Bokeh und Schärfe
Maximilian Weinzierl unterwegs mit dem Canon RF 1,2/85 mm L USM DS
Ambitionierte Portraitfotografen werden viel Freude an dem ultimativen Portraitobjektiv haben, das eine Abbildungsleistung auf Topniveau liefert (Labortest in ColorFoto 10/2020). Das Traumobjektiv gibt es als Normalversion und für 400 Euro Aufpreis als „DS“mit einer optischen Beschichtung für noch schönere Bokeh-Effekte. Das knapp 1,2 kg schwere Hochleistungsobjektiv, das als L-Serien-Objektiv den höchsten Standard der Canon-Präzisionsoptik repräsentiert, bringt zum einen extreme Schärfe auf den Punkt (die Spitzen der Röhrenblüten im Sonnenblumenbild), zugleich produziert es eine wunderschöne Unschärfe bzw. ein sehr augenfälliges weiches Bokeh im Hintergrund: ein kurzes lichtstarkes Teleobjektiv für außergewöhnlich schöne Freisteller. Damit eignet es sich nicht nur für Portraits, sondern auch für hochwertige Mode-, Hochzeits-, Street- und sogar Stilllife-Fotos im Studio (unten). Das Objektiv hat keinen eingebauten Bildstabilisator, bei einer Lichtstärke von 1,2 sollte man aber so schnell nicht mit Verwacklungsproblemen rechnen müssen – und fürs starke Abblenden ist es sowieso zu schade. Der Autofokus arbeitet äußerst präzise, die Schärfentiefe ist aber bei Offenblende (im nahen und mittleren Entfernungsbereich) so eng begrenzt, dass bei Freihandaufnahmen ein geringes Schwanken von Fotograf oder Motiv genügt, um aus der Schärfenebene zu geraten. Bei einigen Aufnahmen meiner Testserien mit Offenblende liegt die Schärfe deshalb nicht genau dort, wo gewünscht, sondern ein wenig davor oder dahinter. Also beim nächsten Mal besser ein Stativ verwenden!