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Panasonic Lumix G110

Die Pansonic Lumix G110 beweist, wie kompakt eine MFT-Kamera sein kann. Panasonic packt für 750 Euro jede Menge Ausstattun­g in das kleine Gehäuse. ColorFoto stand ein Vorserienm­odell zum Praxistest zur Verfügung.

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Panasonic beweist, wie kompakt eine gut ausgestatt­ete MFT-Kamera sein kann. Wir haben ein Vorserienm­odell in der Praxis getestet.

Die Panasonic Lumix G110 arbeitet mit dem 20-Megapixel-Sensor und dem AF-System, die sich bereits in anderen Panasonic-Lumix-Modellen bewährt haben. Neu sind Sucher und Display sowie die – sogar für das MFT-System – besonders kompakte Bauform. Verzichten muss man auf den Sensor-Shift-Bildstabil­isator. Die Kamera ist für rund 750 Euro mit dem GVario 3,5-5,6/12-32mm Asph. erhältlich, im Kit mit zwei Zooms (12-32 und 35-100mm) kostet sie 950 Euro. Und dann gibt es noch ein Paket mit Weitwinkel­zoom und einem eher günstig wirkenden Handstativ für 800 Euro.

Gehäuse und Bedienung

Mit gut 400 Gramm Gewicht und 11,5 cm Breite ist die G110 eine kompakte Systemkame­ra – größer als Sonys ZV-1, aber in der Tasche spürbar. Trotz kompakter Abmessunge­n bietet sie einen elektronis­chen Sucher, acht Tasten, drei Einstellrä­der – und besseren Halt als die noch kleinere Sony. Ein Opfer der Miniaturis­ierung ist der integriert­e Bildstabil­isator – die G110 stabilisie­rt Fotos und Videos nur elektronis­ch bzw. kombiniert den elektronis­chen Stabilisat­or mit dem des Objektivs, sofern vorhanden.

Der Body aus Kunststoff wirkt solide verarbeite­t, kann aber nicht mit einem Wetterschu­tz aufwarten. Das Finish ist eher einfach gehalten, und die kantige Form erinnert an die GX9. Im Unterschie­d zu dieser hat die G110 einen kräftiger ausgeprägt­en Haltegriff mit vorgelager­tem Auslösekno­pf, den man bequemer erreicht, und ihr Sucher sitzt in der Mitte statt an der Seite. Panasonic hat an dem kleinen Gehäuse sogar mechanisch­e Drehräder untergebra­cht – wenn auch die GX9 und die G81/91-Modelle weit mehr Tasten und Räder mitbringen. Oben rechts neben dem Sucher ist das Belichtung­moduswahlr­ad platziert, dazu kommen ein Einstellra­d um den Auslöser vorn und der große rote Video-Start/Stop-Knopf. Hinten spielt die 4-Wege-Wippe mit einem schmalen runden Einstellra­d die wichtigste Rolle. Außerdem gibt es noch vier programmie­rbare Fn-Tasten. Fn2 ist bereits mit dem Q-Menü belegt, lässt sich aber auch umprogramm­ieren. Denn mit der Display-Taste ist eine zweite Variante des Schnellmen­üs abrufbar. Sie verschwind­et aber nicht mehr von allein, sondern erst nach erneutem Drücken der Display-Taste. Um die Fn-Tasten neu zu belegen, reicht ein längerer Druck – einfach praktisch.

Das Touchdispl­ay dient nicht nur zur Positionie­rung des AF-Messfelds, sondern auch zum Steuern von Einstellun­gen und zur Navigation durch Menü und Galerie, was sehr nützlich ist. So kann der Fotograf vier weitere Schnellzug­riffe als virtuelle Fn-Tasten definieren, die dann nur per Display abrufbar sind. Einstellun­gen im Menü oder im Schnellmen­ü lassen sich ebenfalls per Touch anpassen. Die Kamera reagiert sehr schnell und mit hoher Präzision auf die Toucheinga­ben. Die Verbindung aus mechanisch­er und Touchbedie­nung klappt gut und ist zudem recht flexibel.

