Portfolio „abenteuer China“
Fotos von Martin Bauer
Chinas Gobi-Gebiet war ihm eine echte Lehre, was Kälte in der Nacht betrifft, erzählt der abenteuerlustige fc-Fotograf, der seine Bilder seit 2013 auf der fotocommunity präsentiert. Anfang November 2017 zeltete er drei Nächte lang bei -12°C in der Wüstenregion. Trotz des sehr gut isolierenden Schlafsacks, Thermomatten, Handschuhen und Mütze war an Schlaf für ihn aber kaum zu denken. „Ich habe gefroren wie nie“, erzählt Martin. Selbst das Wasser zum Kaffeekochen am Morgen war gefroren gewesen. Aber gerade die Spannung und das Abenteuer undurchdringbar wirkender Weiten, kryptischer Schriftzeichen und exotischer Motiven machen für den fcFotografen den besonderen Reiz aus, wenn er im Land des Lächelns auf Motivsuche geht. „Die Sprachhürde und das Lesen von Schriftzeichen in ländlichen Gebieten, aber auch zum Teil in großen Städten sind mehr als eine große Herausforderung für westliche Fotografen“, erzählt er. Kaum jemand spricht Englisch oder eine andere westliche Sprache. Dolmetscher, FotoGuide und Fahrer, um sich in den Weiten des chinesischen Reichs zurecht zu finden, sind also generell sehr ratsam.
Bildideen und Motive
Als Thema seiner Fotoreise hatte Martin Bauer „Ancient Time“gewählt. Wichtig war ihm, das „alte“China zu zeigen: Szenen, Traditionen und Momente, die noch existieren, die aber durch den Massentourismus immer mehr zurückgedrängt werden. Vieles davon wird es wohl in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Martin wollte die von ihm wahrgenommene Schönheit und Ästhetik einfangen, bildlich nach seiner Art und Weise formen und somit den Betrachter „zum Verweilen“einladen.
Besondere Wirkungslagen entdeckte der fc-Fotograf im Land des Lächelns vor allem bei Regen oder Gewitter. „Ganz gleich ob morgens oder abends – außergewöhnliche Lichtstimmungen sind für mich immer sehr wichtig“, erzählt er.
Viele Motive findet der Fotograf auf seinen Reisen generell spontan vor Ort. Als Vorbereitung recherchiert er im Vorfeld ausführlich über die anvisierte Location, studiert Jahreszeiten und verschiedene Apps zu Sonnenaufgang und -untergang, Sonnenstand oder Gezeiten. Das Erkunden von einschlägigen Webseiten und Fotobüchern gehört ebenso dazu wie die Suche nach landestypischen Feiern und kulturellen Festivitäten.
Die richtige Ausrüstung
Der Umfang seines Zubehörs richtet sich am Ende nach dem Wetter und der Location. Ein Regenschutz war in China aber immer dabei. Ebenso sind für Martin volle Akkus, genügend Speicherkarten und ein stabiles Stativ mit einem starken Kugelkopf sowie ein L-Bracket an der Kamera ein Muss im Fotorucksack. Bei Dämmerlicht gehören außerdem eine Stirnlampe sowie verschiedene kratzresistente und aus hochwertigem Glas gefertigte Filter dazu. In speziellen, inszenierten Situationen arbeitet er auch mit externen Blitzlichtern über eine Trigger-Steuerung. Auf einer seiner Reisen war einmal eine spezielle Watthose mit Füßlingen und robusten Schuhen zwingend notwendig: „Man muss sich stets bewusst sein, dass man unter Umständen in Sümpfen oder Seen brusttief in kaltem Wasser stehen kann“, berichtet der
Landschaftsfotograf von seiner Reise durch Texas und Louisiana. Nur dank dieser Ausrüstung konnte er sein Kanu an einer geeigneten Stelle verlassen, um in Ruhe mit dem Stativ zu arbeiten, um Langzeitaufnahmen und Kompositionen zu kreieren. Und auch in den Li River (Guilin) ist er hineingestiegen. „Hüfttief im Wasser balancierend, auf glitschigen Steinen im Li River mit dem Gedanken im Kopf: Jetzt bloß nicht ausrutschen, sonst ist das ganze Fotoequipment futsch“, schildert er das nasse Shooting.
Technik und Bildkomposition
Für die Komposition und Gestaltung seiner Aufnahmen hat Martin kein
Patentrezept. Natürlich sollte jedes Bild immer in sich harmonisch wirken. Es zählt aber immer der Moment, der sich nicht planen lässt. In den hier gezeigten Serien aus China sollte jedes einzelne Bild von sich aus eine Story erzählen, oder der Betrachter sollte eine eigene Geschichte dazu in sich finden. Dazu geht Martin bei den Vorbereitungen, aber auch bei der Aufnahmesteuerung und Bildkomposition ungeplant und intuitiv vor. Grundsätzlich variiert er Belichtung, Blende und ISO manuell, um das für ihn selbst ästhetisch beste Ergebnis zu erzielen oder einer Szene eine bestimmte Aussage zu geben. „Es zählt DER MOMENT, der sich Gott sei Dank nicht planen lässt. – the unexpected moment“, findet Martin Bauer. Dann verspürt er „ein tiefes Gefühl, dass es passt, und dazu ein kleines Augenzwinkern“, resümiert er.
Nachbearbeitung
Die Nachbearbeitung der Aufnahmen am PC, kleinere Retuschen und Optimierungen aller Aufnahmen in verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop oder Lightroom sind fester Bestandteil von Martins Arbeitsweise. Kompositionen jeglicher Art lehnt er aber ab: „Ich mag keine Fakes, um etwas zu zeigen, das es in der Aufnahme selbst nicht gab“.