Olympus OM-D E-M10 Mark IV
Modellpflege für die E-M10
Olympus OM-D E-M10 Mark IV: Drei Jahre nach der Mark III betreibt Olympus wieder Modellpflege bei der OM-D E-M10. Offensichtlichstes Update ist der 20-MP-Sensor aus den großen Schwestermodellen, auch beim Prozessor und dem Schwenkdisplay hat man nachgebessert. Hat die Neue damit das Zeug zur „Fantastischen Vier“?
Mit den E-M10-Modellen visiert Olympus seit der Ur-E-M10 (noch ohne Mark x) die Fotografen an, die durch das Smartphone oder die Kompaktkamera auf den Geschmack gekommen sind und sich jetzt einer Systemkamera zuwenden wollen. Ihnen bietet die E-M10 Mark IV einen großen Ausstattungsumfang zum verhältnismäßig kleinen Preis. Auch ohne das Firmenlogo wäre sie als OlympusKamera zu identifizieren. Der von Olympus mittlerweile schon länger bevorzugte Retro-Stil ist hier konsequent umgesetzt und verleiht der Kamera ihr schnuckeliges und typisches Aussehen. Am Ende des Tests auf Seite 47 finden Sie zudem die Testtabelle der Panasonic G110. Ein Vorserienmodell der G110 haben wir in ColorFoto 9 getestet und liefern nun die Messwerte im Anschluss an den Test der OlympusNeuheit nach, da die beiden Kameras direkte Konkurrenten sind.
Gehäuse und Ausstattung
Der MFT-Sensor ermöglicht eine kompakte Bauweise bei geringem Gewicht von Kamera und Objektiven. Der kompakte Body wiegt gerade mal 385 g, das sind noch ein paar Gramm weniger als bei der Mark III. Das Pancake-Objektiv im Set, ein Olympus M Zuiko 14-42 mm f3,5-5,6, wiegt lediglich unglaubliche 100 Gramm – mehr Objektiv pro Gramm geht nicht.
Die rechte Kameraseite ist griffähnlich geformt und ganz angenehm zu halten – besser als dasVorgängermodell – liegt aber trotzdem nicht perfekt in der Hand. Dazu ist der angedeutete Handgriff etwas schwach ausgebildet. Da hilft auch die deutliche Erhebung an der Daumenposition der Kamerarückseite nicht. Damit kann man zwar etwas Gegendruck aufbauen, aber die Griffhilfen der kleinen Kamera sind für große Hände nicht optimal zueinander angeordnet.
Das Innenleben hat Olympus auf den aktuellen Stand gebracht: Der Sensor bietet den kamerainternen Bildstabilisator. Er löst nun 20 statt 16 Megapixel auf und übernimmt den Bildprozessor TruePic VIII aus der E-M1-Serie. Der integrierte Blitz wird durch Drehen des Ein/Aus-Hebels freigegeben und schnellt aus seiner Parkposition. Sanftes Drücken verriegelt ihn. Die Leitzahl ist 5,1 und die Synchronzeit 1/250 s. Zum drahtlosen Blitzen braucht man einen Systemblitz oder eine Funksteuereinheit – allein über den Aufklappblitz ist
keine drahtlose Steuerung möglich. Schade, die Vorgänger konnten das. Auch mit der Fernbedienungsfunktion waren wir nicht glücklich. Eigentlich sollte das mit der Software Olympus Image Share über WLAN und Bluetooth möglich sein. Während das bei allen OlympusModellen, die wir bislang getestet haben, gut klappte, ist es uns nicht gelungen, diese Kamera mit Smartphone oder Tablet zusammenzubringen.
Bedienung und Display
Wegen des Retro-Designs sind viele Bedienelemente über die Kameraoberfläche verteilt, sodass sich verschiedene Einstellungen direkt an Rädchen, Tasten und Hebeln vornehmen lassen. Sind zu viele davon auf engem Raum angeordnet, kann die Bedienung schon mal hakelig werden. Olympus hat das prima gelöst und die drei Räder in unterschiedlichen Höhen positioniert. So ist die treffsichere Bedienung möglich, und man verdreht nicht ungewollt ein anderes Einstellrad. Die Räder sind griffig und rasten ordentlich.
Das Menü ist in sechs Blöcke mit Unterpunkten aufgeteilt. Im Zusammenspiel mit dem Modusrad ergeben sich viele Möglichkeiten, die Kamera für die jeweilige Aufgabe einzurichten. Man fühlt sich aber ein bisschen wie in einem überdimensionierten Supermarkt, in dem man vor lauter Nudelregalen die gewünschte Packung ewig sucht.
Das 3-Zoll-Touch-Display mit seinen 345 667 RGB-Bildpunkten ist schwenkbar, 90° nach oben und 180° nach unten. Wobei sich diese Selfie-Position zuerst etwas merkwürdig anfühlt mit einem Monitor, der unter Kamera und Objektiv hervorlugt. Unpraktisch ist, dass man die Selfie-Position nicht auf dem Stativ nutzen kann. Der elektronische Sucher hat eine Auflösung von 786667 RGB-Bildpunkten. Links sitzt ein Rädchen zum Dioptrienausgleich von -4,0 bis +2,0. Die 0,615-fache Vergrößerung ist kein Rekord, aber das Sucherbild ist scharf, Grafiken und Symbole sind gut zu erkennen. Farbe und Helligkeit sind im Sucher und am Display um ±7 Stufen korrigierbar. Bei Schwenks und wenig Licht zeigt der Sucher Schwächen.
