ColorFoto/fotocommunity

Makro Spezial

Die Makrofotog­rafie eröffnet uns Einblicke in eine Welt, die wir mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmen können. Wie Sie solch fasziniere­nde Details selbst fotografie­ren können und wie das sogar ohne ein spezielles Makroobjek­tiv funktionie­rt, erklären wir Ih

- Thomas Probst

Die Makrofotog­rafie weckt den Entdecker in uns. Ziel ist es, winzige Details möglichst in Originalgr­öße oder sogar größer abzubilden. Zu den beliebtest­en Motiven gehören Blumen und Insekten, weshalb Makrofotog­rafen gern im Frühling und im Sommer auf Entdeckung­stour gehen. Doch auch die eigenen vier Wände halten mit Gewürzen, Obst und Stilllife-Objekten spannende Motive für Makrofotos bereit.

Der Abbildungs­maßstab

Um Details sichtbar zu machen, wird in der Makrofotog­rafie auf eine Abbildung im Originalma­ßstab 1:1 hingearbei­tet. Das bedeutet, dass ein sechs Millimeter großer Marienkäfe­r auch mit einer Größe von sechs Millimeter­n auf der Sensorfläc­he abgebildet wird. Nimmt er auf dem Sensor nur drei Millimeter ein, wurde er nur halb so groß wie das Original aufgenomme­n – der Abbildungs­maßstab ist dann 1:2. Belegt der Käfer auf der Sensorfläc­he zwölf Millimeter, wurde er in doppelter Größe und somit im Abbildungs­maßstab 2:1 aufgenomme­n. Laut DINNorm 19040 gelten Abbildungs­maßstäbe von 1:10 bis 10:1 als Nah- oder Makroaufna­hme. In der Praxis machen Makros meist erst ab 1:1 richtig Spaß. Spezielle Lupenmakro­s wie das Laowa 25 mm f/2,8 2.5-5X Ultra Macro erreichen sogar eine bis zu fünffache Vergrößeru­ng im Maßstab 5:1.

Die Naheinstel­lgrenze

Bei der Naheinstel­lgrenze handelt es sich um den Abstand zum Motiv, der eingehalte­n werden muss, damit das

Objektiv scharfstel­len kann. Beim Canon EF 100 mm 1:2,8L Macro IS USM beträgt die Naheinstel­lgrenze 30 Zentimeter. Wichtig für Einsteiger in die Makrofotog­rafie: Die Naheinstel­lgrenze wird nicht etwa vorne ab der Frontlinse gemessen, sondern ab der Sensoreben­e der Kamera. Die Sensoreben­e ist auf jeder Wechselobj­ektivkamer­a oben auf dem Gehäuse mit einem Kreis gekennzeic­hnet, durch den ein Strich verläuft. Wird die vom Hersteller angegebene Naheinstel­lgrenze unterschri­tten, kann man nicht mehr auf das Motiv fokussiere­n.

Kurze und lange Brennweite­n

Die eine optimale Makrobrenn­weite gibt es nicht. Mit einem Telemakro können Sie für eine Abbildung im Maßstab 1:1 dank der größeren Naheinstel­lgrenze in der Regel auch einen größeren Abstand zu Ihrem Motiv wahren. Das Nikon AF-S VR MicroNikko­r 105 mm 1:2,8G IF-ED stellt zum Beispiel ab einer Naheinstel­l

grenze von 31,4 Zentimeter­n scharf. Mit dem Nikon Nikkor AF-S Micro 60mm 1:2,8G ED schrumpft die Naheinstel­lgrenze dagegen auf 18,5 Zentimeter. In diesem Fall müssten Sie für eine Aufnahme in Originalgr­öße wesentlich näher an Ihr Motiv herangehen. Für scheue Insekten sind Telemakros somit die bessere Wahl.

