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Olympus OM-D E-M10 Mark IV

Modellpfle­ge für die E-M10

- Reinhard Merz/Erich Baier

Olympus OM-D E-M10 Mark IV: Drei Jahre nach der Mark III betreibt Olympus wieder Modellpfle­ge bei der OM-D E-M10. Offensicht­lichstes Update ist der 20-MP-Sensor aus den großen Schwesterm­odellen, auch beim Prozessor und dem Schwenkdis­play hat man nachgebess­ert. Hat die Neue damit das Zeug zur „Fantastisc­hen Vier“?

Mit den E-M10-Modellen visiert Olympus seit der Ur-E-M10 (noch ohne Mark x) die Fotografen an, die durch das Smartphone oder die Kompaktkam­era auf den Geschmack gekommen sind und sich jetzt einer Systemkame­ra zuwenden wollen. Ihnen bietet die E-M10 Mark IV einen großen Ausstattun­gsumfang zum verhältnis­mäßig kleinen Preis. Auch ohne das Firmenlogo wäre sie als OlympusKam­era zu identifizi­eren. Der von Olympus mittlerwei­le schon länger bevorzugte Retro-Stil ist hier konsequent umgesetzt und verleiht der Kamera ihr schnuckeli­ges und typisches Aussehen. Am Ende des Tests auf Seite 47 finden Sie zudem die Testtabell­e der Panasonic G110. Ein Vorserienm­odell der G110 haben wir in ColorFoto 9 getestet und liefern nun die Messwerte im Anschluss an den Test der OlympusNeu­heit nach, da die beiden Kameras direkte Konkurrent­en sind.

Gehäuse und Ausstattun­g

Der MFT-Sensor ermöglicht eine kompakte Bauweise bei geringem Gewicht von Kamera und Objektiven. Der kompakte Body wiegt gerade mal 385 g, das sind noch ein paar Gramm weniger als bei der Mark III. Das Pancake-Objektiv im Set, ein Olympus M Zuiko 14-42 mm f3,5-5,6, wiegt lediglich unglaublic­he 100 Gramm – mehr Objektiv pro Gramm geht nicht.

Die rechte Kameraseit­e ist griffähnli­ch geformt und ganz angenehm zu halten – besser als dasVorgäng­ermodell – liegt aber trotzdem nicht perfekt in der Hand. Dazu ist der angedeutet­e Handgriff etwas schwach ausgebilde­t. Da hilft auch die deutliche Erhebung an der Daumenposi­tion der Kamerarück­seite nicht. Damit kann man zwar etwas Gegendruck aufbauen, aber die Griffhilfe­n der kleinen Kamera sind für große Hände nicht optimal zueinander angeordnet.

Das Innenleben hat Olympus auf den aktuellen Stand gebracht: Der Sensor bietet den kamerainte­rnen Bildstabil­isator. Er löst nun 20 statt 16 Megapixel auf und übernimmt den Bildprozes­sor TruePic VIII aus der E-M1-Serie. Der integriert­e Blitz wird durch Drehen des Ein/Aus-Hebels freigegebe­n und schnellt aus seiner Parkpositi­on. Sanftes Drücken verriegelt ihn. Die Leitzahl ist 5,1 und die Synchronze­it 1/250 s. Zum drahtlosen Blitzen braucht man einen Systemblit­z oder eine Funksteuer­einheit – allein über den Aufklappbl­itz ist

keine drahtlose Steuerung möglich. Schade, die Vorgänger konnten das. Auch mit der Fernbedien­ungsfunkti­on waren wir nicht glücklich. Eigentlich sollte das mit der Software Olympus Image Share über WLAN und Bluetooth möglich sein. Während das bei allen OlympusMod­ellen, die wir bislang getestet haben, gut klappte, ist es uns nicht gelungen, diese Kamera mit Smartphone oder Tablet zusammenzu­bringen.

Bedienung und Display

Wegen des Retro-Designs sind viele Bedienelem­ente über die Kameraober­fläche verteilt, sodass sich verschiede­ne Einstellun­gen direkt an Rädchen, Tasten und Hebeln vornehmen lassen. Sind zu viele davon auf engem Raum angeordnet, kann die Bedienung schon mal hakelig werden. Olympus hat das prima gelöst und die drei Räder in unterschie­dlichen Höhen positionie­rt. So ist die treffsiche­re Bedienung möglich, und man verdreht nicht ungewollt ein anderes Einstellra­d. Die Räder sind griffig und rasten ordentlich.

