Panasonic lumix S5
Kleiner Body, große Leistung
Anfang 2019 brachte Panasonic die Lumix-Modelle S1 (24 MP) und S1R (47 MP) auf den Markt, um ein Jahr später die Videospezialistin S1H mit 24-MP-Sensor nachzuschieben, die mit bis zu 6K (5952 x 3968 Pixel) filmen kann. Als Produkte der „L-Mount-Alliance“, einer Partnerschaft der Firmen Leica, Panasonic und Sigma, nutzen die Panasonic-Kameras mit Kleinbildsensor das L-Bajonett der Leica SL mit einem Innendurchmesser von 51,6 mm und einem Auflagemaß von 20 mm. Mit der Lumix S5 setzt Panasonic einen neuen Schwerpunkt, von dem Fotografen und Filmer gleichermaßen profitieren: Neben einem 24-MP-Sensor ohne Tiefpassfilter bietet die S5 wesentliche Qualitätsmerkmale der S1-Reihe, darunter einen Sensor-Shift-Bildstabilisator, in einem überraschend kompakten Gehäuse. Selbst die GH5 mit MFTSensor ist etwas größer und schwerer. Der Unterschied zu den S1-Boliden könnte somit kaum größer sein. Der Preis für die S5 ist mit rund 1950 Euro vergleichsweise moderat, das entspricht dem aktuellen Marktpreis der Sony A7 III. Die Canon EOS R6 mit 20-MP-Sensor für 2600 Euro ist deutlich teurer. Mit neuem Kit-Objektiv S 3,55,6/20-60 mm bekommt man die S5 für rund 2240 Euro. Ein günstiger Paketpreis, denn einzeln kostet das Standardzoom mit erweitertem Weitwinkelbereich ca. 650 Euro. Es ist gut verarbeitet, Zoomund Fokussierring laufen angenehm straff. Auf ein Metallbajonett muss man nicht verzichten, auf einen optischen Bildstabilisator dagegen schon.
Gehäuse und Ausstattung
Das Magnesiumgehäuse der S5 ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, wirkt sehr robust und ist einwandfrei verarbeitet. Ecken und Kanten bestimmen das Design; das kennt man auch von den S1-Modellen und Sonys A7-Reihe. Die S5 ist etwa gleich breit wie die Sonys, aber ein Stück höher. Zum einen ragt der Sucherhöcker bei der S5 weiter über das Gehäuse hinaus. Zum anderen bietet der Handgriff mehr Platz für die Finger der rechten Hand. Auch der Spielraum zwischen Fingern und Objektivtubus ist größer. Die besonders griffige Beschichtung macht die Haptik perfekt. Die Kamera liegt damit mindestens so gut in der Hand wie eine Nikon Z6, obwohl das Gehäuse der S5 insgesamt kleiner ist. Die Panasonic-Designer haben also gute Arbeit geleistet.
Wie bei den S1-Modellen ist der Sensor beweglich gelagert und ermöglicht so eine kamerainterne Bildstabilisierung, die mit dem optischen Bildstabilisator (OIS) von Lumix-Objektiven zusammenarbeitet und so Verwacklungen auf fünf Achsen ausgleicht. DUAL.I.S. nennt Panasonic dieses Stabilisatorkonzept. Die Freihandgrenze beim Fotografieren soll sich damit um bis zu 6,5 Blenden (gemessen mit 2,8/70-200 mm) ausdehnen lassen, gibt Panasonic an. Ohne OIS werden fünf Stufen genannt. Für die S1 gibt Panasonic 6/7 Blenden ohne/ mit OIS an. Wie immer stellen diese Werte keine Garantie für maximal scharfe Bilder dar.
Als Stromquelle dient der LithiumIonen-Akku DMW-BLK22 mit 2200 mAh, der genügend Ausdauer für einen durchschnittlichen Fototag verspricht. Ein noch besseres Energiemanagement bietet wohl nur die Sony A7 III mit dem FP-FZ100 (2280 mA). Ein Ladegerät mit USB-C-Anschluss und Netzteil zum externen Aufladen des Akkus befindet sich im Lieferumfang; alternativ
Panasonic Lumix S5. Die wichtigsten Qualitätsmerkmale der S1 in einem überraschend kompakten Gehäuse – damit will die neue Spiegellose mit L-Bajonett
die Konkurrenz herausfordern. Die 24-MP-Kamera bietet unter anderem interne Bildstabilisierung, DFD-Autofokus und Dual-Native-ISO zum moderaten
Preis unter 2000 Euro.
lässt sich der Akku via USB-C direkt in der Kamera laden. Über den Ladezustand informiert eine Balkenanzeige mit fünf Segmenten, leider aber keine Prozentangabe – ein Wunsch fürs erste Firmware-Upgrade. Neben USB bietet die Kamera HDMI als digitale Schnittstelle. Kopfhörer und Stereomikrofon lassen sich per Klinkenbuchse anschließen. Zum Speichern von Bildern finden sich zwei Slots für SD-Karten, von denen einer auch UHS-II-kompatibel ist.