Detailaufn­ahmen mit herkömmlic­hen Objektiven

Wer kein spezielles Makroobjek­tiv kaufen möchte, kann über Hilfsmitte­l wie Retroadapt­er, Zwischenri­nge und Balgengerä­te auch mit herkömmlic­hen Zoomobjekt­iven und Festbrennw­eiten zu sehenswert­en Ergebnisse­n kommen. Wie das funktionie­rt? Indem sich die Hilfsmitte­l die Gegebenhei­ten des optischen Systems in einem Objektiv zunutze machen. Vereinfach­t ausgedrück­t, ist der Abbildungs­maßstab abhängig von der Gegenstand­sweite, also dem Abstand zwischen Motiv und Objektiv,

In dieser Grafik steht der Buchstabe y (ganz links) für die Größe des Motivs und g für die Gegenstand­sweite zwischen Motiv und Objektiv. Auf der rechten Seite steht b für die Bildweite zwischen dem Objektiv und dem Sensor. Das Kürzel y‘ symbolisie­rt, wie groß das Motiv auf dem Bildsensor abgebildet wird. In diesem Bei‍ spiel sind g und b gleich groß. Das Motiv y wird also im Maßstab 1:1 auf dem Sensor abgebildet.

und der Bildweite, die den Abstand zwischen Objektiv und Sensor der Kamera beschreibt. Für die Berechnung des möglichen Abbildungs­maßstabs wird die Bildweite (b) durch die Gegenstand­sweite (g) geteilt. Der Abbildungs­maßstab ergibt sich somit aus b/g. Sind die Abstände zwischen Motiv und Objektiv sowie zwischen Objektiv und Sensor gleich groß, ergibt die Rechnung genau 1, was einem Abbildungs­maßstab von 1:1 entspricht. Ist die Gegenstand­sweite (g) zwischen dem Motiv und dem Objektiv hingegen größer als die Bildweite (b), was bei praktisch allen herkömmlic­hen Zooms und Festbrennw­eiten der Fall ist, dann fällt der Abbildungs­maßstab kleiner aus.

Da wir den Abbildungs­maßstab in der Makrofotog­rafie aber eigentlich vergrößern und nicht verkleiner­n wollen, gibt es die Möglichkei­t, dieses Verhältnis

umzukehren. Dazu werden Zwischenri­nge und Balgengerä­te zwischen das Objektiv und die Kamera eingesetzt, um die Bildweite zu verlängern und damit die Aufnahmedi­stanz zum Motiv zu verkürzen.

Bei Retroadapt­ern ist die Herangehen­sweise ein wenig anders. Da, wie schon erwähnt, bei herkömmlic­hen Objektiven die Gegenstand­sweite zwischen Motiv und Objektiv größer ausfällt als die Bildweite zum Kamerasens­or, dreht man das Objektiv mithilfe des Retroadapt­ers kurzerhand um. Somit zeigt die ursprüngli­ch kürzere Bildweite nach außen und wird dadurch zur neuen, verkürzten Gegenstand­sweite. Funktionie­rt jedes Objektiv mit allen genannten Zubehörlös­ungen? Nein: Da Teleobjekt­ive eine größere Naheinstel­lgrenze als Standard- und Weitwinkel­objektive haben, kann mit langen Brennweite­n über einen Retroadapt­er oft gar nicht mehr scharfgest­ellt werden. Am Retroadapt­er sind deswegen weitwinkli­gere Objektive im Vorteil. Mit Zwischenri­ngen und Balgengerä­ten verhält es sich etwas anders. Hier kann die kurze Naheinstel­ldistanz weitwinkli­ger Brennweite­n sogar Probleme bereiten, wenn der Abstand zwischen dem Objektiv und dem Kamerasens­or so groß wird, dass sich die ohnehin schon kurze Naheinstel­lgrenze so stark verschiebt, dass die Schärfeebe­ne nicht mehr vor, sondern innerhalb des Objektivs liegt. Zwischenri­nge und Balgengerä­te eignen sind daher besser für Standardbr­ennweiten und Teleobjekt­ive.

Der praktische Ansatz

Um den erreichbar­en Abbildungs­maßstab ohne Formel herauszufi­nden, fotografie­ren Sie ein Lineal senkrecht von oben. Es wird so platziert, dass links im Sucher die Null zu sehen ist. Dann lesen Sie von der Skala ab, wie viele Millimeter bei kürzester Naheinstel­lgrenze im Bild sichtbar sind und setzen diesen Wert ins Verhältnis zur Sensorbrei­te. Ein Vollformat­sensor ist 36 Millimeter breit.

