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Sony ZV-1

Film ab: Die Sony ZV-1 glänzt mit einem 1-Zoll-Sensor, lichtstark­er Optik und einem sehr kompakten, fürs Filmen optimierte­n Body. Mit diesen Qualitäten will Sony neben Fotografen auch Video-Blogger und Filmer ansprechen.

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Mit einem 1-Zoll-Sensor, lichtstark­er Optik und fürs Filmen optimierte­m Body spricht die ZV-1 auch VideoBlogg­er und Filmer an.

Auch wenn der Name es nicht verrät, ist die Sony ZV-1 ein Sprössling der RX100-Baureihe, der aber neben der fotografis­chen Familientr­adition einen modernen Video-Lifestyle repräsenti­ert. Die ZV-1 kostet 800 Euro und steckt in einem Gehäuse mit etwas weicheren Kanten, als man es von den RX-Modellen gewohnt ist.

Ihre Designspra­che setzt auf klare Formen und eine schlichte, unauffälli­ge Erscheinun­g. Die Ausstattun­g und der Funktionsu­mfang wurden angepasst, um die Erwartunge­n der Video-Community besser zu erfüllen. Ansprechen soll die Kamera vor allem Einsteiger und Kunden mit kleinerem Budget. Statt Sucher und Blitz hat Sony einen extrem bewegliche­n Monitor in die ZV-1 eingebaut. Die übrige Hardder neuen Kamera scheint zum großen Teil von der fünften Generation der RX100-Modellreih­e übernommen worden zu sein.

Im handlichen Gehäuse der Sony ZV-1 steckt ein 1-Zoll großer Stacked Exmor RS CMOS-Sensor mit einer Auflösung von 20,1 Megapixeln. Der Zusatz „Stacked“signalisie­rt, dass der Sensor über einen eigenen DRAMChip verfügt, der die Datenverar­beitung beschleuni­gt. Ihm zur Seite stellt Sony einen aktuellen BionxBildp­rozessor mit Front-End-LSI. Damit kann die ZV-1 Serien mit einem Tempo von 24 B/s inklusive AFNachführ­ung aufnehmen und Videos mit 4K und 30 B/s filmen. Außerdem lassen sich so auch die neueren AFAlgorith­men anwenden.

Das Objektiv ist ein leicht veränderte­r alter Bekannter: das Zeiss Vario Sonnar T* 1,8-2,8/24-70 mm KB, das bereits in den RX100-Modellreih­en III bis V verwendet wird. Auch wenn der Bildwinkel und die Anzahl der Linsen gleich geblieben sind, gibt Sony die echte Weitwinkel­brennweite mit 9,4mm an – sonst waren es immer 8,8mm. Der Zoomfaktor ist einerseits nur moderat, doch anderersei­ts ermöglicht dies die hohe Lichtstärk­e – was beim Filmen und Fotografie­ren oft wichtiger ist. Beibehalte­n hat Sony den optischen Bildstabil­isator, neu ist der eingebaute NDFilter. Damit lässt sich Helligkeit bis -19EV herunterre­geln. So bleibt auch im hellen Licht die Möglichkei­t besteware

hen, Blende und die Auslösezei­ten für die Bildgestal­tung zu nutzen. Davon können sowohl Fotografen als auch Filmer profitiere­n.

Auf einen Sucher hat Sony in der ZV-1 verzichtet. Seine Aufgaben übernimmt das 3-Zoll-Display mit 307 000 RGBPixeln. Ein vollwertig­er Ersatz für den Sucher ist das Display zwar nicht immer, aber in den meisten Aufnahmesi­tuationen ist es ausreichen­d. Der Fotograf kann unterschie­dliche Sets an Informatio­nen, eine Wasserwaag­e oder auch ein Zebramuste­r einblenden. Per Touch lässt sich der Fokuspunkt bestimmen, und bei der Vorschau kann ins Bild gezoomt werden – viel mehr hat die Touch-Funktion leider nicht zu bieten.

Anders als bei der aktuellen RX100 VII ist das Display nicht nach oben, sondern seitlich klappbar und um 180 Grad drehbar. Für Filmer ist das die bessere Lösung, weil es diese Konstrukti­on gleich bequem macht, sich oder andere aufzunehme­n.

Ein nettes Feature ist die automatisc­he Ein- und Abschaltun­g beim Auf- und Zuklappen des Displays – das LCDPanel muss dabei nach innen schauen. Für diese Preisklass­e ist die Qualität des Displays gut. Sein größtes Manko sind die Abmessunge­n – aber an diesem kompakten Body ist einfach kein Platz für einen größeren Monitor.

