Dias selbst scannen
Do it yourself – mit dem Braun MultiMag SlidScan 7000
D as Angebot an Filmscannern ist mittlerweile überschaubar. Von der Edelmarke Hasselblad und anderen teuren Profigeräten abgesehen, bleiben an erschwinglichen Filmscannern noch Geräte von Plustek, Reflekta und Braun. Einige gebrauchte Nikon-Coolscans und Canon-Filmscanner sind zu oft sehr stolzen Preisen am Markt, manchmal teurer als beim Neukauf. Wer einen guten Scanner hat, behält ihn offenbar. Wer aber keinen hat, der sondiert den aktuellen Markt: Kleinere Scanner, oft im unteren Preissegment angesiedelt, arbeiten wie Digitalkameras mit einem Sensor und fotografieren Dia oder
Negativ ab. Zwar geht diese Art der Digitalisierung sehr schnell, die Scanqualität ist aber meist nicht hoch. Auch bei dem Versuch, Filme und Dias mit dem Flachbettscanner zu scannen, stößt man – mit erschwinglichen Modellen – relativ schnell an Qualitätsgrenzen. Wir empfehlen deswegen Geräte mit echten Scanzeilen, die das Dia Zeile für Zeile erfassen und digitalisieren. Dazu kommt das Handling: Schnell ein paar Dias digitalisieren ist ja kein großer Akt, das geht irgendwie immer. Aber wenn es darum geht, Hunderte gerahmter Dias zu scannen, ist Schluss mit lustig. Das Sortieren und Einordnen in Scanner-Haltevorrichtungen machen den Arbeitsablauf langwierig. Dazu besteht ständig die Gefahr, dass etwas verwechselt wird und Zuordnungen von Bild und Nummern nicht mehr stimmen. Die Chaosgefahr ist enorm.
Bewährte Transporttechnik
Zur Lösung dieses Problems hat Reflekta vor 16 Jahren einen Diascanner mit damals vollkommen neuer Technik auf den Markt gebracht, der jetzt fast baugleich als Braun MultiMag SlideScan 7000 vertrieben wird. Er sieht nicht nur aus wie ein Diaprojektor, er transportiert und positioniert Dias auch wie einer. Allerdings erfolgt in Projektionsebene keine Projektion des Bilds mit Lampe und Objektiv. Durch das Dia fällt an dieser Stelle jetzt ein LED-Licht, das ein Sensor scannt. Die LED braucht keine Aufwärmzeit, hält konstant die Farbtemperatur und erwärmt sich auch in längerem Betrieb nur wenig.
Das Schmankerl an diesem Scanner: Man kann verschiedene Typen von Diamagazinen komplett in den Magazinschacht einschieben. Schade für alle Fotografen, die ihre Dias nicht in Magazinen aufbewahren und erst noch umsortieren müssen. Der Hersteller nennt folgende Diamagazine als passend für den MultiMag SlideScan 7000: CS-Magazin, Universal-Magazin DIN 108, LKM-Magazin, Paximat-Magazin. Und bei Diarahmen geht’s erst richtig los: Unsere Versuche zeigen, dass der MultiMag sehr gut mit Kombinationen aus unterschiedlichen Versionen von Diarahmen und verschiedenen Maga
zinen funktioniert.Vom 1,1 mm dünnen Papierrahmen bis zum 3 mm dicken Diarahmen funktionierte der Transport erstaunlich zuverlässig. Probleme können Rahmen machen, die mit Papierstreifen zusammengeklebt sind. Der Diaschieber kann das haftende Papier vom Diarahmen abschaben und damit den korrekten Transport stören.
Ein automatisches Scansystem ist nur sinnvoll, wenn es wirklich zuverlässig arbeitet. Bei Verwendung unterschiedlicher Magazine und unterschiedlicher Diarahmen in unterschiedlichem Zustand kann ein Dia oder der Transportschieber hängenbleiben und so den Scanprozess zum Erliegen bringen. An dieser Stelle ist dann doch wieder eine Bedienperson erforderlich. In unserem Test trat dieser Fall jedoch kein einziges Mal auf. Da wurde am MultiMag SlideScan 7000 wohl einiges optimiert, unsere frühren Versuche mit Vorläufermodellen waren diesbezüglich nämlich nicht berauschend.
Damit es auch tatsächlich wie am Schnürchen klappt, sollte man auf die korrekte Einstellung achten: Am Transportschieber sitzt ein beweglicher orangefarbener Reiter: Das ist die Zentrierung für die Diarahmendicke und den Magazintyp. Steht dieser Schieber nicht an der entsprechenden Position, kann sich das transportierte Dia schon mal querstellen. Die Folge: Diastau.
