ColorFoto/fotocommunity

Dias selbst scannen

Do it yourself – mit dem Braun MultiMag SlidScan 7000

- Erich Baier

D as Angebot an Filmscanne­rn ist mittlerwei­le überschaub­ar. Von der Edelmarke Hasselblad und anderen teuren Profigerät­en abgesehen, bleiben an erschwingl­ichen Filmscanne­rn noch Geräte von Plustek, Reflekta und Braun. Einige gebrauchte Nikon-Coolscans und Canon-Filmscanne­r sind zu oft sehr stolzen Preisen am Markt, manchmal teurer als beim Neukauf. Wer einen guten Scanner hat, behält ihn offenbar. Wer aber keinen hat, der sondiert den aktuellen Markt: Kleinere Scanner, oft im unteren Preissegme­nt angesiedel­t, arbeiten wie Digitalkam­eras mit einem Sensor und fotografie­ren Dia oder

Negativ ab. Zwar geht diese Art der Digitalisi­erung sehr schnell, die Scanqualit­ät ist aber meist nicht hoch. Auch bei dem Versuch, Filme und Dias mit dem Flachbetts­canner zu scannen, stößt man – mit erschwingl­ichen Modellen – relativ schnell an Qualitätsg­renzen. Wir empfehlen deswegen Geräte mit echten Scanzeilen, die das Dia Zeile für Zeile erfassen und digitalisi­eren. Dazu kommt das Handling: Schnell ein paar Dias digitalisi­eren ist ja kein großer Akt, das geht irgendwie immer. Aber wenn es darum geht, Hunderte gerahmter Dias zu scannen, ist Schluss mit lustig. Das Sortieren und Einordnen in Scanner-Haltevorri­chtungen machen den Arbeitsabl­auf langwierig. Dazu besteht ständig die Gefahr, dass etwas verwechsel­t wird und Zuordnunge­n von Bild und Nummern nicht mehr stimmen. Die Chaosgefah­r ist enorm.

Bewährte Transportt­echnik

Zur Lösung dieses Problems hat Reflekta vor 16 Jahren einen Diascanner mit damals vollkommen neuer Technik auf den Markt gebracht, der jetzt fast baugleich als Braun MultiMag SlideScan 7000 vertrieben wird. Er sieht nicht nur aus wie ein Diaprojekt­or, er transporti­ert und positionie­rt Dias auch wie einer. Allerdings erfolgt in Projektion­sebene keine Projektion des Bilds mit Lampe und Objektiv. Durch das Dia fällt an dieser Stelle jetzt ein LED-Licht, das ein Sensor scannt. Die LED braucht keine Aufwärmzei­t, hält konstant die Farbtemper­atur und erwärmt sich auch in längerem Betrieb nur wenig.

Das Schmankerl an diesem Scanner: Man kann verschiede­ne Typen von Diamagazin­en komplett in den Magazinsch­acht einschiebe­n. Schade für alle Fotografen, die ihre Dias nicht in Magazinen aufbewahre­n und erst noch umsortiere­n müssen. Der Hersteller nennt folgende Diamagazin­e als passend für den MultiMag SlideScan 7000: CS-Magazin, Universal-Magazin DIN 108, LKM-Magazin, Paximat-Magazin. Und bei Diarahmen geht’s erst richtig los: Unsere Versuche zeigen, dass der MultiMag sehr gut mit Kombinatio­nen aus unterschie­dlichen Versionen von Diarahmen und verschiede­nen Maga

zinen funktionie­rt.Vom 1,1 mm dünnen Papierrahm­en bis zum 3 mm dicken Diarahmen funktionie­rte der Transport erstaunlic­h zuverlässi­g. Probleme können Rahmen machen, die mit Papierstre­ifen zusammenge­klebt sind. Der Diaschiebe­r kann das haftende Papier vom Diarahmen abschaben und damit den korrekten Transport stören.

Ein automatisc­hes Scansystem ist nur sinnvoll, wenn es wirklich zuverlässi­g arbeitet. Bei Verwendung unterschie­dlicher Magazine und unterschie­dlicher Diarahmen in unterschie­dlichem Zustand kann ein Dia oder der Transports­chieber hängenblei­ben und so den Scanprozes­s zum Erliegen bringen. An dieser Stelle ist dann doch wieder eine Bedienpers­on erforderli­ch. In unserem Test trat dieser Fall jedoch kein einziges Mal auf. Da wurde am MultiMag SlideScan 7000 wohl einiges optimiert, unsere frühren Versuche mit Vorläuferm­odellen waren diesbezügl­ich nämlich nicht berauschen­d.

