Sony Xperia 5 II
Das Sony Xperia 5II setzt weitgehend auf die gleiche Technik und das gleiche Design wie das Topmodell 1 II. Auch Kameraaustattung und Foto-Apps sind unverändert. Doch das 5 II liefert schon zum Start RAWs. Wir prüfen, ob sich der Mehraufwand im Vergleich
S onys Top-Smartphone Xperia 1II gibt es nun auch eine Nummer kleiner: Das Xperia 5 II kostet ambitionierte 900 Euro und hat ein 6,1 Zoll großes OLED mit 2520x1080 Pixeln; das 1 II zeigt Bilder und Informationen auf einem 6,5 Zoll großen OLED mit 3840x1644 Pixeln. Das Seitenverhältnis 21:9, die Technik im Inneren und auch die äußere Erscheinung inklusive der rutschigen Oberflächen sind fast identisch. Der seitlich platzierte, mechanische Auslöser überzeugte schon an der 1 II nicht ganz. Der nach unten gerichtete Druck führt oft zu Verwacklungen.
Der interne Speicher wurde auf 128 GB halbiert, doch der microSD-Slot, das 8GB-RAM sowie die CPU sind unverändert. Der Akku liefert nach wie vor 4000 mAh, der USB-Anschluss arbeitet nach dem 3.1-Standard (Typ C).
Fotoausstattung
Wie im 1 II verbaut Sony auf der Rückseite des kompakteren Xperia neben einem 3D-iToF-Tiefensensor drei Kameras – alle mit 12 Megapixeln und Objektiven von Zeiss. Statt auf eine hohe Auflösung mit 48 bis 108 MP und Verrechnung mehrerer Bildpunkte setzt Sony auf große Pixelflächen. Die Hauptkamera kombiniert einen 1/1,7 Zoll großen Exmor-RS-Sensor mit einer 1,7/5,11-mm-Optik (24 KB-Brennweite, 82° Bildwinkel). Im Telemodul stecken ein 1/3,4 Zoll großer CMOSSensor und eine Festbrennweite mit 2,4/6,95 mm (70 KB-Brennweite, 34° Bildwinkel). Die Superweitwinkeleinheit fotografiert mit einem 1/2,55 Zoll großen Exmos-RS-Bildsensor und einer Festbrennweite mit 2,2/2,67 mm (16 KB-Brennweite, 124° Bildwinkel). Haupt- und Telekamera bieten eine optische Bildstabilisierung. Bei der Haupt- und der Superweitwinkelkamera besteht jeder Bildpunkt aus zwei Subpixeln – was eine schnelle Phasen-AF-Messung ermöglicht. Das Telemodul stellt ebenfalls mit einem Phasen-AF scharf.
Bildprozessor und Augen-AF
Die Bildverarbeitung vertraut Sony einem reinen Bildprozessor statt dem Smartphone-Prozessor an: Der „Bionz X for mobil“bringt laut Sony die AF-Technologie der Alpha-9-Systemkameras mit und ermöglicht hohe Datenverarbeitungsgeschwindigkeiten – wie schon im Xperia 1II: Die Weitwinkelkamera kann Serien mit 20B/s inklusive AFNachführung aufnehmen. Tele und Superweitwinkel schaffen das mit halber Geschwindigkeit. Die flotte Serienbildfunktion, die nur mit der PhotographyPro-App verfügbar ist, ist tatsächlich beeindruckend. Auch die Erkennung
von Augen sowie Gesichtern klappt sehr gut und zuverlässig. Der ebenfalls vorhandene Tier-AF ist weniger treffsicher. Ganz so schnell wie die SonyKameras kann das Smartphone die Gesichter jedoch nicht verfolgen. Am schnellsten fokussiert die Weitwinkelkamera, das Telemodul ist etwas träger.