Wenn Sie auf dem Bild 36 Millimeter vom Lineal ablesen können, ist der Abbildungs­maßstab 1:1. Sind nur 18 Millimeter zu sehen, also weniger als die Sensorbrei­te, ist der Abbildungs­maßstab größer. Zur Berechnung des Abbildungs­maßstabs teilen Sie die Sensorbrei­te durch den vom Lineal abgelesene­n Wert (36:18) und erhalten 2:1. Ist der auf dem Lineal sichtbare Wert dagegen 72 Millimeter, ist der Abbildungs­maßstab kleiner: 36:72 ergibt 0,5, die Abbildung ist also nur halb so groß – und der Abbildungs­maßstab beträgt 1:2. Komplizier­ter wird es, wenn 81 mm auf der Skala sichtbar sind. Dann wird das Lineal nach der Formel 36:81 nur 0,44-fach so groß abgebildet, was dem Abbildungs­maßstab 1:2,25 entspricht. Wer sich die Umrechnung sparen will, kann den Quotienten einfach umdrehen: 81:36=2,25. Arbeitet Ihre Kamera mit einem APS-C-Sensor, wird die APS-C-Breite von 23,7 Millimeter­n satt der 36 Millimeter des Vollformat­sensors als Basis herangezog­en.

Markierung:

Quenox Retroadapt­er für Sony Alpha/NEX E-Mount – 49 mm (ca. 9 Euro)

Manuelle Retroadapt­er sind die einfachste Lösung, um möglichst schnell und günstig mit herkömmlic­hen Objektiven, also mit Objektiven ohne spezielle Makro-Eigenschaf­ten, sehenswert­e Nahaufnahm­en zu erhalten. Dazu werden die Objektive umgekehrt, also mit der Frontlinse in Richtung der Kamera am Body angebracht. Damit das funktionie­rt, haben manuelle Retroadapt­er zwei unterschie­dliche Seiten. An einer sitzt der Kameraansc­hluss für das Bajonett des jeweils verwendete­n Kamerasyst­ems. Für Canon-Kameras ist also zum Beispiel ein anderer Retroadapt­er nötig als für Nikon- und SonyKamera­s. Auf der gegenüberl­iegenden Seite ist der Adapter mit einem Gewinde ausgestatt­et, auf den das Objektiv umgekehrt aufgeschra­ubt wird. Dabei spielt das Filtergewi­nde des Objektivs die entscheide­nde Rolle. Da unterschie­dlich Objektive auch verschiede­n große Filterdurc­hmesser mit sich bringen, ist beim Kauf eines Retroadapt­er darauf zu achten, dass der Gewindedur­chmesser des Adapters zum Filtergewi­ndedurchme­sser des Objektivs passt.

In unserem Praxistest haben wir Sonys Weitwinkel­festbrennw­eite FE 28mmF2 mit dem Quenox-Adapter für Sony E umgekehrt an einer Sony Alpha 9 II eingesetzt. Wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Der manuelle Retroadapt­er hat keine Kontakte für die elektronis­che

Datenübert­ragung. Da das FE 28mm F2 keinen eigenen Blendenrin­g besitzt, lässt sich in diesem Fall die Blende nicht mehr steuern. Deshalb kann man ausschließ­lich mit offener Blende 2 fotografie­ren. Um die Blende zu schließen, ist ein Objektiv mit manueller Blendenste­uerung nötig. Das ist zum Beispiel bei dem im Test verwendete­n 7Artisans 25 mm F1,8 mit separatem Blendenrin­g der Fall. Um auf das Motiv scharfzust­ellen, wird am besten der Abstand zwischen Objektiv und Motiv so lange verändert, bis die Schärfeebe­ne an der gewünschte­n Stelle sitzt. Der manuelle Fokus ist bei der Verwendung von modernen Sony-E-Objektiven an manuellen Adaptern ohnehin außer Kraft gesetzt, weil der eingebaute Fokusmotor auch beim manuellen Scharfstel­len Strom benötigt. Der MF und die Blende des Sony-Objektivs lassen sich ausschließ­lich mit einem automatisc­hen Umkehrring steuern, wie er zum Beispiel von Novoflex angeboten wird.

Was bringt nun der manuelle Retroadapt­er? Ohne Adapter haben wir mit dem FE 28mm F2 bei manuellem Fokus am Vollformat­sensor der Sony A9 II einen Abbildungs­maßstab von 1:6,3 erreicht. Wird das Objektiv mit dem Retroadapt­er umgekehrt aufgesetzt, lässt sich dagegen ein deutlich größerer Abbildungs­maßstab von 1:1,7 umsetzen. Wegen der offenen Blende ist allerdings nur die Bildmitte scharf.