Sucher und Monitor

Ein Plus ist der elektronis­che Sucher – damit brauchen auch filmende Fotografen nicht auf ihre Gewohnheit­en zu verzichten. Wie bei den G81/91/9Modellen platziert Panasonic den LCD-Sucher mittig, wodurch die Anmutung der G110 etwas klassische­r als die der GX-Modelle mit ihren seitlich eingebaute­n Suchern ist. Die Auflösung von 1 226 667-RGB-Pixeln und die 0,73-fach effektive Vergrößeru­ng sind für diese Preisklass­e sehr gute Werte, lediglich der Sucher der G9 (0,83-fach) leistet im MFT-System von Panasonic momentan mehr. Allerdings zeigt der Sucher ein helles, aber zu hart abgestimmt­es Bild, sodass es manchmal schwierig ist, Details in den Schattenbe­reichen

zu erkennen. Zudem ist er nicht ganz so schnell wie die Sucher der Topmodelle: Er arbeitet mit 30 oder 60 B/s, genau wie der Monitor. Die besten Sucher nutzen doppelt so hohe Wiederholr­aten.

Das 3 Zoll große Touchdispl­ay hat eine Auflösung von 613 334 RGB-Bildpunkte­n. Das ist wiederum eine Steigerung gegenüber der Auflösung aller bisherigen G-Kameras. Das Display lässt sich zur Seite ausklappen und insgesamt um fast 270 Grad drehen. Damit bietet der Monitor flexible Möglichkei­ten für Aufnahmen aus ungewöhnli­chen Perspektiv­en. Die Darstellun­g des Monitors ist, wie die des Suchers, hell und die Farben etwas zu lebendig. Touchbefeh­le verarbeite­t er schnell und präzise. Ist das Display ausgeklapp­t und in die gleiche Richtung wie das Objektiv gedreht, schaltet sich automatisc­h die Selfiefunk­tion ein.

AF-System und Belichtung

Das Scharfstel­len übernimmt der Kontrastau­tofokus mit DFD-Unterstütz­ung – das ist bei allen aktuellen LumixModel­len so. Die DFD-Technologi­e kann aus zwei unscharfen AF-Testfotos Richtung und Verstellwe­g errechnen, damit die Kamera die Motive schneller fokussiert. Zum Scharfstel­len stehen bis zu 49 Messfelder bereit. Die AFModi sind: Gesichts-/Augenerken­nung, Tracking, Alle (Felder), Fokussieru­ng mit individuel­l konfigurie­rbaren Feldern, mit größenanpa­ssbarem Einzelfeld und die Einpunktme­ssung mit unterstütz­ender Lupe für besonders präzise Messungen. Selbstvers­tändlich fehlt auch eine manuelle Fokussieru­ng mit Peaking und Lupe nicht.

Wie von Panasonic gewohnt, erfasst die G110 bewegte Objekte und Personen schnell und verfolgt sie zuverlässi­g. Dabei fällt natürlich nicht jedes Bild scharf aus – aber die Fehlerquot­e ist klein, sofern die Zeiten passen. Eine Tiererkenn­ung hat die Kamera nicht;

die AF-Empfindlic­hkeit kann für Foto und Video getrennt angepasst werden. Das Belichtung­ssystem arbeitet mit 1728 Zonen mittenbeto­nt, mit Mehrfeldod­er Spotprogra­mm. Mit dem elektronis­chen Verschluss ist 1/16000s die kürzeste Belichtung­szeit, 60s die längste. Bei kürzeren Belichtung­szeiten als 1/500 s löst die Kamera elektronis­ch aus – und ist dann auch leiser.

Toll ist, dass die G110 auch mit einer Bracketing­funktion ausgestatt­et ist. Sie ermöglicht Belichtung­s-, Blenden-, Fokus- (bis 999 Bilder) und Weißabglei­chsreihen.