Kamera-Apps
Sony liefert das Smartphone mit zwei Aufnahme-Apps aus. Fotografen sollten die Photography-Pro-App wählen – sie ist funktionsstärker und bietet RAW-Format für alle drei Kameras. Die App ähnelt der Bedienung von AlphaKameras und ermöglicht schnelle Anpassung vieler Einstellungen. Gut gelöst sind überdies auch Kamerawahl und Zoomfunktion: Man kann mit jeder Optik bis zur Brennweite der nächstlängeren zoomen. Es gibt auch eine Lock-Funktion, mit der sich alle Einstellungen bis auf die Belichtungskorrektur sperren lassen. Die Gesichtserkennung ist deaktivierbar, aber leider kann man die Startposition der Verfolgung bei AF-C und im Fokusbereich „Breit“nicht per Touch bestimmen. Die Kamera-App richtet sich an Einsteiger – RAW gibt es hier nicht. Auch sie arbeitet mit der gewählten Kamera und wechselt die Optik nicht situationsabhängig. Zoomen geht mit jedem Objektiv bis jeweils Faktor drei. Man kann den Fokuspunkt und die Belichtungskorrektur
per Hand bestimmen – sonst regieren die Automatiken. Über Einstellungen kann die praktische, wenn auch nicht ganz so schnelle Objektverfolgungsfunktion aktiviert werden. Die Signalverarbeitung der Kamera und der Photography-Pro-App sind ähnlich abgestimmt, vielleicht mit sehr kleinem App-Vorteil bei der Detailzeichnung. Dafür belichtet Erstere zuverlässiger.
Bildqualität JPEG
Die Messsungen von 5 II und 1 II fallen ähnlich aus. Die Hauptkamera ist vergleichbaren Apple- und Google-Konkurrenten unterlegen, die auch auf 12-MP-Hauptkameras setzen. Die Signalverarbeitung greift massiv ein und
rechnet viele Details platt, sodass am Ende homogene Flächen statt Struktu ren das Bild dominieren – vor allem bei nachlassendem Licht. Farben werden leicht verstärkt und wirken anspre chend. Bei gutem Licht wird das 5II von iPhone 11 Pro und Pixel 4 überholt, bei nachlassendem Licht kann es mit Apple, aber nicht mit dem Pixel mithal ten, das durch Verrechnung mehrerer Fotos mehr Details aus dem Motiv holt. Als digitale Normaloptik (digitales Zwei fachzoom) enttäuscht die Hauptkamera. Die Telekamera schlägt sich ordentlich, allerding nur, wenn es nicht dunkel ist. Das Dreifachzoom kann zwar nicht das Zweifachzoom des Pixel 4 XL übertref fen, doch der Abstand ist kleiner als bei der Weitwinkelkamera. Bei gutem Licht ist die Telekamera eine gute Wahl für Portraits, aber bei Dunkelheit sollte man lieber die Hauptkamera nehmen. Das Superweitwinkel bildet die Motive bei gleicher Distanz weniger detailtreu ab. Aus kürzeren Entfernungen zeigt es Details fast so gut wie die Hauptkame ra, baut aber bei stark nachlassendem Licht schneller ab.
Bildqualität RAW
Der Umstieg auf RAW kitzelt aus allen drei Kameras mehr Feinzeichnung, be wirkt aber auch ein höheres Rausch niveau. Zudem fällt auf, dass die Be lichtung der RAWs oft nicht optimal ist, der RAWKonverter kann das fast immer wieder geradebiegen.
Gegen das Rauschen zeigt sich die Hauptkamera am widerstandsfähigs ten. Bei gutem Licht ist die Zunahme an Details deutlich und das leichte Rauschen nicht der Rede wert. Mit nachlassendem Licht neigt sich die Waagschale zunehmend zuungunsten der Detailwiedergabe, aber bis ISO 300 350 sind die Ergebnisse ordentlich. Bei höheren ISOWerten stört das Rau schen immer stärker, wenn auch die Bildqualität insgesamt die beiden an deren Kameras weiterhin übertrifft. Die Telekamera rauscht im RAWFormat etwas stärker – bei einer Empfindlich keit um ISO 300 ist das Rauschen oft be reits deutlich sichtbar und je nach Struk tur auch störend. Dennoch zeigen die Aufnahmen auch dann mehr Zeichnung als die JPEGs, in denen die Rauschfilter auch die Strukturen glattbügeln. Spätes tens bei ISO500 steigt das Tele aus, da hilft auch RAW nicht weiter.
Die Superweitwinkelkamera profitiert vom RAWFormat bei gutem Licht. Er neut begrenzt allerdings der Rausch anstieg bei abnehmendem Licht die Detailzugewinne – obwohl das Super weitwinkel langsamer abbaut als das Tele. So bleibt der praktische Nutzen von RAW bei dieser Kamera auf gutes Licht beschränkt. In der Regel foto grafiert man ja mit dem Weitwinkel weiter entfernte Motive, oft mit feine ren Strukturen. Die Bildabstimmung ist dann auf jeden Fall natürlicher als mit JPEG. Wadim Herdt