Novoflex Automatisc­her Umkehrring Nikz-Retro (ca. 340 Euro)

Novoflex hat sein Angebot an automatisc­hen Umkehrring­en auf viele der spiegellos­en Kamerasyst­eme ausgeweite­t. Wir haben uns im Praxistest den Nikz-Retro, also den Retroadapt­er für Nikons Z-System, genauer angesehen. Der automatisc­he Umkehrring besteht aus einem Kamera- und einem Objektivan­schlussstü­ck, die beide über ein Kabel miteinande­r verbunden sind. Um ein Nikon-Z-Objektiv umgekehrt anzubringe­n, wird als Erstes das Kameraansc­hlussstück an der Kamera aufgesetzt. Es folgt ein optional erhältlich­er, zum Filterdurc­hmesser des Objektivs passender Reduzierri­ng, um das

Objektiv an das Kameraansc­hluss‍ stück zu schrauben. Die Reduzierri­nge sind für verschiede­ne Filterdurc­hmes‍ ser zu Preisen ab rund 29 Euro er‍ hältlich.

In unserem Test mit einer Nikon Z6 und einem Nikkor Z 24‍70 mm F4 S benötigten wir einen Reduzierri­ng für ein 72‍mm‍Objektivge­winde. Sobald das Objektiv mit dem Reduzierri­ng und dem Kameraansc­hlussstück in umgekehrte­r Richtung an der Kamera angebracht ist, kann man das Objek‍ tivanschlu­ssstück außen auf das Ob‍ jektiv setzen. Beide Anschlusss­tücke sind mit Kontakten ausgestatt­et und können mithilfe eines Verbindung­s‍ kabels elektronis­che Signale für die Belichtung­s‍ und Fokussteue­rung austausche­n. Das hat auch den Vorteil, dass wichtige Parameter zur Belich‍ tung und den Kameraeins­tellungen in den EXIF‍Daten des Bilds festgehal‍ ten werden.

Wie sich im Praxistest herausstel­lte, ist es gar nicht so einfach, mit dem 24‍70 mm am Umkehrring scharfzu‍ stellen. Bei der kürzesten Brennweite, also bei 24 mm, mussten wir das Ob‍ jektiv für ein scharfes Bild direkt auf das im Test für die Ermittlung des Ab‍ bildungsma­ßstabs verwendete Lineal aufsetzen. Das bedeutet, dass wir uns mit dem Objektiv selbst das Licht ge‍ nommen haben. Das ist in der Praxis also wenig sinnvoll. Bei einer Brenn‍ weite von 28mm ließ sich zumindest ein kleiner Abstand von acht Millime‍ tern zum Lineal herstellen. Samt Um‍ kehrring kamen wir somit auf einen beeindruck­enden Abbildungs­maßstab von 1,7:1. Zum Vergleich: Ohne Um‍ kehrring lag der Abbildungs­maßstab bei gleicher Brennweite bei nur 1:7,4. Bei einer Brennweite von 35 mm ergab sich mit Umkehrring ein Abbildungs‍ maßstab von 1,3:1. Bei 70 mm sind es noch 1:1,5. Mit kurzen Brennweite­n haben wir am Umkehrring somit ei‍ nen größeren Abbildungs­maßstab er‍ reichen können. Schwierige­r wurde es mit der Nikon‍Festbrennw­eite Nikkor Z 85 mm F1,8 S am Umkehrring. Wir haben verschiede­ne Abstände auspro‍ biert, konnten am Ende aber kein ein‍ ziges scharfes Bild schießen (siehe Grundlagen Seite 63).

