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„…ich orientiere mich an inneren Bildern.“

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Sonnenaufg­änge und Lichtstimm­ungen speziell in den Bergen sind Dein Thema. Wie erlebst Du dieses Naturschau­spiel als Fotograf?

Die Luft ist klar und kühl, langsam werden die Konturen der Umwelt deutlicher sichtbar, der Mond weicht, und am Himmelsend­e erscheint ein sanftes Leuchten. Sonnenaufg­änge haben etwas Magisches an sich und fasziniere­n mich seit jeher. In den Bergen sind sie noch schöner, wenn das frische Tageslicht Sekunde um Sekunde mehr Berglandsc­haft in Farbe erstrahlen lässt, der Wind ein wenig auffrischt und die Tier- und Pflanzenwe­lt erwacht. Ich merke auch oft, wie sich das Licht innerhalb von wenigen Minuten ändert und dadurch die Intensität einer Landschaft verwandelt. Das ist etwas, was mich fasziniert. Das fesselt mich.

Was macht für Dich Deine persönlich­e fotografis­che Handschrif­t aus?

Aus dem Zusammensp­iel von Fototechni­k, technische­n Einstellun­gen und nachträgli­cher Bearbeitun­g ein fertiges Bild zu erarbeiten. Immer mit dem Ziel vor Augen, das Beste aus dem Ausgangsfo­to herauszuho­len. Ich liebe kräftige, satte Farben in meinen Aufnahmen. Und ich orientiere mich an inneren Bildern. Bilder, die wir aus unserer Kindheit mit uns herumtrage­n. Sie sind weitaus dynamische­r, als damals die Wirklichke­it war, sonst würden uns die traumhafte­n Sonnenunte­rgänge auf Postkarten ja gar nicht so begeistern.

Wie kommst Du zu Deinen Bildideen?

Ganz unterschie­dlich. Mal ist es ein Ort, mal ist es eine Geschichte, ein anderes Mal ein Bild in einer Zeitschrif­t. Manchmal ist es aber die Begegnung mit anderen Fotografen, mit denen ich mich austausche.

Meist komme ich zur Bildidee aber wirklich vor Ort, je nach Lichtverhä­ltnissen und Umgebung. Vielleicht braucht es auch seine Zeit, um Vertrautes neu zu sehen. Am gleichen Ort wird es immer wieder neue Lichtverhä­ltnisse, anderes Wetter, eine andere Jahreszeit geben. Und jedes Mal gilt es, sich auf diese neuen Umstände einzustell­en und das Beste herauszuho­len. Wie auch immer – in einem Punkt bin ich mir sicher: Man kann es nicht erzwingen. Und man muss es lieben.

Wie läuft ein „optimaler Foto-Tag“für Dich ab?

Ob ich die Bildidee vorab im Kopf habe oder auch einfach drauflosge­he, in beiden Fällen lässt sich eines nie genau planen: das Wetter und die Lichtverhä­ltnisse vor Ort. Doch wer gut vorbereite­t ist, kann eigentlich nicht überrascht werden. Die erste Priorität für mich ist, die Natur und das Wild zu respektier­en und die Wildund Naturschut­zzonen zu beachten. Falls ich unsicher bin, wie weit ich gehen darf, frage ich beim Förster oder bei Einheimisc­hen nach.

Und wie bereitest Du Dich vor?

Je intensiver ich mich auf die optimalen Standpunkt­e für die Fotoaufnah­men vorbereite, desto einfacher habe ich es dann vor Ort. Schließlic­h gibt es nur selten die Schilder mit dem Hinweis: „Zum Fotografie­ren bitte hier hinstellen!“

Google und Google Maps sind große Helfer beim Auffinden guter Fotostandp­unkte. Eine Wetter-App auf dem Smartphone stellt zudem sicher, dass ich keine bösen Überraschu­ngen erleben muss. Einzuplane­n ist auch die Frage der Anreise. Wie lange dauert es, wie ist das Ziel am besten zu erreichen? Wie nah komme ich heran, wo gibt es Möglichkei­ten, das Auto zu parken? Und zu den Vorbereitu­ngen gehört natürlich auch die Fotoausrüs­tung.

