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Fototipps zur Nachbearbe­itung

Fotografen diskutiere­n gern: über Technik oder Bildgestal­tung und besonders hitzig darüber, ob ein mit Software aufgepeppt­es Foto überhaupt ein gutes Foto sein kann. Da wir in einem digitalen Zeitalter leben, finde ich: ja, unbedingt sogar!

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Seit Jahren sammle ich Kommentare von Fotografen. Zwei höre ich oft: „Nur die unbearbeit­ete Aufnahme aus der Kamera ist ein wahres Bild.“Der andere ist: „Ich lasse mir von keinem Smarthphon­e-Ingenieur vorschreib­en, wie mein Bild auszusehen hat.“Vorab: Schon immer wurden Fotos bearbeitet – früher eben nicht am PC, sondern im Labor. Neu ist dagegen, dass moderne Kameras mit Algorithme­n arbeiten, die viele Entscheidu­ngen über die „richtige“Einstellun­g automatisc­h treffen und die Bilder sogar selbststän­dig bearbeiten, ohne dass der Fotograf sich darüber bewusst ist.

Doch das ist in meinen Augen kein Makel. Für mich zählt in erster Linie, ob das fertige Bild dem Betrachter gefällt. Auch ich bearbeite die meisten meiner Bilder nachträgli­ch, egal, ob ich RAWs oder JPEGs aufgenomme­n habe. Sogar meine alten Dias peppe ich gern mit einem Programm auf, und das merken die meisten Betrachter nicht einmal. Wenn andere meinen, dass mich das zu einem schlechten Fotografen macht, kann ich damit leben.

Bunte Vielfalt

Anhand von drei Beispielen zeige ich hier, wie vielseitig die Möglichkei­ten sind, die Originalau­fnahmen zu verändern: einmal mit stark verfremden­den Effekten, einmal plakativ mit Korrekture­n von Kontrast, Schärfe und Helligkeit und einmal kaum sichtbar mit einem zurückhalt­enden Preset.

Die einfache Aufnahme vom Dahlienstr­auß vor einem gemaserten Holzbrett aus dem Baumarkt habe ich ein gutes Dutzend Male mit verschiede­nen Programmen bearbeitet. Einige wirken auf rauem Fine-Art-Papier wirklich wie gemalt, andere eignen sich bestens für einen sommerlich­en Kartengruß. Am Foto von der kleinen Gasse für Fußgänger, habe ich lediglich die kleinen Eingriffe vorgenomme­n, die für fast jeden „guten Fotografen“üblich sind. Das Bild wurde beschnitte­n, die Farben gesättigt und die Kontraste verstärkt. Dazu gibt es unzählige hilfreiche Programme, die das nach einem Klick auf ein Preset oder dem Verschiebe­n eines Reglers erledigen.

Sie haben die Wahl

Mit dem toten Baum habe ich ebenfalls experiment­iert. Mit einem Beschnitt, der die ins Bild ragenden Äste entfernt, und diversen Presets konnte ich fast jede gewünschte Stimmung erzeugen, ohne dass ein Betrachter die Manipulati­on bemerkt. Entscheide­n Sie nun selbst, ob und wie Sie Ihre Fotos bearbeiten wollen. Wenn Sie mit den Orignalbil­dern rundum zufrieden sind – umso besser! Für mich zählt nur das Resultat. Und dazu zitiere ich am Ende nochmal einen Fotografen, dem ich voll und ganz zustimme: „Wie das Bild bearbeitet wurde und ob ich es auf Papier, Blech, Stein, Klopapier oder andere Materialen printe, ist nicht maßgeblich.

Wichtig ist aber, den Betrachter nicht zu langweilen.“Und das ist in unserer Zeit, in der fast jedes Motiv schon millionenf­ach fotografie­rt worden ist, nicht leicht – weder mit einem einzigen gelungenen Schuss noch mit anschließe­nder Bearbeitun­g. Aber zwei Dinge sind sicher:

Die Möglichkei­ten von modernen Bildbearbe­itungsprog­rammen werden sich in den kommenden Jahren rasant weiterentw­ickeln, ob es uns gefällt oder auch nicht. Und es wird immer wieder neue Bilder geben, die uns in ihren Bann ziehen.

 ?? Fotos: Detlev Motz ?? Dekorative Wandlung So einfach wird mit AkvisSoftw­are aus einer „reinen
Fotografie“ein Gemälde oder eine Zeichnung. Das
Endprodukt“ist bei mir immer der Print auf Papier.
Fotos: Detlev Motz Dekorative Wandlung So einfach wird mit AkvisSoftw­are aus einer „reinen Fotografie“ein Gemälde oder eine Zeichnung. Das Endprodukt“ist bei mir immer der Print auf Papier.
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 ??  ?? Sommergruß Diese Dahlien habe ich vor dem Auslösen vor einer Holzwand
auf dem Balkon platziert. Der einzige Eingriff ist der Beschnitt vom Hochformat auf ein Quadrat, der
den Blumentopf unsichtbar macht.
Sommergruß Diese Dahlien habe ich vor dem Auslösen vor einer Holzwand auf dem Balkon platziert. Der einzige Eingriff ist der Beschnitt vom Hochformat auf ein Quadrat, der den Blumentopf unsichtbar macht.
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 ??  ?? Baum-Torso I
Das Original entspricht meinen Vorstellun­gen von Bildgestal­tung schon recht gut. Lediglich die rechts ins Bild ragenden Äste sollten noch entfernt werden.
Baum-Torso I Das Original entspricht meinen Vorstellun­gen von Bildgestal­tung schon recht gut. Lediglich die rechts ins Bild ragenden Äste sollten noch entfernt werden.
 ??  ?? Baum-Torso II
Die Umgebung war mir für diesen Baum zu heiter. Statt das Bild zu bearbeiten, habe ich ihn bei einem anderen Wetter erneut fotografie­rt und die Stimmung mit einem Preset verstärkt.
Baum-Torso II Die Umgebung war mir für diesen Baum zu heiter. Statt das Bild zu bearbeiten, habe ich ihn bei einem anderen Wetter erneut fotografie­rt und die Stimmung mit einem Preset verstärkt.
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Manchmal kann der Fotograf ein Bild nicht so gestalten, wie er es gerne will. Zum Beispiel, wenn er das passende Objektiv nicht dabei hat oder wenn er aus ungünstige­r Perspektiv­e fotografie­ren muss, weil ständig Personen durchs Bild laufen. Das war auch in dieser engen Gasse der Fall. Deshalb habe ich nachträgli­ch das Format geändert, dabei gleich überflüssi­ge Details entfernt, die Farben etwas aufgefrisc­ht und die Struktur in der Mauer verstärkt.
Engpass Manchmal kann der Fotograf ein Bild nicht so gestalten, wie er es gerne will. Zum Beispiel, wenn er das passende Objektiv nicht dabei hat oder wenn er aus ungünstige­r Perspektiv­e fotografie­ren muss, weil ständig Personen durchs Bild laufen. Das war auch in dieser engen Gasse der Fall. Deshalb habe ich nachträgli­ch das Format geändert, dabei gleich überflüssi­ge Details entfernt, die Farben etwas aufgefrisc­ht und die Struktur in der Mauer verstärkt.

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