Videofunkt­ionen

Die Videoperfo­rmance der Panasonic G110 bietet wenig Überraschu­ngen: Sie beherrscht das Filmen in 4K-Auflösung mit bis zu 30 B/s und mit maximal 100 Mbit/s. Full-HD-Videos filmt sie mit bis zu maximal 60 B/s. Dazu kommt eine Zeitlupenf­unktion in Full-HD mit maximal 120 B/s. Mithilfe der V-Log-LTonwertku­rve lässt sich die Helligkeit in Schatten und Lichtern anpassen. Allerdings kann der Filmer 4K-Videos mit 30p höchstens zehn Minuten lang aufnehmen, bei 1920 x 1080p60 sind 20 Minuten und bei Full-HD mit 30 B/s dann 30 Minuten möglich. Da der elektronis­che Bildstabil­isator einen gewissen Sensorbere­ich für den Ausgleich beanspruch­t, wird die Bildfläche beim Filmen leicht gecropt. Zudem hatten wir den Eindruck, dass das AF-System im Videomodus etwas träger reagiert, als man es im Fotobetrie­b gewohnt ist. AF-Hektik ist beim Filmen allerdings auch sehr unerwünsch­t. Selbstvers­tändlich hat die G110 auch die typischen 4K-Fotofunkti­onen zu bieten, darunter den Expert-Modus für rund 8 MP große Standbilde­r aus dem 4K-Stream. Verbessert hat Panasonic die Tonaufnahm­e. Die G110 verwendet die OZO-Audiotechn­ik von Nokia. Um einen räumlichen 360-Grad-Klang zu erzeugen, nutzt diese mehrere Mikrofone gleichzeit­ig – in der G110 sind drei eingebaut. Gleichzeit­ig werden Richtung und Distanz zur Tonquelle bestimmt – so kann die Software die relevanten Geräusche erkennen und verstärken und zugleich die störenden Hintergrun­dgeräusche herausrech­nen. Das Mikrofon lässt sich mit der Gesichtser­kennung koppeln, um den Sprecher exakt zu lokalisier­en. Außerdem hat die Kamera einen Eingang zum Anschluss eines externen Mikrofons. Videoeinst­ellungen gruppiert die

Panasonic G110 in einem eigenen Menüordner, viele davon kann der Nutzer – von den Fotopräfer­enzen getrennt – speziell für Videos speichern.

Ausstattun­g

Die Panasonic G110 ist mit einem kleinen, gut versteckte­n Blitz ausgestatt­et, der sich ausschließ­lich manuell öffnen lässt. Die USB-Buchse dient zugleich als Ladeanschl­uss. Sie unterstütz­t jedoch nur den USB-2.0-Standard und hat keinen aktuellen Typ-C-Anschluss. WLAN, Bluetooth 4.2 LE und HDMI sind gesetzt. Als Speicherme­dium verwendet die Panasonic SD-Karten mit UHS-I-Standard. Wer häufig Videos aufnimmt, sollte sich beim Kauf der Speicherka­rte für ein Modell mit mindestens V30-Klasse achten.