Die korrekte Scanauflösung
Die Scanauflösung ist bis maximal 10 000 ppi einstellbar. Das ist aber wohl eher ein Gag als die tatsächliche Scanauflösung. Ein Vergleich eines 5000mit einem 10 000-ppi-Scan zeigt keine erkennbaren qualitativen Unterschiede. Die Empfehlung lautet daher, diese Einstellung nicht zu verwenden. Es ist unsinnig, mit so großen Dateien und langen Scanzeiten zu arbeiten.
Ein KB-Scan mit 10000 ppi im JPEGFormat hat 70 MB, der gleiche Scan als TIFF belegt satte 360MB. Ein JPEGScan mit 5000 ppi hat dagegen 20 MB und im TIFF-Format 90 MB. Gewaltiger Unterschied, aber gleiche Qualität. Und die Scandauer mit 10000ppi und MagicTouch-Korrektur beträgt 9 statt 2 Minuten – also vier- bis fünfmal mehr bei einer Auflösung von 5000 ppi. Da fragt man sich schon: Was soll das? Die technischen Daten geben eine Maximaldichte von 4,2 an. Dieser Wert ist etwas hochgegriffen. Der Diafilm Fuji Velvia, prozessgerecht im Fachlabor entwickelt, erreicht als Maximaldichte circa 4,2. Der Scanner bringt jedoch bei diesen extrem hohen Dichten keine erkennbaren Strukturen im Dia mehr zustande. Da rauscht es dann kräftig in den hohen Dichten. Die meisten Diafilme erreichen ohnehin nur Dichtewerte von 3,6 bis 3,8, und die bewältigt dieser Scanner gut. Außer Dias können auch Colornegative- und Schwarzweiß-Negativfilme mit wesentlich geringeren Dichten gescannt werden. Allerdings ist es hierfür erforderlich, die einzelnen Negative in Diarahmen zu montieren.
Scanqualität und Handling
Die Scanqualität des SlideScan 7000 bei 5000 ppi ist ohne Wenn und Aber gut. Es ist schwierig bis unmöglich, qualitative Unterschiede zur Scanqualität des Nikon Coolscan 9000 mit 4000 ppi festzustellen – auch nicht beim Vergleich der Scans von mehreren Referenzvorlagen aus beiden Geräten. Für die Serienbearbeitung ist das Tempo ein wesentliches Kriterium. Hier hat sich einiges geändert: Im Normalbetrieb ist der MultiMag getrost als flott zu bezeichnen. Allerdings spielen der verwendete Computer, die Scanner-Software sowie Helligkeitsverteilung und Farbe/Dichte des Dias eine Rolle. Auch aktivierte Korrekturen und Automatismen beeinflussen die Scandauer massiv.
Zum Scannen von Einzeldias hat der MultiMag einen Dialift, der sich auf Tastendruck nach oben ausfahren lässt. Der Rahmen wird mit einem Dia bestückt und von Hand wieder heruntergedrückt. Das Ganze ist etwas filigran und sollte mit Vorsicht behandelt werden. Ist der Dialift mit dem Einzeldia eingerastet, kann es gescannt werden. Sehr hilfreich ist, dass der Scanner sowohl bei Einzelbearbeitung als auch bei Serienscans erkennt, ob ein Bild im Hoch- oder Querformat im Schacht liegt und es entsprechend scannt und anzeigt. Auch Dias in anderen Filmformaten werden automatisch detektiert und entsprechend angezeigt und gescannt. Der maximal scanbare Bereich ist 36,5 x 36,5 mm groß. Bei Dias mit großen sehr dunklen Flächen, kann es vorkommen, dass das Programm die Orientierung verliert und statt des Hochformats ein Querformat anzeigt. Das ist aber die absolute Ausnahme. Es gibt drei Tasten zum Positionieren des Magazins, einen Transportschieber, eine Taste für den Dialift und den Ein/ Ausschalter. Beim Betrachten der Dias ist das kleine Leuchtfenster hilfreich. Soweit die Hardware. Die Software (Cyber ViewX5) auf der mitgelieferten CD trug die Versionsnummer 5.16.75, die Firmware die Bezeichnung 1.07 85. Im Internet war eine neuere Version der
Software (5.18.06) mit unveränderter Version der Firmware zu finden. Der von außen erkennbare Unterschied ist gering und bezieht sich hauptsächlich auf Bezeichnungen. Aber wer weiß, was da im Hintergrund noch aktualisiert wurde. Die Empfehlung lautet, immer die aktuelle Software zu verwenden. Die Installation ist sehr einfach. Ledig lich der Hinweis, erst die Software zu installieren und danach den Scanner anzuschließen, ist zu beachten.