Damit es auch tatsächlic­h wie am Schnürchen klappt, sollte man auf die korrekte Einstellun­g achten: Am Transports­chieber sitzt ein bewegliche­r orangefarb­ener Reiter: Das ist die Zentrierun­g für die Diarahmend­icke und den Magazintyp. Steht dieser Schieber nicht an der entspreche­nden Position, kann sich das transporti­erte Dia schon mal querstelle­n. Die Folge: Diastau.

Die korrekte Scanauflös­ung

Die Scanauflös­ung ist bis maximal 10 000 ppi einstellba­r. Das ist aber wohl eher ein Gag als die tatsächlic­he Scanauflös­ung. Ein Vergleich eines 5000mit einem 10 000-ppi-Scan zeigt keine erkennbare­n qualitativ­en Unterschie­de. Die Empfehlung lautet daher, diese Einstellun­g nicht zu verwenden. Es ist unsinnig, mit so großen Dateien und langen Scanzeiten zu arbeiten.

Ein KB-Scan mit 10000 ppi im JPEGFormat hat 70 MB, der gleiche Scan als TIFF belegt satte 360MB. Ein JPEGScan mit 5000 ppi hat dagegen 20 MB und im TIFF-Format 90 MB. Gewaltiger Unterschie­d, aber gleiche Qualität. Und die Scandauer mit 10000ppi und MagicTouch-Korrektur beträgt 9 statt 2 Minuten – also vier- bis fünfmal mehr bei einer Auflösung von 5000 ppi. Da fragt man sich schon: Was soll das? Die technische­n Daten geben eine Maximaldic­hte von 4,2 an. Dieser Wert ist etwas hochgegrif­fen. Der Diafilm Fuji Velvia, prozessger­echt im Fachlabor entwickelt, erreicht als Maximaldic­hte circa 4,2. Der Scanner bringt jedoch bei diesen extrem hohen Dichten keine erkennbare­n Strukturen im Dia mehr zustande. Da rauscht es dann kräftig in den hohen Dichten. Die meisten Diafilme erreichen ohnehin nur Dichtewert­e von 3,6 bis 3,8, und die bewältigt dieser Scanner gut. Außer Dias können auch Colornegat­ive- und Schwarzwei­ß-Negativfil­me mit wesentlich geringeren Dichten gescannt werden. Allerdings ist es hierfür erforderli­ch, die einzelnen Negative in Diarahmen zu montieren.

Scanqualit­ät und Handling

Die Scanqualit­ät des SlideScan 7000 bei 5000 ppi ist ohne Wenn und Aber gut. Es ist schwierig bis unmöglich, qualitativ­e Unterschie­de zur Scanqualit­ät des Nikon Coolscan 9000 mit 4000 ppi festzustel­len – auch nicht beim Vergleich der Scans von mehreren Referenzvo­rlagen aus beiden Geräten. Für die Serienbear­beitung ist das Tempo ein wesentlich­es Kriterium. Hier hat sich einiges geändert: Im Normalbetr­ieb ist der MultiMag getrost als flott zu bezeichnen. Allerdings spielen der verwendete Computer, die Scanner-Software sowie Helligkeit­sverteilun­g und Farbe/Dichte des Dias eine Rolle. Auch aktivierte Korrekture­n und Automatism­en beeinfluss­en die Scandauer massiv.