Sucher und Monitor
Der OLED-Sucher der S5 ist gut, aber nicht spektakulär: Hohe Auflösungswerte überlässt man den S1-Modellen mit 1,9 Mio. RGB-Pixeln. Im Vergleich dazu nehmen sich die 786 667 RGBPixel der S5 eher bescheiden aus. Der Sucher der Sony A7 III bietet die gleiche Auflösung, die Nikon Z6 ist mit 1 230 000 RGB-Pixeln eine Klasse höher angesiedelt. Bei der Sucherbildvergrößerung bleibt die Nikon mit 0,8-fach das Maß der Dinge, die Sony bietet 0,78-fach, die Panasonic 0,74-fach. Groß genug ist das Sucherbild der S5 allemal, um Freude an der Motivsuche und Bildgestaltung aufkommen zu lassen.
Die Bildwiederholrate lässt sich auf 60 fps (Standard) oder 120 fps einstellen. Letzteres macht Kameraschwenks noch einen Tick flüssiger, erhöht aber vermutlich den Stromverbrauch. Das Sucherbild wirkt ziemlich natürlich, was Farben und Kontraste anbelangt. Störende Effekte wie Flimmern oder Moiré an Motivdetails zeigen sich kaum. Beim Dioptrieneinstellrad in Nähe der Bildwiedergabetaste wünscht man sich eine Arretierung, damit man es nicht unbeabsichtigt verstellt. Der 3,2-Zoll-Monitor bietet eine komfortable Auflösung von 600000 RGBPixeln. Er ist dreh- und schwenkbar gelagert, sodass man ihn – anders als bei den S1-Modellen – neben das Gehäuse schwenken und in den „Selfie-Modus“bringen kann. Die Touchfunktionalität des TFT-Monitors ist umfassend ausgebaut, auch das Navigieren in den Menüs ist damit möglich. Im Gegensatz zu den S1-Modellen besitzt die S5 kein monochromes Schulterdisplay als zusätzliches Anzeigeinstrument.
Autofokus und Bildserien
Zur Fokussierung verwendet die S5 das von Panasonic entwickelte hybride DFD-Verfahren. Dabei errechnet die Kamera aus zwei defokussierten Aufnahmen den ungefähren Motivabstand, um grob scharfzustellen. Die Feinarbeit übernimmt dann der Kontrast-AF. Dafür nötig sind schnelle Bildprozessoren wie die aktuelle Venus-Engine von Panasonic, ergänzt durch einen geeigneten Objektivantrieb mit Linear- und Steppermotoren.
An den Eckdaten des AF-Systems hat sich im Vergleich zur S1 nichts verändert: Maximal 225 AF-Felder stehen bereit, die in einer 15x15-Matrix angeordnet sind und sich vielfältig konfigurieren lassen. Der 225-Feld-Modus ist gleichbedeutend mit Messfeldautomatik. Zonenmessung gibt es in zwei Varianten: Bei „Zone (Vertikal/Horizontal)“werden Streifenmuster zur AF-Messung angelegt – von einer Reihe mit 15 Feldern bis zu sieben Reihen mit je 15 Feldern. „Zone (Oval)“erzeugt ovale Muster, die in der kleinsten Version mit vier Messfeldern fast der Einzelfeldmessung Konkurrenz machen. Maximal umfasst eine ovale Zone 97 Messfelder, sechs Größen sind möglich. Bei der Einzelfeldmessung hat man die Wahl zwischen acht Messfeldgrößen oder – bei
der erweiterten Einzelfeldmessung – drei Messfeldgrößen. Das Positionieren von Messfeldern/-zonen ist mittels Joystick oder mit der Fingerspitze am Monitor möglich. Die Messfeldgröße verändern Sie durch Ziehen mit zwei Fingern oder mittels Einstellrad.