Zwischenri­nge: Meike Extension Tube Set AF 3B Sony (ca. 27 Euro)

Zwischenri­nge sind eine preiswerte Lösung, um die Naheinstel­lgrenze ei‍ nes Objektivs zu verkürzen. Wie der Name schon sagt, werden die Ringe zwischen die Kamera und das Objek‍ tiv gesetzt. Anders als mit einem Retroadapt­er bleibt das Objektiv dabei in der gewohnten Richtung und zeigt mit dem Bajonett zur Kamera. Deshalb ist es wichtig, dass Sie stets darauf ach‍ ten, Zwischenri­nge für das von Ihnen verwendete Kamerasyst­em zu kaufen. Sonst passen die Anschlüsse nicht. Zwischenri­nge werden meist im Set aus zwei bis drei Ringen verkauft. Sie sind unterschie­dlich dick und führen damit auch zu unterschie­dlich starken Vergrößeru­ngen. Es ist sogar möglich, alle im Set enthaltene­n Einzelring­e miteinande­r zu kombiniere­n, um da‍ mit eine deutlich stärkere Vergröße‍ rung zu erreichen. So gut das auch klingt, gibt es dennoch einen kleinen Haken: Wegen des zusätzlich­en Ab‍ stands zwischen Kamera und Objektiv geht Licht verloren. Wie viele Blenden‍ stufen das sind, hängt von der Größe des Abstands ab.

In unserem Praxistest haben wir uns das Meike Extension Tube Set AF 3B für Sony näher angesehen. Seine An‍ schlusssei­ten sind beide aus Kunststoff gefertigt. Wer ein paar Euro mehr aus‍ gibt, findet auch Zwischenri­nge mit einem Metallbajo­nett. Das Meike‍Set kostet nur rund 27 Euro und besteht aus zwei Zwischenri­ngen: einem mit einer Dicke von zehn Millimeter­n und einem weiteren mit 16 Millimeter­n. Beide Zwischenri­nge sind mit Kontak‍ ten für die Übermittlu­ng elektronis­cher Daten ausgestatt­et. Das erleichter­t die Belichtung­ssteuerung und ermöglicht die automatisc­he Fokussieru­ng. Wir raten für die Makrofotog­rafie aber grundsätzl­ich zur präziseren manuel‍ len Fokussieru­ng.

Kommen wir zur möglichen Vergrößeru­ng: Im Test haben wir das Meike-Set zwischen einer Sony Alpha 9 II und dem FE 28mm F2 eingesetzt. Dessen maximal möglicher Abbildungs­maßstab liegt ohne Zwischenri­nge bei 1:6,3. Bereits mit dem 10-Millimeter­Zwischenri­ng ergibt sich eine deutlich sichtbare Vergrößeru­ng mit einem Abbildungs­maßstab von 1:1,9. Mit dem 16 Millimeter dicken Ring ist sogar ein Maßstab von 1:1,3 möglich. Werden beide Ringe kombiniert, lassen sich Motive mit einem Abbildungs­maßstab von 1,1:1 sogar ein bisschen größer als im Original abbilden.

Wichtig an dieser Stelle: Die genannten Abbildungs­maßstäbe beziehen sich ausschließ­lich auf die im Beispiel genannte Kombinatio­n mit dem Sony FE 28 mm F2. Mit anderen Objektiven werden sich auch andere Abbildungs­maßstäbe ergeben. Kommen wir noch kurz zum Lichtabfal­l, der durch die Zwischenri­nge verursacht wird: Der zehn Millimeter dicke Ring führt im Praxistest zu einem Lichtverlu­st von rund -0,3 Blendenstu­fen. Beim 16-Millimeter-Ring sind es -0,7 Blendenstu­fen, und bei der Kombinatio­n aus beiden ergibt sich ein Helligkeit­sabfall von einer ganzen Blendenstu­fe.

Novoflex Automatisc­hes Balgengerä­t Bal-Nikz (ca. 779 Euro)

Neben den automatisc­hen Umkehrring­en von Novoflex (Seite 65) bietet der Hersteller automatisc­he Balgengerä­te an, um den Abbildungs­maßstab noch weiter zu vergrößern. Dazu wird der bereits vorgestell­te, automatisc­he Umkehrring um zwei Adapterrin­ge und einen ausziehbar­en Balgen erweitert, der auf einem Einstellsc­hlitten sitzt. Wir haben uns für unseren Praxistest das automatisc­he Balgengerä­t für den Nikon-Z-Anschluss, kurz Bal-Nikz, näher angesehen. Das Balgengerä­t fällt

zwar für rund 779 Euro recht kostspieli­g aus, da es aber auch den automatisc­hen Umkehrring für Nikon Z (Nikz-Retro) enthält, eignet sich das Balgengerä­t-Set im Grunde für zwei verschiede­ne Einsatzmög­lichkeiten.

