor allem SanDisk und Sony im Mark bemerkbar. Darüber hinaus sind CFexpress-Karten prinzipiell auch von Lexar, Delkin oder Pro Grade erhältlich. Aber nicht alles ist auch immer lieferbar.
Neue Modelle, hohe Peise
Die Schreibgeschwindigkeit der neuen Speicherkarten reicht von 800 MB/s (SanDisk Extreme Pro) bis 1400 MB/s (SanDisk) bzw. 1480MB/s (Sony). Die Speicherkapazität beginnt bei inzwischen bescheidenen 64GB und reicht bis zu stolzen 512 GB.
Ähnlich hoch wie die Kapazitäten sind die Preise für die CFexpress-Speicherkarten. Für eine SanDisk Extreme Pro 64GB mit 800MB/s muss der Kunde rund 150 Euro berappen. Derselbe Anbieter verkauft die 512- GB-Variante für 550 bis 600 Euro. Die schnelle Sony Tough CFexpress mit 512 GB und 1480MB/s ist nur bei wenigen Anbietern gelistet und soll dort zwischen 900 und 1470 Euro kosten. Angesichts dieser Summen werden die CFexpress-Speicher in naher Zukunft erst einmal ein Werkzeug für Profis bleiben. Denn außer Berufsfotografen gibt es wahrscheinlich nicht allzu viele Anwender, denen extreme Leistungen so viel Geld wert sind.
Canon liefert seine 1DX III bereits mit einer CFexpress-Karte aus. Den Kartenleser, der zwischen 80 und 100 Euro kostet, muss der Kunde aber selbst dazukaufen – sofern er ihn findet, denn momentan ist er noch Mangelware.
Messergebnisse
Da die Canon 1DX III gerade zum Testen in der Redaktion war, haben wir die Gelegenheit genutzt und die mitgelieferte CFexpress, eine SanDisk Extreme Pro mit 64GB und 800MB/s, ausprobiert. Zum Vergleich haben wir sie auch in die Panasonic S1R gesteckt.
Es überrascht nicht, dass Canon dabei die bessere Figur gemacht hat. Denn schließlich ist „Tempo“das Konzept dieser Kamera. Im Grunde war das Rennen für den Tester, der die Zeit zu stoppen hatte, anstrengender als für die 1DX III. Sie hatte das Bild quasi schon in dem Moment gespeichert, als man den Auslöser losgelassen hat. Das gilt für 20 RAW+JPEG-Paare ebenso wie für 99 Paare in Folge. Interessant ist der Leistungsvergleich mit CFast-2.0-Karten in der Canon 1DX Mark II. Diesen Test haben wir in COLORFOTO 1/2020 veröffentlicht. Auch da benötigte der Vorgänger der 1DX Mark III etwa 2 Sekunden für Serien mit 20 und rund 8 Sekunden für Serien mit 99 Paaren.
Der Buffer und das Interface erlauben bei beiden Kameras Speichern in Echtzeit. Das Geschwindigkeitspotenzial der CFe-Karten wird also nicht voll ausgereizt.
Die Panasonic S1R war in COLORFOTO 1/2020 die „Testmaschine“für SD- und XQD-Modelle. Dort zogen wir den direkten Vergleich. Egal, welche Karten man verwendet: Die Panasonic stockt nach 35 Aufnahmen in Folge. Für eine Serie mit 20 RAW+JPEG-Paaren benötigte sie 12,2 Sekunden. Mit der Sony XQD mit 400 MB/s bzw. mit den schnellsten SDXC-UHS-II-Karten mit 260 MB/s ermittelten wir nur unwesentlich längere Zeiten. Die Panasonic S1R ist definitiv nicht darauf ausgelegt, aus den schnellen CFexpress-Karten einen Vorteil zu ziehen. So unterschiedlich beide Kameras auch sind, einen deutlichen Vorteil durch CFexpress-Speicherkarten haben wir nicht festgestellt. Zumindest, soweit es sich um fotografische Aufgaben handelt. Bei Videoanwendungen, bei denen über lange Zeit konstante Datenraten gefragt sind, mag das anders sein. Einen Vorteil versprechen die CFexpress-Karten aber doch: Sofern die Rechner mit USB 3.1 und höher oder Thunderbolt 2 und höher ausgerüstet sind und die Kartenleser ebenfalls entsprechend schnell sind, lassen sich die Bilder auch schneller von der Karte übertragen. Am meisten profitieren USB-3.2- und Thunderbolt-3-Nutzer davon.
Fazit
Die neuen CFexpress-Karten sind sehr schnell – aber es fehlen passende Kameras und wohl auch geeignete Motive, um das Tempo im Fotografenalltag auszureizen. Selbst das Tempowunder Canon 1DX III ist mit CFexpress kaum schneller als dieVorgängerin 1DX II mit CFast 2.0. Canon-Nutzer haben keine Alternative, alle anderen aber schon. Und die können den Preis entscheiden lassen.