Software-Korrektur
Das Scanprogramm ist schlicht und übersichtlich. Die Bedientasten dienen vorwiegend zur Steuerung des Dia transports. Die Bedienungsanleitung ist ebenfalls sehr schlicht und leider nicht auf dem aktuellen Stand. Nach einer kurzen Eingewöhnung kommt man aber ganz gut zurecht. Auch an die sparsame Anordnung von Einstell und Zugriffsmöglichkeiten gewöhnt man sich schnell. Eigentlich ist es über sichtlich und irgendwie sogar ange nehm, den Arbeitsablauf so einfach zu gestalten. Die Korrekturmöglichkeiten bieten Zugriff auf Helligkeit, Kontrast und Sättigung. Mehrfachscans zur Be arbeitung von Problemdias sind mög lich, außerdem gibt es eine Autocolor Funktion zur Farbstichbeseitigung. Die Farbtiefe ist wählbar: 8 oder 16 Bit. Die wichtigste Korrekturmöglichkeit an diesem Gerät ist vermutlich der „Magic Touch“, eine Automatik für die Staub und Kratzerkorrektur. Neben der Farb erfassung in RGB läuft dabei ein Infra rotkanal mit. Kratzer und Staub auf der Filmoberfläche werden bei der Infra rotabtastung erfasst und beseitigt. Die se Korrektur erfolgt recht flott, da keine zusätzlichen Arbeitsschritte und er neuten Abtastungen erfolgen müssen. Mit KodakchromeDias funktioniert diese Staub und Kratzerkorrektur je doch nur begrenzt oder gar nicht, und für SchwarzweißNegativfilme ist die MagicTouchFunktion gar nicht ver fügbar. Das infrarote Scannerlicht wird nicht richtig vom Film durchgelassen und verfälscht das Scanergebnis. Verglaste Dias aus vergangenen Zeiten bereiten unterschiedliche Probleme: Mal geraten die Scans tadellos, ein an deres Mal will das Scharfstellen über haupt nicht funktionieren. Manchmal gelingt ein Scan mit MagicTouchKor rektur, dann ist wiederum an einem anderen Dia keine oder eine nur sehr schwache Korrektur zu erkennen. Wer maximale Qualität erwartet, muss bei diesen Filmtypen und bei kritischen Dia rahmen die Retusche von Staub und Kratzern von Hand erledigen. Oder – Schreck lass nach – die Dias glaslos rahmen, um wieder den Luxus der Automatismen genießen zu können. Die sparsame Ausgestaltung der Soft ware stellt für manche Nutzer ein Pro blem dar. Wem diese Variante der Soft ware Cyber ViewX5 nicht zusagt oder zu wenige Zugriffsmöglichkeiten bietet, der kann die professionelle Scansoft ware von VueScan (63 Euro) testen. Und für Anwender mit hohen oder höchsten Ansprüchen gibt es Silverfast. Damit kann man den Scanablauf bis in die hinterste Ecke einstellen und viele, viele Korrekturen vornehmen. Der Preis liegt allerdings bei 450 Euro. Brauns MultiMag hat einen Stroman schluss und einen USB2.0Anschluss für den PC. Das Gerät wiegt 2,9 kg, das Gehäuse misst 300 x 290 x 125 mm. Es empfiehlt sich aber, den Scanner auf einer größeren Fläche abzustellen, da mit auch Diamagazine noch genügend Platz finden, die übers Gehäuse hinaus ragen. Mit ausgefahrenem Magazin ist der Scanner rund 50 cm lang, eine Stellfläche mit 30x50cm ist also ideal. Beim Scannen von schweren Glasdias kann man als Kippschutz eine Unter lage unter das Magazin schieben. Probleme mit Staub lassen sich beim Scannen nicht verhindern, denn so wohl die Dias als auch die Scaneinheit sind während des Scanvorgangs den Umgebungseinflüssen ausgesetzt. Bei Nichtgebrauch sollte der Magazin schacht möglichst abgedeckt werden. Das hilft, eine Verschmutzung weit gehend zu vermeiden. Sind Staub und Fusseln nämlich erst einmal ins Innere des Scanners gelangt, gibt es keine Möglichkeit, das Gerät zu reinigen. Man kommt einfach nicht dran. Und dann kann nur noch der Service helfen.
Fazit
Der Braun MultiMag SlideScan 7000 ist einfach, sowohl vom Aufbau als auch vom Handling der Software. Das erweist sich bei der Massenverarbei tung von Dias als großer Vorteil. Dieser Scanner ist ein Spezialist, denn er kann etwas, was andere Geräte nicht kön nen: Diamagazine komplett automa tisch nacheinander scannen. Und das macht er, selbst bei Verwendung vieler unterschiedlicher Magazintypen und verschiedener Ausführungen von Dia rahmen, richtig gut – zu einem stolzen Preis von rund 2200 Euro.