Autofokus und Belichtung
Die 121 AF-Sensoren sind als Kontrast-AF ausgelegt, für die Phasen-AFVariante der großen Geschwister hat es leider nicht gereicht. Schnell arbeitet er dennoch. Zudem ist auf den C-AF für die kontinuierliche Fokussierung sich bewegender Motive durchaus Verlass, auch bei nachlassendem Licht. Den Belichtungsfunktionen ist das Moduswahlrad an der rechten Kameraoberseite übergeordnet. Zu den Aufnahmeprogrammen gehören die klassischen PSAM-Modi. Ein Advanced Photomodus bietet Effekte wie Mehrfachbelichtungen
und Aufnahmen mit Lichtspuren – im Modus Live-Composite sogar bei Tageslicht ohne überbelichteten Hintergrund. Der mechanische Verschluss schafft 1/4000 s, die elektronische Variante ultrakurze 1/16000s – lautlos. Gespeichert wird auf SD-Karte, die Kamera unterstützt auch den schnellen UHS-II-Standard. Das Set-Zoom 14-42 mm ist sehr kompakt, aber mit Blende 3,5-5,6 nicht gerade lichtstark. Sein Zoom arbeitet elektronisch: Der Zoomring am Objektiv ist etwas nach links und rechts drehbar. Je nach Richtung verändert sich die Brennweite, die Geschwindigkeit ist im Menü einstellbar. Welch ein Aufwand, wo ein Dreh von Hand am Zoomring ohne elektrische Unterstützung die Brennweite wesentlich exakter steuert! Das Motorzoom bietet da keine zusätzlichen Vorteile, sondern behindert im Gegenteil beim Fotografieren.
Der Fotograf kann zudem mittels einer Taste an der Kamera die eingestellte Brennweite verdoppeln. Die Taste mit der Bezeichnung x2 wird „digitaler Telekonverter“genannt. Den damit erhaltenen Ausschnitt rechnet die Kamera wieder auf 20 Megapixel hoch. Das Ergebnis sieht etwas besser als ein simpler Ausschnitt des Originalbilds aus, gerade Kanten wirken sauberer, aber die digitale Lösung kommt nicht an ein echtes Zoombild heran. Eine ei
genartige Funktion, die den Vorteil von Wechselobjektiven unterläuft und so die Abgrenzung zu Smartphones verwischt, die ja digitale Lösungen brauchen.
Bildqualität
Trotz vier Megapixeln mehr, bietet die E-M10 IV keinen Bildqualitätsvorsprung gegenüber dem Vorgänger. Sie erreicht höhere Auflösungswerte auf monochromatischen Siemenssternen: Bei ISO200 sind es knapp 1900 LP/BH – 170 LP/BH mehr als bei der III. Generation. Dieser Vorsprung bleibt auch bei steigender Empfindlichkeit ungefähr erhalten, auch wenn die Werte natürlich sinken. Auf den farbigen DL-Feldern kann die Olympus dagegen weniger überzeugen: Bei hochkontrastigen Strukturen verzeichnen wir geringfügige Verbesserung; bei niedrigen Kontrasten sind die gemessenen Werte sogar etwas niedriger als in den Fotos aus der E-M10 III. Auf den Bildern sieht man diesen Effekt in feinen Strukturen, die bereits ab ISO 400 etwas schlechter dargestellt werden als von Kameras mit vergleichbarem Sensor, etwa der G110. Kanten zieht die Olympus kräftig nach – und das sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern. Hier und da kann damit knackiges Aussehen erzeugt werden – aber auf Kosten der feineren Strukturen. Das Rauschen wird ab ISO 1600 sichtbar und auch problematischer, weil die Signalverarbeitung stärker entgegenwirkt und aus diesem Grund auch die Artefakte zunehmen. In ColorFoto 9 haben wir einVorserienmodell der Panasonic G110 getestet und versprochen, die Messwerte nachzuliefern. Dem kommen wir nun gerne nach und stellen die Ergebnisse neben die Olympus-Messwerte. Beide MFTKameras sind mit einem 20-MP-Sensor ausgestattet und aufgrund ähnlicher Preisen, Größen und Gewichte direkte Konkurrenten.
Die Panasonic G110 rauscht bereits bei niedrigen ISO-Stufen stärker als die Olympus E-M10 Mark IV, liefert aber auch die besseren Dead-Leaves-Werte. Vor allem kontrastarme Strukturen gibt die Panasonic bis ISO1600 so wesentlich besser wieder als die Olympus. Als Ausgleich nehmen wir das stärkere Rauschen gern in Kauf. Auch in puncto Auflösung hat die Panasonic die Nase bis ISO 1600 knapp vorn – hier sind die Differenzen in den Messwerten für die Grenzauflösung moderat, der Verlauf der Messkurven zeigt aber, dass Panasonic höhere Frequenzen kontrastreicher wiedergibt. Zugleich schärft Panasonic Kanten etwas moderater nach als Olympus. In Summe geht dieser Vergleich klar für Panasonic aus.