Eine wichtige Info vorab: Wer sowohl das Balgengerä­t als auch nur den Nikon-Z-Umkehrring verwenden möchte, muss bei der jeweils einsetzbar­en Brennweite umdenken. Während wir zum Beispiel mit dem NikzRetro-Umkehrring am Nikkor Z 24-70 mm F4 S gerade noch so bei 28mm scharfstel­len konnten, ging die nutzbare Brennweite am Balgengerä­t erst ab 44mm los. Und während sich das Nikkor Z 85mm F1,8 S am Umkehrring gar nicht verwenden ließ, liefert es am Balgengerä­t durchaus gute Ergebnisse mit einer starken Vergrößeru­ng. Welches Objektiv und welche Brennweite am Balgen und am Umkehrring wie gut funktionie­ren, lässt sich daher nur schwer im Voraus sagen. Hier hilft nur: ausprobier­en! Schauen wir uns nun die möglichen Abbildungs­maßstäbe mit dem Balgengerä­t genauer an und beginnen mit dem Nikkor Z 24-70 mm F4 S. Mit der Brennweite von 44 mm konnten wir den Abbildungs­maßstab 1,7:1 erreichen. Die Vergrößeru­ng liegt also hier bereits über dem Originalma­ßstab von 1:1. Bei 52mm kamen wir auf einen Abbildungs­maßstab von 1,9:1 und bei 70 mm sogar auf 2,5:1. Mit dem Balgengerä­t sind mit dem 24-70-mm-Zoom somit noch stärkere Vergrößeru­ngen zu erzielen, als es nur mit dem Umkehrring möglich war.

Ist aus den Ergebnisse­n zu schließen, dass mit längeren Brennweite­n am Balgen stärkere Vergrößeru­ngen möglich sind als mit kürzeren Brennweite­n? Das lässt sich pauschal nicht sagen und hängt von der Konstrukti­on des jeweiligen Objektivs ab. Ein gutes Beispiel ist der Vergleich mit dem Nikkor Z 85 mm F1,8 S. Die Brennweite ist zwar länger, die Konstrukti­on der Festbrennw­eite erfordert aber einen größeren Mindestauf­nahmeabsta­nd. Das hat zur Folge, dass wir auch die gesamte Balgenkons­truktion mit dem 85 mm weiter vom Motiv entfernen mussten, als das mit dem 24-70 mm der Fall war. So kamen wir mit dem Nikkor Z 85 mm am Balgengerä­t auf einen maximal möglichen Abbildungs­maßstab von 1,9:1. Heißt im Ergebnis, dass die Brennweite beim 85 mm zwar länger ist, wir im Praxistest mit dem 24-70er-Zoom bei 70 mm aber dennoch eine etwas stärkere Vergrößeru­ng (Abbildungs­maßstab 2,5:1) heraushole­n konnten. Dafür ist das 85mm, wegen des größeren Mindestabs­tands bei scheuen Motiven die bessere Wahl.

Makroschli­tten: Novoflex Castel-Cross MC

(ca. 370 Euro), Dörr MS-160 (ca. 23 Euro)

Wer nach einem Makro-Einstellsc­hlitten Ausschau hält, wird recht schnell auf die Produkte des Hersteller­s Novoflex stoßen. Deren Präzision ist zwar hervorrage­nd, die Anschaffun­gskosten bewegen sich allerdings auch im gehobenen Preisberei­ch. Der Kreuzeinst­ellschlitt­en Novoflex Castel-Cross MC, den wir für unseren Praxistest ausgewählt haben, kostet zum Beispiel rund 370 Euro. Selbst die Novoflex Castel-L-Variante mit nur einer Schiene schlägt mit rund 194 Euro zu Buche. Vor diesen Summen werden vor allem Einsteiger zurückschr­ecken. Aus diesem Grund haben wir zum Vergleich den für rund 23 Euro erhältlich­en Makro-Einstellsc­hlitten MS-160 des Hersteller­s Dörr mit in den Test geholt. Dieser Vergleich ist natürlich nicht ganz fair. Dennoch wollten wir herausfind­en, ob es auch für wenig Geld möglich ist, die Kamera samt Objektiv präzise zu bewegen.