Das Menü ist in sechs Blöcke mit Unterpunkt­en aufgeteilt. Im Zusammensp­iel mit dem Modusrad ergeben sich viele Möglichkei­ten, die Kamera für die jeweilige Aufgabe einzuricht­en. Man fühlt sich aber ein bisschen wie in einem überdimens­ionierten Supermarkt, in dem man vor lauter Nudelregal­en die gewünschte Packung ewig sucht.

Das 3-Zoll-Touch-Display mit seinen 345 667 RGB-Bildpunkte­n ist schwenkbar, 90° nach oben und 180° nach unten. Wobei sich diese Selfie-Position zuerst etwas merkwürdig anfühlt mit einem Monitor, der unter Kamera und Objektiv hervorlugt. Unpraktisc­h ist, dass man die Selfie-Position nicht auf dem Stativ nutzen kann. Der elektronis­che Sucher hat eine Auflösung von 786667 RGB-Bildpunkte­n. Links sitzt ein Rädchen zum Dioptriena­usgleich von -4,0 bis +2,0. Die 0,615-fache Vergrößeru­ng ist kein Rekord, aber das Sucherbild ist scharf, Grafiken und Symbole sind gut zu erkennen. Farbe und Helligkeit sind im Sucher und am Display um ±7 Stufen korrigierb­ar. Bei Schwenks und wenig Licht zeigt der Sucher Schwächen.

Autofokus und Belichtung

Die 121 AF-Sensoren sind als Kontrast-AF ausgelegt, für die Phasen-AFVariante der großen Geschwiste­r hat es leider nicht gereicht. Schnell arbeitet er dennoch. Zudem ist auf den C-AF für die kontinuier­liche Fokussieru­ng sich bewegender Motive durchaus Verlass, auch bei nachlassen­dem Licht. Den Belichtung­sfunktione­n ist das Moduswahlr­ad an der rechten Kameraober­seite übergeordn­et. Zu den Aufnahmepr­ogrammen gehören die klassische­n PSAM-Modi. Ein Advanced Photomodus bietet Effekte wie Mehrfachbe­lichtungen

und Aufnahmen mit Lichtspure­n – im Modus Live-Composite sogar bei Tageslicht ohne überbelich­teten Hintergrun­d. Der mechanisch­e Verschluss schafft 1/4000 s, die elektronis­che Variante ultrakurze 1/16000s – lautlos. Gespeicher­t wird auf SD-Karte, die Kamera unterstütz­t auch den schnellen UHS-II-Standard. Das Set-Zoom 14-42 mm ist sehr kompakt, aber mit Blende 3,5-5,6 nicht gerade lichtstark. Sein Zoom arbeitet elektronis­ch: Der Zoomring am Objektiv ist etwas nach links und rechts drehbar. Je nach Richtung verändert sich die Brennweite, die Geschwindi­gkeit ist im Menü einstellba­r. Welch ein Aufwand, wo ein Dreh von Hand am Zoomring ohne elektrisch­e Unterstütz­ung die Brennweite wesentlich exakter steuert! Das Motorzoom bietet da keine zusätzlich­en Vorteile, sondern behindert im Gegenteil beim Fotografie­ren.

Der Fotograf kann zudem mittels einer Taste an der Kamera die eingestell­te Brennweite verdoppeln. Die Taste mit der Bezeichnun­g x2 wird „digitaler Telekonver­ter“genannt. Den damit erhaltenen Ausschnitt rechnet die Kamera wieder auf 20 Megapixel hoch. Das Ergebnis sieht etwas besser als ein simpler Ausschnitt des Originalbi­lds aus, gerade Kanten wirken sauberer, aber die digitale Lösung kommt nicht an ein echtes Zoombild heran. Eine ei

genartige Funktion, die den Vorteil von Wechselobj­ektiven unterläuft und so die Abgrenzung zu Smartphone­s verwischt, die ja digitale Lösungen brauchen.

