Breite Basis
Das Sony-System. Mit den Modellen der Baureihen A7, A7R und A9 bietet Sony die bei weitem größte Bandbreite an spiegellosen Kleinbildkameras. Bildsensoren mit 12, 24, 42 und 61 Megapixeln schaffen die technische Voraussetzung für eine Vielzahl fotografischer und filmischer Aufgabenstellungen. Welche Kamera für wen die richtige ist, klärt dieser Beitrag.
Das Kleinbildformat (36 x 24 mm) entwickelt sich immer mehr zur Standardgröße für Bildsensoren, vor allem im wachsenden Marktsegment der spiegellosen Systemkameras. Den Grundstein für diese Entwicklung legte Sony vor sieben Jahren mit der Alpha 7 (A7), die inzwischen in der dritten Generation angekommen ist. Parallel mit der Weiterentwicklung der Kameras haben Breite und Tiefe des Objektivangebots zugenommen: Von Sony und Zeiss sind momentan mehr als 30 AF-Objektive mit Brennweiten zwischen 12 und 600mm erhältlich – ein rundes Dutzend Zooms, der Rest Festbrennweiten. Auch Sigma engagiert sich für Sonys E-Bajonett mit 24 AF-Objektiven von 14 bis 400 mm; vier Zooms stehen hier 20 Festbrennweiten gegenüber. Tamron trägt weitere zehn AF-Objektive zum Sony-System bei, Tokina zwei.
Laowa, Samyang,Voigtländer und weitere Fremdhersteller ergänzen dieses Angebot durch Festbrennweiten mit manueller Fokussierung und Blendeneinstellung. Allein Laowa hat zwölf Festbrennweiten – darunter sieben Makroobjektive mit Brennweiten zwischen 15 und 100 mm – sowie ein extremes Weitwinkelzoom (10-18 mm) für Kleinbildkameras mit E-Bajonett in seinem Sortiment.
Ob Sony die Verfolger weiterhin derart auf Distanz halten kann, ist fraglich. Jüngsten Gerüchten zufolge will zum Beispiel Marktführer Canon sein Objektivangebot für das R-System im Laufe des nächsten Jahres verdoppeln. Mit über 30 Objektiven wäre man dann in etwa gleichauf mit Sony/Zeiss. Für das L-Bajonett, das Leica, Panasonic und Sigma bei spiegellosen Kleinbildkameras verwenden, sind schon jetzt mehr als 30 systemkompatible AF-Objektive verfügbar.
SYSTEMBASIS: A7, A7II, A7III, A7C
Die A7 war nicht nur das erste Modell des neuen Systems, sondern ist auch immer noch im Handel. Sie und ihre Nachfolgerinnen bilden die Basis des Systems mit einheitlich 24 Megapixeln. Das gibt es in der Kameralandschaft heute selten: Die 2013 vorgestellte A7 mit 24-Megapixel-Sensor ist noch immer im Handel, wenn auch nicht bei jedem Händler vorrätig. Man bekommt sie zu unschlagbar günstigen Preisen ab etwa 800 Euro oder im Kit mit dem passablen Standardzoom SEL FE 3,55,6/28-70 mm OSS für weniger als 900 Euro. Da das 28-70 mm zu den
Sony-Objektiven mit optischem Bildstabilisator gehört, relativiert sich auch der größte Nachteil der ersten A7-Generation: Sie hat keinen im Gehäuse eingebauten Bildstabilisator (Steady Shot). Integrierte Bildstabilisation kann sich erst die zweite A7-Generation auf die Fahne schreiben: Ende 2014 kam die A7 II auf den Markt, ursprünglich kostete sie um 2000 Euro, heute wird sie für rund 960 Euro angeboten. Die Mehrausgabe im Vergleich zur Ur-A7 lohnt sich vor allem dann, wenn häufig Objektive ohne optischen Bildstabilisator – darunter viele Festbrennweiten – verwendet werden.
Für die A7III, die im ersten Quartal 2018 auf den Markt kam, muss man deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen: Das Gehäuse kostet ca. 1950 Euro und 2950 Euro im Kit mit dem erweiterten Standardzoom SEL FE 4/24105mm F OSS. Die Sensorauflösung bleibt bei 24 Megapixeln, doch wird der Sensor jetzt von der Rückseite her belichtet. Es handelt sich also um einen empfindlicheren BSI-Sensor, den Sony erstmals in der A7R II eingesetzt hat. Ebenfalls mit einem BSI-Sensor der 24-MP-Klasse hat der Hersteller die A7C (2100 Euro), das jüngste Modell der A7-Reihe, ausgestattet. Im Gegensatz zu den anderen A7-Modellen orientiert sich das Design der A7C nicht an Spiegelreflex-, sondern an Sucherkameras. Äußerlich ist die A7C damit den Modellen der A6600-Serie ähnlich, die aber einen Sensor im APS-C-Format (23,5x15,6mm) zur Bildaufzeichnung verwenden.
Gehäuse und Ausstattung
Das Gehäuse der A7 ist in weiten Teilen, das der A7 II vollständig aus einer Magnesiumlegierung gefertigt; abgedichtet gegen Staub und Spritzwasser sind alle A7-Gehäuse. Modifiziert hat Sony ab der zweiten Generation die Formgebung: Der Handgriff fällt schmaler aus, ist dafür aber weiter nach vorn gezogen, was die Ergonomie verbessert. Deutlich zugelegt haben A7II und A7III bei der Gehäusetiefe, was auf das Konto des integrierten Bildstabilisators geht.