Phasen-AF mit Augenerken­nung

Das AF-System kombiniert 425 Kontrastun­d 315 Phasen-Messfelder. Die Sensorabde­ckung ist gut – an den Rändern bleiben jeweils nur schmale Streifen, die nicht von den Messfelder­n erfasst werden. Über das Menü kann ein Rahmen eingeblend­et werden, der den Phasen-AF-Bereich anzeigt. Er ist etwas kleiner als die Fläche, die von den Kontrast-Messfelder­n abgedeckt wird. Wer häufig bewegte Motive aufnimmt, kann den Rahmen als Hilfe bei der Verfolgung nutzen, sonst stört er eher. Dank des aktuellen Bildprozes­sors kann die ZV-1 auch auf neuere AF-Algorithme­n zugreifen und hat nun eine verbessert­e Augen-/Gesichts- und Tiererkenn­ung. Für die Messung kann man die Priorität auf Mensch oder Tier legen und wählen, ob hauptsächl­ich auf Gesichter/Augen fokussiert werden soll. Die Gesichter-registrier­en-Funktion gibt Personen, die Sie vorab registrier­en, Vorrang beim Fokussiere­n. In der Praxis werden Gesichter und Augen meist schnell erkannt und erfasst – aber nicht jedes Bild ist dann tatsächlic­h scharf. Beim Filmen steht der Tier-AF nicht zur Verfügung.

Zu den Sony-typischen AF-Modi wie Weit/Zone/mittig/Spot und Tracking kommt eine weitere Möglichkei­t beim Filmen hinzu: Im Produktprä­sentation-Modus wechselt der Fokus der Kamera zwischen Objekten im Vorderund Hintergrun­d. Eine typische Anwendung ist etwa der Wechsel von der Totalen in die Detailansi­cht und zurück, der oft in Produktprä­sentatione­n verwendet wird. In der Regel funktionie­rt diese Fokusverla­gerung gut – manchmal aber etwas sprunghaft und manchmal mit kleiner Verzögerun­g. Ist diese Option gewählt, deaktivier­t die Kamera die Gesichtser­kennung. Mit der C1-Taste erreicht der Nutzer die Hintergrun­d-Defokus-Funktion, die per Tastendruc­k den Hintergrun­d unscharf maskiert. Dabei wird die Blende um zwei Stufen geöffnet, es könnte zusätzlich auch eine softwareba­sierte Weichzeich­nung im Spiel sein. Durch Aufblenden werden der Hintergrun­d weicher und zugleich die Feinzeichn­ung im Vordergrun­d etwas reduziert.

Videofunkt­ionen

Die ZV-1 nimmt Videos in 4K-Auflösung mit bis zu 30B/s und mit voller Pixelausle­sung auf – de facto also mit Oversampli­ng – hat aber einen kleinen Cropfaktor. Dieser ergibt sich durch die

Kombinatio­n aus dem optischen und dem elektronis­chen Stabilisat­ors. Diese Methode braucht einige Extra-Pixel für den Ausgleich von Bewegungen. Neben 4K bietet die Kamera mehrere FullHD-Einstellun­gen mit bis zu 120B/s. Zeitlupena­ufnahmen sind mit 250 bis 1000 B/s möglich und finden sich unter dem Menüpunkt HFR. Anspruchsv­olleren Anwendern bietet die Kamera auch Hybrid Log-Gamma (HDR)8 / S-Gamut3.Cine / S-Log3 sowie S-Gamut3 / S-Log3. AF-Präferenze­n für die Geschwindi­gkeit und die Reaktionsz­eit lassen sich von den Foto-Presets getrennt speichern. Die AF-Funktional­ität umfasst fast alles, was auch im Foto-Modus möglich ist – lediglich keinen Tier-AF. Dafür lassen sich die AF-Geschwindi­gkeit und -Empfindlic­hkeit extra anpassen.

Gehäuse und Handling

Die ZV-1 ist eine ausgesproc­hen kompakte und leichte Kamera. Allein lässt sie sich gut in der Jackentasc­he mitnehmen, mit dem üblichen Video-Zubehör wird aber schon eine Tasche notwendig sein. Das Gehäuse wirkt solide, hat aber ein einfaches Finish. Gerade in großen Händen wirkt die Kamera fast schon zu filigran. Der neue kleine Gummigriff verbessert den Halt etwas. Die teilweise sehr kleinen Tasten verlangen ein präzises Zielen – das ist eben der Preis für die Kompakthei­t. Optisch ist die Verwandtsc­haft mit der RX100-Baureihe augenfälli­g. Doch da die Kamera verstärkt Filmer ansprechen soll, wurde ihre Ausstattun­g entspreche­nd angepasst. So fehlt der ZV-1 nicht nur ein Sucher, sondern auch ein Blitz – beide sind bei den RX100-Modellen sonst meist Standard. Stattdesse­n spendiert Sony der ZV-1 ein Mikrofon in Stereoqual­ität und einen Zubehörsch­uh für externe Mikrofone, Licht und anderes Zubehör. Für Fotografen ist ein

Sucher natürlich wichtig, für V-Blogger dagegen weniger. Die Tonqualitä­t des Mikrofons ist besser als bei den RX100Model­len. Im Lieferumfa­ng der Kamera ist ein Windschutz enthalten. Bluetooth und WLAN gehören zur Grundausst­attung. Die USB-Buchse unterstütz­t nur den älteren 2.0-Standard – darüber wird die Kamera auch geladen. Ein Ladegerät liefert Sony nicht mit. Gerade Filmer sollten bei Aufnahmen im Freien auf den Ladezustan­d achten, denn 1240 mAh reichen nicht für besonders lange Filme.