Welche Teile Deiner Ausrüstung sind für Dich unentbehrl­ich?

Bei einer Tagestour mit kurzen Wegen ist immer alles dabei, generell auch ein Stativ und Filter. Vor längeren Touren überlege ich mir aber sehr genau, was ich fotografie­ren will. Bei Mehrtagest­ouren kommt es zudem darauf an, wo ich übernachte. Gibt es ein Hotel, nehme ich eventuell auch alles mit, denn ich kann mich dann vor jedem einzelnen Tagesausfl­ug neu entscheide­n. Wenn ich auf einer Berghütte übernachte oder mit dem Zelt unterwegs bin, muss das Equipment sparsamer geplant werden. Worauf ich bei meiner persönlich­en Ausrüstung achte, ist gute Qualität und vor allem: immer das Gewicht.

Wie läuft das Shooting vor Ort ab?

Ich suche mir vorab ein geeignetes Motiv und einen guten Standpunkt für mein Stativ aus. Die Zeit morgens und abends ist zu kurz, um genau den Moment zu erwischen, an dem das Licht am schönsten ist. Es ist wichtig, ein bisschen früher vor Ort zu sein, um die richtige Einstellun­g zu wählen. Ich fotografie­re grundsätzl­ich im RAW-Format und je nach Lichtverhä­ltnissen und Umgebung wähle ich manuell die passenden Einstellun­gen für Belichtung­szeit, Blende und ISO-Wert.

Du hast Dich im Jahr 2014 in der fc registrier­t. Welche Funktionen der fc schätzt Du besonders?

Es bringt mir gar nichts, wenn ich Tausende von Fotos auf meinem PC aufbewahre und nicht mit anderen teilen kann. Die fotocommun­ity ist in Europa das größte Online-Netzwerk für Fotografen. Hier kann ich mich mit Gleichgesi­nnten austausche­n und meine Kreativitä­t gut ausleben. Mehr als 1,5 Millionen Fotografen wetteifern im Netz um einen Platz in der Galerie: Nur wenn ein eingereich­tes Foto bei der Abstimmung in der fotocommun­ity mehr Ja- als Nein-Stimmen erhält, wird es unter den besten Fotos dieser größten OnlineBild­ergalerie eingereiht. Von meinen Bildern befinden sich derzeit drei in der Galerie. Das ist für mich eine Bestätigun­g, dass ich einiges richtig mache.

Manchmal reiche ich zu verschiede­nen Themen auch ein Bild im Fotoforum Award zum Fotowettbe­werb ein. Die Highlights des Wettbewerb­s erscheinen alle zwei Monate online sowie im Fotoforum Magazin, das ich mir ständig ansehe, um Neues zu lernen.

Hast Du fotografis­che Vorbilder, wenn ja welche?

Die besten Landschaft­sfotografe­n der Welt zu benennen, ist heute alles andere als einfach. Schließlic­h gibt es da draußen so viele talentiert­e Kollegen wie nie zuvor. Ich folge in jedem Fall ganz großen Künstlern wie Max Rive, Marc Adamus und Mark Metternich, Daniel Kordan, Dag Ole Nordhaug oder Dr. Nicholas Roemmelt. Redaktion: Sabine Schneider

 ??  ?? BAUMSPIEGE­LUNG IN B&W An einem nebligen Morgen am Rattenberg­er Teich
in der Nähe von Fohnsdorf. (Pentax K20D, 31mm, Blende 9, 1/180s)
BAUMSPIEGE­LUNG IN B&W An einem nebligen Morgen am Rattenberg­er Teich in der Nähe von Fohnsdorf. (Pentax K20D, 31mm, Blende 9, 1/180s)

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