Auf ein eingebautes Blitzgerät muss man bei allen A7-Modellen verzichten, zum Aufstecken von Systemblitzgeräten gibt es einen Blitzschuh nach Sony-Zuschnitt (Multi Interface). Zwei Slots für SD-Karten findet man erst bei der A7III: Einer davon ist kompatibel mit den UHS-Standards I/II, der zweite als Multi-Steckplatz für Memory Stick Duo und UHS-I-kompatible SD-Karten ausgelegt.
Als Stromquelle dient in den Modellen der ersten und zweiten Generation der Lithium-Ionen-Akku NP-FW50 mit einer Kapazität von 1080 mAh. Mit dem FP-FZ100 (2280 mAh) der A7III und A7C sind mehr als doppelt so viele Bilder pro Akkuladung drin, sodass man damit meistens locker über den Tag kommt. Leider liefert Sony die
24-MP-Basismodelle traditionell nur mit USB-Netzteil aus; damit lässt sich der Akku in der Kamera laden. Um den Akku außerhalb der Kamera mit Energie zu versorgen, benötigt man das Ladegerät BC-QZ1 für rund 90 Euro. Der OLED-Sucher der A7/A7II bietet eine Auflösung von 786432 RGB-Pixeln und eine 0,71-fache effektive Vergrößerung. Bei der A7 III ist das Sucherbild deutlich größer (0,78-fach), die Auflösung aber unverändert. Letzteres gilt auch für die A7C, doch muss man bei der Sucherbildgröße (0,59-fach) deutliche Abstriche machen.
Der TFT-Monitor aller A7-Modelle hat eine Diagonale von 3 Zoll und ist verschwenkbar. Bei der A7C lässt er sich nicht nur aus dem Gehäuse klappen, sondern auch drehen, um die SelfiePositon zu erreichen. Die Auflösung beträgt bei den meisten Modellen 307200 RGB-Pixel, bei der A7III sind es 480000 RGB-Pixel. Touchfähig ist das Display der A7III und der A7C. Leider beschränkt sich die TouchFunktionalität im Wesentlichen auf Touch-AF (ohne Auslösung) oder das Aktivieren der MF-Lupe per „Doppelklick“mit der Fingerspitze; das Navigieren in den Menüs mit der Fingerspitze ist nicht möglich.
Aufnahme und Autofokus
Ein mechanischer Schlitzverschluss, elektronisch gesteuert, erlaubt bei den A7-Modellen Belichtungszeiten zwischen 1/8000 und 30s (A7C: 1/4000s). Zudem gibt es die Möglichkeit, den ersten Verschlussvorhang elektronisch zu bilden. Das reduziert das Auslösegeräusch und ist deshalb als Standardeinstellung empfehlenswert. Darüberhinaus bieten die meisten A7/A7R-Modelle „Geräuschlose Aufnahme“(nicht A7, A7 II, A7R). In diesem Fall wird die Verschlussfunktion durch das An- und Abschalten des Sensors elektronisch simuliert. Der Verschlusszeitenbereich bleibt bei 1/8000 bis 30 s; Blitzen ist in diesem Modus nicht möglich. Mit dem mechanischen Verschluss beträgt die Blitzsynchronzeit 1/250 s (A7C: 1/160 s). Eine große Hilfe bei Freihandaufnahmen ist der 5-Achsen-Bildstabilisator der A7II, A7III und A7C. Er kompensiert Verwacklungen durch Schwenken/Neigen, horizontale/vertikale Bewegungen und das Rollen um die optische Achse. Die Serienbildgeschwindigkeit hat sich von der zweiten auf die dritte A7-Generation von etwa 5 auf 10 B/s erhöht.
Bereits die A7 hat einen hybriden Autofokus, der nicht nur 25 KontrastAF-Felder, sondern auch 117 Messfelder für die Phasenerkennung bereitstellt. Das gleiche gilt für die A7 II, deren Autofokus jedoch schneller arbeitet. Die A7 III bietet eine wesentlich höhere Abdeckung des Bildfelds mit AF-Messpunkten: 693 Phasen- und 425 Kontrast-AF-Felder – das entspricht dem AF-System der A9 II. Eine wichtige Neuerung in der dritten A7-Generation ist der Joystick oberhalb des 4-Wege-Schalters mit Einstellrad. Dieser Joystick lässt sich nicht nur zum Verschieben von Messpunkten oder Messgruppen verwenden, sondern auch zum Navigieren in den Menüs. Für die AF-Feld-Konfiguration stehen folgende Optionen zur Wahl: „Breit“(Messfeldautomatik), „Feld“(Messfeldgruppe), „Mitte“(zentrales AF-Feld), „Flexible Spot“(frei wählbares AF-Feld), „Erweit. Flexible Spot“(frei wählbares AF-Feld mit umgebenden AF-Punkten als zweite Priorität) und AF-Verriegelung (Lock-on).
Sensor und Bildqualität
Gleiche Sensorauflösung, aber unterschiedliche Ergebnisse: Mit jeder neuen Generation wird die Bildqualität der A7-Serie besser, obwohl die Nennauflösung konstant bei 24 Megapixeln bleibt. So beträgt der Zuwachs an Auflösung bei der A7III rund 200LP/BH bei ISO100 im Vergleich zur A7; erreicht werden über 1900 LP/BH bei ISO100. Erfreulich ist auch, dass die Auflösungskurven erstaunlich lange nahezu waagerecht verlaufen. Das zeigt, dass die A7III auch hohe Frequenzen kontrastreich wiedergibt. Vorteile kann die A7III gegenüber dem Basismodell der zweiten Generation bei den Dead-Leaves-Werten verbuchen,