Bei der Punktmessung wird die Messstelle als Fadenkreuz angezeigt. Sobald man den Auslöser halb durchdrückt oder die AF-on-Taste betätigt, wird ein Teil des Bildschirms zusammen mit dem Messpunkt vergrößert angezeigt. Mit dem Fokussierring des Objektivs können Sie manuell nachjustieren (Individualfunktion AF+MF) und dabei von Fokus-Peaking unterstützt werden. Alternativ lässt sich der vergrößerte Bildteil vollflächig am Monitor anzeigen. Die Bild-im-Bild-Variante (PIP) hat jedoch den Vorteil, dass man das Gesamtmotiv nicht aus den Augen verliert. Ergänzend zur Lupe wird beim manuellen Fokussieren eine Entfernungsskala eingeblendet, auf der ein grüner Balken den Schärfentiefebereich auf Basis der Arbeitsblende anzeigt. Großen Wert hat man auf die Weiterentwicklung der Körper-, Kopf-, Gesichtsund Augenerkennung, auch durch Deep-Learning-Algorithmen, gelegt. So arbeitet das System jetzt noch zuverlässiger, wenn Personen oder Köpfe nur einen kleinen Anteil am Gesamtbild haben. Für statische Motive wie Portraits gilt das ebenso wie für Personen in Bewegung. Auch wenn sich eine Person kurzzeitig abwendet oder die Position verändert, bleibt das AF-System auf Kurs. Auch eine Statue auf dem Dach einer Kirche wurde im Praxistest als Körper erkannt. Die Tier
erkennung funktionierte nicht nur bei Hunden und Katzen, sondern auch bei vielen anderen Arten. Tipp: Wenn Sie das ausprobieren wollen und nicht in einem Zoo oder Safaripark wohnen, lassen Sie sich passende Bilder am PCMonitor anzeigen.
Die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit beträgt bei viel Licht (300 Lux) schnelle 0,2 s, verlängert sich bei wenig Licht (30 Lux) jedoch auf 0,5 s (S1: 0,3 s). Bei der Serienbildleistung mit rund 7 B/s (JPEG/RAW) ist die S5 den S1Modellen (9,5/9,4 B/s) sowie den Konkurrenten von Nikon (11,8/8,0 B/s) und Sony (10,0/9,7 B/s) unterlegen.
Belichtung und Video
Der mechanische Schlitzverschluss der S5 ermöglicht Belichtungszeiten zwischen 1/8000 und 60 s, das Gleiche gilt für den elektronischen Verschluss. Wird der ersteVerschlussvorhang elektronisch gebildet, reduziert sich die kürzeste Zeit auf 1/2000 s. Das Auslösegeräusch – gefühlt auch die Vibration – bleibt bei der S5 gering, auch wenn beide Verschlussvorhänge mechanisch gebildet werden. Über das Modusrad mit Entriegelungstaste wählt man Belichtungsprogramme (iA, P, A, S, M), Video, S&Q (Zeitlupe/ Zeitraffervideo) oder drei Individualspeicher (C1-3) vor. Ein zweites Modusrad links vom Sucher ist für das Einstellen der Betriebsart (Einzel-/Serienbild, Zeitraffer, Selbstauslöser etc.) zuständig. Die Bracketing-Funktionen im Aufnahmemenü umfassen Belichtungs-, Blenden-, WB- und Fokusreihen.
Der 24-MP-CMOS arbeitet mit DualNative-ISO-Technologie, um geringe Rauschwerte auch bei hohen Empfindlichkeiten zu ermöglichen. Dafür liegen an jedem Pixel zwei analoge Schalterkreise (Low-ISO und Low Noise/ High-ISO) an, zwischen denen der Bildprozessor je nach Lichtsituation umschaltet. Im Fotomodus stehen damit als native Empfindlichkeiten ISO 100 und ISO 640 zur Verfügung; beim Filmen im V-Log-Modus sind es ISO 640/4000 (HLG: ISO 400/2500). Die Funktion „Live Composite“kennt man bereits von Panasonic- und Olympus-Kameras mit MTF-Sensor: Damit entstehen Langzeitbelichtungen aus einer Serie von Einzelbelichtungen, bei denen sich nur helle, sich bewegende Bildteile (z.B. Sternspuren) addieren, ohne dass dunkle Bildpartien (z.B. die Skyline einer Stadt) überbelichtet werden. Im Live-Bild lassen sich die Veränderungen beobachten.