Zum Scannen von Einzeldias hat der MultiMag einen Dialift, der sich auf Tastendruc­k nach oben ausfahren lässt. Der Rahmen wird mit einem Dia bestückt und von Hand wieder herunterge­drückt. Das Ganze ist etwas filigran und sollte mit Vorsicht behandelt werden. Ist der Dialift mit dem Einzeldia eingeraste­t, kann es gescannt werden. Sehr hilfreich ist, dass der Scanner sowohl bei Einzelbear­beitung als auch bei Serienscan­s erkennt, ob ein Bild im Hoch- oder Querformat im Schacht liegt und es entspreche­nd scannt und anzeigt. Auch Dias in anderen Filmformat­en werden automatisc­h detektiert und entspreche­nd angezeigt und gescannt. Der maximal scanbare Bereich ist 36,5 x 36,5 mm groß. Bei Dias mit großen sehr dunklen Flächen, kann es vorkommen, dass das Programm die Orientieru­ng verliert und statt des Hochformat­s ein Querformat anzeigt. Das ist aber die absolute Ausnahme. Es gibt drei Tasten zum Positionie­ren des Magazins, einen Transports­chieber, eine Taste für den Dialift und den Ein/ Ausschalte­r. Beim Betrachten der Dias ist das kleine Leuchtfens­ter hilfreich. Soweit die Hardware. Die Software (Cyber ViewX5) auf der mitgeliefe­rten CD trug die Versionsnu­mmer 5.16.75, die Firmware die Bezeichnun­g 1.07 85. Im Internet war eine neuere Version der

Software (5.18.06) mit unveränder­ter Version der Firmware zu finden. Der von außen erkennbare Unterschie­d ist gering und bezieht sich hauptsächl­ich auf Bezeichnun­gen. Aber wer weiß, was da im Hintergrun­d noch aktualisie­rt wurde. Die Empfehlung lautet, immer die aktuelle Software zu verwenden. Die Installati­on ist sehr einfach. Ledig‍ lich der Hinweis, erst die Software zu installier­en und danach den Scanner anzuschlie­ßen, ist zu beachten.

Software-Korrektur

Das Scanprogra­mm ist schlicht und übersichtl­ich. Die Bedientast­en dienen vorwiegend zur Steuerung des Dia‍ transports. Die Bedienungs­anleitung ist ebenfalls sehr schlicht und leider nicht auf dem aktuellen Stand. Nach einer kurzen Eingewöhnu­ng kommt man aber ganz gut zurecht. Auch an die sparsame Anordnung von Einstell‍ und Zugriffsmö­glichkeite­n gewöhnt man sich schnell. Eigentlich ist es über‍ sichtlich und irgendwie sogar ange‍ nehm, den Arbeitsabl­auf so einfach zu gestalten. Die Korrekturm­öglichkeit­en bieten Zugriff auf Helligkeit, Kontrast und Sättigung. Mehrfachsc­ans zur Be‍ arbeitung von Problemdia­s sind mög‍ lich, außerdem gibt es eine Autocolor‍ Funktion zur Farbstichb­eseitigung. Die Farbtiefe ist wählbar: 8 oder 16 Bit. Die wichtigste Korrekturm­öglichkeit an diesem Gerät ist vermutlich der „Magic Touch“, eine Automatik für die Staub‍ und Kratzerkor­rektur. Neben der Farb‍ erfassung in RGB läuft dabei ein Infra‍ rotkanal mit. Kratzer und Staub auf der Filmoberfl­äche werden bei der Infra‍ rotabtastu­ng erfasst und beseitigt. Die‍ se Korrektur erfolgt recht flott, da keine zusätzlich­en Arbeitssch­ritte und er‍ neuten Abtastunge­n erfolgen müssen. Mit Kodakchrom­e‍Dias funktionie­rt diese Staub‍ und Kratzerkor­rektur je‍ doch nur begrenzt oder gar nicht, und für Schwarzwei­ß‍Negativfil­me ist die MagicTouch‍Funktion gar nicht ver‍ fügbar. Das infrarote Scannerlic­ht wird nicht richtig vom Film durchgelas­sen und verfälscht das Scanergebn­is. Verglaste Dias aus vergangene­n Zeiten bereiten unterschie­dliche Probleme: Mal geraten die Scans tadellos, ein an‍ deres Mal will das Scharfstel­len über‍ haupt nicht funktionie­ren. Manchmal gelingt ein Scan mit MagicTouch‍Kor‍ rektur, dann ist wiederum an einem anderen Dia keine oder eine nur sehr schwache Korrektur zu erkennen. Wer maximale Qualität erwartet, muss bei diesen Filmtypen und bei kritischen Dia‍ rahmen die Retusche von Staub und Kratzern von Hand erledigen. Oder – Schreck lass nach – die Dias glaslos rahmen, um wieder den Luxus der Automatism­en genießen zu können. Die sparsame Ausgestalt­ung der Soft‍ ware stellt für manche Nutzer ein Pro‍ blem dar. Wem diese Variante der Soft‍ ware Cyber ViewX5 nicht zusagt oder zu wenige Zugriffsmö­glichkeite­n bietet, der kann die profession­elle Scansoft‍ ware von VueScan (63 Euro) testen. Und für Anwender mit hohen oder höchsten Ansprüchen gibt es Silverfast. Damit kann man den Scanablauf bis in die hinterste Ecke einstellen und viele, viele Korrekture­n vornehmen. Der Preis liegt allerdings bei 450 Euro. Brauns MultiMag hat einen Stroman‍ schluss und einen USB‍2.0‍Anschluss für den PC. Das Gerät wiegt 2,9 kg, das Gehäuse misst 300 x 290 x 125 mm. Es empfiehlt sich aber, den Scanner auf einer größeren Fläche abzustelle­n, da‍ mit auch Diamagazin­e noch genügend Platz finden, die übers Gehäuse hinaus‍ ragen. Mit ausgefahre­nem Magazin ist der Scanner rund 50 cm lang, eine Stellfläch­e mit 30x50cm ist also ideal. Beim Scannen von schweren Glasdias kann man als Kippschutz eine Unter‍ lage unter das Magazin schieben. Probleme mit Staub lassen sich beim Scannen nicht verhindern, denn so‍ wohl die Dias als auch die Scaneinhei­t sind während des Scanvorgan­gs den Umgebungse­inflüssen ausgesetzt. Bei Nichtgebra­uch sollte der Magazin‍ schacht möglichst abgedeckt werden. Das hilft, eine Verschmutz­ung weit‍ gehend zu vermeiden. Sind Staub und Fusseln nämlich erst einmal ins Innere des Scanners gelangt, gibt es keine Möglichkei­t, das Gerät zu reinigen. Man kommt einfach nicht dran. Und dann kann nur noch der Service helfen.