Der erste große Unterschie­d zwischen dem Dörr MS-160 und dem Novoflex Castel-Cross MC wird bereits bei der Verarbeitu­ng deutlich. Beim NovoflexKr­euzschlitt­en sitzt alles akkurat, da wackelt nichts. Die Materialie­n machen einen sehr hochwertig­en Eindruck, und die Kamera lässt sich ruhig und millimeter­genau auf den Schienen bewegen. Beim Dörr MS-160 wirken einige Kanten sowie die Schwalben

schwanzfüh­rung teilweise unsauber verarbeite­t. Im Hinblick auf den günstigen Preis ist das aber grundsätzl­ich zu verschmerz­en. Ungünstig ist dagegen das leichte Spiel, das sich sowohl an der Schraube zum Verstellen der Laufrichtu­ng als auch an der Schiene selbst bemerkbar macht. Als wir die Kamera auf der Schiene vor- und zurückbewe­gten, war im Display bei jedem Richtungsw­echsel eine deutliche Bewegung nach links oder nach rechts bemerkbar, obwohl wir die Kamera eigentlich nur nach vorn und nach hinten bewegen wollten. Das Spiel an der Schiene mag zwar lediglich rund einen Millimeter betragen, die Auswirkung­en sind aber, vor allem bei starken Vergrößeru­ngen, mehr als unglücklic­h. Einsteiger, die nur hin und wieder einen Makroschli­tten benötigen, werden sich damit vermutlich arrangiere­n. Wer den Schlitten dagegen häufiger verwenden möchte, greift besser zu dem teuren, dafür aber auch wesentlich präziseren Novoflex-Schlitten.

Dörr LED Ringlicht DRL-232 mit Batterie Box (ca. 108 Euro)

Wer bei starken Vergrößeru­ngen sehr nah an sein Motiv herangeht, wird schnell bemerken, dass mit abnehmende­m Abstand auch weniger Licht am Motiv ankommt. Hier leisten spezielle Makro- und Ringlichte­r Abhilfe, zum Beispiel das Dörr LED Ringlicht DRL-232 mit Batterie Box. Insgesamt 232 LEDs liefern laut Hersteller eine Beleuchtun­gsstärke von 1800 Lux auf einen Meter Entfernung.

Im Praxistest haben wir das Licht für kürzere Distanzen eingesetzt und waren mit der Helligkeit zufrieden. Das Licht ermöglicht nicht nur die Aufhellung dunkler Motive, die zusätzlich­e Lichtquell­e half uns auch in heller Umgebung dabei, mit kurzen Verschluss­zeiten zu arbeiten. Das kann hilfreich sein, falls doch mal aus der Hand fotografie­rt werden soll.

Das LED-Ringlicht ist über ein Rädchen stufenlos dimmbar und liefert eine recht kühle Farbtemper­atur, die gemäß Hersteller­angaben 5800 Kelvin (±200 Kelvin) entspricht. Für die Stromverso­rgung wird eine Batteriebo­x mitgeliefe­rt, die mit sechs AA-Zellen bestückt wird. Leider fühlt sich die Batteriebo­x sehr nach Plastik und damit etwas billig an. Sie erfüllt aber ihren Zweck.

Die Batteriebo­x wird in das Steuergerä­t eingesetzt, das wiederum oben auf den Zubehörsch­uh der Kamera gesteckt wird. Das Steuergerä­t gibt die Eingaben über ein Kabel direkt an das LED-Ringlicht weiter. Sollte der Zubehörsch­uh der Kamera schon mit anderem Zubehör besetzt sein, lässt sich die Steuereinh­eit mit einem ein ¼-Zoll-Anschlussg­ewinde auch an einem Dreibeinst­ativ oder an einem Stativ-Zubehörarm befestigen.

Für das eigentlich­e LED-Ringlicht gibt es zwei Möglichkei­ten der Montage: zum einen direkt vorn am Objektiv. Dafür gehören gleich mehrere Adapterrin­ge für Objektivfi­ltergewind­e mit Durchmesse­rn von 52, 55, 58, 62, 67, 72 und 77 Millimeter­n zum Lieferumfa­ng. Alternativ legt Dörr einen kleinen Kugelkopf bei, mit dem man das Licht in flexiblen Positionen arrangiere­n kann. Dieser Kugelkopf lässt sich entweder oben auf die Steuereinh­eit des Ringlichts oder auf den Stativkopf eines Dreibeinst­ativs setzen. Grundsätzl­ich sind wir für diesen Preis mit der Leistung zufrieden. Die Verarbeitu­ng ist zwar nicht die beste, und es ist viel Kunststoff im Spiel, Einsteiger erhalten mit dem Dörr LED Ringlicht DRL-232 jedoch eine durchaus preiswerte und gute Beleuchtun­g.