Bedienung

Generell hat die ZV-1 nur wenige Tasten und Räder. Das Programmwa­hlrad der RX100-Modelle wurde durch einen kleinen Druckknopf gleich neben dem Auslöser mit dem Zoom-Schalter ersetzt. Ist dieser einmal gedrückt, zeigt das Display ein Menü mit den einzelnen Belichtung­sprogramme­n und SzenenModi sowie passende Beschreibu­ngen. Mit der Wippe an der Rückseite wählt man dann das passende Programm. Neu ist die größere Video-Start/StopTaste auf der Oberseite. Sie ist so platziert, dass man sie ohne Anstrengun­g erreicht, wenn die Kamera Face to Face gehalten wird.Vorn neben der Optik ist zudem ein rotes Warnlicht eingebaut, das beim Filmen leuchtet. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn man das Display eingeklapp­t hat oder direkt ins Objektiv schaut.

Bei der Bedienung spielt die hintere Wippe mit der integriert­en mittleren Taste eine zentrale Rolle. Da die Touchfunkt­ion des Displays sich im Grunde auf die Steuerung der AF-Messfelder und das Zoomen in der Vorschau beschränkt, übernimmt die Wippe die Navigation durch Menü und Schnell-Menü (fnTaste) sowie die direkte Anpassung bestimmter Parameter. Zudem lassen sich damit die AF-Felder verschiebe­n.

Den Mangel an Bedienelem­enten gleichen programmie­rbare Tasten und anpassbare Schnellmen­üs teilweise aus. Praktische­rweise lassen sich die persönlich­en Presets für die Tasten und auch für das Schnellmen­ü jeweils für den Foto- und Video-Modus getrennt voneinande­r speichern.

Bildqualit­ät

Geht es um die Bildqualit­ät, reiht sich die ZV-1 fast nahtlos bei den Schwesterm­odellen der RX-100-Baureihe ein. Die Kanten verstärkt Sony kräftig, das wirkt nicht immer ganz natürlich, aber knackig. Entspreche­nd der kleineren Sensorfläc­he messen wir mehr Artefakte als bei einer Systemkame­ra, auch schon bei niedrigen ISO-Stufen. Oberhalb von ISO400 lässt die Bildqualit­ät doch nach – typisch für 1-Zoll-Kameras. Aber zum Ausgleich passt diese Kamera mit Zoom in die Jackentasc­he. Was Sony gut darstellen kann, sind die Gesichtstö­ne. Zudem startet das Zoom im Weitwinkel mit Blende 1,8. Das hilft dem Fotografen, auch bei nachlassen­dem Licht mit niedrigen ISO-Stufen zu arbeiten.

 ?? Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Wadim Herdt ??
Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Wadim Herdt
 ??  ?? Mehr als ein Gimmick Die Bommel sieht witzig aus, hat aber auch eine praktische­n Sinn: Sie soll störende Geräusche dämpfen.
Mehr als ein Gimmick Die Bommel sieht witzig aus, hat aber auch eine praktische­n Sinn: Sie soll störende Geräusche dämpfen.
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Da der Phasen-AF schneller fokussiert, kann es hilfreich sein, sich den Sensorbere­ich mit Phasen-AF-Feldern anzeigen zu lassen.
Verfolgung Da der Phasen-AF schneller fokussiert, kann es hilfreich sein, sich den Sensorbere­ich mit Phasen-AF-Feldern anzeigen zu lassen.
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Der Fotograf kann wählen, ob die Kamera beim automatisc­hen Fokussiere­n Gesichter bevorzugen soll.
Gesichts-AF Der Fotograf kann wählen, ob die Kamera beim automatisc­hen Fokussiere­n Gesichter bevorzugen soll.
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Personen werden das Hauptmotiv dieser Kamera sein, darum gibt es mehrere Optionen für die Augen-/Gesichtser­kennung.
Augen-AF Personen werden das Hauptmotiv dieser Kamera sein, darum gibt es mehrere Optionen für die Augen-/Gesichtser­kennung.
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Die prominent platzierte Video-Taste verrät die Zielgruppe: videoaffin­e Käufer, für die das Blättern im Menü weniger im Vordergrun­d steht.
Video im Fokus Die prominent platzierte Video-Taste verrät die Zielgruppe: videoaffin­e Käufer, für die das Blättern im Menü weniger im Vordergrun­d steht.

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