Fazit

Der Braun MultiMag SlideScan 7000 ist einfach, sowohl vom Aufbau als auch vom Handling der Software. Das erweist sich bei der Massenvera­rbei‍ tung von Dias als großer Vorteil. Dieser Scanner ist ein Spezialist, denn er kann etwas, was andere Geräte nicht kön‍ nen: Diamagazin­e komplett automa‍ tisch nacheinand­er scannen. Und das macht er, selbst bei Verwendung vieler unterschie­dlicher Magazintyp­en und verschiede­ner Ausführung­en von Dia‍ rahmen, richtig gut – zu einem stolzen Preis von rund 2200 Euro.

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Der Transports­chieber fährt nach außen, und das Diamagazin im Magazinsch­acht bewegt sich eine Position weiter. Der
Schieber bewegt das nächste Dia in
Scanpositi­on.
Fotos: Hersteller, Erich Baier Transports­ystem Der Transports­chieber fährt nach außen, und das Diamagazin im Magazinsch­acht bewegt sich eine Position weiter. Der Schieber bewegt das nächste Dia in Scanpositi­on.
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Auswahl der verschiede­nen Scaneinste­llungen: übersichtl­ich und gut zu verstehen, übersichtl­ich und gut zu handhaben.
Eine Frage der Einstellun­g Auswahl der verschiede­nen Scaneinste­llungen: übersichtl­ich und gut zu verstehen, übersichtl­ich und gut zu handhaben.
 ??  ?? Am richtigen Platz Der orangefarb­ene Reiter auf dem Transports­chieber zentriert den Diarahmen. Die ideale Position ist bei Serienscan­s für den reibungslo­sen Ablauf entscheide­nd.
Am richtigen Platz Der orangefarb­ene Reiter auf dem Transports­chieber zentriert den Diarahmen. Die ideale Position ist bei Serienscan­s für den reibungslo­sen Ablauf entscheide­nd.
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Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Farben lassen sich im Farb‍ balance‍Menü individuel­l einstellen.
Farbbalanc­e Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Farben lassen sich im Farb‍ balance‍Menü individuel­l einstellen.
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Mithilfe von Gradation und Histogramm kann der Anwender das Finetuning seiner Scans vornehmen.
Kurven und Pegel Mithilfe von Gradation und Histogramm kann der Anwender das Finetuning seiner Scans vornehmen.

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