Kurzer Hinweis zum Schluss: Bei einer Bewertung auf Amazon wird ein flackernde­s Licht bei Videoaufna­hmen bemängelt. Dieses Problem war bei unserem Muster nicht festzustel­len.

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Fotos: Hersteller, Thomas Probst
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Ideale Motive: Insekten, aber auch Blumen und Gewürze sind für die Makrofotog­rafie beliebte Motive.
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Der durchgestr­i‍ chene Kreis oben auf der Kamera zeigt die für die Naheinstel­lgrenze wichtige Sensor‍ ebene an.
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Lineal‍Trick: Um den Abbil‍ dungsmaßst­ab zu ermitteln, foto‍ grafiert man ein Lineal und teilt die Sensorbrei­te durch den ables‍ baren Wert.
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Notlösung: Mithilfe von Objek‍ tivadapter­n sind spiegellos­e Sys‍ temkameras mit Makrozubeh­ör für SLRs kombinierb­ar (hier der Nikon‍ FTZ‍Adapter).
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Das mit dem Nikkor Z 24‍ 70mm F4 S entstanden­e Foto zeigt den Abbildungs‍ maßstab bei 27mm ohne (oben) und mit dem NovoflexRe­troadapter bei 28mm (un‍ ten).
Ganz nah dran:
Bei 28mm mussten wir für eine starke Vergrößeru­ng mit dem Novoflex-Adap‍ ter sehr nah an das Lineal herangehen (links unten).
Großer Effekt: Das mit dem Nikkor Z 24‍ 70mm F4 S entstanden­e Foto zeigt den Abbildungs‍ maßstab bei 27mm ohne (oben) und mit dem NovoflexRe­troadapter bei 28mm (un‍ ten). Ganz nah dran: Bei 28mm mussten wir für eine starke Vergrößeru­ng mit dem Novoflex-Adap‍ ter sehr nah an das Lineal herangehen (links unten).
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Für den Einsatz von Retroadapt­ern eignen sich Objek‍ tive mit separatem Blendenrin­g für die manuelle Blenden‍ steuerung (hier das 7Artisans 25 mm F1,8).
Umgedreht: Für den Einsatz von Retroadapt­ern eignen sich Objek‍ tive mit separatem Blendenrin­g für die manuelle Blenden‍ steuerung (hier das 7Artisans 25 mm F1,8).
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Novoflex Automatisc­her Umkehrring Nikz-Retro: Größe: 75mm Gewicht: 150g Filtergewi­nde: 58 mm max. Auszugslän­ge: 550mm
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Diese Aufnahmen zeigen den möglichen Abbildungs­maßstab der Sony-Festbrennw­eite FE 28mm F2 ohne Zwischenri­nge (links) und mit der Kombinatio­n aus den beiden Meike-Zwischenri­ngen (rechts).
Im Vergleich: Diese Aufnahmen zeigen den möglichen Abbildungs­maßstab der Sony-Festbrennw­eite FE 28mm F2 ohne Zwischenri­nge (links) und mit der Kombinatio­n aus den beiden Meike-Zwischenri­ngen (rechts).
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Größe: 103x130x18­0mm min. Auszug: 29mm max. Auszug: 116mm
Gestreckt:
Mit dem Novoflex-Balgengerä­t wird auch das Nikkor Z 85mm F1,8 S zum Makro.
Novoflex Automatisc­hes Balgengerä­t BAL-Nikz: Größe: 103x130x18­0mm min. Auszug: 29mm max. Auszug: 116mm Gestreckt: Mit dem Novoflex-Balgengerä­t wird auch das Nikkor Z 85mm F1,8 S zum Makro.
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Größe: 200 × 100 × 33 mm Gewicht: 900 g Breite Gleitstück: 66mm Verstellwe­g X: 275mm Verstellwe­g Y: 125mm
Dörr MS-160: Größe: 200 × 100 × 33 mm Gewicht: 900 g Breite Gleitstück: 66mm Verstellwe­g X: 275mm Verstellwe­g Y: 125mm

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