Beim Filmen bedient sich die S5 aus dem reichhaltigen Repertoire der S1Serie und der Lumix GH5. Intern lassen sich Videos mit 4K-Auflösung bei 60 B/s und 4:2:0 (10 Bit) aufzeichnen. Reduziert man die Bildrate auf 30 B/s, ist 4:2:2-Farbunterabtastung (10 Bit) möglich. Ebenfalls mit 4:2:2 (10 Bit) lassen sich 4K-Aufnahmen über die HDMI-Schnittstelle an externe Recorder ausgeben. Unbegrenzte Aufnahmezeit im 4K-Modus verspricht Panasonic bei 30 B/s und 8 Bit Farbtiefe. Ein energiesparender Prozessor mit doppelten Wärmeleitschichten auf den oberen und unteren Flächen soll Hitzeproblemen vorbeugen. VorinstalliertesV-Log/V-Gamut steht für einen großen Dynamikumfang und Farbbereich bei der Nachbearbeitung. Ebenfalls implementiert ist HLG (Hybrid Log Gamma) für HDR-Videos. Im S&Q-Modus (Slow & Quick-Video) sind Zeitlupen bis zu 7,5-fach und Zeitraffer bis 60-fach möglich, wenn man sich auf Full-HD beschränkt (4K mit 2,5-fachZeitlupe und 30-fachem-Zeitraffer). Für Fotografen interessant: Mit der 4K/6KFoto-Funktion nimmt manVideosequenzen auf, aus denen sich Standbilder exportieren lassen. Mit 4K sind 30 oder 60 B/s möglich, mit 8-MP-Standbildern als Ergebnis. 6K-Sequenzen mit 30 B/s ermöglichen 18-MP-Standbilder.
Bedienkonzept
Das Bedienkonzept der Lumix S5 bietet viele Direktzugriffe über Bedientasten, ein Schnelleinstellmenü (Q-Taste), dessen Belegung veränderbar ist, und einen touchfähigen. Zum Positionieren von AF-Punkten oder AF-Zonen findet man den obligatorischen Joystick, ergänzt durch Touch-AF mit oder ohne Auslösung. Drei Drehräder, davon zwei für den Daumen (eines in den Richtungsschalter integriert), das dritte für den Auslösefinger, erlauben das schnelle Verändern von Werten. Praktisch ist der kleine Drehschalter zwischen Suchereinblick und AF-on
Taste. Zum einen schaltet man damit zwischen AF-S, AF-C und MF um, zum anderen ruft die im Schalter integrierte Taste das AF-Modus-Menü auf. Das Hauptmenü ist, dem Funktionsumfang geschuldet, recht umfangreich, aber gut strukturiert. 13 Bedientasten finden sich am Gehäuse, wenn man die SetTaste des 4-Wege-Schalters und die Druckfunktion des Joysticks dazurechnet. Da die für Bedienelemente verfügbare Fläche an der Rückseite der S5 kleiner ist als bei der S1, wurde die Videostarttaste an die Oberseite verlagert. AF-Joystick und AF-on-Taste liegen jetzt direkt nebeneinander, bei der S1 sind sie etwas besser voneinander abgesetzt. Fast alle Tasten lassen sich individuell belegen, auch den Pfeiltasten des Multifunktionswählers kann man Funktionen zuordnen. Neben den Funktionstasten Fn1 und Fn1 lassen sich fünf weitere als Touchbuttons am rechten Bildfeldrand des Monitors anlegen.
Bildqualität
Die Panasonic Lumix S5 erreicht eine maximale Grenzauflösung von 1840 LP/BH bei ISO 100, fast 150 LP/BH weniger als die Nikon Z6. Das dürfte daran liegen, dass das Kit-Zoom 20-60 mm für den Labortest herhalten musste, weil das dafür vorgesehene Panasonic Lumix S Pro 1,4/50 mm temporär nicht verfügbar war. Für die Abbildungsqualität der S5 spricht, dass die Auflösung bis ISO 12 800 nur um 108 LP/BH auf 1732 LP/BH zurückgeht und dann leicht über dem Nikon-Wert (1692 LP/ BH) liegt.
Auch die Dead-Leaves-Werte dürften beim üblichen Messprozedere höher ausfallen als das aktuelle Maximum von 1212/1258 LP/BH bei ISO 400. Mit jeder ISO-Stufe sinken die DL-Werte um moderate Beträge, also ohne auffallende Sprünge ab. Der Texturerhalt ist bei ISO-Werten oberhalb von 800 tendenziell besser als bei der Konkurrenz, ohne dass die Farbkontraste über Gebühr angehoben werden. Beim Rauschen liegt die Panasonic bis ISO 3200 auf dem Niveau der Sony A7 III, um bei ISO 6400/12 800 sogar noch etwas bessere Werte (VN 1,3/1,5) zu liefern (A7 III: VN 1,5/1,9). Unterm Strich kann man der S5 eine ausgezeichnete, absolut konkurrenzfällige Bildqualität bescheinigen. Karl Stechl