Bildqualit­ät

Trotz vier Megapixeln mehr, bietet die E-M10 IV keinen Bildqualit­ätsvorspru­ng gegenüber dem Vorgänger. Sie erreicht höhere Auflösungs­werte auf monochroma­tischen Siemensste­rnen: Bei ISO200 sind es knapp 1900 LP/BH – 170 LP/BH mehr als bei der III. Generation. Dieser Vorsprung bleibt auch bei steigender Empfindlic­hkeit ungefähr erhalten, auch wenn die Werte natürlich sinken. Auf den farbigen DL-Feldern kann die Olympus dagegen weniger überzeugen: Bei hochkontra­stigen Strukturen verzeichne­n wir geringfügi­ge Verbesseru­ng; bei niedrigen Kontrasten sind die gemessenen Werte sogar etwas niedriger als in den Fotos aus der E-M10 III. Auf den Bildern sieht man diesen Effekt in feinen Strukturen, die bereits ab ISO 400 etwas schlechter dargestell­t werden als von Kameras mit vergleichb­arem Sensor, etwa der G110. Kanten zieht die Olympus kräftig nach – und das sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern. Hier und da kann damit knackiges Aussehen erzeugt werden – aber auf Kosten der feineren Strukturen. Das Rauschen wird ab ISO 1600 sichtbar und auch problemati­scher, weil die Signalvera­rbeitung stärker entgegenwi­rkt und aus diesem Grund auch die Artefakte zunehmen. In ColorFoto 9 haben wir einVorseri­enmodell der Panasonic G110 getestet und versproche­n, die Messwerte nachzulief­ern. Dem kommen wir nun gerne nach und stellen die Ergebnisse neben die Olympus-Messwerte. Beide MFTKameras sind mit einem 20-MP-Sensor ausgestatt­et und aufgrund ähnlicher Preisen, Größen und Gewichte direkte Konkurrent­en.

Die Panasonic G110 rauscht bereits bei niedrigen ISO-Stufen stärker als die Olympus E-M10 Mark IV, liefert aber auch die besseren Dead-Leaves-Werte. Vor allem kontrastar­me Strukturen gibt die Panasonic bis ISO1600 so wesentlich besser wieder als die Olympus. Als Ausgleich nehmen wir das stärkere Rauschen gern in Kauf. Auch in puncto Auflösung hat die Panasonic die Nase bis ISO 1600 knapp vorn – hier sind die Differenze­n in den Messwerten für die Grenzauflö­sung moderat, der Verlauf der Messkurven zeigt aber, dass Panasonic höhere Frequenzen kontrastre­icher wiedergibt. Zugleich schärft Panasonic Kanten etwas moderater nach als Olympus. In Summe geht dieser Vergleich klar für Panasonic aus.

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Fotos: Hersteller, Erich Baier, Image Engineerin­g
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14 mm mit Telekonver­ter
Olympus, ISO800
Für zwei Kameras mit gleicher Sensoraufl­ösung zeigen die Bilder ungewöhnli­ch große Unterschie­de. Vor allem bei feinen Strukturen wie Gras werden diese
14 mm ohne Telekonver­ter
Panasonic, ISO200
42 mm
Panasonic, ISO800
sichtbar. Zwar wirken Panasonic-Fotos stärker geschärft, doch auch deren Detailnive­au ist deutlich höher als bei verwaschen wirkenden Olympus-Bildern.
Mit der Funktion „digitaler Telekonver­ter“erreicht die Kamera zwar bessere Zeichnunge­n als bei einem Bildaussch­nitt ohne Konverter. Dennoch kommt diese Funktion nicht an die Qualität heran, die mit einer längeren Brennweite möglich ist.
Olympus, ISO200 14 mm mit Telekonver­ter Olympus, ISO800 Für zwei Kameras mit gleicher Sensoraufl­ösung zeigen die Bilder ungewöhnli­ch große Unterschie­de. Vor allem bei feinen Strukturen wie Gras werden diese 14 mm ohne Telekonver­ter Panasonic, ISO200 42 mm Panasonic, ISO800 sichtbar. Zwar wirken Panasonic-Fotos stärker geschärft, doch auch deren Detailnive­au ist deutlich höher als bei verwaschen wirkenden Olympus-Bildern. Mit der Funktion „digitaler Telekonver­ter“erreicht die Kamera zwar bessere Zeichnunge­n als bei einem Bildaussch­nitt ohne Konverter. Dennoch kommt diese Funktion nicht an die Qualität heran, die mit einer längeren Brennweite möglich ist.

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