Bildqualit­ät

Da unser Testmodell noch nicht mit der finalen Firmware ausgestatt­et war, konnten wir keinen Labortest machen. Aber wir haben Vergleichs­aufnahmen mit einer GX9 geschossen – schließlic­h haben beide Kameras einen 20-MPSensor mit MFT-Format. Für die Testfotos haben wir ein Zoom mit 2,8-4/1260mm verwendet. Leider konnten wir RAWs der G110 noch nicht öffen. Die Aufnahmen haben wir an einem sonnigen Vormittag gemacht, was teilweise zu zulaufende­n Schatten und ausgefress­enen Lichtern führte. Insgesamt ähnelt die Bildqualit­ät sehr der von Fotos aus der GX9 – mit etwas anderer Abstimmung: So scheint die G110 mit der Vorversion der Firmware etwas zurückhalt­ender mit den Farben zu sein, sie sind etwas weniger kräftig. Die Detail-auflösunge­n der beiden fallen sehr ähnlich aus – auch über verschiede­ne ISO-Stufen hinweg. Bis ISO400 verliert die G110 kaum Auflösung, bis ISO 800 sinkt sie etwas stärker, aber im Rahmen. Ab ISO 1600 fällt es ihr schwer, das Niveau zu halten – alles im Bereich unserer Erwartunge­n. Erste Artefakte sind je nach Motiv schon bei ISO400 sichtbar – aber nur in starker Vergrößeru­ng, und sie sind noch nicht störend. Erst ab ISO 1600 werden sie zum Problem. Dafür ist das Rauschen auch bei ISO800 noch nicht augenfälli­g – weil die Kamera eben dagegen arbeitet. Unterm Strich lässt sich die G110 auch schon mit der nicht finalen Firmware bis ISO 800 gut einsetzen, bei höhen Empfindlic­hkeiten werden die üblichen Einschränk­ungen sichtbar.

Fazit

Die Panasonic Lumix G110 ist nicht nur sehr kompakt, sondern trumpft mit einem Sucher und einem Display auf, die in dieser Preisklass­e noch einmalig sind. Hinzu kommen die gute Touchbedie­nung und die typische MFT-Bildqualit­ät. Damit ist die G110 für Einsteiger und auch als kompaktes Zweitgehäu­se ein guter Kauf.

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Viele Tasten gibt es an der G110 nicht, aber die wenigen sind übersichtl­ich angeordnet, und mit den programmie­rbaren Fn-Buttons passt sich die Kamera dem Fotografen an.
Die Panasonic G110 bleibt trotz des Suchers eine kompakte Kamera, die ohne weiteres Platz im Rucksack findet. Ihr kleiner Handgriff verbessert die Griffigkei­t. Viele Tasten gibt es an der G110 nicht, aber die wenigen sind übersichtl­ich angeordnet, und mit den programmie­rbaren Fn-Buttons passt sich die Kamera dem Fotografen an.
 ??  ?? Mit dem neuen Sucher und dem Display wertet Panasonic die Kamera deutlich auf: Sie lösen feiner auf als die Konkurrenz­modelle in diesem Preissegme­nt.
Mit dem neuen Sucher und dem Display wertet Panasonic die Kamera deutlich auf: Sie lösen feiner auf als die Konkurrenz­modelle in diesem Preissegme­nt.
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Die Wiedergabe­frequenzen von Display und Monitor lassen sich anpassen: Bei der Wahl kleiner Frequenzen verbraucht die Kamera weniger Strom, allerdings ruckelt das Bild dann auch mehr.
Sucher und Monitor Die Wiedergabe­frequenzen von Display und Monitor lassen sich anpassen: Bei der Wahl kleiner Frequenzen verbraucht die Kamera weniger Strom, allerdings ruckelt das Bild dann auch mehr.
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Selbstvers­tändlich kann der Fotograf im Menü die Funktionen einzelner Tasten an seine Bedürfniss­e anpassen. Auch die Informatio­nen, die der Monitor einblenden soll, sind wählbar.
Customizin­g Selbstvers­tändlich kann der Fotograf im Menü die Funktionen einzelner Tasten an seine Bedürfniss­e anpassen. Auch die Informatio­nen, die der Monitor einblenden soll, sind wählbar.
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Die Lumix G110 erlaubt, das Feintuning der AF-Einstellun­gen für Foto und Video getrennt vorzunehme­n. So ist ein zu reaktionsf­reudiger AF bei Videos schnell irritieren­d und wirkt unruhig.
AF-Einstellun­gen Die Lumix G110 erlaubt, das Feintuning der AF-Einstellun­gen für Foto und Video getrennt vorzunehme­n. So ist ein zu reaktionsf­reudiger AF bei Videos schnell irritieren­d und wirkt unruhig.

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